BT-Drucksache 15/4573

Forschungen und Entwicklung für effektive Energieübertragung und Chancen für die Einführung neuer energieeffizienter Technologien

Vom 15. Dezember 2004


Deutscher Bundestag Drucksache 15/4573
15. Wahlperiode 15. 12. 2004

Kleine Anfrage
der Abgeordneten Ulrike Flach, Angelika Brunkhorst, Gudrun Kopp, Dr. Karl
Addicks, Daniel Bahr (Münster), Rainer Brüderle, Ernst Burgbacher, Helga Daub,
Jörg van Essen, Otto Fricke, Horst Friedrich (Bayreuth), Hans-Michael Goldmann,
JoachimGünther (Plauen), Dr. Karlheinz Guttmacher, Dr. Christel Happach-Kasan,
Klaus Haupt, Birgit Homburger, Dr. Werner Hoyer, Michael Kauch, Hellmut
Königshaus, Jürgen Koppelin, Sibylle Laurischk, Harald Leibrecht, Markus
Löning, Dirk Niebel, Hans-Joachim Otto (Frankfurt), Detlef Parr, Cornelia Pieper,
Gisela Piltz, Dr. Hermann Otto Solms, Dr. Rainer Stinner, Carl-Ludwig Thiele,
Jürgen Türk, Dr. Claudia Winterstein, Dr. Volker Wissing, Dr. Wolfgang Gerhardt
und der Fraktion der FDP

Forschung und Entwicklung für effektive Energieübertragungsanlagen
und Chancen für die Einführung neuer energieeffizienter Technologien

Eine künftige Integration von auf See gewonnenem elektrischem Strom aus
Windkraftanlagen in eine Gesamtversorgungsstrategie für Deutschland bedingt
zugleich die Erweiterung von Stromübertragungsnetzen unter Anwendung fort-
schrittlicher Übertragungstechnologien.
Besonders die Forderung nach innovativen, energieeffizienten und sicheren
Übertragungsanlagen veranlasste diesbezüglich die Hochschulen, öffentlich ge-
förderte Forschungseinrichtungen und die Industrieforschung umfassende For-
schungs- und Entwicklungsarbeiten zu betreiben, die sich zum Teil auch schon
in einer Überführungsphase befinden bzw. ihre Praxistauglichkeit unter Beweis
stellen.
Diesbezügliche Aussagen des für die so genannten Erneuerbaren Energien zu-
ständigen Bundesministers für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit,
Jürgen Trittin, sind jedoch widersprüchlich.
Einerseits bezweifelt er die Notwendigkeit neuer Trassen für die Einbindung
von Windkraftanlagen in der Nordsee und verweist dabei auf Zwischenergeb-
nisse von Untersuchungen der Deutschen Energie-Agentur (dena). Andererseits
aber sieht er in der Verlegung von Erdkabeln eine wichtige Alternative zu Frei-
leitungen (Meldung: „Jürgen Trittin gegen Freileitung – Bundesumweltminister
spricht sich für Erdverkabelung aus“, in: „NWZ“ vom 17. November 2004).
Im Eindruck dessen und vor dem Hintergrund der Diskussion um eine neue ca.
70 km lange 380 kV-Freileitungstrasse herkömmlicher Bauart von Ganderkesee/
Kreis Oldenburg nach St. Hülfe bei Diepholz wird von betroffener kommunaler
Seite mittlerweile die Hoffnung artikuliert, anstelle von Freileitungen ein Erdka-
bel „als öffentlich gefördertes Pilotprojekt“ zu verlegen (Bericht: „Brief erfreut
Freileitungsgegner“, ebenda 18. November 2004).

Drucksache 15/4573 – 2 – Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode

Auf der Basis fortgeschrittener Forschungs- und Entwicklungsarbeiten stehen
schon heute neben Hochspannungsfreileitungen und Erdkabeln auch noch
andere innovative, zuverlässige und verlustarme Übertragungstechnologien,
wie zum Beispiel gasisolierte Leitungssysteme, bereit, die als so genannte
Pilotanlagen ihre technische Eignung, ihren wirtschaftlichen Betrieb als auch
ihre energieeffiziente Technologie unter Beweis stellen könnten. International
wird bereits Interesse an derartigen in Deutschland entwickelten Technologien
bekundet.

Wir fragen die Bundesregierung:
1. Sind die in den eingangs aufgeführten Meldungen dargelegten Sachver-

halte, insbesondere hinsichtlich der zitierten schriftlichen Einlassungen des
Bundesministers für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, Jürgen
Trittin, zutreffend?

