BT-Drucksache 16/4892

Situation der Schwimmausbildung in Deutschland

Vom 28. März 2007


Deutscher Bundestag Drucksache 16/4892
16. Wahlperiode 28. 03. 2007

Kleine Anfrage
der Abgeordneten Detlef Parr, Miriam Gruß, Joachim Günther (Plauen),
Jens Ackermann, Dr. Karl Addicks, Christian Ahrendt, Daniel Bahr (Münster), Uwe
Barth, Rainer Brüderle, Angelika Brunkhorst, Ernst Burgbacher, Patrick Döring,
Jörg van Essen, Ulrike Flach, Horst Friedrich (Bayreuth), Dr. Edmund Peter
Geisen, Hans-Michael Goldmann, Dr. Christel Happach-Kasan, Heinz-Peter
Haustein, Elke Hoff, Birgit Homburger, Dr. Werner Hoyer, Michael Kauch,
Dr. Heinrich L. Kolb, Heinz Lanfermann, Sibylle Laurischk, Harald Leibrecht,
Ina Lenke, Michael Link (Heilbronn), Jan Mücke, Burkhardt Müller-Sönksen,
Cornelia Pieper, Jörg Rohde, Frank Schäffler, Dr. Max Stadler, Carl-Ludwig Thiele,
Florian Toncar, Dr. Volker Wissing, Hartfrid Wolff (Rems-Murr), Martin Zeil,
Dr. Guido Westerwelle und der Fraktion der FDP

Situation der Schwimmausbildung in Deutschland

Schwimmen ist wegen der Wirkung des Wassers auf den menschlichen Orga-
nismus eine der gesündesten Sportarten. Nahezu sämtliche Muskelgruppen
werden beansprucht, die Ausdauer gefördert, das Herz-Kreislauf-System trai-
niert und die Lungenfunktion deutlich verbessert.

Statt aber die positiven Auswirkungen des Schwimmens zu fördern und aus-
zunutzen, verlieren das Schwimmen und der Schwimmsport zunehmend an Be-
deutung. Zahlreiche Bäder werden jedes Jahr geschlossen und der Unterrichts-
ausfall im Schwimmsport in Schulen ist besorgniserregend. Nur zwei Drittel
der Jugendlichen kann schwimmen und nur noch 17 Prozent der Jugendlichen
erlernt das Schwimmen in der Schule. Hier muss insbesondere auch im Inter-
esse der Gesundheitsvorsorge eine Kehrtwende eingeleitet werden.

Als eine Folge der steigenden Zahl der Nichtschwimmer und der ungeübten
Schwimmer steigt aber auch die Anzahl der Ertrunkenen in der Bundesrepublik
Deutschland seit Jahren an. Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft e. V.
(DLRG), der Bundesverband Deutscher Schwimmmeister (BDS), das Deutsche
Rote Kreuz e. V. (DRK), der Deutsche Schwimm-Verband e. V. (DSV) und
andere Institutionen leisten vorbildliche, vor allem ehrenamtliche Arbeit, um
diesem Trend entgegenzuwirken, die Schwimmausbildung zu verbessern und
Unfälle zu reduzieren. Diese Organisationen müssen in ihren Bemühungen
stärker unterstützt werden.
Wir fragen die Bundesregierung:

1. Welche statistischen Kenntnisse besitzt die Bundesregierung über die
Zahl der Nichtschwimmer in den Alterklassen 0 bis 14 Jahre, 14 bis 30
Jahre, 30 bis 60 Jahre, älter als 60 Jahre jeweils nach Geschlecht?

Drucksache 16/4892 – 2 – Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode

2. Besitzt die Bundesregierung Kenntnisse über die Entwicklung der Zahlen
der ertrunkenen Menschen in Deutschland für die Jahre 1996 bis 2006
und wenn ja, wie gliedern sich die Ertrunkenenzahlen in den Alterklassen
0 bis 14 Jahre, 14 bis 30 Jahre, 30 bis 60 Jahre, älter als 60 Jahre jeweils
nach Geschlecht auf?

