BT-Drucksache 17/5865

1. zu dem Antrag der Abgeordneten René Röspel, Priska Hinz (Herborn), Dr. Petra Sitte, Kerstin Andreae und weiterer Abgeordneter -17/1806- Einrichtung eines Parlamentarischen Beirats zu Fragen der Ethik (Ethikbeirat) 2. zu der Unterrichtung durch den Parlamentarischen Beirat zu Fragen der Ethik insbesondere in den Lebenswissenschaften (Ethikbeirat) -16/13780, 17/790 Nr. 47- Bericht über die Arbeit des Ethikbeirats (Berichtszeitraum 23. April 2008 bis 17. Juni 2009) 3. zu der Unterrichtung durch den Deutschen Ethikrat -17/1540, 17/3737 Nr. 1- Jahresbericht 2009 4. zu der zu der Unterrichtung durch den Deutschen Ethikrat -16/12510, 17/790 Nr. 46- Jahresbericht 2008

Vom 18. Mai 2011


Deutscher Bundestag Drucksache 17/5865
17. Wahlperiode 18. 05. 2011

Beschlussempfehlung und Bericht
des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung
(18. Ausschuss)

1. zu dem Antrag der Abgeordneten René Röspel, Priska Hinz (Herborn),
Dr. Petra Sitte, Kerstin Andreae, Ingrid Arndt-Brauer, Rainer Arnold,
Sabine Bätzing-Lichtenthäler, Heinz-Joachim Barchmann, Doris Barnett,
Dr. Hans-Peter Bartels, Klaus Barthel, Sören Bartol, Dr. Dietmar Bartsch,
Bärbel Bas, Marieluise Beck (Bremen), Volker Beck (Köln), Dirk Becker,
Uwe Beckmeyer, Cornelia Behm, Herbert Behrens, Birgitt Bender, Lothar
Binding (Heidelberg), Matthias W. Birkwald, Gerd Bollmann, Alexander Bonde,
Klaus Brandner, Willi Brase, Bernhard Brinkmann (Hildesheim), Marco Bülow,
Edelgard Bulmahn, Ulla Burchardt, Martin Burkert, Roland Claus,
Viola von Cramon-Taubadel, Petra Crone, Dr. Peter Danckert, Ekin Deligöz,
Martin Dörmann, Elvira Drobinski-Weiß, Garrelt Duin, Sebastian Edathy,
Siegmund Ehrmann, Dr. h. c. Gernot Erler, Petra Ernstberger, Karin Evers-Meyer,
Hans-Josef Fell, Elke Ferner, Gabriele Fograscher, Dr. Edgar Franke,
Dagmar Freitag, Peter Friedrich, Sigmar Gabriel, Dr. Thomas Gambke,
Kai Gehring, Michael Gerdes, Martin Gerster, Iris Gleicke, Günter Gloser,
Katrin Göring-Eckardt, Hans-Michael Goldmann, Ulrike Gottschalck,
Angelika Graf (Rosenheim), Michael Groschek, Michael Groß, Annette Groth,
Wolfgang Gunkel, Hans-Joachim Hacker, Bettina Hagedorn, Klaus Hagemann,
Michael Hartmann (Wackernheim), Britta Haßelmann, Hubertus Heil (Peine),
Dr. Rosemarie Hein, Rolf Hempelmann, Dr. Barbara Hendricks,
Bettina Herlitzius, Winfried Hermann, Gustav Herzog, Gabriele Hiller-Ohm,
Petra Hinz (Essen), Ulrike Höfken, Dr. Eva Högl, Bärbel Höhn, Dr. Barbara Höll,
Ingrid Hönlinger, Frank Hofmann (Volkach), Dr. Anton Hofreiter, Thilo Hoppe,
Christel Humme, Dr. Lukrezia Jochimsen, Josip Juratovic, Oliver Kaczmarek,
Johannes Kahrs, Dr. h. c. Susanne Kastner, Uwe Kekeritz, Ulrich Kelber,
Katja Keul, Memet Kilic, Sven-Christian Kindler, Katja Kipping,
Maria Klein-Schmeink, Lars Klingbeil, Hans-Ulrich Klose, Ute Koczy,
Tom Koenigs, Fritz Rudolf Körper, Dr. Bärbel Kofler, Daniela Kolbe (Leipzig),
Sylvia Kotting-Uhl, Anette Kramme, Nicolette Kressl, Oliver Krischer,
Angelika Krüger-Leißner, Agnes Krumwiede, Stephan Kühn, Renate Künast,
Fritz Kuhn, Ute Kumpf, Katrin Kunert, Markus Kurth, Undine Kurth (Quedlinburg),
Christine Lambrecht, Christian Lange (Backnang), Dr. Karl Lauterbach,

Caren Lay, Monika Lazar, Sabine Leidig, Steffen-Claudio Lemme, Ralph Lenkert,
Burkhard Lischka, Gabriele Lösekrug-Möller, Ulla Lötzer, Dr. Erwin Lotter,
Kirsten Lühmann, Nicole Maisch, Agnes Malczak, Caren Marks, Katja Mast,
Hilde Mattheis, Petra Merkel (Berlin), Ullrich Meßmer, Dr. Matthias Miersch,
Kornelia Möller, Kerstin Müller (Köln), Beate Müller-Gemmeke, Franz Müntefering,
Dr. Rolf Mützenich, Andrea Nahles, Wolfgang Neskovic, Ingrid Nestle,

