BT-Drucksache 16/13979

a) zu dem Gesetzentwurf der Fraktionen der CDU/CSU, SPD, FDP und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN -16/13654- Entwurf eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Gesetzes zur Aufhebung nationalsozialistischer Unrechtsurteile in der Strafrechtspflege (2. NS-AufhGÄndG) b) zu dem Gesetzentwurf der Abgeordneten Jan Korte, Christine Lambrecht, Wolfgang Wieland und weiterer Abgeordneter -16/13405- Entwurf eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Gesetzes zur Aufhebung nationalsozialistischer Unrechtsurteile in der Strafrechtspflege c) zu dem Gesetzentwurf der Abgeordneten Jan Korte, Petra Pau, Ulla Jelpke, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE. -16/3139- Entwurf eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Gesetzes zur Aufhebung nationalsozialistischer Unrechtsurteile in der Strafrechtspflege (2. NS-AufhGÄndG)

Vom 3. September 2009


Deutscher Bundestag Drucksache 16/13979
16. Wahlperiode 03. 09. 2009

Beschlussempfehlung und Bericht
des Rechtsausschusses (6. Ausschuss)

a) zu dem Gesetzentwurf der Fraktionen CDU/CSU, SPD, FDP und
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
– Drucksache 16/13654 –

Entwurf eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Gesetzes zur Aufhebung
nationalsozialistischer Unrechtsurteile in der Strafrechtspflege
(2. NS-AufhGÄndG)

b) zu dem Gesetzentwurf der Abgeordneten Jan Korte, Christine Lambrecht,
Wolfgang Wieland, Dr. Lale Akgün, Kerstin Andreae, Niels Annen, Ingrid Arndt-
Brauer, Rainer Arnold, Hüseyin-Kenan Aydin, Doris Barnett, Dr. Hans-Peter
Bartels, Sören Bartol, Dr. Dietmar Bartsch, Marieluise Beck (Bremen), Volker
Beck (Köln), Cornelia Behm, Birgitt Bender, Klaus Uwe Benneter, Karin Binder,
Dr. Lothar Bisky, Heidrun Bluhm, Gerd Bollmann, Alexander Bonde, Willi Brase,
Marco Bülow, Eva Bulling-Schröter, Dr. Martina Bunge, Roland Claus, Dr. Herta
Däubler-Gmelin, Sevim Dag˘delen, Dr. Peter Danckert, Dr. Diether Dehm,
Dr. Thea Dückert, Sebastian Edathy, Siegmund Ehrmann, Dr. Uschi Eid,
Dr. Dagmar Enkelmann, Dr. h. c. Gernot Erler, Klaus Ernst, Hans-Josef Fell, Elke
Ferner, Rainer Fornahl, Wolfgang Gehrcke, Kai Gehring, Iris Gleicke, Katrin
Göring-Eckardt, Diana Golze, Renate Gradistanac, Angelika Graf (Rosenheim),
Kerstin Griese, Wolfgang Grotthaus, Dr. Gregor Gysi, Hans-Joachim Hacker,
Heike Hänsel, Michael Hartmann (Wackernheim), Britta Haßelmann, Lutz
Heilmann, Dr. Reinhold Hemker, Bettina Herlitzius, Winfried Hermann, Petra
Heß, Peter Hettlich, Stephan Hilsberg, Priska Hinz (Herborn), Cornelia Hirsch,
Ulrike Höfken, Inge Höger, Bärbel Höhn, Dr. Barbara Höll, Dr. Anton Hofreiter,
Christel Humme, Brunhilde Irber, Ulla Jelpke, Dr. Lukrezia Jochimsen,
Dr. Hans-Heinrich Jordan, Josip Juratovic, Katja Kipping, Ute Koczy, Sylvia
Kotting-Uhl, Ernst Kranz, Jürgen Kucharczyk, Helga Kühn-Mengel, Renate
Künast, Fritz Kuhn, Ute Kumpf, Katrin Kunert, Markus Kurth, Undine Kurth

