BT-Drucksache 17/13208

Stattgefundene und geplante Amtshilfe- und Unterstützungsleistungen der Bundeswehr im Inland (Stand: erstes Quartal 2013)

Vom 23. April 2013


Deutscher Bundestag Drucksache 17/13208
17. Wahlperiode 23. 04. 2013

Kleine Anfrage
der Abgeordneten Ulla Jelpke, Jan Korte, Jan van Aken, Christine Buchholz,
Sevim Dag˘delen, Wolfang Gehrcke, Annette Groth, Heike Hänsel, Inge Höger,
Andrej Hunko, Harald Koch, Niema Movassat, Petra Pau, Jens Petermann,
Paul Schäfer (Köln), Raju Sharma, Frank Tempel, Alexander Ulrich, Katrin Werner,
Jörn Wunderlich und der Fraktion DIE LINKE.

Stattgefundene und geplante Amtshilfe- und Unterstützungsleistungen
der Bundeswehr im Inland (Stand: erstes Quartal 2013)

Die Anzahl sogenannter Amtshilfe- und Unterstützungsleistungen der Bundes-
wehr hat in den vergangenen Jahren massiv zugenommen. Dabei sind die Ab-
grenzungen zwischen Amtshilfe und Einsatz im Sinne einer obrigkeitlich-re-
pressiven Tätigkeit im Sinne des Artikels 87a Absatz 2 des Grundgesetzes (GG)
nicht immer klar. Dies wurde vor allem beim G8-Gipfel im Jahr 2007 deutlich,
als Soldaten mittels Tornado-Aufklärern und Spähpanzern in die polizeiliche
Arbeit eingebunden waren. Die bisherigen Antworten der Bundesregierung auf
die Kleinen Anfragen der Fraktion DIE LINKE. lassen zudem erkennen, dass
die Bundeswehr auch bei anderen Gelegenheiten der Polizei direkte Zuarbeit
leistet bzw. um solche gebeten wird. Außerdem wird die Bundeswehr „unterstüt-
zend“ auch bei politisch umstrittenen Anlässen tätig, wie etwa der Münchner
Sicherheitskonferenz und den Castortransporten.

Die Fraktion DIE LINKE. hat nach dem Bundeswehreinsatz zum G8-Gipfel
2007 begonnen, sich regelmäßig in Kleinen Anfragen nach solchen Einsätzen zu
erkundigen, die mit Artikel 35 Absatz 1 GG begründet werden. Die darauf von
Seiten der Bundesregierung erteilten Antworten zeigen sehr deutlich, dass es in
den letzten zehn Jahren einen sowohl drastischen als auch kontinuierlichen An-
stieg der Amtshilfemaßnahmen gegeben hat. Ende der 90er-Jahre gab es noch
eine einzige solche Maßnahme. Diese Zahl stieg im Jahr 2010 auf 71. Im Jahr
2012 waren es 51. Die Zahlen basieren auf Angaben der Bundesregierung.

Deutlich weniger als die Hälfte dieser Maßnahmen sind auf Naturkatastrophen
zurückzuführen. Es liegt nahe, politische Gründe für die Zunahme von Amts-
hilfemaßnahmen zu suchen. Dazu gehört nach Überzeugung der Fraktion DIE
LINKE. der Aspekt, dass die Bundesregierung eine Gewöhnung der Öffentlich-
keit an den Anblick uniformierter Soldaten im Alltag anstrebt. Dabei muss beach-
tet werden, dass insbesondere der Bundesminister des Innern, Dr. Hans-Peter
Friedrich und der Bundesminister der Verteidigung, Dr. Thomas de Maizière,

gegenüber der Presse immer wieder betonen, dass sie eine Änderung des Grund-
gesetzes für notwendig halten, um Inlandseinsätze des Militärs zu ermöglichen.
Dass eine solche Grundgesetzänderung derzeit nicht auf der Tagesordnung steht,
ist lediglich den gegenwärtigen Mehrheitsverhältnissen geschuldet. So sieht auch
das Weißbuch der Bundeswehr – die aktuelle deutsche Militärdoktrin – unverän-
dert eine „Erweiterung des verfassungsrechtlichen Rahmens“ vor, um Inlandsein-
sätze zu ermöglichen.