Drucksache 17/5865 – 2 – Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode

Dietmar Nietan, Manfred Nink, Thomas Nord, Dr. Konstantin von Notz,
Omid Nouripour, Aydan Özog˘uz, Thomas Oppermann, Holger Ortel,
Friedrich Ostendorff, Dr. Hermann Ott, Petra Pau, Heinz Paula, Lisa Paus,
Johannes Pflug, Richard Pitterle, Joachim Poß, Brigitte Pothmer,
Dr. Wilhelm Priesmeier, Florian Pronold, Dr. Sascha Raabe, Mechthild Rawert,
Gerold Reichenbach, Dr. Carola Reimann, Ingrid Remmers, Sönke Rix,
Tabea Rößner, Dr. Ernst Dieter Rossmann, Karin Roth (Esslingen), Michael Roth
(Heringen), Marlene Rupprecht (Tuchenbach), Krista Sager, Manuel Sarrazin,
Anton Schaaf, Axel Schäfer (Bochum), Paul Schäfer (Köln), Elisabeth
Scharfenberg, Christine Scheel, Bernd Scheelen, Dr. Hermann Scheer,
Dr. Gerhard Schick, Marianne Schieder (Schwandorf), Werner Schieder (Weiden),
Dr. Frithjof Schmidt, Ulla Schmidt (Aachen), Silvia Schmidt (Eisleben),
Carsten Schneider (Erfurt), Olaf Scholz, Ottmar Schreiner, Swen Schulz
(Spandau), Ewald Schurer, Frank Schwabe, Dr. Angelica Schwall-Düren,
Dr. Martin Schwanholz, Rolf Schwanitz, Stefan Schwartze, Kathrin Senger-Schäfer,
Dr. Carsten Sieling, Sonja Steffen, Peer Steinbrück, Dorothea Steiner,
Kersten Steinke, Dr. Frank-Walter Steinmeier, Christoph Strässer,
Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn, Hans-Christian Ströbele, Sabine Stüber,
Kerstin Tack, Dr. Harald Terpe, Dr. h. c. Wolfgang Thierse, Franz Thönnes,
Wolfgang Tiefensee, Markus Tressel, Jürgen Trittin, Alexander Ulrich,
Rüdiger Veit, Kathrin Vogler, Ute Vogt, Dr. Marlies Volkmer, Daniela Wagner,
Harald Weinberg, Andrea Wicklein, Heidemarie Wieczorek-Zeul, Wolfgang
Wieland, Dr. Valerie Wilms, Josef Philip Winkler, Waltraud Wolff (Wolmirstedt),
Jörn Wunderlich, Uta Zapf, Dagmar Ziegler, Manfred Zöllmer, Brigitte Zypries
– Drucksache 17/1806 –

Einrichtung eines Parlamentarischen Beirats zu Fragen der Ethik (Ethikbeirat)

2. zu der Unterrichtung durch den Parlamentarischen Beirat zu Fragen der Ethik
insbesondere in den Lebenswissenschaften (Ethikbeirat)
– Drucksachen 16/13780, 17/790 Nr. 47 –

Bericht über die Arbeit des Ethikbeirats
(Berichtszeitraum: 23. April 2008 bis 17. Juni 2009)

3. zu der Unterrichtung durch den Deutschen Ethikrat
– Drucksachen 17/1540, 17/3737 Nr. 1 –

Jahresbericht 2009

4. zu der Unterrichtung durch den Deutschen Ethikrat
– Drucksachen 16/12510, 17/790 Nr. 46 –
Jahresbericht 2008

Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 3 – Drucksache 17/5865

A. Problem

Zu Nummer 1

Gesetzgeberische Initiativen im Bereich der Lebenswissenschaften (z. B.
Stammzellforschung, Organspende, Sterbehilfe, Allokation knapper Ressourcen
im Gesundheitswesen) erfordern in deren Vorfeld und auch während der parla-
mentarischen Beratung einen intensiven Austausch zwischen Wissenschaft,
Öffentlichkeit und Politik. In der 14. und 15. Wahlperiode hat der Bundestag
hierfür jeweils eine Enquete-Kommission zu Ethik und Recht der modernen Me-
dizin eingerichtet. Im Verlauf der 16. Wahlperiode – am 1. August 2007 – ist das
Gesetz zur Einrichtung des Deutschen Ethikrates (Ethikratgesetz) in Kraft getre-
ten. Dieser Sachverständigenrat wurde durch den mit Bundestagsbeschluss vom
26. April 2007 eingesetzten Ethikbeirat ergänzt. Der Ethikbeirat sollte als parla-
mentarisches Begleitgremium der Verzahnung und Zusammenführung von ethi-
scher Sachkompetenz und parlamentarischer Arbeit dienen. Es ist zu klären,
welcher institutionelle Rahmen für die Zusammenarbeit zwischen dem Deut-
schen Ethikrat und dem Deutschen Bundestag in der laufenden 17. Wahlperiode
geschaffen werden soll, und wie sich der Deutsche Bundestag der Aufgabe eines
umfassenden gesellschaftlichen und politischen Diskurses zu ethischen Fragen
der Lebenswissenschaften stellt.

Zu Nummer 2

Der Ethikbeirat hat in der vergangenen Wahlperiode einen Bericht über seine
Arbeit für den Zeitraum vom 23. April 2008 bis 17. Juni 2009 vorgelegt. In dem
Bericht werden die Grundlagen seiner Arbeit, die Zusammenarbeit mit dem
Deutschen Ethikrat, das Selbstverständnis und die Arbeitsweise des Ethikbeirats
sowie die wesentlichen Themenfelder, mit denen er sich näher befasst hat (u. a.
Synthetische Biologie, Chimären- und Hybridbildung, Nanotechnologie), dar-
gestellt.

Zu Nummer 3

Der Deutsche Ethikrat gibt in seinem Jahresbericht 2009 einen Überblick über
die Themen, mit denen er sich im Jahr 2009 schwerpunktmäßig befasst hat:
Anonyme Kindesabgabe, Biobanken, Chimären- und Hybridforschung und
Ressourcenallokation im Gesundheitswesen; berichtet wird auch, dass er im
November 2009 seine erste Stellungnahme zum Problem der anonymen Kindes-
abgabe vorgelegt hat. Daneben sind auch öffentliche Sitzungen und weitere Ver-
anstaltungen zur Förderung des gesellschaftlichen Diskurses sowie internatio-
nale Initiativen und Kontakte Gegenstand des Berichts.

