BT-Drucksache 16/3838

Gründung eines Deutschen Biomasseforschungszentrums vorantreiben

Vom 13. Dezember 2006


Deutscher Bundestag Drucksache 16/3838
16. Wahlperiode 13. 12. 2006

Antrag
der Abgeordneten Cornelia Pieper, Dr. Christel Happach-Kasan, Hans-Michael
Goldmann, Angelika Brunkhorst, Dr. Karl Addicks, Christian Ahrendt, Daniel Bahr
(Münster), Uwe Barth, Rainer Brüderle, Ernst Burgbacher, Patrick Döring, Jörg
van Essen, Ulrike Flach, Otto Fricke, Horst Friedrich (Bayreuth), Dr. Edmund Peter
Geisen, Miriam Gruß, Joachim Günther (Plauen), Heinz-Peter Haustein, Elke Hoff,
Birgit Homburger, Dr. Werner Hoyer, Michael Kauch, Hellmut Königshaus,
Dr. Heinrich L. Kolb, Gudrun Kopp, Heinz Lanfermann, Sibylle Laurischk, Harald
Leibrecht, Ina Lenke, Horst Meierhofer, Patrick Meinhardt, Jan Mücke, Burkhardt
Müller-Sönksen, Hans-Joachim Otto (Frankfurt), Detlef Parr, Jörg Rohde,
Dr. Hermann Otto Solms, Dr. Max Stadler, Carl-Ludwig Thiele, Florian Toncar,
Christoph Waitz, Dr. Claudia Winterstein, Dr. Volker Wissing, Martin Zeil,
Dr. Guido Westerwelle und der Fraktion der FDP

Gründung eines Deutschen Biomasseforschungszentrums vorantreiben

Der Bundestag wolle beschließen:

I. Der Deutsche Bundestag stellt fest:

Die Potenziale der energetischen Nutzung nachwachsender Rohstoffe sind be-
deutend größer als ihre gegenwärtige Nutzung. Nur 4,6 Prozent des Primär-
energiebedarfs wurden in 2005 durch erneuerbare Energien gedeckt, davon etwa
70 Prozent aus Biomasse. Auf 15 bis 20 Prozent des Primärenergiebedarfs
schätzten dagegen Experten das Potenzial der nachwachsenden Rohstoffe in der
energetischen Nutzung.

Das große und bis heute energetisch weitgehend ungenutzte Potenzial der Bio-
masse muss künftig in seiner Gesamtheit systematisch erforscht werden, um so
die Biomasse in den Energiemix der Zukunft breit einzubeziehen.

Das betrifft u. a. die Züchtung von Sorten speziell für die Nutzung als Energie-
pflanzen, die Entwicklung von technischen Anlagen zur thermischen Verwer-
tung von Biomasse und zur Stromerzeugung sowie die Herstellung von Kraft-
stoffen. Weiterhin müssen Anbautechniken weiterentwickelt werden, wie dies
schon jetzt beispielsweise bei der Erforschung von Agroforstsystemen umge-
setzt wird. Diese kombinieren den Anbau schnell wachsender Forstpflanzen zur
energetischen Nutzung mit der Erzeugung von Wertholz bei hoher ökologischer

Wertigkeit der genutzten Flächen.

Bioenergie hat unter klimaschutztechnischen Gesichtspunkten im Vergleich zu
den fossilen Brennstoffen den Vorteil weitgehender CO2-Neutralität. Durch
die in den Grünpflanzen ablaufende Photosynthese wird unter Nutzung des
Sonnenlichts ein großer Kohlenstoffkreislauf in Gang gehalten, in welchem
atmosphärisches CO2 in seine Bestandteile Kohlenstoff und Sauerstoff zerlegt
wird. Kohlenstoff wird in der Biomasse gebunden.

Drucksache 16/3838 – 2 – Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode
Fossile Energieträger enthalten demgegenüber Kohlenstoff, der der Atmosphäre
vor Millionen von Jahren entzogenen und gespeichert wurde. Fossile Energie-
träger erhöhen bei ihrer Verbrennung deshalb die Konzentration u. a. von Koh-
lendioxid in der Erdatmosphäre erheblich und tragen somit wesentlich zum
Treibhauseffekt bei.

Biomasse kann vielfältig zur Energiebereitstellung genutzt werden, denn sie
kann mit Hilfe von Konversionstechnologien nicht nur in Strom, sondern alter-
nativ in Wärme oder Biokraftstoffe umgewandelt werden.

Es ist an der Zeit, die Forschungskapazitäten für die Biomasseforschung zu bün-
deln. Gerade die Grundlagenforschung und deren Förderung im Bereich der
regenerativen Energien sind unverzichtbar, denn die Entwicklung von Spitzen-
technologien für die breite Nutzung von Biomasse eröffnet zugleich auch Ent-
wicklungschancen für die deutsche Wirtschaft.

Bis heute wurden von der Bundesregierung jedoch keine erkennbaren Schritte
in diese Richtung unternommen.

II. Der Deutsche Bundestag fordert daher die Bundesregierung auf,

● die Voraussetzungen für die Gründung eines Deutschen Biomassefor-
schungszentrums noch in diesem Jahr zu schaffen,

● mit ihrer Standortentscheidung zugleich auch das eigene Ziel umzusetzen, die
nächste Großforschungseinrichtung in den neuen Bundesländern als natio-
nales Forschungszentrum in Mitteldeutschland einzurichten, das u. a. die
Kompetenzen des Umweltforschungszentrums Leipzig/Halle, des Instituts
für Energetik und Umwelt Leipzig, der Martin-Luther-Universität Halle/
Saale und des Instituts für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung in
Gatersleben bündelt,

● das Deutsche Biomasseforschungszentrum fest in die Helmholtz-Gemein-
schaft deutscher Forschungszentren zu integrieren.

Berlin, den 13. Dezember 2006

Dr. Guido Westerwelle und Fraktion

x

Schnellsuche

Suchen Sie z.B.: "13 BGB" oder "I ZR 228/19". Die Suche ist auf schnelles Navigieren optimiert. Erstes Ergebnis mit Enter aufrufen.
Für die Volltextsuche in Urteilen klicken Sie bitte hier.