BT-Drucksache 15/4005

Probleme der Akkreditierung und internationalene Anerkennung von Bachelor- und Masterstudiengängen

Vom 20. Oktober 2004


Deutscher Bundestag Drucksache 15/4005
15. Wahlperiode 20. 10. 2004

Kleine Anfrage
der Abgeordneten Ulrike Flach, Cornelia Pieper, Daniel Bahr (Münster), Rainer
Brüderle, Angelika Brunkhorst, Ernst Burgbacher, Helga Daub, Jörg van Essen,
Otto Fricke, Horst Friedrich (Bayreuth), Rainer Funke, Hans-Michael Goldmann,
JoachimGünther (Plauen), Dr. Karlheinz Guttmacher, Dr. Christel Happach-Kasan,
Klaus Haupt, Ulrich Heinrich, Birgit Homburger, Dr. Werner Hoyer, Michael Kauch,
Hellmut Königshaus, Dr. Heinrich L. Kolb, Gudrun Kopp, Sibylle Laurischk, Harald
Leibrecht, Ina Lenke, Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Günther Friedrich
Nolting, Hans-Joachim Otto (Frankfurt), Eberhard Otto (Godern), Detlef Parr,
Gisela Piltz, Dr. Hermann Otto Solms, Dr. Rainer Stinner, Jürgen Türk, Dr. Claudia
Winterstein, Dr. Volker Wissing, Dr. Wolfgang Gerhardt und der Fraktion der FDP

Probleme der Akkreditierung und internationalen Anerkennung von Bachelor-
und Masterstudiengängen

Der Akkreditierungsrat hat im Juni 2004 seinen Arbeitsbericht für den Zeitraum
Januar bis Dezember 2003 vorgelegt (Arbeitsbericht 2003, herausgegeben von
der Geschäftsstelle des Akkreditierungsrates, Bonn, 2004). Trotz unbestreit-
barer Fortschritte im Verfahren und bei der Geschwindigkeit der Akkreditierung
neuer Studiengänge ist das System der Akkreditierung und Re-Akkreditierung
noch mit Unzulänglichkeiten behaftet, die der Bericht z. T. auch benennt, bzw.
die in der Konstruktion der Akkreditierung von Studiengängen in Deutschland
begründet liegen. Für eine Verbesserung der internationalen Wettbewerbsfähig-
keit des deutschen Hochschulstandortes müssen diese bestehenden Probleme
gelöst werden.
Am 13. Oktober 2004 erschien in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (FAZ)
ein Bericht über die Akzeptanz deutscher Bachelor- und Masterstudiengänge in
den USA und in Großbritannien. Nach diesem Bericht werden deutsche Bache-
lor-Studiengänge in den USA nicht anerkannt. Die Bemühungen Deutschlands,
die Vorgaben des Bologna-Prozesses zu erfüllen, seien in den USA praktisch un-
bekannt.

Wir fragen die Bundesregierung:
1. Wie beurteilt die Bundesregierung die Tatsache, dass die Akkreditierung in

Deutschland bislang auf keiner verlässlicheren Rechtsgrundlage als Be-
schlüssen der Kultusministerkonferenz (KMK) beruht (im Gegensatz zu ge-
setzlichen Grundlagen in mehreren anderen europäischen Ländern), was vom
Akkreditierungsrat selbst als „zunehmend negativ“ angesehen wird?

2. Welches Verfahren soll angewandt werden, wenn Hochschulen gegen eine
Versagung der Akkreditierung eines Studienganges klagen?

Drucksache 15/4005 – 2 – Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode

3. Ist die Bundesregierung der Ansicht, dass eine solche Rechtsgrundlage vom
Bund oder von den Ländern geschaffen werden sollte?
Wenn eine solche Rechtsgrundlage vomBund geschaffen werden sollte, wie
wären dann ihre Grundzüge?

4. Wie beurteilt die Bundesregierung die Neuregelung, dass seit dem Jahr 2003
nicht nur Bachelor- und Masterstudiengänge akkreditiert werden, sondern
auch neu eingerichtete Diplom- und Magisterstudiengänge hinsichtlich des
erhöhten Arbeitsaufwandes für den Akkreditierungsrat?

5. Hält die Bundesregierung es für zweckmäßig, dass der Akkreditierungsrat
seine Geschäftsstelle bei der KMK hat und von der KMK finanziert wird?

