BT-Drucksache 18/406

Adventure-Camp der Bundeswehr

Vom 30. Januar 2014


Deutscher Bundestag Drucksache 18/406
18. Wahlperiode 30.01.2014
Kleine Anfrage
der Abgeordneten Ulla Jelpke, Christine Buchholz, Sevim Dağdelen,
Nicole Gohlke, Annette Groth, Heike Hänsel, Dr. Rosemarie Hein, Inge Höger,
Andrej Hunko, Katrin Kunert, Stefan Liebich, Dr. Alexander S. Neu, Dr. Petra Sitte,
Frank Tempel, Kathrin Vogler, Jörn Wunderlich und der Fraktion DIE LINKE.

Adventure Camp der Bundeswehr

Vom 14. bis 18. Februar 2014 veranstaltet die Bundeswehr ein so genanntes
Adventure Camp auf einer Berghütte der Bundeswehr in den Chiemgauer
Alpen. Der Kreis der Teilnehmerinnen und Teilnehmer beschränkt sich auf
16- bis 19-jährige, mithin also auf Personen, die potenziell für eine zeitnahe
Rekrutierung zum Dienst als freiwillig Wehrdienstleistende bzw. Zeitsoldaten
infrage kommen. „Natürlich gibt es aber auch viele Informationen zur Bundes-
wehr, zu den Gebirgsjägern und zum Soldatenberuf“, heißt es auf der Homepage
des Campus (www.bw-adventure-camps.de/infos).
Die Bewerbung dieses Camps verspricht Spaß und Sport. So heißt es auf der ent-
sprechenden Homepage der Bundeswehr: „Liebst du die Herausforderung?
Willst du zeigen, was in dir steckt? Bist du ein Team-Player? […] Hoch in den
Chiemgauer Alpen dreht sich alles um Klettern, Bergsteigen und Wintersport.
Im Team sollt ihr Aufgaben lösen und eure Fitness unter Beweis stellen.“
Die Fragestellerinnen und Fragesteller halten ein solches „jugendgerechtes“
Marketing in Zusammenhang mit der Werbung für die Bundeswehr, bei der es
letztlich um die Vorbereitung auf Auslandseinsätze mit dem Risiko, dort zu töten
bzw. getötet, verletzt oder traumatisiert zu werden, für unangemessen. Zwar
heißt es auf der Homepage auch, es sei „erwünscht“, kritische Fragen beispiels-
weise zu den Auslandseinsätzen zu stellen, im Vordergrund steht aber klar die
Bewerbung eines „Trainingscamps“: „Ich fahre gerne Ski und Snowboard und
bin schon gespannt auf den Wettkampf im Schnee“, wird die Teilnehmerin eines
Vorabtreffens zitiert (www.treff.bundeswehr.de).
Das Camp wird auch von der Jugendzeitschrift „BRAVO“ beworben, die auf
ihrer Internetpräsenz einen „Test“ bereithält, ob man für das Camp „fit“ sei
(www.bravosport.de/specials/bw-adventure-camps/test-bist-du-fit-fuer-die-bw-
adventure-camps). Bemerkenswert an diesem Test ist, dass das Testergebnis
– selbst bei null Punkten gleich absoluter Unsportlichkeit – die Aufforderung
enthält: „Bewirb dich jetzt“.

Wir fragen die Bundesregierung:
1. Wie viele Jugendliche haben sich zur Teilnahme am Adventure Camp bewor-

ben?
2. Wie viele Jugendliche wurden aus dieser Menge heraus zur Teilnahme einge-

laden, und nach welchen Kriterien erfolgte die Auswahl (bitte nach Ge-
schlecht und Alter detailliert angeben)?
Wer hat die Auswahl konkret vorgenommen?

Drucksache 18/406 – 2 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode
3. Wie war die Zusammenarbeit mit der Jugendzeitschrift „BRAVO“ ausgelegt,
und worin bestand sie im Einzelnen?
a) Inwiefern war die Bundeswehr an der Konzeption des beschriebenen „Fit-

nesstests“ auf der Homepage der Jugendzeitschrift „BRAVO“ beteiligt?
b) Hält es die Bundesregierung für angemessen, einen solchen „Test“ zu ver-

anstalten, der ohnehin alle teilnehmenden Jugendlichen ungeachtet ihrer
Selbstangaben zu ihrer sportlichen Leistungsfähigkeit auffordert, sich zu
bewerben?

4. Welche Kosten waren mit Bewerbung, Vorbereitung und Durchführung des
Adventure Camps verbunden (bitte detailliert angeben)?

5. Welche Kooperationspartner und Unternehmen waren bzw. sind mit jeweils
welchen Beiträgen mit dem Adventure Camp befasst, und welche Kosten wa-
ren damit für den Bund jeweils verbunden?

6. Welche Maßnahmen hat die Bundeswehr getroffen, um es den Jugendlichen
zu ermöglichen, wie auf www.treff.bundeswehr.de angekündigt, sich „ein ei-
genes und ausgewogenes Bild über die Bundeswehr“ zu machen, und ist die
Annahme der Fragestellerinnen und Fragesteller richtig, dass dazu nicht die
Einladung externer, etwa aus der Friedensbewegung kommender Personen
gehört, sondern eine Unterrichtung über die Bundeswehr ausschließlich
durch Soldatinnen und Soldaten erfolgte?
a) Wie viele Soldatinnen und Soldaten waren bzw. werden insgesamt bzw.

sind in der Vorbereitung und Durchführung des Adventure Camps einbe-
zogen?

b) Ist die Bundesregierung der Auffassung, die Jugendlichen könnten sich
ein „ausgewogenes Bild über die Bundeswehr“ machen, wenn die Infor-
mation ausschließlich durch Bundeswehrangehörige erfolgt?

c) Wie viele Soldatinnen und Soldaten waren bzw. sind speziell dafür vorge-
sehen, „offen und ehrlich ihre persönlichen Erfahrungen“ mitzuteilen, und
nach welchen Kriterien wurden diese Soldatinnen und Soldaten ausge-
sucht (bitte jeweils Dienstgrad, Alter und Geschlecht angeben)?

d) Wie viele dieser Soldatinnen und Soldaten
– waren in der Vergangenheit bzw. sind gegenwärtig Jugendoffiziere

oder Karriereberater,
– haben Kurse bei der Akademie für Information und Kommunikation

besucht,
– verfügen über eigene Erfahrungen im Auslandseinsatz?

7. Welchen inhaltlichen und zeitlichen Stellenwert nimmt die Werbung für den
„Arbeitgeber“ Bundeswehr beim Adventure Camp ein, und in welcher Form
erfolgt sie (etwa Vorträge, Seminare usw.)?

8. Welche Informationen über die gastgebende Truppe, in diesem Fall die Ge-
birgsjäger, wird den Jugendlichen vermittelt, und inwiefern gehört hierzu
auch die Darstellung der Verbrechen, die die Gebirgstruppe während des
Zweiten Weltkrieges begangen hatte, und die Traditionspolitik der Gebirgs-
jäger nach dem Zweiten Weltkrieg?

9. Nach welchen Kriterien wurden die 13 Teilnehmerinnen und Teilnehmer des
„Trainingscamps“ am 11. und 12. Januar 2014 in Bad Reichenhall ausge-
wählt?
Falls es weitere solcher Trainingscamps gegeben hat, wie viele Jugendliche
haben sich daran jeweils beteiligt?

Berlin, den 30. Januar 2014

Dr. Gregor Gysi und Fraktion

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