2. Wenn ja, aus welchen wissenschaftlichen Untersuchungen oder sonstigen
Expertisen leitet der Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktor-
sicherheit, Jürgen Trittin, seine Einschätzung ab, dass die Notwendigkeit
neuer Trassen zweifelhaft sei, und wie verhält sich diese Einschätzung zu
den Ergebnissen der unter anderem zu diesem Thema jüngst vorgelegten
Studie der Deutschen Energie-Agentur (dena)?

3. Wie bewertet die Bundesregierung die Ergebnisse der zuletzt genannten
Studie mit Blick auf die Frage erforderlich werdender Erweiterungen von
Stromübertragungsnetzen und welche Schlussfolgerungen leitet die Bun-
desregierung daraus ab?

4. Aus welchen wissenschaftlichen Untersuchungen oder sonstigen Expertisen
leitet der Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit,
Jürgen Trittin, seine Einschätzung ab, dass die Verlegung von Erdkabeln eine
wichtige Alternative zu Freileitungen sei?

5. Wie beurteilt die Bundesregierung die bisherigen Ergebnisse von Forschung
und Entwicklung neuartiger Technologien, wie zum Beispiel gasisolierte
Leitungssysteme, für die Übertragung großer elektrischer Leistungen (bitte
die jeweiligen Technologien aufführen und gegenüberstellen)?

6. Welche Forschungen und Entwicklungen werden in Bezug auf Energieüber-
tragungsanlagen mit welchen wirtschaftlichen Zielsetzungen in einem künf-
tigen 5. Energieforschungsprogramm gefördert?

7. Welche konkreten Maßnahmen hat die Bundesregierung bisher unternom-
men, um die Forschung und Entwicklung von innovativen Elektroenergie-
übertragungsanlagen für einen rationellen und verlustarmen Energietrans-
port anstelle von herkömmlichen Freileitungen voranzubringen?

8. Wie hoch waren die in den Bundeshaushalt eingestellten Mittel für diese
Forschungsarbeiten im Rahmen der bisherigen Laufzeit des 4. Energiefor-
schungsprogramms (aufgeschlüsselt nach Jahren und gesamt)?

9. Beabsichtigt die Bundesregierung in einem 5. Energieforschungsprogramm
für die Erforschung innovativer Energieübertragungsanlagen Forschungs-
mittel bereitzustellen?

10. Wenn nein, weshalb nicht?
11. Wenn ja, in welchen Einzelhaushalt und in welchem Umfang?

Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 3 – Drucksache 15/4573

12. Beabsichtigt die Bundesregierung die eingangs zitierte Erwartung zu erfül-
len, in Einzelfällen anstelle von Freileitungen andere Übertragungstechno-
logien als Pilotprojekt zu fördern?

13. Wenn nein, weshalb nicht, und wenn ja, in welcher Weise gedenkt die Bun-
desregierung diesbezüglich initiativ zu werden?

Berlin, den 14. Dezember 2004
Ulrike Flach
Angelika Brunkhorst
Gudrun Kopp
Dr. Karl Addicks
Daniel Bahr (Münster)
Rainer Brüderle
Ernst Burgbacher
Helga Daub
Jörg van Essen
Otto Fricke
Horst Friedrich (Bayreuth)
Hans-Michael Goldmann
Joachim Günther (Plauen)
Dr. Karlheinz Guttmacher
Dr. Christel Happach-Kasan
Klaus Haupt
Birgit Homburger
Dr. Werner Hoyer
Michael Kauch
Hellmut Königshaus
Jürgen Koppelin
Sibylle Laurischk
Harald Leibrecht
Markus Löning
Dirk Niebel
Hans-Joachim Otto (Frankfurt)
Detlef Parr
Cornelia Pieper
Gisela Piltz
Dr. Hermann Otto Solms
Dr. Rainer Stinner
Carl-Ludwig Thiele
Jürgen Türk
Dr. Claudia Winterstein
Dr. Volker Wissing
Dr. Wolfgang Gerhardt und Fraktion

x

Schnellsuche

Suchen Sie z.B.: "13 BGB" oder "I ZR 228/19". Die Suche ist auf schnelles Navigieren optimiert. Erstes Ergebnis mit Enter aufrufen.
Für die Volltextsuche in Urteilen klicken Sie bitte hier.