(Quedlinburg), Oskar Lafontaine, Sibylle Laurischk, Monika Lazar, Michael
Leutert, Ulla Lötzer, Dr. Gesine Lötzsch, Helga Lopez, Anna Lührmann, Nicole
Maisch, Lothar Mark, Ulrich Maurer, Dorothee Menzner, Dr. Matthias Miersch,
Kornelia Möller, Jerzy Montag, Kerstin Müller (Köln), Gesine Multhaupt,
Winfried Nachtwei, Andrea Nahles, Kersten Naumann, Wolfgang Neskovic,
Omid Nouripour, Petra Pau, Brigitte Pothmer, Florian Pronold, Bodo Ramelow,

Drucksache 16/13979 – 2 – Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode

Mechthild Rawert, Steffen Reiche (Cottbus), Maik Reichel, Gerold Reichenbach,
Elke Reinke, Christel Riemann-Hanewinckel, Sönke Rix, René Röspel, Dr. Ernst
Dieter Rossmann, Claudia Roth (Augsburg), Michael Roth (Heringen), Ortwin
Runde, Krista Sager, Manuel Sarrazin, Axel Schäfer (Bochum), Paul Schäfer
(Köln), Elisabeth Scharfenberg, Christine Scheel, Bernd Scheelen, Dr. Hermann
Scheer, Irmingard Schewe-Gerigk, Dr. Gerhard Schick, Dr. Konrad Schily,
Renate Schmidt (Nürnberg), Volker Schneider (Saarbrücken), Dr. Herbert Schui,
Swen Schulz (Spandau), Ewald Schurer, Frank Schwabe, Dr. Angelica
Schwall-Düren, Dr. Ilja Seifert, Dr. Petra Sitte, Frank Spieth, Grietje Staffelt,
Silke Stokar von Neuforn, Christoph Strässer, Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn,
Hans-Christian Ströbele, Dr. Kirsten Tackmann, Dr. Harald Terpe,
Dr. h. c. Wolfgang Thierse, Jürgen Trittin, Dr. Axel Troost, Alexander Ulrich,
Rüdiger Veit, Dr. Marlies Volkmer, Gerhard Wächter, Andreas Weigel, Gert
Weisskirchen (Wiesloch), Hildegard Wester, Lydia Westrich, Gert Winkelmeier,
Josef Philip Winkler, Waltraud Wolff (Wolmirstedt), Heidi Wright, Jörn
Wunderlich, Uta Zapf
– Drucksache 16/13405 –

Entwurf eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Gesetzes zur Aufhebung
nationalsozialistischer Unrechtsurteile in der Strafrechtspflege

c) zu dem Gesetzentwurf der Abgeordneten Jan Korte, Petra Pau, Ulla
Jelpke, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE.
– Drucksache 16/3139 –

Entwurf eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Gesetzes zur Aufhebung
nationalsozialistischer Unrechtsurteile in der Strafrechtspflege
(2. NS-AufhGÄndG)

A. Problem

Zu den Buchstaben a bis c

Durch § 1 des Gesetzes zur Aufhebung nationalsozialistischer Unrechtsurteile
in der Strafrechtspflege (NS-AufhG) vom 25. August 1998 (BGBl. I S. 2501)
wurden strafgerichtliche Verurteilungen, die unter Verstoß gegen elementare
Gedanken der Gerechtigkeit nach dem 30. Januar 1933 zur Durchsetzung oder
Aufrechterhaltung des nationalsozialistischen Unrechtsregimes aus politischen,
militärischen, rassistischen, religiösen oder weltanschaulichen Gründen ergan-
gen sind, aufgehoben.

Nicht in die Anlage zu § 2 Nummer 3 aufgenommen und damit von der generel-
len Aufhebung ohne Einzelfallprüfung ausgenommen blieben die Verurteilun-
gen wegen „Kriegsverrats“ nach den §§ 57, 59, 60 des Militärstrafgesetzbuchs
(MStGB).
Neuere Untersuchungen, wie die Studie der Historiker Wolfram Wette und
Detlev Vogel „Das letzte Tabu – NS-Militärjustiz und Kriegsverrat“, zeigen,

Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 3 – Drucksache 16/13979

dass sowohl Soldaten als auch Zivilisten für ganz unterschiedliche Handlungen
wegen Kriegsverrats zum Tode verurteilt wurden: eine politisch widerständige
Gesinnung, Solidarität mit verfolgten Juden, Hilfe für Kriegsgefangene oder
Unbotmäßigkeiten gegenüber Vorgesetzten. Fälle, denen zufolge als „Kriegs-
verräter“ Verurteilte zum Nachteil Dritter gehandelt hätten, konnten nicht nach-
gewiesen werden. Vielmehr habe sich der unbestimmte Tatbestand des Kriegs-
verrats als Instrument der NS-Justiz erwiesen, willkürlich nahezu jedwedes
politisch missliebige Verhalten mit dem Tode bestrafen zu können.

