BT-Drucksache 17/502

Militäraufmärsche in der Öffentlichkeit und Reklameeinsätze der Bundeswehr im Jahr 2010

Vom 22. Januar 2010


Deutscher Bundestag Drucksache 17/502
17. Wahlperiode 22. 01. 2010

Kleine Anfrage
der Abgeordneten Ulla Jelpke, Jan Korte, Christine Buchholz, Sevim Dag˘delen,
Inge Höger, Harald Koch, Wolfgang Neskovic, Jens Petermann, Frank Tempel
und der Fraktion DIE LINKE.

Militäraufmärsche in der Öffentlichkeit und Reklameeinsätze der Bundeswehr
im Jahr 2010

Zur Nachwuchsrekrutierung und Imageaufbesserung führt die Bundeswehr
zahlreiche Veranstaltungen in der Öffentlichkeit durch. Dazu gehören Militär-
zeremonien, Auftritte von Musikkorps, Einsatz sogenannter Karriere-Trucks,
Präsenz auf Ausbildungsmessen und Vorträge von Jugendoffizieren und Wehr-
dienstberatern in Schulen. Insgesamt handelt es sich um mehrere Tausend
Werbe- bzw. Informationsveranstaltungen jährlich.

Diese Anstrengungen hat die Bundeswehr in den vergangenen Jahren intensi-
viert. Kennzeichnend für ihre Reklametätigkeit ist die Vermischung von Perso-
nalwerbung und allgemeiner Öffentlichkeitsarbeit. Offenkundig ist beabsichtigt,
auch Eltern und Freunde potentieller Rekruten von den vermeintlichen Vorzügen
des „Arbeitgebers“ Bundeswehr zu überzeugen.

Um die eigentliche Zielgruppe – militärtaugliche Jugendliche, die möglichst
zeitnah für eine Einberufung zur Verfügung stehen – für eine Freiwilligenbewer-
bung zu motivieren, setzt die Bundeswehr weniger auf sachliche Information und
Aufklärung über Risiken und Nebenwirkungen des Militärdienstes, sondern auf
den Einsatz sogenannter Eventmodule: Mit Technik, Spaß, Sport und Musik sol-
len Jugendliche geködert werden. Dazu dienen vor allem die „Karriere-Trucks“,
die mit Kletterwänden, Segways usw. ausgestattet sind, aber auch Aktivitäten
wie „Bw-Beachen“ u. Ä.

Wir fragen die Bundesregierung:

1. In welchen Städten war der KarriereTreff Bundeswehr in diesem Jahr bis zur
Beantwortung dieser Anfrage eingesetzt, und in welchen Städten soll er noch
eingesetzt werden (bitte aufgliedern nach Veranstaltungsort und Durchfüh-
rungszeitraum)?

a) Welche Kosten entstehen im Schnitt für einen KarriereTreff Bundeswehr
(bitte detailliert darlegen einschließlich eventueller Vorbereitungs-, Nach-
bereitungs-, Sicherheits- und Bewachungskosten und Kosten für Rechts-
streitigkeiten), und mit welchen Gesamtkosten für die KarriereTreffs rech-

net die Bundesregierung in diesem Jahr?

b) Wie erklären sich etwaige signifikante Veränderungen der Kostenpositio-
nen zum Vorjahr?

c) Welche privaten Musikgruppen und/oder Künstlerinnen und Künstler sind
im Jahr 2009 im Rahmen der KarriereTreffs engagiert worden, und welche
Kosten sind diesen entstanden (bitte einzeln angeben unter Zuordnung des
Auftrittsortes)?

Drucksache 17/502 – 2 – Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode

d) Welche privaten Musikgruppen und/oder Künstlerinnen und Künstler sind
bislang für dieses Jahr engagiert worden (bitte mit Zeit- und Ortsangabe
des geplanten Engagements)?

e) Welche Unternehmen haben die Bewachung der KarriereTreffs vorgenom-
men?

