BT-Drucksache 16/7364

Geschlechtsspezifische Auswertungen und Strategien von Disease Management Programmen

Vom 28. November 2007


Deutscher Bundestag Drucksache 16/7364
16. Wahlperiode 28. 11. 2007

Kleine Anfrage
der Abgeordneten Birgitt Bender, Elisabeth Scharfenberg, Dr. Harald
Terpe, Irmingard Schewe-Gerigk, Britta Haßelmann, Markus Kurth
und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Geschlechtsspezifische Auswertungen und Strategien
von Disease Management Programmen

Disease Management Programme (strukturierte Behandlungsprogramme) sollen
die Qualität und Wirtschaftlichkeit der medizinischen Behandlung chronisch
kranker Frauen und Männer verbessern. Laut einer Studie der Universität Bre-
men (Ellen Kuhlmann „Gender Mainstreaming in den Disease Management
Programmen – Das Beispiel Koronare Herzerkrankung“, Bremen 2003) sind
Disease Management Programme bislang nicht geschlechtersensibel ausge-
richtet. Es besteht entsprechender Handlungsbedarf, um die Behandlung chroni-
scher Erkrankungen frauen- und männergerecht zu gestalten. Die Berücksich-
tigung der Geschlechterperspektive ist eine Strategie, um die Ziele von Disease
Management Programmen umzusetzen sowie ein Kriterium zur Bewertung der
erfolgreichen Umsetzung der Programme.

Seit dem Amsterdamer Vertrag stellt das Gender Mainstreaming eine verbind-
liche Handlungsgrundlage für die Mitgliedstaaten der Europäischen Union dar.
Die Mitgliedstaaten haben sich verpflichtet, eine geschlechterbezogene Hand-
lungs- und Sichtweise in allen politischen Konzepten, auf allen Ebenen und in
allen Phasen politischer Prozesse umzusetzen.

Wir fragen die Bundesregierung:

1. Liegen der Bundesregierung Erkenntnisse darüber vor, ob der Gender Main-
streaming-Ansatz in Disease Management Programmen zur Anwendung
kommt (falls ja, bitte entsprechende Beispiele benennen)?

Falls nein, welche Maßnahmen hat die Bundesregierung ergriffen bezie-
hungsweise plant sie zu ergreifen, um eine Berücksichtigung des Gender
Mainstreaming zu forcieren?

2. Liegen der Bundesregierung Daten über die Inanspruchnahme von Disease
Management Programmen durch Frauen und Männer vor (falls ja, bitte die
Inanspruchnahme auf die folgenden Krankheitsbilder aufschlüsseln: Diabe-

tes mellitus [Typ I und Typ II], chronische Atemwegserkrankungen, koronare
Herzkrankheit)?

Falls nein, welche Maßnahmen ergreift die Bundesregierung, um die Auf-
schlüsselung der Daten entsprechend der Prävalenz der Erkrankungen bei
Frauen und Männern zu verbessern?

Drucksache 16/7364 – 2 – Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode
3. Wie beurteilt die Bundesregierung die bestehenden Disease Management
Programme hinsichtlich der Über-, Unter- und Fehlversorgung von Frauen
beziehungsweise Männern?

4. Wie beurteilt die Bundesregierung den Vorschlag, evidenzbasierte Leitlinien
und Standards für Disease Management Programme zu entwickeln, die
geschlechtsspezifische Aspekte berücksichtigen sowie einen Bewertungs-
rahmen für geschlechtsspezifische Über-, Unter- und Fehlversorgung bieten
(siehe Ellen Kuhlmann 2003: 102)?

5. Liegen der Bundesregierung Erkenntnisse darüber vor, ob der Gemeinsame
Bundesausschuss bei der Formulierung der Anforderungen an Disease
Management Programmen den Gender Mainstreaming-Ansatz berücksichtigt?

Falls ja, wie sieht diese Berücksichtigung aus?

Falls nein, warum verfügt die Bundesregierung bislang über keine entspre-
chenden Informationen?

6. Liegen der Bundesregierung Erkenntnisse darüber vor, ob bei der Konzeption
und Umsetzung von Disease Management Programmen, insbesondere bei
den durchgeführten Schulungen von Patienten und Patientinnen, Unter-
schiede in den sozialen Lebenslagen von Frauen und Männern Berücksichti-
gung finden müssten?

Falls ja, um welche Erkenntnisse handelt es sich?

Falls nein, warum liegen der Bundesregierung keine Erkenntnisse vor, und
was gedenkt die Bundesregierung zu tun, um entsprechende Informationen in
Erfahrung zu bringen?

7. Verfolgen die bestehenden Disease Management Programme auch das Ziel,
gesundheitliche Chancengleichheit zwischen Frauen und Männern her-
zustellen?

Falls ja, in welcher Form soll dies geschehen (konkrete Beispiele)?

Falls nein, welche Maßnahmen ergreift die Bundesregierung, um eine
Verankerung der gesundheitlichen Chancengleichheit in den Programmen zu
forcieren?

8. Liegen der Bundesregierung Erkenntnisse darüber vor, wie hoch die
Abbrecherquote bei Disease Management Programmen, aufgeschlüsselt
nach Frauen und Männern, ist?

Falls ja, aus welchen Gründen brechen Frauen und Männer die Programme
vorzeitig ab?

Falls nein, was gedenkt die Bundesregierung zu tun, um entsprechende
Erkenntnisse zu erlangen?

9. Wie beurteilt die Bundesregierung die Instrumente Gender Impact Assess-
ment und Gender Based Analysis und deren Einsatz für die Weiterentwick-
lung geschlechtergerechter Disease Management Programme?

Berlin, den 28. November 2007

Renate Künast, Fritz Kuhn und Fraktion

x

Schnellsuche

Suchen Sie z.B.: "13 BGB" oder "I ZR 228/19". Die Suche ist auf schnelles Navigieren optimiert. Erstes Ergebnis mit Enter aufrufen.
Für die Volltextsuche in Urteilen klicken Sie bitte hier.