Diese Bewertung wird bestätigt durch ein Gutachten, das das Bundesministe-
rium der Justiz im Frühjahr 2009 bei dem ehemaligen Bundesverfassungsrichter
Prof. Dr. Hans Hugo Klein in Auftrag gegeben hat. Prof. Dr. Hans Hugo Klein
kommt darin zu dem Schluss, dass der Straftatbestand des „Kriegsverrats“ (§ 57
MStGB) mit rechtsstaatlichen Grundsätzen schlechterdings unvereinbar sei.

B. Lösung

In Nummer 26a der Anlage zu § 2 Nummer 3 des NS-Aufhebungsgesetzes
werden die §§ 57, 59, 60 des Militärstrafgesetzbuchs eingefügt. Die Feststellung
der Aufhebung einer Verurteilung wegen Kriegsverrats, der Verabredung eines
Kriegsverrats und der Nichtanzeige eines Kriegsverrats bedarf dann keiner Ein-
zelfallprüfung durch die zuständigen Staatsanwaltschaften mehr.

Zu Buchstabe a

Annahme des Gesetzentwurfs auf Drucksache 16/13654

Zu Buchstabe b

Einvernehmliche Empfehlung, die Entscheidung über den Gesetzentwurf
auf Drucksache 16/13405 dem Plenum des Deutschen Bundestages vorzu-
behalten

Zu Buchstabe c

Einvernehmliche Empfehlung, die Entscheidung über den Gesetzentwurf
auf Drucksache 16/3139 dem Plenum des Deutschen Bundestages vorzube-
halten

C. Alternativen

Keine

D. Kosten

Wurden im Ausschuss nicht erörtert.

Drucksache 16/13979 – 4 – Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode

Beschlussempfehlung

Der Bundestag wolle

a) beschließen, den Gesetzentwurf auf Drucksache 16/13654 anzunehmen,

b) über den Gesetzentwurf auf Drucksache 16/13405 einen Beschluss herbei-
führen,

c) über den Gesetzentwurf auf Drucksache 16/3139 einen Beschluss herbeifüh-
ren.

Berlin, den 26. August 2009

Der Rechtsausschuss

Andreas Schmidt (Mülheim)
Vorsitzender

Dr. Günter Krings
Berichterstatter

Dr. Carl-Christian Dressel
Berichterstatter

Joachim Stünker
Berichterstatter

Sabine Leutheusser-Schnarrenberger
Berichterstatterin

Jan Korte
Berichterstatter

nen DIE LINKE. und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Ableh- genden Stellungnahmen der Sachverständigen verwiesen.

nung des Gesetzentwurfs.

Der Ausschuss für Menschenrechte und humanitäre
Hilfe hat die Vorlage auf Drucksache 16/3139 in seiner
88. Sitzung am 17. Juni 2009 beraten und mit den Stimmen

Bei der Beratung der Gesetzentwürfe lagen dem Rechts-
ausschuss mehrere Petitionen vor.

Der Rechtsausschuss hat die Beratung der Vorlage in seiner
Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 5 – Drucksache 16/13979

Bericht der Abgeordneten Dr. Günter Krings, Dr. Carl-Christian Dressel, Joachim
Stünker, Sabine Leutheusser-Schnarrenberger und Jan Korte

I. Überweisung

Zu Buchstabe a

Der Deutsche Bundestag hat die Vorlage auf Drucksache
16/13654 in seiner 230. Sitzung am 2. Juli 2009 beraten und
an den Rechtsausschuss zur federführenden Beratung sowie
an den Verteidigungsausschuss zur Mitberatung überwie-
sen.