Zu Nummer 4

Der Jahresbericht 2008 des Deutschen Ethikrates dokumentiert dessen Tätigkeit
von seiner Konstituierung im April 2008 bis zum Jahresende 2008. Neben den
Themen, zu denen Arbeitsgruppen eingerichtet bzw. beschlossen wurden (Ano-
nyme Geburt/Babyklappe, Biobanken, Chimären- und Hybridforschung, Res-
sourcenallokation im Gesundheits- und Sozialwesen und Ernährung), wird die
Alten- und Behindertenhilfe als weiteres Thema dargestellt. Daneben sind die
Arbeitsweise des Ethikrates sowie die ersten internationalen Initiativen und
Kontakte Gegenstand des Berichts.

B. Lösung

Zu den Nummern 1 bis 4
Im Antrag auf Drucksache 17/1806 fordern die Antragsteller die erneute Ein-
richtung eines parlamentarischen Ethikbeirats, der sich aus 18 ordentlichen und

Drucksache 17/5865 – 4 – Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode

18 stellvertretenden Mitgliedern zusammensetzen soll. Hierbei soll eine Paral-
lelbefassung von Themen im Deutschen Ethikrat und im Ethikbeirat vermieden
werden. Dem Beirat soll es u. a. ermöglicht werden, im Wege der Selbstbe-
fassung Schwerpunkte für eine eingehendere Beratung von Themen zu setzen,
die ethische Fragen betreffen.

Ablehnung des Antrags auf Drucksache 17/1806 in Kenntnis der Unterrich-
tungen auf Drucksachen 16/13780, 17/1540 und 16/12510 mit den Stimmen
der Fraktionen der CDU/CSU und FDP gegen die Stimmen der Fraktionen
SPD, DIE LINKE. und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN.

C. Alternativen

Annahme des Antrags auf Drucksache 17/1806 in Kenntnis der Unterrichtungen
auf Drucksachen 16/13780, 17/1540 und 16/12510.

D. Kosten

Kosten wurden im Ausschuss nicht erörtert.

Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 5 – Drucksache 17/5865

Beschlussempfehlung

In Kenntnis der Unterrichtungen auf Drucksachen 16/13780, 17/1540 und
16/12510 wolle der Bundestag beschließen,

den Antrag auf Drucksache 17/1806 abzulehnen.

Berlin, den 1. Dezember 2010

Der Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung

Ulla Burchardt
Vorsitzende

Dr. Thomas Feist
Berichterstatter

René Röspel
Berichterstatter

Dr. Martin Neumann (Lausitz)
Berichterstatter

Dr. Petra Sitte
Berichterstatterin

Priska Hinz (Herborn)
Berichterstatterin

Die Antragsteller weisen in dem Antrag auf Drucksache
● der Beirat kann sich im Wege der Selbstbefassung

Schwerpunkte für eine eingehendere Beratung, die ethi-

17/1806 darauf hin, dass die rasante Entwicklung in Natur-
wissenschaften und Medizin immer wieder neue ethische
Fragen aufwerfe, die nur auf der Grundlage eines umfassen-
den gesellschaftlichen und politischen Diskurses beantwor-

sche Fragen betreffen, wählen und dem jeweils fachlich
zuständigen Ausschuss des Deutschen Bundestages in
Berichten und Empfehlungen zur Beratung vorlegen.
Hierzu kann der Ethikbeirat insbesondere Anhörungen
Drucksache 17/5865 – 6 – Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode

Bericht der Abgeordneten Dr. Thomas Feist, René Röspel, Dr. Martin Neumann
(Lausitz), Dr. Petra Sitte und Priska Hinz (Herborn)

I. Überweisung
Zu Nummer 1

Der Deutsche Bundestag hat den Antrag auf Drucksache
17/1806 in seiner 51. Sitzung am 1. Juli 2010 beraten und an
den Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgen-
abschätzung zur federführenden Beratung und an den Aus-
schuss für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung,
den Rechtsausschuss, den Ausschuss für Arbeit und Sozia-
les, den Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Ju-
gend sowie an den Ausschuss für Gesundheit zur Mitbera-
tung überwiesen.

Zu Nummer 2

Der Deutsche Bundestag hat die Unterrichtung auf Druck-
sache 16/13780 in seiner 24. Sitzung am 25. Februar 2010
entsprechend dem Antrag auf Drucksache 17/790 (Nr. 47)
– erneute Überweisung von Vorlagen aus früheren Wahl-
perioden – an den Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung zur federführenden Beratung
und an den Rechtsausschuss, den Ausschuss für Familie,
Senioren, Frauen und Jugend sowie an den Ausschuss für
Gesundheit zur Mitberatung überwiesen.

Zu Nummer 3

Der Präsident des Deutschen Bundestages hat die Unter-
richtung auf Drucksache 17/1540 am 11. November 2010
gemäß § 80 Absatz 3 der Geschäftsordnung (Drucksache
17/3737) an den Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung zur federführenden Beratung
und an den Rechtsausschuss, den Ausschuss für Ernährung,
Landwirtschaft und Verbraucherschutz, den Ausschuss für
Familie, Senioren, Frauen und Jugend sowie an den Aus-
schuss für Gesundheit zur Mitberatung überwiesen.

Zu Nummer 4

Der Deutsche Bundestag hat die Unterrichtung auf Druck-
sache 16/12510 in seiner 24. Sitzung am 25. Februar 2010
entsprechend dem Antrag auf Drucksache 17/790 (Nr. 46)
– erneute Überweisung von Vorlagen aus früheren Wahlpe-
rioden – an den Ausschuss für Bildung, Forschung und Tech-
nikfolgenabschätzung zur federführenden Beratung und an
den Rechtsausschuss, den Ausschuss für Familie, Senioren,
Frauen und Jugend sowie an den Ausschuss für Gesundheit
zur Mitberatung überwiesen.

II. Wesentlicher Inhalt der Vorlagen
Zu Nummer 1

Allokation knapper Ressourcen im Gesundheitswesen. Ge-
setzgeberische Initiativen zu derartigen Themenfeldern er-
forderten in deren Vorfeld und auch während der parlamen-
tarischen Beratung einen intensiven Austausch zwischen
Wissenschaft, Öffentlichkeit und Politik.

