BT-Drucksache 18/8234

Umfang von Werbemaßnahmen der Bundeswehr im Jahr 2015

Vom 26. April 2016


Deutscher Bundestag Drucksache 18/8234
18. Wahlperiode 26.04.2016

Kleine Anfrage
der Abgeordneten Ulla Jelpke, Jan van Aken, Christine Buchholz, Annette Groth,
Dr. André Hahn, Heike Hänsel, Inge Höger, Andrej Hunko, Katrin Kunert,
Niema Movassat, Harald Petzold (Havelland), Kathrin Vogler, Halina Wawzyniak,
Jörn Wunderlich und der Fraktion DIE LINKE.

Umfang von Werbemaßnahmen der Bundeswehr im Jahr 2015

Unter dem Motto „Kein Werben fürs Sterben“ kommt es bundesweit immer wie-
der zu Protesten gegen Reklameveranstaltungen der Bundeswehr. Seit Ausset-
zung der Wehrpflicht hat diese ihr Budget insbesondere für die Personalwerbung
erheblich aufgestockt. Allein das Budget für Anzeigen stieg von 3,78 Mio. Euro
im Jahr 2008 auf 21,1 Mio. Euro im Jahr 2014 (vgl. Bundestagsdrucksache
18/4525), also um rund 560 Prozent. Der Gesamtposten für Nachwuchswerbung
im Militärhaushalt (Einzelplan 14) stieg von 16 Mio. Euro im Jahr 2011 auf nun-
mehr 35,3 Mio. Euro.
Diese intensivierte und immer teurer werdende Reklame der Bundeswehr soll den
Wegfall der zwangsweisen Zuführung von Jugendlichen zum Militär kompensie-
ren, der früher durch die Wehrpflicht praktiziert wurde. Die Personalnot der Bun-
deswehr könnte allerdings auch schlicht durch eine drastische Kürzung ihres Per-
sonalumfangs und einen Verzicht auf umstrittene Auslandseinsätze gelöst wer-
den.
Der Darstellung der Bundeswehr (etwa in ihrer Vorbemerkung in der Antwort der
Bundesregierung auf Bundestagsdrucksache 18/4525), mit dieser militärischen
Reklame werde dem Informationsanspruch der Öffentlichkeit entsprochen, wi-
dersprechen die Fragesteller. Der teilweise nur noch auf Aspekte wie „Fun“ und
„Action“ abzielende Tenor dieser Reklame hat mit sachlicher Information über
Sicherheitspolitik und Kriegseinsätze nichts zu tun, sondern ist pure Werbespra-
che.
Bei der sogenannten Out-of-Home-Werbung hat es in der jüngsten Vergangenheit
die massivste Steigerung gegeben (von 1,2 Mio. Euro im Jahr 2013 auf 5,3 Mio.
Euro im Jahr 2014, vgl. Bundestagsdrucksache 18/4525). Das betrifft unter ande-
rem Plakatwände in der Öffentlichkeit. Die allenthalben anzutreffende militäri-
sche Reklame stellt aus Sicht der Fragesteller eine Form der „banalen Militarisie-
rung“ dar, im Sinne einer Gewöhnung der Gesellschaft an die Existenz des Mili-
tärs, militärischer Logiken usw. Sie begrüßen daher den vielfältigen Protest der
antimilitaristischen und Friedensbewegung gegen diese Militarisierungstenden-
zen.

Wir fragen die Bundesregierung:
1. Welche Gesamtkosten sind im Jahr 2015 für die Nachwuchswerbung ange-

fallen, und in welche Bereiche (wie Personalwerbung, Jugendmarketing
usw.) gliedern sich diese auf?

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2. Welche Kosten sind im Jahr 2015 für personalwerbliche Anzeigen insgesamt
aufgewendet worden (bitte in einzelne Werbeformate bzw. Werbeträger auf-
gliedern), und wie erklären sich allfällige signifikante Abweichungen zu den
Vergleichszahlen für das Jahr 2014?

3. Welche Kosten sind im Jahr 2015 für die Öffentlichkeits- bzw. Informations-
arbeit aufgewendet worden (bitte nach Veranstaltungen und Formaten auf-
gliedern), und wie viele Personen wurden dabei erreicht (bitte Vergleichs-
werte für die Jahre 2013 und 2014 angeben)?

