Bundesgerichtshof, Beschluss vom 11.01.2011, Az. 1 StR 648/10

1. Strafsenat | REWIS RS 2011, 10602

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Gegenstand

Gerichtsbesetzung bei Entscheidung über Haftfragen während der laufenden Hauptverhandlung


Tenor

Die Revision des Angeklagten gegen das Urteil des [X.] vom 8. Juli 2010 wird als unbegründet verworfen, da die Nachprüfung des Urteils auf Grund der [X.] keinen Rechtsfehler zum Nachteil des Angeklagten ergeben hat (§ 349 Abs. 2 [X.]).

Der Beschwerdeführer hat die Kosten des Rechtsmittels zu tragen.

Ergänzend bemerkt der Senat im Hinblick auf das [X.] vom 14. Dezember 2010:

Es kann dahinstehen, ob das angefochtene Urteil überhaupt darauf beruhen kann, dass über einen in der Hauptverhandlung gestellten Antrag auf Aufhebung des Haftbefehls die zuständige Kammer in einer nicht zutreffenden Besetzung entschieden hätte, weil insoweit weder Schuld- noch Strafausspruch betroffen sein können.

Jedoch liegt insoweit keine fehlerhafte Beschlussfassung vor; denn die Kammer hat über den [X.] in der zutreffenden Besetzung durch die drei Berufsrichter außerhalb der mündlichen Verhandlung entschieden (vgl. hierzu [X.], 6. Aufl., § 126 Rn. 10; ebenso Graf/[X.], [X.], § 126 [X.] Rn. 7 mwN). Der teilweise vertretenen Gegenauffassung, wonach es vom Zeitpunkt der jeweiligen Beschlussfassung abhängen soll, ob die Kammer in der Hauptverhandlungsbesetzung mit den [X.] oder außerhalb der Hauptverhandlung in der Besetzung nur mit drei Berufsrichtern entscheiden soll ([X.] NStZ-RR 2001, 347), kann nicht gefolgt werden, weil es ansonsten von Zufälligkeiten abhängen würde, welche Besetzung über einen entsprechenden Antrag zu entscheiden hätte. Darüber hinaus würde dann auch die Gefahr unterschiedlicher Mehrheitsverhältnisse für die Entscheidung ein- und derselben Haftfrage bestehen. Die hierdurch herbeigeführte Abhängigkeit vom Zeitpunkt der Antragstellung würde auch dem Gebot des gesetzlichen Richters zuwiderlaufen.

Auch der Ansicht, dass während einer laufenden Hauptverhandlung, selbst wenn diese nicht nur kurzfristig unterbrochen ist, immer die [X.] in der Hauptverhandlungsbesetzung zu entscheiden hat (vgl. [X.], [X.], 53. Aufl., § 126 Rn. 8), kann nicht gefolgt werden, weil gerade bei Entscheidungen außerhalb der Hauptverhandlung die beteiligten [X.] vielmals nicht erreichbar sind und im Gegensatz zu den Berufsrichtern nicht vertreten werden können, so dass in solchen Fällen die Gefahr erheblicher Verzögerungen gerade bei beschleunigt zu treffenden Haftentscheidungen bestünde. Daher ist über [X.] auch während einer laufenden Hauptverhandlung eines Amts- oder Landgerichts immer in der Besetzung der [X.] außerhalb der Hauptverhandlung zu entscheiden.

Dem steht nicht die Entscheidung [X.], Beschluss vom 30. April 1997 - 2 StB 4/97, [X.]St 43, 91 entgegen, weil diese nur die Entscheidungen der erstinstanzlich verhandelnden Strafsenate eines Oberlandesgerichts betrifft, welche auch in der Hauptverhandlung nur in der Besetzung mit Berufsrichtern entscheiden.

Das weitere [X.] ist offensichtlich unbegründet im Sinne von § 349 Abs. 2 [X.].

Nack                                        Wahl                                           Graf

                        [X.]                                          [X.]

Meta

1 StR 648/10

11.01.2011

Bundesgerichtshof 1. Strafsenat

Beschluss

Sachgebiet: StR

vorgehend LG München I, 8. Juli 2010, Az: 3 KLs 313 Js 42290/08, Urteil

§ 126 Abs 1 StPO, § 30 GVG, § 76 GVG

Zitier­vorschlag: Bundesgerichtshof, Beschluss vom 11.01.2011, Az. 1 StR 648/10 (REWIS RS 2011, 10602)

Papier­fundstellen: REWIS RS 2011, 10602

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Die hier dargestellten Entscheidungen sind möglicherweise nicht rechtskräftig oder wurden bereits in höheren Instanzen abgeändert.

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Referenzen
Wird zitiert von

5 StR 315/11

1 StR 648/10

2 Ws 185/18

3 StR 202/21

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