In der 14. und 15. Wahlperiode hat der Deutsche Bundestag
hierfür Enquete-Kommissionen zu Ethik und Recht der mo-
dernen Medizin eingerichtet. Im Verlauf der 16. Wahlperiode
– am 1. August 2007 – ist das Gesetz zur Einrichtung des
Deutschen Ethikrates (Ethikratgesetz) in Kraft getreten. Die-
ser Sachverständigenrat wurde durch den mit Bundestags-
beschluss vom 26. April 2007 eingesetzten Ethikbeirat er-
gänzt. Der Ethikbeirat sollte als parlamentarisches Begleit-
gremium der Verzahnung und Zusammenführung von
ethischer Sachkompetenz und parlamentarischer Arbeit die-
nen.

Die Antragsteller heben hervor, dass im Tätigkeitsbericht
des Ethikbeirats der vergangenen Wahlperiode (Drucksache
16/13780) die Erforderlichkeit einer parlamentarischen Be-
gleitung der Beratungen über ethische Grundsatzfragen und
der Arbeit des Deutschen Ethikrates von allen Fraktionen an-
erkannt und betont worden sei. Der Ethikbeirat könne über
die Grenzen der Fachausschüsse hinweg auch längerfristige
Entwicklungen beobachten und gegebenenfalls inhaltlich
bearbeiten.

Vor diesem Hintergrund solle der Deutsche Bundestag einen
aus 18 ordentlichen und 18 stellvertretenden Mitgliedern be-
stehenden Ethikbeirat einzusetzen. Für diesen sollen die die
Ausschüsse betreffenden Regelungen der Geschäftsordnung
des Deutschen Bundestages gelten. Der Beirat solle die Mög-
lichkeit erhalten, sich an der Beratung von Gesetzentwürfen
und anderen Vorlagen, die sein Aufgabengebiet beträfen, gut-
achtlich zu beteiligen. Hierzu zählten insbesondere die Be-
richte und Stellungnahmen des Deutschen Ethikrates. Nach
dem Willen der Antragsteller sollen dem Ethikbeirat im ein-
zelnen folgende Aufgaben übertragen werden:

● Weiterleitung von Aufträgen des Deutschen Bundestages
an den Deutschen Ethikrat, Entgegennahme der Berichte
des Deutschen Ethikrates sowie parlamentarische Beglei-
tung und Unterstützung der Arbeit des Deutschen Ethik-
rates. Auf Wunsch des Ethikbeirates können Mitglieder
des Deutschen Ethikrates an den Beratungen des Ethik-
beirates teilnehmen;

● regelmäßiger Austausch mit dem Deutschen Ethikrat,
insbesondere über den Fortgang der Arbeit des Deut-
schen Ethikrates sowie über die Ergebnisse seiner Sitzun-
gen;
tet werden könnten. Beispielhaft nannten sie die Stamm-
zellforschung, die Organspende, die Sterbehilfe und die

durchführen, inhaltliche Empfehlungen abzugeben sowie
inhaltliche Beschlüsse fassen;

Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 7 – Drucksache 17/5865

● Begleitung einschlägiger Gesetzgebungsprozesse auf na-
tionaler und europäischer Ebene in Zusammenarbeit mit
den parlamentarischen Gremien sowie mit dem Deut-
schen Ethikrat;

● Kontaktpflege und Beratungen mit anderen Parlamenten,
insbesondere in der Europäischen Union, zur Entwick-
lung gemeinsamer Positionen zu Fragen der Ethik;

● Unterstützung der gesellschaftlichen Diskussion zu Fra-
gen der Ethik, Wahrnehmung einer Scharnierfunktion für
gesellschaftliche Gruppen;

● der Ethikbeirat legt dem Deutschen Bundestag mindes-
tens alle zwei Jahre einen Bericht über seine Arbeit vor.

Zu Nummer 2

In der Unterrichtung auf Drucksache 16/13780 hat der Ethik-
beirat über seine Arbeit in der 16. Wahlperiode berichtet. In
dem Kapitel über die Grundlagen der Arbeit des Beirats wird
hervorgehoben, dass der Beschluss des Ethikratgesetzes und
die gleichzeitige Einsetzung eines Ethikbeirats als begleiten-
des parlamentarisches Gremium des Deutschen Ethikrates
das Ergebnis einer Neustrukturierung der Ethikdebatte in
Deutschland seien. Auf dieser Grundlage wird die Zusam-
menarbeit mit dem Deutschen Ethikrat dargestellt, die mit
einem Treffen der beiden Gremien am 24. April 2008 einge-
leitet wurde. Während die praktische Arbeit des Gremiums
konsensual verlaufen sei, habe es unterschiedliche Auffas-
sungen zum Selbstverständnis und zur Arbeitsweise des
Ethikbeirats gegeben. Diese hätten insbesondere den Um-
fang des Selbstbefassungsrechts, die Funktion des Ethikbei-
rats im Rahmen der parlamentarischen Beratung von Stel-
lungnahmen und Berichten des Deutschen Ethikrates, die
Durchführung von Anhörungen sowie die Art und Weise der
Begleitung einschlägiger Gesetzgebungsverfahren betrof-
fen. In dem Bericht werden darüber hinaus die Themen des
Ethikbeirats dargestellt. Um ethisch relevante Themenfelder
zu identifizieren, habe der Beirat Vertreter des Bundesminis-
teriums für Bildung und Forschung sowie des Bundesminis-
teriums für Gesundheit in seine Sitzungen eingeladen. Da-
rüber hinaus habe er sich u. a. näher mit den Themen
Synthetische Biologie, Chimären- und Hybridbildung und
Nanotechnologie sowie mit der Strukturierung der Ethik-
debatte auf europäischer Ebene befasst.