4. An wie vielen Messen, Ausstellungen und ähnlichen Veranstaltungen zum
Zweck der Öffentlichkeitsarbeit oder Personalwerbung (bitte getrennt dar-
stellen) hat die Bundeswehr im Jahr 2015 teilgenommen, welche Kosten sind
dafür entstanden, und wie sind allfällige signifikante Abweichungen zum
Jahr 2014 zu erklären?
a) Welcher Bereich der Bundeswehr (Zentrales Messe- und Eventmarketing,

Zentren für Nachwuchsgewinnung usw.) hat wie viele dieser Termine
wahrgenommen, und welche Kosten sind dabei jeweils entstanden?

b) An wie vielen dieser Veranstaltungen haben Karriereberater bzw. Ju-
gendoffiziere teilgenommen, und wie hoch ist dabei jeweils der Anteil der
Zielgruppenangehörigen (ggf. auch geschätzt, die Zielgruppe dabei bitte
kurz erläutern)?

c) Wie viele Veranstaltungen hat der KarriereTreff Bundeswehr im Jahr
2015 bestritten, und wie viele Personen wurden dabei insgesamt erreicht
(Zielgruppenangehörige möglichst extra benennen und angeben, inwie-
fern diese Personenzahl bereits in der Antwort zu der vorangegangenen
Frage berücksichtigt wurde)?

d) An wie vielen Veranstaltungen war die Bundeswehr mit
– Infomobilen,
– Infotrucks,
– Messeständen,
– Kofferständen bzw.
– anderen Instrumenten (bitte angeben)
vertreten?

e) Wie viele Gesprächskontakte wurden bei den vorgenannten Maßnahmen
erfasst (bitte nach Qualitäts-, Langfristkontakten und Informationsgesprä-
chen differenzieren)?

5. Welche Veranstaltungen im Rahmen des Jugendmarketings hat die Bundes-
wehr im Jahr 2015 durchgeführt, wie viele Jugendliche haben sich daran je-
weils beteiligt, und welche Kosten sind dabei jeweils entstanden?

6. Wie viele Zugriffe hat es im Jahr 2015 auf die Internetseiten www.treff.
bundeswehr.de und www.bundeswehr-karriere.de jeweils gegeben, und wel-
che Kosten entstanden für diese Internetauftritte?

7. Welche Ausgaben hat die Bundeswehr im Jahr 2015 im Bereich der Nach-
wuchswerbung jeweils für
a) den Girls’Day,
b) Truppenbesuche,
c) Videospots (bitte Zahl der produzierten Videos angeben),
d) Informationsmaterial,

Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 3 – Drucksache 18/8234
 

e) Werbeextras,
f) die Big Band der Bundeswehr,
g) den Domainunterhalt für Inernetpräsenzen,
h) Sportkooperationen und
i) Sonstiges
ausgegeben?

8. Welche Ausgaben für Nachwuchswerbung beziehen sich auf Veranstaltun-
gen, Posten oder sonstige Maßnahmen, die in keiner der zuvor beantworteten
Fragen angesprochen worden sind (bitte detailliert ausführen und dazu Da-
tum, Ort und erreichte Zahl von Personen angeben und diese wenn möglich
nach Jugendlichen untergliedern)?

9. Bei wie vielen Veranstaltungen der Personalwerbung hat es nach Kenntnis
der Bundesregierung Proteste von Bürgerinnen und Bürgern gegeben?

10. Wie haben sich die Bewachungskosten für derlei Auftritte und für Auftritte
des KarriereTreffs Bundeswehr im Einzelnen entwickelt?

11. Mit welchen Gesamtkosten für das Jahr 2016 rechnet die Bundesregierung
derzeit, und wie gliedern sich diese auf einzelne Werbeformate bzw. Formate
der Öffentlichkeitsarbeit auf (bei signifikanten Abweichungen zum Vorjahr
bitte erläutern)?

12. Welche Kosten entstanden im Jahr 2015 für den „Tag der Bundeswehr“, und
wird dieser unter Personal-/Nachwuchswerbung oder Öffentlichkeitsarbeit
geführt?

13. Wie hat sich die Auflagenhöhe der Zeitschrift „infopost“ entwickelt, und
welche Kosten entstanden dabei?

14. Welche Kooperationsvereinbarungen bestanden und bestehen derzeit im per-
sonalwerblichen sowie im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit mit Medien, was
beinhalten diese jeweils, und welche Kosten entstanden dabei jeweils?

15. Wie viele Auftritte außerhalb militärischer Einrichtungen haben Musikkorps
der Bundeswehr im Jahr 2015 durchgeführt, und welche Kosten sind dabei
insgesamt verursacht worden?

16. Wie viele Große Zapfenstreiche und Gelöbnisse außerhalb militärischer An-
lagen wurden im Jahr 2015 durchgeführt, und welche Kosten sind dabei ins-
gesamt sowie jeweils entstanden?

17. Welche wesentlichen Änderungen bzw. Neuausrichtungen bei der Personal-
werbung hat es im Jahr 2015 gegeben, wie bewertet die Bundesregierung
deren Erfolg, und welche weiteren Änderungen sind für die nächste Zukunft
beabsichtigt?

Berlin, den 25. April 2016

Dr. Sahra Wagenknecht, Dr. Dietmar Bartsch und Fraktion

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