Drucksache 17/13208 – 2 – Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode
Wir fragen die Bundesregierung:

1. Welche bevorstehenden Einsätze der Bundeswehr auf der Grundlage von Ar-
tikel 35 Absatz 1 GG (Amtshilfe) sind zum Zeitpunkt der Beantwortung die-
ser Frage wann, und durch wen beschlossen worden?

a) Wer hat die Amtshilfeersuchen zu welchem Zeitpunkt gestellt?

b) Worin besteht der Inhalt des jeweiligen Ersuchens (bitte vollständig an-
geben)?

c) Was ist der beabsichtigte Zweck (bitte die vom Antragsteller mit Hilfe der
Bundeswehr geplanten Maßnahmen vollständig angeben)?

d) Welche Fähigkeiten, Kapazitäten, Gerätschaften sollen eingesetzt werden?

e) Wie viele Soldatinnen und Soldaten inklusive der zur Eigensicherung Ab-
gestellten werden zum Einsatz kommen?

f) Über welche Waffen und welche Munitionierung verfügen diese Soldatin-
nen und Soldaten?

g) Welche Aufgaben sollen die Soldatinnen und Soldaten erfüllen?

h) An welchem Datum bzw. in welchem Zeitraum und an welchen Orten
bzw. in welcher Region sollen die Einsätze stattfinden?

i) Welche Kosten werden dabei entstehen, und wer kommt für diese auf?

2. Wie viele noch nicht beschlossene Amtshilfeersuchen liegen zum Zeitpunkt
der Beantwortung dieser Frage der Bundeswehr vor (bitte nach dem Schema
von Frage 1 beantworten)?

3. Wie viele Unterstützungsleistungen durch die Bundeswehr für Veranstaltun-
gen Dritter sind derzeit wann, und durch wen beschlossen worden (bitte nach
dem Schema von Frage 1 beantworten)?

4. Wie viele Ersuchen um Unterstützungsleistungen für Veranstaltungen Dritter
liegen der Bundeswehr zum Zeitpunkt der Beantwortung dieser Frage vor
(bitte nach dem Schema von Frage 1 beantworten)?

5. Welche Amtshilfemaßnahmen hat die Bundeswehr im ersten Quartal 2013
durchgeführt (bitte nach dem Schema von Frage 1 beantworten)?

6. Welche Unterstützungsleistungen hat die Bundeswehr für Veranstaltungen
Dritter im ersten Quartal 2013 durchgeführt (bitte nach dem Schema von
Frage 1 beantworten)?

7. Welche Amtshilfeersuchen bzw. Anträge auf Unterstützung von Veranstal-
tungen Dritter sind im ersten Quartal 2013 abgelehnt worden (bitte die An-
träge nach dem Schema von Frage 1 erläutern, und die Gründe für die Ableh-
nung nennen)?

8. Welche Amtshilfeersuchen bzw. Anträge auf Unterstützung von Veranstal-
tungen Dritter sind im ersten Quartal 2013 zurückgezogen worden (bitte die
Anträge nach dem Schema von Frage 1 erläutern), und welche Angaben kann
die Bundesregierung über den Grund für die Zurückziehung machen?

9. Welche Nachmeldungen zu Amtshilfe- bzw. Unterstützungsleistungen aus
der Vergangenheit kann die Bundesregierung machen?

Berlin, den 22. April 2013

Dr. Gregor Gysi und Fraktion

x

Schnellsuche

Suchen Sie z.B.: "13 BGB" oder "I ZR 228/19". Die Suche ist auf schnelles Navigieren optimiert. Erstes Ergebnis mit Enter aufrufen.
Für die Volltextsuche in Urteilen klicken Sie bitte hier.