Zu Nummer 3

In der Unterrichtung auf Drucksache 17/1540 berichtet der
Deutsche Ethikrat über seine Tätigkeit im Jahr 2009. Als
Themen, mit denen er sich schwerpunktmäßig befasst hat,
werden anonyme Kindesabgabe, Biobanken, Chimärenfor-
schung und Ressourcenallokation im Gesundheitswesen ge-
nannt. Hierbei wird der Inhalt der im November 2009 veröf-
fentlichten ersten Stellungnahme des Deutschen Ethikrates
„Das Problem der anonymen Kindesabgabe“ näher darge-
stellt. Neben den vier Schwerpunktthemen habe der Ethikrat
weitere Themen im Rahmen von öffentlichen Sitzungen und
öffentlichen Veranstaltungen aufgegriffen, z. B. ethische Po-
sitionen zur Selbsttötung, Synthetische Biologie, Präventiv-
medizin, individualisierte Medizin, Tierklonierung und – im

Kontakte Gegenstand des Jahresberichts 2009. Hierbei wird
u. a. über ein trilaterales Treffen der Ethikräte Deutschlands,
Frankreichs und Großbritanniens im Dezember 2009 in
Berlin sowie über das 13. Treffen der nationalen Ethikräte
der EU-Mitgliedstaaten (NEC-Forum) im Juni 2009 in Prag
berichtet.

Zu Nummer 4

In der Unterrichtung auf Drucksache 16/12510 dokumentiert
der Deutsche Ethikrat seine Tätigkeit von der Konstituierung
im April 2008 bis zum Jahresende 2008. Neben den Themen,
zu denen Arbeitsgruppen eingerichtet bzw. beschlossen wur-
den – Anonyme Geburt/Babyklappe, Biobanken, Chimären-
und Hybridforschung, Ressourcenallokation im Gesund-
heits- und Sozialwesen sowie Ernährung –, wird die Alten-
und Behindertenhilfe als weiteres Thema dargestellt. Da-
neben ist die Arbeitsweise des Ethikrates Gegenstand des
Berichts. Bei den internationalen Initiativen und Kontakten
wird u. a. über das 7. Global Summit of National Bioethics
Advisory Bodies Ende August/Anfang September 2008 in
Paris und über das 11. Treffen der nationalen Ethikräte der
EU-Mitgliedstaaten (NEC-Forum) im November 2008 in
Paris berichtet.

III. Stellungnahmen der mitberatenden
Ausschüsse

Zu Nummer 1

Der Ausschuss für Wahlprüfung, Immunität und Ge-
schäftsordnung hat mit den Stimmen der Fraktionen der
CDU/CSU und FDP gegen die Stimmen der Fraktionen
SPD, DIE LINKE. und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN emp-
fohlen, den Antrag auf Drucksache 17/1806 abzulehnen.

Der Rechtsausschuss hat mit den Stimmen der Fraktionen
der CDU/CSU und FDP gegen die Stimmen der Fraktionen
SPD, DIE LINKE. und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN bei
einer Stimmenthaltung aus der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN empfohlen, den Antrag auf Drucksache 17/1806
abzulehnen.

Der Ausschuss für Arbeit und Soziales hat mit den Stim-
men der Fraktionen CDU/CSU und FDP gegen die Stimmen
der Fraktionen SPD, DIE LINKE. und BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN bei Stimmengleichheit empfohlen, den Antrag
auf Drucksache 17/1806 nicht anzunehmen.

Der Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
hat einvernehmlich empfohlen, zu dem Antrag auf Druck-
sache 17/1806 einen Beschluss im Plenum des Deutschen
Bundestages herbeizuführen.

Der Ausschuss für Gesundheit hat einvernehmlich emp-
fohlen, zu dem Antrag auf Drucksache 17/1806 einen Be-
schluss im Plenum des Deutschen Bundestages herbeizufüh-
ren.

Zu Nummer 2

Der Rechtsausschuss, der Ausschuss für Familie, Senio-
ren, Frauen und Jugend und der Ausschuss für Gesund-
Rahmen der Jahrestagung – Hirnforschung bzw. Neuro-En-
hancement. Schließlich sind internationale Initiativen und

heit haben jeweils einstimmig empfohlen, die Unterrichtung
auf Drucksache 16/13780 zur Kenntnis zu nehmen.

Drucksache 17/5865 – 8 – Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode

Zu Nummer 3

Der Rechtsausschuss, der Ausschuss für Ernährung,
Landwirtschaft und Verbraucherschutz, der Ausschuss
für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und der Aus-
schuss für Gesundheit haben jeweils einstimmig empfoh-
len, die Unterrichtung auf Drucksache 17/1540 zur Kenntnis
zu nehmen.

Zu Nummer 4

Der Rechtsausschuss, der Ausschuss für Familie, Senio-
ren, Frauen und Jugend und der Ausschuss für Gesund-
heit haben jeweils einstimmig empfohlen, die Unterrichtung
auf Drucksache 16/12510 zur Kenntnis zu nehmen.

IV. Beratungsverlauf und Beratungsergebnisse
im federführenden Ausschuss

Der Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfol-
genabschätzung hat die Vorlagen in seiner 26. Sitzung am
1. Dezember 2010 beraten und beschlossen zu empfehlen:

Ablehnung des Antrags auf Drucksache 17/1806 in Kenntnis
der Unterrichtungen auf Drucksachen 16/13780, 17/1540
und 16/12510 mit den Stimmen der Fraktionen der CDU/
CSU und FDP gegen die Stimmen der Fraktionen SPD, DIE
LINKE. und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN.

Zu der in der 16. Wahlperiode erfolgten, jedoch nicht abge-
schlossenen Beratung der Unterrichtung durch den Deut-
schen Ethikrat auf Drucksache 16/12510 (Jahresbericht
2008) hat der damalige Ethikbeirat gegenüber dem federfüh-
renden Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfol-
genabschätzung am 2. Juli 2009 eine einstimmig beschlosse-
ne gutachtliche Stellungnahme (Ausschussdrucksache
16(18)493) abgegeben. Darin hat er die im Jahresbericht
2008 des Deutschen Ethikrates zum Ausdruck kommende
Priorisierung von Themen zustimmend zur Kenntnis genom-
men. Darüber hinaus hat der Ethikbeirat gefordert, dass die
konstruktive Zusammenarbeit zwischen dem Deutschen
Ethikrat und dem Deutschen Bundestag weiterentwickelt
und weiterhin von einem parlamentarischen Begleitgremium
als Ansprechpartner getragen werden sollte.

