Vom 18. März 2011
Deutscher Bundestag Drucksache 17/5140
17. Wahlperiode 18. 03. 2011
Kleine Anfrage
der Abgeordneten Ulla Jelpke, Jan Korte, Inge Höger, Harald Koch, Petra Pau,
Jens Petermann, Paul Schäfer (Köln), Raju Sharma, Halina Wawzyniak und der
Fraktion DIE LINKE.
Geplante Anzeigenschaltung für personalwerbliche Reklame der Bundeswehr im
Jahr 2011 sowie bevorstehende Reklametermine der Bundeswehr
Die Bundeswehr hat nach einer Vielzahl von Medienberichten große Schwierig-
keiten, ausreichend personellen Nachwuchs zu rekrutieren. Durch den Wegfall
der Wehrpflicht ist sie bei ihrer Rekrutierung alleine auf den freien Arbeitsmarkt
angewiesen. Interne Skandale, wie etwa Misshandlungen von Rekruten, aber
auch das mit dem Afghanistankrieg verbundene Todesrisiko, lassen die Bundes-
wehr nur für sehr wenige Menschen als attraktiven Arbeitgeber erscheinen.
Abhilfe soll eine umfangreiche Reklametätigkeit schaffen. Im Vergleich zum
Jahr 2009 steigt das Budget für Anzeigenschaltungen in Medien im Jahr 2011
um fast 50 Prozent (von 3,9 Mio. auf 5,7 Mio. Euro).
Von dieser Reklame profitiert besonders stark der Springer-Konzern mit seinen
Publikationen „Bild“, „Bild am Sonntag“ und „bild.de“. Bei diesen sollen An-
zeigen für 600 000 Euro geschaltet werden. Diese Medien haben sich in der Ver-
gangenheit nicht nur als besonders bundeswehrfreundlich erwiesen, sondern den
früheren Bundesminister der Verteidigung, Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg,
bei allen Skandalen (von der Informationspolitik nach der Massentötung von
Afghaninnen und Afghanen am 4. September 2009 bei Kunduz über die Mitten-
walder Rekrutenmisshandlungen bis zu den Vorgängen um die Gorch Fock) ver-
teidigt und ihn auch in der Affäre um seine plagiierte Doktorarbeit in Schutz ge-
nommen. In der Öffentlichkeit war daraufhin von einem schmutzigen Deal mit
der Springer-Presse die Rede.
Die personalwerblichen Bemühungen durch Anzeigenschaltungen in Medien
ergänzt die Bundeswehr durch großflächige Reklameanstrengungen in Form
von Messebeteiligungen und Veranstaltungen. Da der diesbezügliche Planungs-
stand zum Zeitpunkt der Beantwortung der letzten Kleinen Anfrage (Bundes-
tagsdrucksache 17/3935) z. T. noch nicht feststand, wird hier erneut nachge-
fragt.
Wir fragen die Bundesregierung:
1. Welche Strategie liegt der personalwerblichen Anzeigenkampagne der Bun-
deswehr für 2011 zugrunde?
a) Inwiefern sind dabei verschiedene (inhaltliche oder zeitliche) Phasen vor-
gesehen, und
b) welche Überlegungen liegen dieser Planung zugrunde?
Drucksache 17/5140 – 2 – Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode
2. Zu Anzeigenschaltungen in Printmedien
a) In welchen Printmedien sind für das Jahr 2011 derzeit Anzeigenschaltun-
gen vorgesehen (bitte namentlich nennen und die vorgesehenen Anzeigen
sofern möglich als Anlage beifügen)?
b) Welche Erscheinungsdaten bzw. -zeiträume sind dabei jeweils vorgese-
hen?
c) Welche Kosten entstehen hierbei pro Printmedium insgesamt?
3. Zu Anzeigenschaltungen in Radios
a) In welchen Radios sind für das Jahr 2011 derzeit Anzeigenschaltungen
vorgesehen (bitte namentlich nennen und den Text der vorgesehenen An-
zeigen, sofern möglich, als Anlage beifügen)?
b) Welche Sendedaten bzw. -zeiträume sind dabei jeweils vorgesehen?
c) Welche Kosten entstehen bei jedem einzelnen Radiosender?
