BT-Drucksache 17/11965

Wohnsituation von Seniorinnen und Senioren in Deutschland

Vom 20. Dezember 2012


Deutscher Bundestag Drucksache 17/11965
17. Wahlperiode 20. 12. 2012

Kleine Anfrage
der Abgeordneten Heidrun Dittrich, Heidrun Bluhm, Diana Golze,
Matthias W. Birkwald, Dr. Martina Bunge, Ulla Jelpke, Katja Kipping,
Dorothee Menzner, Yvonne Ploetz, Kersten Steinke, Sabine Stüber,
Kathrin Vogler, Jörn Wunderlich, Sabine Zimmermann
und der Fraktion der DIE LINKE.

Wohnsituation von Seniorinnen und Senioren in Deutschland

In Deutschland wird im Jahr 2020 fast jeder Dritte 60 Jahre und älter sein.

Die Menschen möchten so lange wie möglich selbstständig in ihren Wohnun-
gen und ihrem Wohnumfeld leben. Damit dies möglich ist, müssen ihre Woh-
nungen und ihr Umfeld auch altersgerecht und weitgehend barrierefrei sein.
Diese wachsende Zahl von älteren Menschen wird in naher Zukunft zu einem
steigenden Bedarf an altersgerechten, weitgehend barrierefreien und bezahlba-
ren Wohnungen führen.

Mit dieser Entwicklung sind Veränderungen der Bedürfnisse, sowie Anforde-
rungen und Wünsche der Bevölkerung an Wohnen, Wohnumfeld, Freizeit und
Infrastruktureinrichtungen verbunden.

Die meisten Seniorinnen und Senioren leben mit einer Partnerin oder einem
Partner zusammen, mit zunehmendem Alter aber auch häufiger alleine. Die
Wohnung, ihr Umfeld und dessen Infrastruktur sind entscheidend für ein selbst-
ständiges Leben im Alter.

Selbst bei Krankheit, Pflegebedürftigkeit oder Behinderung ziehen ältere Men-
schen die eigene Wohnung und das bekannte Wohnumfeld vor. Umzüge in
Alten- und Pflegeheime finden vor allem erst bei schwerer oder zunehmender
Pflegebedürftigkeit statt.

Die Wohnsituation älterer Menschen bleibt wegen ihres wachsenden Anteils an
der Bevölkerung, der zunehmenden Nutzung der eigenen Wohnung auch im
höheren Alter und der Notwendigkeit, die verschiedenen Altersgruppen diffe-
renziert zu betrachten, weiterhin ein wichtiges gesellschaftliches Thema.

Besonders unter dem Aspekt der drohenden Altersarmut vieler Menschen
wegen gebrochener Erwerbsbiografien und geringer Arbeitseinkommen ist es
wichtig zu erfahren, ob und wie diese Menschen es sich leisten können, weiter-
hin in ihren Wohnungen zu leben.
Wir fragen die Bundesregierung:

1. Welche Erkenntnisse hat die Bundesregierung über das Zusammenleben und
Wohnen von Seniorinnen und Senioren mit anderen Personen?

a) Welche Gruppen von Seniorinnen und Senioren lassen sich hinsichtlich
ihres Lebensstils und Freizeitverhaltens unterscheiden?

Drucksache 17/11965 – 2 – Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode

b) Welche Schlüsse zieht die Bundesregierung aus diesen Erkenntnissen
für die zukünftige Wohnsituation?

2. Welche Eigenschaften muss eine durchschnittliche Wohnung für Seniorin-
nen und Senioren bieten (bitte folgende Punkte beachten: Ausstattung,
Wohnfläche, Lage, Wohnumfeld)?

3. Wie viel Wohnfläche steht durchschnittlich einer Seniorin bzw. einem
Senior zur Verfügung (bitte nach Ost- und Westdeutschland sowie nach
Klein-, Mittel-, Großstadt und ländlichem Raum aufschlüsseln)?

4. Wie viel Prozent müssen Seniorinnen und Senioren durchschnittlich von
ihrem Einkommen für die Mietbelastung aufwenden (bitte nach Ost- und
Westdeutschland, nach Frauen und Männern, sowie nach Einpersonenhaus-
halten, Zweipersonenhaushalten, mehr als Dreipersonenhaushalten und
Mehrgenerationenhaushalte, aufschlüsseln)?

5. Wie ist die Verteilung auf die unterschiedlichen Wohnformen (bitte in ab-
soluten Zahlen sowie nach Miete/Eigentum, eigener Wohnung/Eigenheim,
Gemeinschaftsunterkünfte, alternativen Wohnformen und Verteilung
Mann/Frau auf die Wohnformen aufschlüsseln)?

6. Wie ist die Verteilung der Seniorinnen und Senioren auf die unterschied-
lichen Haushaltsgrößen insgesamt (bitte in Einpersonenhaushalte, Zwei-
personenhaushalte, mehr als Dreipersonenhaushalte und Wohngemein-
schaften aufschlüsseln)?

7. Wie ist die Verteilung von Männern und Frauen auf die unterschiedlichen
Haushaltsgrößen, und wie erklärt sich die Bundesregierung diese Vertei-
lung (bitte in Einpersonenhaushalte, Zweipersonenhaushalte und mehr als
Dreipersonenhaushalte aufschlüsseln)?