Zu Buchstabe b

Der Deutsche Bundestag hat die Vorlage auf Drucksache
16/13405 in seiner 230. Sitzung am 2. Juli 2009 beraten und
an den Rechtsausschuss zur federführenden Beratung sowie
an den Verteidigungsausschuss zur Mitberatung überwie-
sen.

Zu Buchstabe c

Der Deutsche Bundestag hat die Vorlage auf Drucksache
16/3139 in seiner 97. Sitzung am 10. Mai 2007 beraten und
an den Rechtsausschuss zur federführenden Beratung sowie
an den Innenausschuss, den Verteidigungsausschuss und an
den Ausschuss für Menschenrechte und humanitäre Hilfe
zur Mitberatung überwiesen. Die Überweisung an den
Innenausschuss wurde in der 230. Sitzung des Bundestages
am 2. Juli 2009 rückgängig gemacht.

II. Stellungnahmen der mitberatenden Ausschüsse

Zu Buchstabe a

Der Verteidigungsausschuss hat die Vorlage auf Druck-
sache 16/13654 in seiner 111. Sitzung am 26. August 2009
beraten und empfiehlt einstimmig Annahme des Gesetzent-
wurfs.

Zu Buchstabe b

Der Verteidigungsausschuss hat die Vorlage auf Druck-
sache 16/13405 in seiner 111. Sitzung am 26. August 2009
beraten und empfiehlt mit den Stimmen der Fraktionen der
CDU/CSU, SPD und FDP gegen die Stimmen der Fraktio-
nen DIE LINKE. und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Ableh-
nung des Gesetzentwurfs.

Zu Buchstabe c

Der Verteidigungsausschuss hat die Vorlage auf Druck-
sache 16/3139 in seiner 111. Sitzung am 26. August 2009 be-
raten und empfiehlt mit den Stimmen der Fraktionen der
CDU/CSU, SPD und FDP gegen die Stimmen der Fraktio-

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN beschlossen, die Ablehnung
des Gesetzentwurfs zu empfehlen.

III. Beratungsverlauf und Beratungsergebnisse
im federführenden Ausschuss

Der Rechtsausschuss hat den Gesetzentwurf auf Druck-
sache 16/13654 in seiner 149. Sitzung am 26. August 2009
beraten und mit den Stimmen der Fraktionen der CDU/CSU,
SPD und FDP gegen die Stimmen der Fraktion DIE LINKE.
bei Abwesenheit der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
beschlossen, die Annahme des Gesetzentwurfs auf Druck-
sache 16/13654 zu empfehlen.

Er hat ferner einvernehmlich bei Abwesenheit der Fraktion
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN beschlossen, die Entschei-
dung über die Gesetzentwürfe auf Drucksachen 16/13405
und 16/3139 dem Plenum vorzubehalten.

Der Rechtsausschuss hat die Vorlage auf Drucksache
16/3139 bereits in seiner 78. Sitzung am 7. November 2007
beraten und beschlossen, eine öffentliche Anhörung zu die-
sem Gesetzentwurf durchzuführen, die – zunächst für den
9. April 2008 vorgesehen – am 5. Mai 2008 (98. Sitzung)
stattfand. An der Anhörung haben folgende Sachverstän-
dige teilgenommen:

Hinsichtlich der Ergebnisse der Anhörung wird auf das Pro-
tokoll der 98. Sitzung des Rechtsausschusses mit den anlie-

Ludwig Baumann Vorsitzender der Bundesvereini-
gung Opfer der NS-Militärjustiz
e. V., Bremen

Stephan Böhner Oberstaatsanwalt, Generalstaats-
anwaltschaft Hamm

Dr. Helmut Kramer Richter am Oberlandesgericht
a. D., Wolfenbüttel

Prof. Dr. Rolf-Dieter
Müller

Wissenschaftlicher Direktor
im Militärgeschichtlichen
Forschungsamt der Bundeswehr,
Potsdam

Prof. Dr. Manfred
Messerschmidt

Vorsitzender des wissenschaft-
lichen Beirats der Bundesvereini-
gung Opfer der NS-Militärjustiz
e. V., Freiburg im Breisgau

Prof. Dr. Sönke Neitzel Johannes Gutenberg-Universität,
Mainz

Prof. Dr. Wolfram Wette Albert-Ludwigs-Universität Frei-
burg.
der Fraktionen der CDU/CSU, SPD und FDP bei Abwe-
senheit der Mitglieder der Fraktionen DIE LINKE. und