Die Fraktion der CDU/CSU betonte die ihrer Ansicht nach
beeindruckende Bandbreite der Themen, die der Deutsche
Ethikrat bearbeite. Da in Zukunft Fragen der Ethik wichtiger
als diejenigen der Technologie sein könnten, sei es besonders
wertvoll, dass das Parlament mit dem Ethikrat einen kompe-
tenten Gesprächspartner und zugleich einen klugen Ratgeber
habe. Betrachte man die Jahresberichte 2008 und 2009 des
Deutschen Ethikrates, so zeige sich, dass er insbesondere im
Bereich Öffentlichkeitsarbeit seine Strategie erweitert habe.
Dies sei auch an der Gestaltung der Homepage und an der
Art und Weise der Unterrichtung des Deutschen Bundestages
zu erkennen. So habe der Deutsche Ethikrat im März 2010
erstmalig einen parlamentarischen Abend durchgeführt, der
der Information und dem Meinungsaustausch gedient habe.

Während man den Berichten des Ethikrates eine hohe Quali-
tät bescheinigen könne, sei dies beim Bericht des parlamen-
tarischen Ethikbeirats der 16. Wahlperiode und bei dessen
gutachtlicher Stellungnahme zum Jahresbericht 2008 des

Selbstverständnis und Arbeitsweise des Ethikbeirats seien
nicht geklärt und die Kompetenzen seien nicht konkret be-
schrieben. Der zur Beratung vorliegende Antrag auf Einrich-
tung eines Ethikbeirats enthalte diesbezüglich keine inhaltli-
che Verbesserung. Es sei nicht zielführend, wenn anstelle
von neun ordentlichen Mitgliedern in der 16. Wahlperiode
nunmehr 18 ordentliche Mitglieder gefordert würden. Wie
auch die aktuelle, mit großem Verantwortungsbewusstsein
fraktionsübergreifend geführte Diskussion um die Präim-
plantationsdiagnostik zeige, sollte der Deutsche Ethikrat ein
Begleitgremium des gesamten Parlaments sein. Die Fraktion
der CDU/CSU lehne den Gruppenantrag auf Drucksache
17/1806 ab.

Die Fraktion der SPD wies darauf hin, dass der parlamen-
tarische Ethikbeirat in der 16. Wahlperiode auf der Grund-
lage eines Kompromisses innerhalb der Großen Koalition
eingesetzt worden sei. Die Fraktion der SPD habe die Zu-
stimmung zum Gesetz zur Einrichtung des Deutschen Ethik-
rates von der Einsetzung eines parlamentarischen Begleit-
gremiums abhängig gemacht. Der Deutsche Ethikrat sollte
nach dem Willen der Bundesministerin für Bildung und For-
schung sowie anderer Koalitionspolitiker sowohl den Natio-
nalen Ethikrat als auch Enquete-Kommissionen ablösen.
Obwohl die damalige Absprache für die Abgeordneten der
17. Wahlperiode keine rechtliche Bindungswirkung entfalte,
sei das Verhalten der Koalitionsfraktionen dennoch kritik-
würdig.

Gerade in der Anfangsphase des Deutschen Ethikrates und
des parlamentarischen Ethikbeirats habe es eine gute Zusam-
menarbeit zwischen den beiden Gremien gegeben. Kurz
nach der Konstituierung habe auf Einladung des Deutschen
Ethikrates ein informelles Treffen stattgefunden, bei dem die
Grundlagen der Zusammenarbeit besprochen worden seien.
In Sitzungen des parlamentarischen Ethikbeirats sei dieser
u. a. über das Arbeitsprogramm des Deutschen Ethikrates
umfassend informiert worden. Umgekehrt habe der Ethik-
beirat wertvolle Hinweise zur Prioritätensetzung in Bezug
auf die Themen des Deutschen Ethikrates geben können. Bei
der Arbeit des parlamentarischen Ethikbeirats von April
2008 bis Juli 2009 habe die Identifizierung von Themen für
eine mögliche Beauftragung des Deutschen Ethikrates im
Vordergrund gestanden. Hierzu sei es notwendig gewesen,
eine gewisse inhaltliche Vorarbeit zu leisten. Insoweit habe
es einen Konsens zwischen den Fraktionen SPD, FDP, DIE
LINKE. und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN gegeben.

Aus dem Bericht des parlamentarischen Ethikbeirats gehe
hervor, dass lediglich die Fraktion der CDU/CSU nicht den
Willen gehabt habe, inhaltlich zu arbeiten. Im Geschäftsord-
nungsausschuss, der u. a. zur Frage eines Selbstbefassungs-
rechts und zur Frage, ob Anhörungen möglich seien, um Prü-
fung gebeten worden sei, sei durch die Fraktion der CDU/
CSU ein sich abzeichnender Konsens verhindert worden. In
der Praxis habe der parlamentarische Ethikbeirat im notwen-
digen Maße Themen inhaltlich bearbeitet, wie dies z. B. bei
einem Expertengespräch mit Sachverständigen zum Thema
Synthetische Biologie der Fall gewesen sei. Im Anschluss
daran sei man an den Deutschen Ethikrat mit der Bitte heran-
getreten, das Thema weiterhin im Auge zu behalten. Mit Be-
friedigung habe man festgestellt, dass es inzwischen eine
Deutschen Ethikrates (Ausschussdrucksache 16(18)493)
nicht in gleicher Weise der Fall. In dem Bericht heiße es,

Arbeitsgruppe des Deutschen Ethikrates zur Synthetischen
Biologie gebe. Nach Auffassung der Fraktion der SPD sollte

Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 9 – Drucksache 17/5865

ein parlamentarischer Ethikbeirat nicht tatsächlich inhaltlich
arbeiten, sondern ein gewisses Maß an parlamentarischer
Beratung und Begleitung des Deutschen Ethikrates sicher-
stellen und damit seiner Scharnierfunktion gerecht werden.
Der Gruppenantrag sei eingebracht worden, weil man dies
nach wie vor für notwendig halte.

