BT-Drucksache 18/7742

Situation von Berufsrückkehrenden

Vom 25. Februar 2016


Deutscher Bundestag Drucksache 18/7742
18. Wahlperiode 25.02.2016

Kleine Anfrage
der Abgeordneten Brigitte Pothmer, Beate Müller-Gemmeke, Corinna Rüffer,
Dr. Thomas Gambke, Sven-Christian Kindler und der
Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Situation von Berufsrückkehrenden

Viele Studien zeigen, dass insbesondere Frauen nach einer familienbedingten Er-
werbspause – nach der Geburt eines oder mehrerer Kinder oder wegen der Pflege
von Angehörigen – im Vergleich zu ihrer vorherigen Berufstätigkeit und im Ver-
gleich zu allen anderen Arbeitnehmern weniger Stunden und bedeutend seltener
in Vollzeit tätig arbeiten. Dies geht oft einher mit späteren Verdiensteinbußen
gegenüber Männern und trägt somit sowohl zum durchschnittlichen Gen-
der Pay Gap von 22 Prozent als auch zum Gender Pension Gap, der im Jahr 2014
bei 43 Prozent lag (vgl. WZB-Mitteilungen Nummer 149, September 2015) bei.
Prognosen verschiedener Institute sagen für die Zukunft eine deutliche Zuspit-
zung des Fachkräfteengpasses voraus. So werden im Jahr 2025 mehrere Millio-
nen Menschen weniger als heute dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen, falls
nicht aktiv gegengesteuert wird. Nach Ansicht der Bundesagentur für Arbeit birgt
die Erhöhung des Arbeitsvolumens von Frauen ein Gesamtpotenzial von 0,7 bis
2,1 Millionen Vollzeitäquivalenten. Ein schnellerer Wiedereinstieg mit höherer
Stundenzahl von Frauen nach familienbedingten Erwerbspausen ist also sowohl
im Interesse vieler Frauen als auch im Interesse der Gesamtgesellschaft. Um be-
stehende geschlechtsspezifische Nachteile im Ausbildungs- und Arbeitsmarkt zu
überwinden, wurde im Zweiten und Dritten Buch Sozialgesetzbuch die Aufgabe
der Gleichstellung und Chancengleichheit in der Arbeitsförderung verankert.

Wir fragen die Bundesregierung:
1. Wie viele Berufsrückkehrende waren in den Jahren 2010 bis 2015 jeweils

arbeitslos gemeldet, und wie viele Berufsrückkehrende waren darüber hinaus
als arbeitsuchend gemeldet (bitte jeweils nach Rechtskreisen, Geschlecht
und nach Ost- und Westdeutschland differenziert darstellen)?

2. Wie hoch war in den Jahren 2010 bis 2015 jeweils der Anteil von Berufs-
rückkehrenden an allen Arbeitslosen (bitte nach Rechtskreisen getrennt dar-
stellen)?

3. Wie lange waren Berufsrückkehrende in den Jahren 2010 bis 2015 durch-
schnittlich arbeitslos gemeldet, und wie hoch war die Vermittlungsquote?

Drucksache 18/7742 – 2 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode
 

4. Welche Berufsqualifikationen (Berufsausbildung, Fachschule, Fachhoch-
schule, Hochschule, keine oder andere Ausbildung) wiesen die bei den Agen-
turen und Jobcenter gemeldeten Berufsrückkehrenden im Jahr 2015 jeweils
auf (bitte nach Rechtskreisen, Geschlecht, Ost- und Westdeutschland diffe-
renziert darstellen; wenn für das Jahr 2015 noch keine Daten vorliegen, bitte
auf die aktuellsten Daten zurückgreifen)?

5. Wie verteilten sich die arbeitslosen Berufsrückkehrenden im Jahr 2015 auf
die Altersklassen bis 25, 26 bis 30, 31 bis 35, 36 bis 40, 41 bis 45 Jahre,
46 Jahre und älter (wenn für das Jahr 2015 noch keine Daten vorliegen, bitte
auf die aktuellsten zurückgreifen)?