2. Auf welchen Veranstaltungen (Messen, Ausstellungen usw.) war das Zentrale
Messe- und Eventmarketing (ZeMEMBw, ohne Anteil KarriereTreff) in die-
sem Jahr bis zur Beantwortung dieser Anfrage eingesetzt, und auf welchen
soll es noch eingesetzt werden (bitte aufgliedern nach Orten, Messen und
Zeitraum)?

a) Mit welchen Kosten rechnet die Bundesregierung für das laufende Jahr für
die Messebeschickung durch das ZeMEMBw?

b) Wie erklären sich etwaige signifikante Veränderungen der Kostenpositio-
nen zum Vorjahr?

3. Auf welchen Veranstaltungen (Messen, Ausstellungen usw.) waren die
Zentren für Nachwuchsgewinnung (ZNwG) in diesem Jahr bis zur Beantwor-
tung dieser Frage eingesetzt, und auf welchen sollen sie noch eingesetzt wer-
den (bitte aufgliedern nach Orten, Messen und Zeitraum)?

a) Bei welchen Gelegenheiten sollen hierbei jeweils Infotrucks, Infomobile
bzw. Infotische eingesetzt werden?

b) Mit welchen Kosten rechnet die Bundesregierung dabei für das laufende
Jahr?

c) Wie erklären sich etwaige signifikante Veränderungen der Kostenpositio-
nen zum Vorjahr?

d) Über wie viele Infotrucks, Infomobile und Infotische verfügen die einzel-
nen Zentren für Nachwuchsgewinnung (bitte pro ZNwG einzeln angeben),
und worin unterscheiden sich die Infotrucks von den Infomobilen?

e) Wie häufig waren im Jahr 2009 jeweils Infotrucks, Infomobile und Info-
tische eingesetzt?

4. Wie viele Große Zapfenstreiche, Gelöbnisse und andere Militärzeremonien
außerhalb militärischer Liegenschaften haben in diesem Jahr bis zur Beant-
wortung dieser Anfrage stattgefunden, und wie viele sollen noch stattfinden,
und mit welchen Kosten rechnet die Bundesregierung dabei (bitte aufgliedern
nach Orten, Typus der Zeremonie und Datum)?

a) Wie viele Große Zapfenstreiche, Gelöbnisse und andere Militärzeremo-
nien wurden im Jahr 2009 außerhalb militärischer Liegenschaften durch-
geführt, und welche Kosten sind hierfür entstanden (bitte aufgliedern nach
Datum, Ort und Art der Zeremonie)?

b) Bei welchen dieser Militärzeremonien im Jahr 2009 sind Militärische
Sicherheitsbereiche eingerichtet worden, und bei welchen ist dies für das
Jahr 2010 beabsichtigt?

5. Wie viele Auftritte außerhalb militärischer Einrichtungen sind für die Musik-
korps der Bundeswehr im Jahr 2010 bisher geplant (bitte aufgliedern nach
Anlass, Ort und Datum?)

a) Mit welchen Gesamtkosten wird für die Musikkorps in diesem Jahr ge-
rechnet?

b) Wie viele Auftritte haben die Musikkorps im Jahr 2009 absolviert, und
welche Kosten sind dabei entstanden?

Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 3 – Drucksache 17/502

6. An welchen Messen und Ausstellungen haben sich die Jugendoffiziere der
Bundeswehr in diesem Jahr bis zur Beantwortung dieser Anfrage beteiligt,
und an welchen werden sie sich noch beteiligen (bitte aufgliedern nach Or-
ten, Veranstaltungstypen und Datum)?

7. Wie viele Vortrags- und Diskussionsveranstaltungen haben die Jugendoffi-
ziere im vergangenen Jahr in Schulen und an Universitäten wahrgenommen,
und wie viele Jugendliche haben sie dabei erreicht (bitte nach Schultypen
differenzieren)?

