BT-Drucksache 18/6252

Toxische Wirkung durch panzerbrechenden Munition der Bundeswehr

Vom 2. Oktober 2015


Deutscher Bundestag Drucksache 18/6252
18. Wahlperiode 02.10.2015

Kleine Anfrage
der Abgeordneten Inge Höger, Jan van Aken, Christine Buchholz, Annette Groth,

Andrej Hunko, Katrin Kunert, Niema Movassat, Dr. Alexander S. Neu,

Kathrin Vogler, Harald Weinberg und der Fraktion DIE LINKE.

Toxische Wirkung der panzerbrechenden Munition der Bundeswehr

Der Einsatz von Uranmunition in militärischen Auseinandersetzungen, v. a. zum
Brechen von Panzern, ist immer wieder Gegenstand der öffentlichen Diskussion,
auch im Deutschen Bundestag (z. B. Bundestagsdrucksache 18/4218). Die Bun-
desregierung lehnt es zwar bislang ab, Uranmunition trotz ihrer radiotoxischen
Langzeitwirkung international ächten zu wollen. Die Bundeswehr verfügt aber
über keine eigene Uranmunition.

Stattdessen benutzt sie Wuchtgeschosse mit Wolframkern zum Panzerbrechen.
Auch Wolfram kann Krebstumore auslösen (www.spiegel.de/wissenschaft/
mensch/uran-ersatz-wolfram-geschosse-loesen-krebs-aus-a-41986.html).

In der Zivilgesellschaft sind Themen, wie die Folgen des Einsatzes bestimmter
Munitionsarten, von großem Interesse. Verschiedene deutsche Nichtregierungs-
organisationen, wie z. B. die Internationale Koalition zum Verbot von Uranwaf-
fen (ICBUW), die Juristen gegen Atomwaffen (IALANA) sowie die Ärzte für die
Verhütung des Atomkrieges (IPPNW) engagieren sich im „Aktionsbündnis gegen
Umweltzerstörung durch Krieg“ (ABUK; https://cooptv.wordpress.com/2012/
10/18/deutsche-ngos-grunden-aktionsbundnis-gegen-umweltzerstorung-durch-
krieg/), das sich auch mit der toxischen Wirkung von Wolfram und anderen
Schwermetallen beschäftigt.

Wir fragen die Bundesregierung:

1. Über welche Typen panzerbrechender Munition verfügt die Bundeswehr?

2. Woraus bestehen die einzelnen Teile der panzerbrechenden Munition der
Bundeswehr?

3. Ist in der panzerbrechenden Munition der Bundeswehr Cobalt enthalten?

Wenn ja, welche Kenntnisse hat die Bundesregierung über die Gefahren des
Cobalteinsatzes für Soldatinnen und Soldaten, die mit der entsprechenden
Munition in Kontakt kommen, für die Umwelt sowie für die Zivilbevölke-
rung im Einsatzgebiet?

4. Welche Herkunft haben die Bestandteile der panzerbrechenden Munition der
Bundeswehr (bitte detailliert nach Unternehmen und Produktionsstätte auf-
listen)?

5. Kann die Bundesregierung ausschließen, dass der Einsatz von Wolframge-
schossen und anderer panzerbrechender Munition eine toxische Langzeitwir-
kung am Einsatzort hat?

Drucksache 18/6252 – 2 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode

6. An welchen Orten und in welchen Einsätzen wurde seit dem Jahr 1999 Wolf-
ram oder andere panzerbrechende Munition durch die Bundeswehr einge-
setzt?

7. Welche Kenntnisse hat die Bundesregierung über eventuelle gesundheitliche
Gefährdungen der Zivilbevölkerung und der Soldatinnen und Soldaten der
Bundeswehr durch den Einsatz von Wolframgeschossen oder anderer pan-
zerbrechender Munition?

8. Welche Untersuchungen wurden nach dem Einsatz von Wolfram oder ande-
rer panzerbrechender Munition an den Einsatzorten durch die Bundeswehr
seit dem Jahr 1999 hinsichtlich Umweltschäden und Gesundheitsgefährdun-
gen für die Zivilbevölkerung durchgeführt?

9. Welche Kenntnisse hat die Bundesregierung über die Entwicklung der
Krebsrate an den Orten, an denen die Bundeswehr Wolframgeschosse oder
andere panzerbrechende Munition eingesetzt hat?

10. Welche Sicherheitsvorkehrungen trifft die Bundeswehr für Soldatinnen und
Soldaten, die mit Wolfram oder anderer panzerbrechender Munition in Kon-
takt kommen?

11. Welche Konsequenzen zieht die Bundesregierung aus der bereits im
Jahr 2003 ausgegebenen Warnung des Radiobiology Research Institute der
US-Armee, wonach kleine Wolframbruchstücke im menschlichen Körper
Tumoren verursachen könnten (www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/uran-
ersatz-wolfram-geschosse-loesen-krebs-aus-a-341986.html)?

Berlin, den 1. Oktober 2015

Dr. Gregor Gysi und Fraktion

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