BT-Drucksache 18/8197

Proteste gegen und Übergriffe auf Flüchtlingsunterkünfte im ersten Quartal 2016

Vom 20. April 2016


Deutscher Bundestag Drucksache 18/8197
18. Wahlperiode 20.04.2016

Kleine Anfrage
der Abgeordneten Ulla Jelpke, Frank Tempel, Jan van Aken, Annette Groth,
Dr. André Hahn, Inge Höger, Andrej Hunko, Katrin Kunert, Petra Pau,
Martina Renner, Dr. Petra Sitte, Kathrin Vogler, Halina Wawzyniak und
der Fraktion DIE LINKE.

Proteste gegen und Übergriffe auf Flüchtlingsunterkünfte im ersten Quartal 2016

Rassistische Hetze gegen Flüchtlinge und Asylsuchende sind seit Jahren ein zen-
trales Thema der extremen Rechten und namentlich der Nationaldemokratischen
Partei Deutschlands (NPD). Immer wieder versuchen diese, Ressentiments und
Vorurteile gegen Flüchtlinge zu schüren, Proteste gegen geplante Unterkünfte zu
initiieren oder vorhandene Proteste in ihrem Sinne zu instrumentalisieren. Die
NPD knüpft damit an vorhandene rassistische Einstellungen in Teilen der Bevöl-
kerung an, wie sie u. a. in der Langzeitstudie „Deutsche Zustände“ (Heitmeyer
u. a.) nachgewiesen wurden.
Bürgerproteste gegen die Einrichtung von Flüchtlingsunterkünften, gegen die Be-
legung der Unterkünfte mit Flüchtlingen werden von der NPD oder anderen
neofaschistischen oder rechtspopulistischen Zusammenschlüssen und Parteien
zum Teil selbst initiiert und koordiniert, zum Teil versuchen sie es, sich an bereits
bestehende Bürgerinitiativen anzuschließen. Ziel ist es, sich so den Bürgerinnen
und Bürgern als Vertreter der wahren Volksinteressen zu empfehlen. Durch Ak-
tivitäten der extremen Rechten haben die Proteste gegen Flüchtlingsunterkünfte
massiv zugenommen.

Wir fragen die Bundesregierung:
1. An welchen Orten hat es nach Kenntnis der Bundesregierung im ersten Quar-

tal 2016 Proteste gegen die Unterbringung von Flüchtlingen vor geplanten
oder schon bestehenden Flüchtlingsunterkünften sowie vor Wohnungen, in
denen Flüchtlinge untergebracht werden, gegeben (bitte nach Bundeslän-
dern, Orten und Datum sowie Anzahl der Teilnehmer, auch wenn diese ge-
ringer als 20 ist, auflisten)?

2. In welchen der in der Antwort zu Frage 1 genannten Fälle geht die Bundes-
regierung davon aus, dass die Proteste maßgeblich von der NPD bzw. von
Kameradschaften oder anderen rechtsextremen Organisationen (bitte ange-
ben, um welche es sich handelte) initiiert und gesteuert wurden?

3. An welchen Orten hat sich die NPD, eine ihrer Unterorganisationen oder eine
andere rechtsextreme oder rechtspopulistische Gruppierung (welche) im ers-
ten Quartal 2016 an Protesten gegen geplante oder vorhandene Flüchtlings-
unterkünfte beteiligt (bitte jeweils unter Angabe von Ort und Datum)?

Drucksache 18/8197 – 2 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode
 

4. Zu wie vielen Straftaten kam es nach Kenntnis der Bundesregierung im Zu-
sammenhang mit diesen Protesten, und wie viele fallen davon nach Einschät-
zung der Sicherheitsbehörden in den Bereich der PMK-rechts (PMK – Poli-
tisch motivierte Kriminalität; bitte jeweils unter Angabe von Tatort, Tatda-
tum und Deliktgruppen auflisten)?

5. Zu wie vielen Überfällen, Anschlägen, Sachbeschädigungen, tätlichen An-
griffen auf
a) Flüchtlingsunterkünfte oder von Flüchtlingen bewohnte Wohnungen und
b) geplante bzw. im Bau befindliche Flüchtlingsunterkünfte
kam es nach Kenntnis der Bundesregierung im ersten Quartal 2016 (bitte die
Komplexe zu den Buchstaben a und b getrennt aufführen und nach Bundes-
ländern, Orten und Datum auflisten)?
Wie viele davon fallen nach Einschätzung der Sicherheitsbehörden in den
Bereich der PMK-rechts?

6. Wie stellt sich die Aufteilung nach den Buchstaben a und b in der Antwort
zu Frage 5 für das Jahr 2016 bisher dar?

7. Welche Delikte wurden in den in Frage 5 erfragten Fällen jeweils seit Jah-
resbeginn 2016 begangen (bitte möglichst genau pro Einzelfall aufführen,
was geschehen ist, unter Angabe verwendeter Waffen oder Gegenstände
bzw. direkter körperlicher Tätlichkeiten oder verbaler Bedrohungen)?

8. Welche Angaben kann die Bundesregierung jeweils zur Zahl der dabei ver-
letzten Personen (bitte zumindest nach Flüchtlingen und anderen und pro
Einzelfall untergliedern) sowie zur Art der Verletzung machen?

9. Welche Angaben kann die Bundesregierung jeweils zur Zahl der beteiligten
mutmaßlichen Täterinnen und Täter der einzelnen Fälle und zu deren politi-
schem Hintergrund machen (bitte mit Angabe des Tatdatums, Tatorts, De-
likts, der Anzahl der Ermittlungsverfahren, des politischen Hintergrunds der
Täterinnen und Täter aufschlüsseln)?

10. Zu welchen konkreten der in Frage 5 erfragten Taten seit Jahresbeginn 2016
konnten mutmaßliche Täter bzw. Täterinnen ermittelt werden, und zu wie
vielen dieser mutmaßlichen Täterinnen und Täter liegen Vorerkenntnisse im
Sinne der PMK-rechts vor?

11. Mit welchen der in den Antworten zu den Fragen 4 und 5 aufgeführten Fälle
hat sich das Gemeinsame Extremismus- und Terrorismusabwehrzentrum
(GETZ) im ersten Quartal 2016 befasst (bitte konkrete Fälle unter Angabe
von Tatdatum, Tatort und Delikt benennen)?

12. Mit welchen der in den Antworten zu den Fragen 4 und 5 aufgeführten Fälle
hat sich das Referat Rechtsextremismus beim Generalbundesanwalt (GBA)
befasst, und zu welchen Ergebnissen hat die Befassung beim GBA geführt?

13. Zu wie vielen Übergriffen, Tätlichkeiten und sonstigen Verstößen gegenüber
den Bewohnern und Bewohnerinnen ist es von Seiten des Sicherheitsperso-
nals in Flüchtlingsunterkünften im ersten Quartal 2016 nach Kenntnis der
Bundesregierung gekommen (bitte nach Orten, Datum, konkreten Verstößen
und Delikten sowie dem Stand der Ermittlungsverfahren auflisten)?

Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 3 – Drucksache 18/8197
 

14. Hat es zu den in den Fragen 1 bis 11 erfragten Sachverhalten Nachmeldun-
gen für das vierte Quartal 2015 gegeben, und wenn ja, welche Nachmeldun-
gen hat es im Einzelnen gegeben (bitte konkrete Einzelfälle aufführen)?

Berlin, den 20. April 2016

Dr. Sahra Wagenknecht, Dr. Dietmar Bartsch und Fraktion

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