8. Wie viele Vortrags- und Informationsveranstaltungen haben die Wehrdienst-
berater im Jahr 2009 an Schulen und in Universitäten durchgeführt, und wie
viele Jugendliche wurden dabei erreicht (bitte nach Schultypen differenzie-
ren)?

9. Wie viele Schulen sollen im Jahr 2010 angeschrieben werden, um auf Tätig-
keiten des ZeMEMBw und der ZNwG hinzuweisen (bitte nach Schultypen
aufgliedern)?

Wie viele Schulen sind im Jahr 2009 angeschrieben worden, und wie erklä-
ren sich allfällige signifikante Abweichungen von den Planungen, wie sie
auf Bundestagsdrucksache 16/12038 angegeben waren?

10. Wie viele Gesprächskontakte wurden im Jahr 2009 im Laufe der Karriere-
touren erfasst (bitte nach Qualitätskontakten, Langfristkontakten und Infor-
mationsgesprächen differenzieren)?

11. Wie viele Gesprächskontakte wurden im Jahr 2009 durch die Auftritte der
Zentren für Nachwuchsgewinnung erfasst (bitte nach Qualitätskontakten,
Langfristkontakten und Informationsgesprächen differenzieren)?

12. Verfügt die Bundesregierung über aussagefähiges Zahlenmaterial, das Auf-
schluss darüber gibt, inwiefern diejenigen Personen, mit denen in der Ver-
gangenheit ein „Qualitätskontakt“ hergestellt worden ist, tatsächlich inner-
halb der auf den Kontakt folgenden 24 Monate in die Bundeswehr eingestellt
worden sind (bitte ggf. ausführen)?

13. Welche Veranstaltungen des Typus „Bw-Beachen“, „Bw-Soccer“, „Bw-
Musix“, „Bw-Adventure Games“, welche weiteren Sport-, Musik- oder
sonstigen Veranstaltungen im Bereich des „Jugendmarketings“ haben in die-
sem Jahr bis zur Beantwortung dieser Anfrage stattgefunden, und welche
sollen noch stattfinden (bitte aufgliedern nach Orten, Veranstaltungstypen
und Zeitraum und dabei auch etwaige Vorrundenausscheidungen u. Ä. auf-
führen)?

a) Wie viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden dabei jeweils erwar-
tet?

b) Welche Kosten werden für die einzelnen Veranstaltungen entstehen?

14. Hat die Bundeswehr im Jahr 2009 für Veranstaltungen des ZeMEMBw mili-
tärische Sicherheitsbereiche eingerichtet oder eine Hausrechtsübernahme
durchgeführt, und plant sie dergleichen für das laufende Jahr (bitte ggf. Ort
und Zeitraum angeben)?

15. Welche Module, Materialien, Exponate und wie viele Soldaten sollen im lau-
fenden Jahr bei den Tätigkeiten des ZeMEMBw und der ZNwG eingesetzt
werden, und welche militärischen Geräte, Waffen und Waffensysteme befin-
den sich darunter (bei letzteren bitte Ort und Zeitraum angeben)?

16. Hält die Bundesregierung daran fest, ihre Personalwerbung und Imagepflege
mit Hilfe militärfremder Elemente wie Kletterwänden, Kinotrucks, Seg-

ways, Show- und Sportveranstaltungen zu betreiben, um Jugendliche besser
bewerben zu können?

Drucksache 17/502 – 4 – Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode
17. Wie beurteilt die Bundesregierung den Erfolg des ZeMEMBw sowie der
ZNwG im Jahr 2009 im Vergleich zum Jahr 2008, und welche Erwartungen
verbindet sie mit den Tätigkeiten dieser Einrichtungen für das laufende Jahr?

18. Wie ist derzeit der Stellenwert der externen Personalgewinnung für den Er-
gänzungsbedarf der Streitkräfte zu beziffern, und welche Bedeutung kommt
hierbei jeweils Hauptschul-, Realschul- und Gymnasienabgängern sowie
Hochschulabsolventen zu?

Berlin, den 22. Januar 2010

Dr. Gregor Gysi und Fraktion

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