Wie notwendig ein parlamentarischer Ethikbeirat als konkre-
ter Ansprechpartner für den Deutschen Ethikrat im Parla-
ment sei, zeige sich daran, dass dem Deutschen Bundestag
seit längerer Zeit zwei Stellungnahmen des Rates vorlägen,
ohne dass dies bislang eine parlamentarische Resonanz her-
vorgerufen und zu politischen Konsequenzen geführt habe.
Bislang sei noch ungeklärt, wie eine Auftragserteilung durch
den Bundestag an den Deutschen Ethikrat erfolgen solle.
Hier wäre es sinnvoll, einem Ethikbeirat eine vorbereitende
Funktion zuzuweisen.

Die Fraktion der FDP hob hervor, dass die ethischen De-
batten in der Mitte des Parlaments stattfinden müssten. Hier-
bei komme es letztlich nicht darauf an, welches parlamenta-
rische Gremium sich mit einer ethischen Frage beschäftige.
Es gebe unterschiedliche Möglichkeiten, Debatten zu ethi-
schen Fragen zu kanalisieren. Es gehe nicht nur um die Fra-
ge, ob es einen Ethikbeirat geben solle oder nicht, sondern
vor allem darum, wie der Deutsche Bundestag und seine Ab-
geordneten künftig mit der Behandlung ethischer Fragen
umgingen. Man sei der festen Überzeugung, dass sich alle
Abgeordneten umfassend mit den Themen beschäftigen soll-
ten. Das Gesetz zur Einrichtung des Deutschen Ethikrates sei
ein wichtiger Schritt gewesen. Nunmehr gehe es darum, wie
dessen Arbeit begleitet werden solle und wie dessen Ergeb-
nisse in der parlamentarischen Debatte aufgegriffen werden
sollten.

Die Fraktion der FDP wolle, dass ethische Fragestellungen
nicht im Rahmen des Schattendaseins eines Gremiums, son-
dern in der Mitte des Parlaments behandelt würden. Mög-
lichkeiten hierfür könnten durch parlamentarische Abende
oder auch durch das Forum Bioethik des Deutschen Ethikra-
tes geschaffen werden. Wenn sich auf dieser Grundlage ein
gewisser Dialog mit dem Deutschen Ethikrat entwickle, so
sei auch gewährleistet, dass die betreffenden Fragen in den
Ausschüssen oder im Plenum aufgegriffen und intensiv be-
raten würden. Man sei zuversichtlich, dass auf diese Art und
Weise die Debatten die notwendige inhaltliche Qualität be-
kämen. Die Fraktion der FDP sei der festen Überzeugung,
dass man hierfür einen parlamentarischen Ethikbeirat nicht
benötige.

Die Fraktion DIE LINKE. stellte fest, dass ethische The-
men in der Gesellschaft inzwischen mit mehr Offenheit, mit
einer größeren Beteiligung und sehr engagiert diskutiert
würden. Es sei eine Herausforderung für die Politik, mit die-
sen Themen angemessen umzugehen. Die Diskussionen
ethischer Themen im Deutschen Ethikrat zeigten, dass es auf
Grund deren Komplexität erforderlich sei, sich mit der je-
weiligen Diskussion in anderen Staaten auseinanderzuset-
zen. Der Deutsche Ethikrat biete mit seiner Zusammenset-
zung eine gute Chance, die komplexen Zusammenhänge
ethischer Themen angemessen aufzunehmen. Es sei wichtig,
die Empfehlungen des Deutschen Ethikrates jeweils in den
parlamentarischen Diskussionsprozess einfließen zu lassen.

Der Deutsche Ethikrat habe in der vergangenen Wahlperiode
eine konstruktive Zusammenarbeit mit dem parlamentari-
schen Ethikbeirat angestrebt. Der Ethikbeirat habe die weni-
gen ihm eingeräumten Kompetenzen produktiv genutzt.
Zum Thema Synthetische Biologie sei der Deutsche Ethikrat
zunächst zu dem Ergebnis gelangt, dass vorerst keine Veran-
lassung bestehe, dieses Thema in sein Arbeitsprogramm auf-
zunehmen. Der parlamentarische Ethikbeirat habe nach sei-
ner Befassung mit diesem Thema insoweit einen anderen
Akzent gesetzt. Nunmehr gebe es eine Arbeitsgruppe des
Deutschen Ethikrates zu diesem Thema.

Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN machte auf das
beachtliche Arbeitspensum aufmerksam, das der Deutsche
Ethikrat seit seiner Konstituierung im April 2008 bewältigt
habe. Für das kommende Jahr habe sich der Rat ein umfang-
reiches Arbeitsprogramm vorgenommen. Wenn man dem
Anspruch gerecht werden wolle, die vom Deutschen Ethikrat
erarbeiteten Stellungnahmen im Parlament zu diskutieren
und ggf. gesetzgeberische Konsequenzen daraus zu ziehen,
so müsse dies auch Auswirkungen auf den diesbezüglichen
Arbeitsanfall im Parlament haben.

Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN stimme zwar
dem Ausgangspunkt der Koalitionsfraktionen zu, dass ethi-
sche Debatten in der Mitte des Parlaments stattfinden müss-
ten und die Abgeordneten bei sensiblen ethischen Fragestel-
lungen frei von einer Fraktionsdisziplin entscheiden sollten.
Es sei jedoch notwendig, dass diese Debatten durch ein Gre-
mium aufbereitet würden. Zudem müsse sichergestellt wer-
den, dass die Stellungnahmen des Deutschen Ethikrates zeit-
nah einer Beratung im Deutschen Bundestag zugeführt
würden. Die beiden Stellungnahmen des Deutschen Ethik-
rates und seine beiden Jahresberichte stünden schon seit ge-
raumer Zeit auf der Beratungsliste des Ältestenrates, ohne
dass sie bislang von einer Fraktion aufgegriffen worden seien.
Wenn man ethische Themen ernst nehme, so sei ein Gremium
im Bundestag notwendig, das sich für die Stellungnahmen
und Berichte des Ethikrates zuständig fühle und diese so
bearbeite, dass das Parlament und die Fraktionen in die Lage
versetzt würden, daraus Schlussfolgerungen zu ziehen. Ne-
ben dem Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfol-
genabschätzung seien auch andere Ausschüsse wie z. B. der
Ausschuss für Gesundheit und der Rechtsausschuss für die
einschlägigen Themen zuständig. Ein parlamentarischer
Ethikbeirat könne eine Scharnierfunktion zwischen der Ar-
beit des Ethikrates und der daraus folgenden Arbeit von
Gruppen von Abgeordneten bzw. von Fraktionen erfüllen.

Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN habe in der
16. Wahlperiode ein Gremium gefordert, das mit weitaus
umfangreicheren Kompetenzen ausgestattet sei als dies von
den damaligen Koalitionsfraktionen der CDU/CSU und SPD
zugestanden worden sei. Der parlamentarische Ethikbeirat
habe in diesem Rahmen versucht, die wesentlichen ethischen
Themen zu identifizieren und in Zusammenarbeit mit dem
Deutschen Ethikrat zu klären, welche Themen im Parlament
sinnvoll weiterbearbeitet werden könnten und welche The-
men vom Deutschen Ethikrat mit seinen Arbeitsgruppen auf-
bereitet werden könnten. Vor diesem Hintergrund sei es be-
dauerlich, dass die Koalitionsfraktionen die Einsetzung
eines Ethikbeirats ablehnten.
Dies betreffe aktuell die angekündigte Stellungnahme zur
Präimplantationsdiagnostik.

Der Vorsitzende des Deutschen Ethikrates erläuterte die
Arbeitsweise des Rates bei der Vorbereitung seiner Stellung-

Berlin, den 1. Dezember 2010

Dr. Thomas Feist
Berichterstatter

René Röspel
Berichterstatter

Dr. Martin Neumann (Lausitz)
Berichterstatter

Dr. Petra Sitte
Berichterstatterin

Priska Hinz (Herborn)
Berichterstatterin
Drucksache 17/5865 – 10 – Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode

nahmen. Im Anschluss an öffentliche Veranstaltungen aus
der Reihe Forum Bioethik werde vom Rat u. a. darüber dis-
kutiert und entschieden, ob zur behandelten Thematik eine
Stellungnahme vorbereitet werde. Ein anderer Weg der The-
menfindung für eine Stellungnahme sei die Diskussion über
die Wichtigkeit von Themen in Ratssitzungen. Derzeit gebe
es sieben Arbeitsgruppen im Deutschen Ethikrat, die sich mit
der Vorbereitung von Stellungnahmen bzw. öffentlicher Ver-
anstaltungen befassten.

Es handele sich um die Arbeitsgruppe Ressourcenallokation
im Gesundheitswesen, mit deren Stellungnahme Anfang
kommenden Jahres zu rechnen sei. Bei der Arbeitsgruppe
Mischwesen (Chimären und Hybride) gehe man davon aus,
dass sie im Laufe des kommenden Jahres eine Stellungnah-
me vorlegen werde. Eine weitere Arbeitsgruppe befasse sich
mit dem Thema Demenz, zu dem man kürzlich eine ganztä-
gige öffentliche Veranstaltung in Hamburg durchgeführt ha-
be. Die Arbeitsgruppe Reproduktionsmedizin konzentriere
sich derzeit auf den Teilaspekt Präimplantationsdiagnostik.
Man habe sich darauf verständigt, hierzu spätestens Ende
Februar eine Stellungnahme zu beschließen. Anschließend
werde man sich weiteren Themen der Fortpflanzungsmedi-
zin widmen. Die Arbeitsgruppe Synthetische Biologie berei-
te eine ganztägige öffentliche Veranstaltung zu diesem The-
ma im Herbst 2011 vor. Danach werde man sich damit
befassen, ob eine Stellungnahme hierzu vorbereitet werden
solle. Im Anschluss an ein Forum Bioethik zur Frage einer
Äußerungspflicht zur Organspende habe der Rat beschlos-

sen, eine Arbeitsgruppe mit dem Auftrag einzurichten, eine
kurze Stellungnahme hierzu vorzubereiten. Schließlich be-
fasse sich eine Arbeitsgruppe mit der Vorbereitung der Jah-
restagung 2011 zum Thema Welternährung.

Neben der Information der Öffentlichkeit und Förderung der
Diskussion in der Gesellschaft sowie der Erarbeitung von
Stellungnahmen habe der Deutsche Ethikrat den gesetz-
lichen Auftrag zur Pflege internationaler Kontakte. Hier ge-
be es eine engere Zusammenarbeit mit den Ethikräten von
Großbritannien und Frankreich, mit denen jährlich ein Aus-
tausch im Rahmen trilateraler Treffen stattfinde.

Ob ein parlamentarischer Ethikbeirat eingesetzt werde, ob-
liege allein der Entscheidung des Bundestages. Der Deut-
sche Ethikrat habe in der kurzen Zeit der Existenz des
parlamentarischen Ethikbeirats gut mit diesem zusammen-
gearbeitet. Man sei daran interessiert, dass eine optimale
Kommunikation mit dem Parlament stattfinde. Nach dem
Ethikratgesetz sei man gegenüber den Verfassungsorganen
Bundestag und Bundesregierung verantwortlich. Darin sei
festgelegt, dass die Stellungnahmen dem Bundestag und der
Bundesregierung vor deren Veröffentlichung zur Kenntnis
zugeleitet würden. Ebenso sei man den beiden Verfassungs-
organen zur jährlichen Berichterstattung über die Tätigkeit
des Ethikrates verpflichtet. Über diese gesetzlichen Erfor-
dernisse hinaus leite man zur Gewährleistung einer optima-
len Kommunikation allen Abgeordneten die Infobriefe, die
Berichte, die Stellungnahmen und andere Informationen des
Deutschen Ethikrates zu.

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