8. Wie viele Mehrgenerationenhaushalte gibt es im Vergleich mit dem Jahr
2005 in Deutschland, und wie beurteilt die Bundesregierung diese Verän-
derung unter dem Aspekt, dass es immer mehr Mehrgenerationenfamilien
gibt?

9. Wie viele Seniorinnen und Senioren leben in Hausfamilien (bitte nach abso-
luten Zahlen und im prozentualen Verhältnis zu den übrigen Wohnformen
aufschlüsseln)?

10. Wie viele Seniorinnen und Senioren leben in Wohngemeinschaften (bitte
nach absoluten Zahlen und im prozentualen Verhältnis zu den übrigen
Wohnformen aufschlüsseln)?

11. Über wie viel altersgerechten und barrierefreien Wohnraum in Wohnein-
heiten verfügt Deutschland derzeit nach Erkenntnis der Bundesregierung?

12. Mit welcher Entwicklung rechnet die Bundesregierung auf dem Wohnungs-
markt unter dem Aspekt der Nachfrage nach altersgerechten Wohnungen im
Jahr 2015 und bis zum Jahr 2030?

13. Mit welcher Entwicklung rechnet die Bundesregierung bezüglich der Haus-
haltsgrößen bis zum Jahr 2020?

14. Wie viele Wohnungen sind insgesamt im Besitz des Bundes?

Wie viele davon sind altersgerechte und barrierefreie Wohnungen (bitte in
relativen und absoluten Zahlen aufschlüsseln)?

15. Wie verhält sich die Anzahl der barrierefreien Wohneinheiten zur Zahl der
derzeit über 65-Jährigen in Deutschland?

Wie viele im Besitz des Bundes befindliche barrierefreie Wohnungen wer-

den von Seniorinnen und Senioren bewohnt (bitte in absoluten Zahlen auf-
schlüsseln)?

Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 3 – Drucksache 17/11965

16. Mit welchen konkreten Maßnahmen fördert die Bundesregierung gemein-
schaftsorientierte sowie generationsübergreifende Wohnformen, die ein
selbstbestimmtes Leben bis ins hohe Alter ermöglichen sollen?

17. Wie schätzt die Bundesregierung den Erfolg des Programms der KfW Ban-
kengruppe „Altersgerechtes Umbauen“ ein, und worin sieht sie Verbesse-
rungsbedarf?

Welchen Anteil leistet der Bund aktuell zu diesem Förderprogramm?

18. Für wie viele Wohneinheiten (in absoluten Zahlen) wurden bis dato Förde-
rungen aus dem Programm der KfW Bankengruppe „Altersgerechtes Um-
bauen“ beantragt?

19. Wie viel wurde bis dato ausgeschüttet?

20. Welche Strategie verfolgt die Bundesregierung, um Menschen auch im
Alter und/oder bei Pflegebedürftigkeit den Verbleib im angestammten
Quartier zu ermöglichen?

21. Welche Maßnahmen hält die Bundesregierung für dringend notwendig, um
auf die wachsende Anzahl von alleinlebenden Seniorinnen und Senioren
ohne jegliches soziales Umfeld und familiäre Kontakte zu reagieren?

22. Wie viele Seniorinnen und Senioren erhalten Wohngeld, und in welcher
Höhe erhalten sie dieses (bitte nach Frauen und Männern aufschlüsseln)?

23. Wie viele Seniorinnen und Senioren haben im vergangenen Kalenderjahr
Wohngeld in Form von Grundsicherung im Alter erhalten (bitte nach Bun-
desländern aufschlüsseln)?

24. Was will die Bundesregierung unternehmen, um steigende Wohnkosten zu
verhindern und damit einen erzwungenen Umzug von Seniorinnen und
Senioren aus ihrer gewohnten Wohnumgebung zu verhindern?

25. Welche Erkenntnisse hat die Bundesregierung, über Strom-, Gas- und
Warmwassersperren in Haushalten von Seniorinnen und Senioren (bitte
nach Gründen, Länge der Sperre, Auftreten in den Haushaltsformen und
Gesamtzahl der Sperren im letzten Jahr aufschlüsseln)?

26. Welche Möglichkeit sieht die Bundesregierung um zu verhindern, dass
Seniorinnen und Senioren längere Zeit ohne Strom, Gas oder Warmwasser
leben müssen?

27. Wie will die Bundesregierung die Versorgung der älteren ländlichen Bevöl-
kerung sicherstellen (z. B. nahegelegene Einkaufsmöglichkeiten, Ärztinnen
und Ärzte in der unmittelbaren Umgebung)?

28. Welche Anforderungen haben Seniorinnen und Senioren nach Ansicht der
Bundesregierung an ihre Wohnung?

29. Welche ist die bevorzugte Wohnform, wenn Seniorinnen und Senioren sich
für einen Umzug entscheiden?

30. Wie möchte die Bundesregierung unter dem Aspekt der drohenden Alters-
armut von Seniorinnen und Senioren innerhalb der nächsten zehn Jahre auf
die Wohnkostenentwicklung reagieren?

Berlin, den 20. Dezember 2012

Dr. Gregor Gysi und Fraktion

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