BT-Drucksache 16/2482

Posttraumatische Belastungsstörungen von Soldatinnen und Soldaten

Vom 30. August 2006


Deutscher Bundestag Drucksache 16/2482
16. Wahlperiode 30. 08. 2006

Kleine Anfrage
der Abgeordneten Katrin Kunert, Monika Knoche, Karin Binder, Wolfgang
Gehrcke, Inge Höger-Neuling, Dr. Gesine Lötzsch, Dorothee Menzner, Kersten
Nauman, Petra Pau, Paul Schäfer (Köln), Dr. Kirsten Tackmann, Alexander Ulrich
und der Fraktion DIE LINKE.

Posttraumatische Belastungsstörungen von Soldatinnen und Soldaten

Der Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages führt in seinem Interview mit
der Zeitung „Neue Osnabrücker Zeitung“ vom 7. Juli 2006 aus, die Einsatzsol-
daten in Afghanistan seien wegen der permanenten Bedrohung durch Selbst-
mordanschläge und Terrorakte mit einem Problemfeld neuer Qualität konfron-
tiert, auf das verstärkt reagiert werden muss. Er fordert zugleich eine stärkere
Konzentration der Wehrmedizin auf die Behandlung posttraumatischer Belas-
tungsstörungen (PTBS).

Wir fragen die Bundesregierung:

1. Wie definieren sich posttraumatische Belastungsstörungen, und wie lassen
sich diese von anderen stressassoziierten psychischen Erkrankungen ab-
grenzen?

2. Welche typischen Situationen wurden von den Soldaten durchlebt, die eine
PTBS aufweisen/aufwiesen?

3. Wie lange dauerte die durchschnittliche Behandlungszeit?

Wie hoch ist die maximale Therapiezeit?

4. Für welchen Zeitraum sind die Betroffenen erfahrungsgemäß einsatzuntaug-
lich?

5. Wie äußert sich die PTBS bei den Betroffenen, und wie sieht die Behandlung
aus?

6. Sind die Anfälligkeiten für die PTBS vom charakterlichen Typus abhängig?

Und wenn ja, welchen charakterlichen Typus muss ein Soldat haben, um von
der PTBS verschont zu bleiben?

7. Wie werden die Soldatinnen und Soldaten darauf vorbereitet, dass sie bei
einem Auslandseinsatz sowohl mit der unmittelbaren Gefahr für Leib und
Leben als auch mit traumatisierenden Erlebnissen konfrontiert werden kön-

nen?

8. Werden auf der Grundlage einer potenziellen Typusbestimmung die Solda-
ten für Auslandseinsätze gezielt ausgesucht?

9. Welche Präventionsmaßnahmen werden unternommen, um eine PTBS zu
vermeiden?

Mit welchem Erfolg?

Drucksache 16/2482 – 2 – Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode
10. Wird im Vorfeld eines Einsatzes darauf hingewiesen, dass es zu post-
traumatischen Erscheinungen kommen kann?

11. Gibt es Richtlinien für die prophylaktische Behandlung traumatischer Er-
lebnisse (Kindersoldaten, Landminen, Tod, eigene Bedrohung)?

Wenn ja, wie lauten diese?

Wenn nein, warum nicht?

12. Werden Vorgesetzte, Soldatinnen und Soldaten ermutigt, sich einer psycho-
logischen Betreuung zu unterziehen.

Wenn nein, warum nicht?

13. Welche therapeutischen Möglichkeiten existieren in den Einsatzorten, um
angesichts lebensbedrohlicher Situationen entsprechende Betreuung zu
erhalten?

14. Wie viele Soldatinnen und Soldaten, geordnet nach Einsatzgebieten, Status
(Berufssoldat, Soldat auf Zeit, Wehrpflichtiger) und Jahrgängen, kehrten
seit Beginn der ersten Auslandseinsätze mit dem Erscheinungsbild der
PTBS zurück?

15. Mit welchen Maßnahmen werden Soldatinnen und Soldaten nach ihrer
Rückkehr über Reintegrationsseminare hinaus von der Bundeswehr be-
gleitet?

Besteht die Absicht, den Besuch der Reintegrationsseminare über den Rah-
men der Freiwilligkeit hinaus zu ändern?

16. Wie lange besteht ein Betreuungs- und Behandlungsanspruch für die
Soldatinnen und Soldaten mit dem Krankheitsbild der posttraumatischen
Belastungsstörungen nach dem Ausscheiden aus der Bundeswehr?

17. Werden die Soldatinnen und Soldaten über die Möglichkeit einer Langzeit-
betreuung in Kenntnis gesetzt?

Wenn nein, warum nicht?

Berlin, den 28. August 2006

Dr. Gregor Gysi, Oskar Lafontaine und Fraktion

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