6. Welche Maßnahmen schlägt die Bundesregierung vor, um die Studien-
gänge, die nach den Strukturvorgaben der KMK besonderen Regelungen
vorbehalten bleiben (z. B. Lehramt, Medizin, Rechtswissenschaften), in die
Akkreditierung einzubeziehen?

7. Wie gedenkt die Bundesregierung das Ziel des Bologna-Prozesses, bis zum
Jahr 2010 flächendeckend – also auch für Medizin, Jura und Lehramts-
studiengänge – Bachelor- und Masterstudiengänge einzurichten, zu er-
reichen, wenn keine Akkreditierung erfolgt?

8. Hält die Bundesregierung den Vorschlag, Akkreditierung und Evaluation
von Studiengängen zu trennen, für sinnvoll?

9. Ist die Bundesregierung der Auffassung, dass sich das System der Akkredi-
tierung von Agenturen bewährt hat?

10. Welche Vorstellungen hat die Bundesregierung hinsichtlich einer Akkredi-
tierung ausländischer Agenturen?

11. Welche weiteren Vorschläge wird die Bundesregierung vorlegen, um die
Akkreditierung und Re-Akkreditierung von Studiengängen zu beschleuni-
gen?

12. Trifft es zu, dass deutsche Bachelor-Abschlüsse von vielen Hochschulen in
den USA nicht anerkannt werden, wie die „FAZ“ am 13. Oktober 2004
berichtet?

13. Sieht die Bundesregierung ein Problem darin, dass deutsche Bachelor-Ab-
schlüsse in der Regel in drei Jahren erworben werden, während Bachelor-
Abschlüsse in den USA, Australien und Kanada in der Regel in vier Jahren
erworben werden?

14. Wäre es aus Sicht der Bundesregierung sinnvoll, den deutschen Bachelor-
Abschluss in vier Jahren zu erwerben, auch vor dem Hintergrund des bis-
herigen deutschen Fachhochschulstudiums, das im Regelfall vierjährige
Studiengänge vorsieht?

15. Hat die Bundesregierung Erkenntnisse darüber, dass amerikanische Hoch-
schulen von deutschen Bewerbern einen Masterabschluss erwarten, bevor
diese zu einem amerikanischen Master-Studiengang zugelassen werden?

16. Sind der Bundesregierung Fälle bekannt, in denen ein deutscher Absolvent
eines Master-Studiengangs in den USA nicht zur Promotion zugelassen
wurde?

17. Ist die Bundesregierung der Ansicht, dass die in Deutschland akkreditierten
Bachelor- und Masterabschlüsse den amerikanischen Abschlüssen gleich-
wertig sind?

18. Wie beurteilt die Bundesregierung die Tatsache, dass die britische Regie-
rung 2001 einen Studienabschluss eingeführt hat, der noch unterhalb des
Bachelors liegt (Foundation Degree)?

Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 3 – Drucksache 15/4005

19. Wie beurteilt die Bundesregierung das in dem Artikel der „FAZ“ erwähnte
Ergebnis einer Befragung unter sechzig Hochschulen, nach dem 24 Prozent
der Befragten den Bologna-Prozess gar nicht kennen und 37 Prozent kaum
etwas damit anfangen können?

20. Wie gedenkt die Bundesregierung, die erheblichen Bemühungen des Bun-
des und der Länder, die Zielvorgaben des Bologna-Prozesses umzusetzen,
in den USA besser bekannt zu machen?

Berlin, den 19. Oktober 2004
Ulrike Flach
Cornelia Pieper
Daniel Bahr (Münster)
Rainer Brüderle
Angelika Brunkhorst
Ernst Burgbacher
Helga Daub
Jörg van Essen
Otto Fricke
Horst Friedrich (Bayreuth)
Rainer Funke
Hans-Michael Goldmann
Joachim Günther (Plauen)
Dr. Karlheinz Guttmacher
Dr. Christel Happach-Kasan
Klaus Haupt
Ulrich Heinrich
Birgit Homburger
Dr. Werner Hoyer
Michael Kauch
Hellmut Königshaus
Dr. Heinrich L. Kolb
Gudrun Kopp
Sibylle Laurischk
Harald Leibrecht
Ina Lenke
Sabine Leutheusser-Schnarrenberger
Günther Friedrich Nolting
Hans-Joachim Otto (Frankfurt)
Eberhard Otto (Godern)
Detlef Parr
Gisela Piltz
Dr. Hermann Otto Solms
Dr. Rainer Stinner
Jürgen Türk
Dr. Claudia Winterstein
Dr. Volker Wissing
Dr. Wolfgang Gerhardt und Fraktion

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