102. Sitzung am 28. Mai 2008, in seiner 105. Sitzung am
18. Juni 2008, in seiner 124. Sitzung am 28. Januar 2009

Berlin, den 26. August 2009

Dr. Günter Krings
Berichterstatter

Dr. Carl-Christian Dressel
Berichterstatter

Joachim Stünker
Berichterstatter

Sabine Leutheusser-Schnarrenberger
Berichterstatterin

Jan Korte
Berichterstatter
Drucksache 16/13979 – 6 – Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode

sowie in seiner 135. Sitzung am 22. April 2009 und in seiner
139. Sitzung am 6. Mai 2009 jeweils vertagt.

Am 13. Mai 2009 hat der Rechtsausschuss die Beratung des
Gesetzentwurfs in seiner 141. Sitzung mit den Stimmen der
Fraktionen CDU/CSU, SPD, FDP und BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN gegen die Stimmen der Fraktion DIE LINKE.
wiederum vertagt. Die Fraktion DIE LINKE. beantragte da-
raufhin einen Bericht nach § 62 Absatz 2 GO-BT.

In seiner 144. Sitzung am 27. Mai 2009 hat der Rechts-
ausschuss die Beratung des Gesetzentwurfs mit den Stim-
men der Fraktionen der CDU/CSU, SPD und FDP gegen die
Stimmen der Fraktionen DIE LINKE. und BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN erneut vertagt.

In seiner 146. Sitzung am 17. Juni 2009 hat der Rechtsaus-
schuss die Beratung der Vorlage mit den Stimmen der Frak-
tionen der CDU/CSU und SPD gegen die Stimmen der Frak-
tionen FDP, DIE LINKE. und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
wiederum vertagt.

Auch in der 148. Sitzung des Rechtsausschusses am 1. Juli
2009 wurde die Beratung des Gesetzentwurfs nochmals ver-
tagt.

Die Fraktion der CDU/CSU führte in der abschließenden
Beratung aus, ein Festhalten an einer Einzelfallprüfung vor
Aufhebung der Urteile wegen „Kriegsverrats“ während der
nationalsozialistischen Diktatur sei nach neueren Erkennt-
nissen von Historikern und Rechtswissenschaftlern nicht

mehr haltbar. Deren Studien hätten ergeben, dass es keine
Fälle gegeben habe, in denen durch „Kriegsverrat“ unschul-
dige Dritte geschädigt worden seien. Die fehlende rechts-
staatliche Bestimmtheit der nationalsozialistischen Strafvor-
schriften des Kriegsverrats sei belegt.

Die Fraktion der SPD erklärte, sie freue sich, dass es nach
langen Beratungen in den Fraktionen nun einen Konsens für
die Ergänzung des Gesetzes zur Aufhebung nationalsozialis-
tischer Unrechtsurteile in der Strafrechtspflege gebe. Sie be-
dankte sich bei dem Abgeordneten Jan Korte (Fraktion DIE
LINKE.), ohne dessen Hartnäckigkeit es heute wohl nicht zu
diesem Ergebnis gekommen wäre.

Die Fraktion der FDP schloss sich diesen Ausführungen an
und erklärte, sie unterstütze ausdrücklich den fraktionsüber-
greifenden Gesetzentwurf.

Die Fraktion DIE LINKE. begrüßte, dass nach mehr als drei
Jahren der Diskussion nun endlich der Weg zur Rehabilitie-
rung der so genannten Kriegsverräter frei sei und alle Frak-
tionen dieses Anliegen befürworteten. Sie betonte, die ge-
sellschaftliche Debatte darüber sei sehr wichtig gewesen. Zu
bedauern sei allerdings, dass ausgerechnet die Fraktion
DIE LINKE., die diese Gesetzesänderung angeschoben habe
und für die sie seit Jahren eingetreten sei, nicht als Initiatorin
auf dem fraktionsübergreifenden Gesetzentwurf erscheinen
dürfe. Da es ihr aber auf das Ergebnis ankomme, werde auch
sie dem Gesetzentwurf auf Drucksache 16/13654 zustim-
men.

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