3. Welche statistischen Kenntnisse besitzt die Bundesregierung für die Jahre
1996 bis 2006 über die örtlichen Umstände der tödlichen Schwimmunfälle
(z. B. Binnengewässer, Küste, Schwimmbecken, Häfen, Kanäle oder sons-
tige Gewässer)?

4. Welche statistischen Kenntnisse besitzt die Bundesregierung über die Ent-
wicklung der Lebensrettungen in den Jahren 1996 bis 2006 und wie viele
Wachstunden wurden im genannten Zeitraum von wie vielen Einsatz-
kräften jeweils geleistet?

5. Stehen nach Ansicht der Bundesregierung in Deutschland flächendeckend
ausreichende Möglichkeiten an Infrastruktur und Schulungsangebot zum
Erlernen des Schwimmens zur Verfügung und wenn nein, welchen Beitrag
möchte die Bundesregierung leisten, um hier Abhilfe zu schaffen?

6. Besteht aus Sicht der Bundesregierung Anlass zu befürchten, dass die stetig
steigende Zahl an Schließungen öffentlicher Schwimmbäder einen Engpass
bezüglich des Erlernens und Trainierens des Schwimmens entstehen lassen
könnte?

7. Wie beurteilt die Bundesregierung die Attraktivität von öffentlichen Bädern
in Deutschland, vor allem im Vergleich zu den zahlreichen privat betriebenen
und wirtschaftlich erfolgreich arbeitenden so genannten Spaß- und Freizeit-
Bädern?

8. Inwieweit verfügt die Bundesregierung über Erfahrungswerte zu so ge-
nannten Public Private Partnerships (PPP) im Bereich Schwimmbäder im
Hinblick auf Anzahl und wirtschaftlichen Erfolg solcher Modelle und plant
die Bundesregierung in Zusammenarbeit mit den Kommunen solche Mo-
delle zu fördern, und wenn nein, warum nicht?

9. Plant die Bundesregierung eine gemeinsame Kampagne mit Ländern und
Gemeinden, um die Bevölkerung für die Bedeutung des Schwimmens zu
sensibilisieren, und wenn nein, warum nicht?

10. Plant die Bundesregierung bei der Sportminister- und der Kultusminister-
konferenz für eine Verringerung der Defizite im Schwimm-Unterricht an
Schulen einzutreten, und wenn nein, warum nicht?

11. Welche Möglichkeiten sieht die Bundesregierung zur Integration ausländi-
scher Mitbürger, muslimischen Mädchen in Deutschland unter Beachtung
ihres Glaubens und der damit verbundenen Besonderheiten das Erlernen
des Schwimmens zu ermöglichen?

12. Inwiefern unterstützt die Bundesregierung derzeit die Arbeit von Rettungs-
organisationen im Schwimmbereich (DLRG oder ähnliche Institutionen)
und wie ist die Unterstützung dieser Organisationen mittelfristig geplant?

13. Welche Bedeutung misst die Bundesregierung dem Schwimmen im Rah-
men der Prävention/Gesundheitsvorsorge bei?

14. Wie beurteilt die Bundesregierung die Nichtberücksichtigung des Bundes-
verbandes Deutscher Schwimmmeister e. V. (BDS) im Leitfaden der Spit-
zenverbände der Krankenkassen im Rahmen der gemäß § 20 Abs. 1 und 2
SGB V geforderten Umsetzung zur Primärprävention und Gesundheits-
förderung?

Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 3 – Drucksache 16/4892

15. Wie beurteilt die Bundesregierung die Berufsausbildung zum/zur Fach-
angestellten für Bäderbetriebe (Ausbildungsrahmenplan siehe 740 Bundes-
gesetzblatt Jahrgang 1997 Teil 1 Nr. 21, ausgegeben zu Bonn am 3. April
1997) des BDS und die sich daraus ergebenden Möglichkeiten für die
Unterstützung des Schwimmunterrichts?

Berlin, den 28. März 2007

Dr. Guido Westerwelle und Fraktion

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