BT-Drucksache 17/14117

Altersarmut und Verteilung der Alterseinkommen

Vom 25. Juni 2013


Deutscher Bundestag Drucksache 17/14117
17. Wahlperiode 25. 06. 2013

Kleine Anfrage
der Abgeordneten Matthias W. Birkwald, Diana Golze, Dr. Martina Bunge,
Heidrun Dittrich, Klaus Ernst, Jutta Krellmann, Cornelia Möhring, Harald
Weinberg, Sabine Zimmermann und der Fraktion DIE LINKE.

Altersarmut und Verteilung der Alterseinkommen

Laut aktuellen Zahlen der Deutschen Rentenversicherung, über die die „BILD
Zeitung“ am 11. und 13. Juni 2013 berichtete, bekommt fast jede/jeder zweite
Rentnerin/Rentner eine gesetzliche Rente, die unterhalb von 700 Euro und damit
unter dem Niveau des aktuellen Bruttobedarfs der Grundsicherung im Alter bei
Erwerbsminderung liegt.

Die Deutsche Rentenversicherung hat dazu erklärt, dass diese Zahlen alleine
nicht aussagekräftig seien, weil „geringe Rentenbeträge in der Regel durch das
Einkommen des Ehepartners oder aus anderen sozialen Sicherungssystemen
ausgeglichen werden“ (Stellungnahme vom 12. Juni 2013). Auch die Bundes-
regierung weist im Zusammenhang mit geringen Renten immer wieder darauf
hin, dass bei vielen andere Einkommen hinzukämen (vgl. Alterssicherungsbe-
richt 2012 auf Bundestagsdrucksache 17/11741). Zur Untermauerung ihres
Schlusses, dass die Anzahl geringer Renten nicht auf Altersarmut hindeute, ver-
weist die Bundesregierung immer wieder auf das durchschnittliche Nettoein-
kommen im Alter, das bei Ehepaaren im Westen bei über 2 500 Euro und im
Osten bei rund 2 000 Euro liegt. Gleiches tut die Deutsche Rentenversicherung
in ihrer aktuellen Stellungnahme.

Durchschnittszahlen zum Alterseinkommen sind jedoch problematisch. In sie
gehen hohe Alterseinkommen aus Beamtenversorgung und berufsständischer
Versorgung ebenso ein, wie zusätzliche Alterssicherungsleistungen und Vermö-
genseinkommen. Diese sind jedoch innerhalb der Bevölkerung sehr ungleich
verteilt. Zur Beantwortung der Frage, wie es wirklich um die Alterseinkommen
der Mehrheit der Menschen in diesem Land bestellt ist und wie es gerade bei den
unteren Einkommensschichten aussieht, können sie deshalb nichts beitragen.
Hierzu bedarf es Daten zur Einkommensschichtung bzw. -verteilung.

Wir fragen die Bundesregierung:

1. Schließt sich die Bundesregierung der Einschätzung der Deutschen Renten-
versicherung an, dass die hohe Zahl der Rentenzahlbeträge unterhalb des

Grundsicherungsniveaus kein Indikator für Altersarmut bzw. Probleme bei
der Absicherung im Alter ist?

2. Welche Erkenntnisse hat die Bundesregierung zur Höhe und Verteilung der
Alterseinkommen in Deutschland, und welche Datenquellen und Studien
liegen hierzu vor?

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3. Wie stellt sich aktuell die Verteilung der Einkommen (alle Einkommens-
arten) der über 65-Jährigen nach Einkommensquintilen und -dezilen für
Ehepaare, Alleinstehende sowie Männer und Frauen dar (bitte für Deutsch-
land insgesamt sowie getrennt für Ost und West ausweisen)?

4. Wie stellt sich aktuell die Verteilung der Alterssicherungsleistungen (aus
allen Arten der Alterssicherung) der über 65-Jährigen nach Einkommens-
quintilen und -dezilen für Ehepaare, Alleinstehende sowie Männer und
Frauen dar (bitte für Deutschland insgesamt sowie getrennt für Ost und
West ausweisen)?

5. Wie hoch liegt der Median der Einkommensverteilung der über 65-Jährigen
beim gesamten verfügbaren Haushaltseinkommen sowie bei den Alters-
sicherungsleistungen (bitte wiederum insgesamt sowie nach Haushaltstypen
und Ost und West ausweisen)?

6. Wie viele über 65-Jährige liegen mit ihrem Einkommen unterhalb des
durchschnittlichen Bruttobedarfs der Grundsicherung im Alter und bei Er-
werbsminderung, und wie viele liegen unterhalb der Armutsrisikogrenze
(nach EVS – Einkommens- und Verbrauchsstichprobe –, EU-SILC – Euro-
pean Union Statistics on Income and Living Conditions – und SOEP – So-
zio-oekonomisches Panel) (bitte wiederum insgesamt, nach Frauen und
Männern sowie nach Ost und West ausweisen)?

7. Über wie viel Einkommen aus staatlich geförderter Altersvorsorge, aus pri-
vaten Renten- und Lebensversicherungen, aus betrieblicher Alterssiche-
rung, aus Zinsen, Vermietung und Verpachtung verfügen insgesamt sowie
je Einkommensart im Schnitt die jeweiligen Quintile der Einkommensver-
teilung der über 65-Jährigen (bitte für Ehepaare, Alleinstehende, Männer
und Frauen in Deutschland insgesamt sowie in Ost und West ausweisen)?

8. Über wie viel Einkommen aus staatlich geförderter Altersvorsorge, aus pri-
vaten Renten- und Lebensversicherungen, aus betrieblicher Alterssiche-
rung, aus Zinsen, Vermietung und Verpachtung verfügt insgesamt sowie
nach Einkommensart der Median der Einkommensverteilung der über 65-
Jährigen insgesamt, bei Ehepaaren, Alleinstehenden, Männern und Frauen
in Deutschland insgesamt sowie in Ost und West?

9. Wie hoch ist der Gini-Koeffizient bei den Einkommen in Deutschland ins-
gesamt, wie hoch bei den Einkommen der über 65-Jährigen, wie hoch bei
den Einkommen aus Alterssicherungsleistungen, und wie hat er sich über die
vergangenen zehn Jahre jeweils entwickelt (bitte für Deutschland insgesamt
sowie nach Ost und West ausweisen)?

10. Wie hoch ist die Quintil-Ratio – ein Ungleichheitsmaß, das das Verhältnis
vom unteren zum oberen Quintil der Einkommensverteilung beschreibt –
bei den Einkommen in Deutschland insgesamt, wie hoch bei den Einkom-
men der über 65-Jährigen, wie hoch bei den Einkommen aus Alterssiche-
rungsleistungen, und wie hat sie sich über die vergangenen zehn Jahre je-
weils entwickelt (bitte für Deutschland insgesamt sowie nach Ost und West
ausweisen)?

11. Sieht die Bundesregierung die Notwendigkeit, die Datenlage hinsichtlich
der Verteilung der Alterseinkommen zu verbessern, und welche konkreten
Schritte will sie dazu unternehmen?

Berlin, den 25. Juni 2013

Dr. Gregor Gysi und Fraktion

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