6. In welchem Umfang haben Berufsrückkehrende in den Jahren 2010 bis 2015
jeweils von welchen Angeboten der Arbeitsförderung profitiert (bitte nach
Rechtskreisen und Instrumenten getrennt, in absoluten Zahlen und als Anteil
an allen Arbeitslosen darstellen)?

7. Wie hoch ist jeweils in den Jahren 2010 bis 2015 die Aktivierungsquote von
Berufsrückkehrenden gewesen (bitte im Vergleich zur allgemeinen Aktivie-
rungsquote und nach Rechtskreisen getrennt ausweisen)?

8. Welche Erkenntnisse hat die Bundesregierung über den Anteil von Berufs-
rückkehrenden, die vor der Erwerbsunterbrechung
a) arbeitslos bzw. nicht erwerbstätig,
b) erwerbstätig,
c) Vollzeit beschäftigt,
d) Teilzeit über 20 Stunden pro Woche beschäftigt,
e) Teilzeit bis 20 Stunden pro Woche beschäftigt,
f) geringfügig beschäftigt,
g) in einer Ausbildung,
h) selbstständig
waren?

9. Welche Erkenntnisse hat die Bundesregierung über die Dauer der Erwerbs-
unterbrechung der Berufsrückkehrenden (bitte für die Zeiträume bis zu ei-
nem, zwei, drei, fünf, zehn und mehr als zehn Jahren, nach Rechtskreisen
und Geschlecht differenziert darstellen)?

10. Welche Erkenntnisse hat die Bundesregierung über die Dauer der Erwerbs-
unterbrechung von Berufsrückkehrenden differenziert nach Berufen und
Qualifikation, und welche Entwicklungen lassen sich bezüglich der Dauer
der Erwerbsunterbrechungen von Berufsrückkehrenden in den letzten
20 Jahren feststellen?

11. Welche Erkenntnisse hat die Bundesregierung über den Anteil von Berufs-
rückkehrenden, die nach der Erwerbsunterbrechung
a) dauerhaft erwerbstätig,
b) Vollzeit beschäftigt,
c) Teilzeit über 20 Stunden pro Woche beschäftigt,
d) Teilzeit bis zu 20 Stunden pro Woche beschäftigt,

Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 3 – Drucksache 18/7742
 

e) geringfügig beschäftigt,
f) in einer Ausbildung,
g) selbstständig,
h) aus anderen Gründen aus der Arbeitsvermittlung abgemeldet
sind?

12. Welche Erkenntnisse hat die Bundesregierung über die Arbeitszeitwünsche
von Berufsrückkehrenden und die später tatsächlich realisierten Arbeitszei-
ten?

13. Wie hoch ist nach Einschätzung der Bundesregierung die Anzahl von Perso-
nen in der sog. Stillen Reserve jeweils in den Jahren 2010 bis 2015, und wel-
cher Anteil davon sind Personen mit minderjährigen Kindern (bitte nach Ge-
schlecht getrennt darstellen)?

14. Beabsichtigt die Bundesregierung, die positiven Erkenntnisse aus dem Mo-
dell „Perspektive Wiedereinstieg“ über die Regelförderung der beiden
Rechtskreise für alle Berufsrückkehrenden – auch geringer Qualifizierten –
nutzbar zu machen?

15. Welche Auswirkungen verspricht sich die Bundesregierung von der geplan-
ten Erweiterung der freiwilligen Arbeitslosenweiterversicherung für Erzie-
hende (vgl. Entwurf des Gesetzes zur Stärkung der beruflichen Weiterbil-
dung und des Versicherungsschutzes in der Arbeitslosenversicherung) auf
Berufsrückkehrende?

16. Welche Maßnahmen plant die Bundesregierung darüber hinaus, um Berufs-
rückkehrenden den Wiedereinstieg in den Beruf zu erleichtern?

Berlin, den 23. Februar 2016

Katrin Göring-Eckardt, Dr. Anton Hofreiter und Fraktion

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