BT-Drucksache 16/2249

Politischer Dialog mit Südafrika zum Thema HIV/Aids-Bekämpfung

Vom 29. Juni 2006


Deutscher Bundestag Drucksache 16/2249
16. Wahlperiode 29. 06. 2006

Kleine Anfrage
der Abgeordneten Dr. Karl Addicks, Hellmut Königshaus, Dr. Werner Hoyer,
Jens Ackermann, Christian Ahrendt, Daniel Bahr (Münster), Rainer Brüderle,
Angelika Brunkhorst, Ernst Burgbacher, Patrick Döring, Mechthild Dyckmans,
Jörg van Essen, Otto Fricke, Horst Friedrich (Bayreuth), Dr. Edmund Peter Geisen,
Hans-Michael Goldmann, Miriam Gruß, Dr. Christel Happach-Kasan, Heinz-Peter
Haustein, Elke Hoff, Birgit Homburger, Michael Kauch, Dr. Heinrich L. Kolb,
Heinz Lanfermann, Sibylle Laurischk, Harald Leibrecht, Ina Lenke, Michael Link
(Heilbronn), Horst Meierhofer, Patrick Meinhardt, Burkhardt Müller-Sönksen,
Hans-Joachim Otto (Frankfurt), Gisela Piltz, Jörg Rohde, Frank Schäffler,
Dr. Max Stadler, Dr. Rainer Stinner, Florian Toncar, Dr. Claudia Winterstein,
Dr. Volker Wissing, Martin Zeil, Dr. Guido Westerwelle und der Fraktion der FDP

Politischer Dialog mit Südafrika zum Thema HIV/Aids-Bekämpfung

Die Bundesregierung ordnet die Republik Südafrika aufgrund ihrer regionalen
Bedeutung als Schwerpunktpartnerland der Entwicklungszusammenarbeit ein.
Als drittgrößter bilateraler Partner hat die Bundesrepublik Deutschland in den
Regierungsverhandlungen mit Südafrika 2004 Zahlungen in Höhe von 66,2
Mio. Euro für den Zeitraum von zwei Jahren vereinbart. Querschnittsthema der
Entwicklungszusammenarbeit ist aufgrund seiner herausragenden Bedeutung
das Thema HIV/Aids. Nach Schätzungen von UNAIDS sind in Südafrika 2006
5,5 Millionen Menschen bei immer noch steigender Tendenz mit HIV/Aids in-
fiziert.

Gerade in diesem von HIV/Aids so stark betroffenen Land agiert die „Rath
Health Foundation“. Diese international tätige „Rath Health Foundation“ be-
treibt eine Kampagne mit dem Ziel, Krankheiten im Bereich von Herz-Kreis-
lauf, Krebs und Aids mit Hilfe einer Mischung von Vitaminen, Aminosäuren
und anderen Mikronährstoffen zu bekämpfen. Gegründet und geleitet wird die
Stiftung von Dr. Matthias Rath, der schon in der Bundesrepublik Deutschland
wegen seiner unseriösen Vorschläge zur Krebstherapie Schlagzeilen gemacht
hat und bereits in diesem Zusammenhang wegen irreführender Werbung in Be-
zug auf seine Vitaminpräparate zur Heilung von Krebs verurteilt worden ist.
Derzeit konzentriert sich Dr. Matthias Rath auf die HIV/Aids-Bekämpfung in
Südafrika. Er proklamiert, dass er die Immunschwäche durch seine Vitaminprä-
parate heilen könne. Dr. Matthias Rath konzentriert sich mit seinen Aktionen
auf die schwarzen Townships um Kapstadt, gleichzeitig hat er eine breit ange-
legte Medienkampagne für Vitaminbehandlungen und gegen den Einsatz anti-
retroviraler Medikamente gestartet. Selbst im Zusammenhang mit der UNGASS
verteilte er Flugblätter mit seinen irreführenden Ansichten. Im März dieses Jah-
res wurde Dr. Matthias Rath wegen falscher Aussagen über die NRO TAC,
Treatment Action Campaign, in Kapstadt verurteilt.

Drucksache 16/2249 – 2 – Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode
Wir fragen die Bundesregierung:

1. Sind der Bundesregierung die Behandlungsmethoden des Dr. Matthias
Rath und der „Rath Health Foundation“ in Südafrika bekannt?

2. Wie beurteilt die Bundesregierung die Aussagen der Kampagne des
Dr. Matthias Rath zur Aids-Bekämpfung vor dem Hintergrund, dass seine
Produkte unter anderem in Deutschland nicht zugelassen sind und er in der
Bundesrepublik Deutschland bereits wegen irreführender Werbung in Bezug
auf seine Vitaminpräparate zur Heilung von Krebs verurteilt worden ist?

3. Wie schätzt die Bundesregierung die Auswirkungen der Kampagne und
Aktivitäten der „Rath Health Foundation“ auf die Ausbreitung von HIV/
Aids, insbesondere aber auf die Behandlung bereits infizierter Menschen
(durch antiretrovirale Medikamente) in Südafrika vor dem Hintergrund
ein, dass es Medienberichten zufolge durch die angewandten Behandlungs-
methoden bereits zu Todesfällen gekommen ist?

4. Ist der Bundesregierung bekannt, dass die Rath-Foundation von der süd-
afrikanischen Regierung unterstützt wird, vor allem durch die dortige Ge-
sundheitsministerin?

5. Hat die Bundesregierung diesbezüglich bereits mit der südafrikanischen
Regierung Kontakt aufgenommen?

6. Beabsichtigt die Bundesregierung das Handeln der Rath-Foundation in
Südafrika weiterzuverfolgen?

7. Beabsichtigt die Bundesregierung Maßnahmen zu ergreifen, wenn die
Rath-Foundation ihre Kampagne weiterverfolgt bzw. ausweitet, und wenn
ja, welche?

8. Wenn nein, plant die Bundesregierung, die Regierung Südafrikas über das
Handeln von Dr. Matthias Rath in Deutschland und Europa in Bezug auf
die Heilung von Krebs und anderen Krankheiten in Kenntnis zu setzen?

9. Welche Möglichkeiten hat und nutzt die Bundesregierung, auf die Aids-
Politik Südafrikas einzuwirken?

10. Wie hoch ist der deutsche Beitrag zur Entwicklungszusammenarbeit für
die Bekämpfung von HIV/Aids für Südafrika?

11. Welchen Einfluss nimmt die Bundesregierung auf die Umsetzung von
HIV/Aids-Bekämpfungsprogrammen in Südafrika?

12. Nutzt die Bundesregierung ihren Einfluss auf die Regierung in Südafrika,
um auf die Problematik hinzuweisen, dass die südafrikanische Anti-Aids-
Politik zum Teil höchst widersprüchlich und nicht kohärent erscheint?

13. Sieht die Bundesregierung die Gefahr, dass sich die insuffiziente Anti-
Aids-Politik des Schwerpunktpartnerlandes Südafrika auf seine Nachbarn
in der durch Aids gebeutelten Region südlich der Sahara auswirkt?

Berlin, den 26. Juni 2006

Dr. Guido Westerwelle und Fraktion

x

Schnellsuche

Suchen Sie z.B.: "13 BGB" oder "I ZR 228/19". Die Suche ist auf schnelles Navigieren optimiert. Erstes Ergebnis mit Enter aufrufen.
Für die Volltextsuche in Urteilen klicken Sie bitte hier.