4. Zur Anzeigenschaltung im Fernsehen
a) Auf welchen Fernsehsendern sind für das Jahr 2011 Werbespots vorgese-
hen (bitte namentlich nennen und eine Beschreibung der vorgesehenen
Spots als Anlage beifügen)?
b) Welche Ausstrahlungsdaten bzw. -zeiträme sind dabei jeweils vorgese-
hen?
c) Welche Kosten entstehen insgesamt bei jedem einzelnen Sender?
5. Zur Anzeigenschaltung im Internet
a) Auf welchen Homepages sind für das Jahr 2011 Anzeigen vorgesehen
(bitte namentlich nennen und die vorgesehenen Anzeigen sofern möglich
als Anlage beifügen)?
b) Welche konkreten Daten bzw. ungefähren Zeiträume sind dabei jeweils
vorgesehen?
c) Welche Kosten entstehen insgesamt für die einzelnen Anzeigen?
6. Welche Planungen existieren derzeit hinsichtlich der personalwerblichen An-
zeigen auf Plakaten (bitte gegebenenfalls Orte und Zeiträume angeben und
die Anzeigen als Anlage beifügen)?
7. Welche anderen Formate für personalwerbliche Anzeigen sind vorgesehen,
und welche Kosten sind hierfür jeweils eingeplant?
8. Wie gestaltet sich derzeit die Bewerbersituation bei der Bundeswehr, und
welche Veränderungen bei der Entwicklung der Bewerbersituation (bitte
durch aussagekräftige Zahlen verdeutlichen) haben die Erhöhung des Bud-
gets für personalwerbliche Anzeigen begründet?
9. Welche personalwerblichen Bemühungen sowie Veranstaltungen im Bereich
„Jugendmarketing“ im Sinne von Frage 14 der Kleinen Anfrage auf Bundes-
tagsdrucksache 17/4634 sind für 2011 geplant?
a) Welche Kosten sind hierbei jeweils vorgesehen?
b) An welchen Daten und an welchen Orten sollen die Veranstaltungen statt-
finden?
c) Mit welchen Sportvereinen unterhält die Bundeswehr im Jahr 2011
Kooperationen, was sehen diese Kooperationen im Einzelnen vor, und
welche Kosten entstehen hierbei jeweils?
Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 3 – Drucksache 17/5140
10. Welche weiteren personalwerblichen Bemühungen hat die Bundeswehr für
2011 vorgesehen, und welche Kosten sind hierfür jeweils eingeplant?
11. Welche Termine für Messe- und Ausstellungsbeteiligungen der Bundes-
wehr im Jahr 2011 stehen zum gegenwärtigen Zeitpunkt fest (bitte jeweils
Anlass, Ort und Zeitraum angeben)?
12. Welche Termine für Auftritte des KarriereTreffs Bundeswehr stehen zum
gegenwärtigen Zeitpunkt fest (bitte jeweils Ort und Zeitraum angeben)?
13. Welche Kosten sind für die Messe- und Ausstellungsbeteiligungen einge-
plant (bitte nach Zentren für Nachwuchsgewinnung, Zentrales Messe- und
Eventmarketing und allfälligen anderen Organisationseinheiten der Bun-
deswehr getrennt darstellen), und welche Kosten entstehen für die Karriere-
tour des KarriereTreffs?
14. Welche Auftritte außerhalb militärischer Einrichtungen sind derzeit für die
Musikkorps der Bundeswehr geplant (bitte aufgliedern nach Anlass, Ort
und Datum)?
15. Welche Termine für Vorträge oder anderweitige Veranstaltungen von Wehr-
dienstberatern in Schulen sowie Hochschulen stehen zum gegenwärtigen
Zeitpunkt fest (bitte soweit möglich Ort, Datum und Namen der Schule bzw.
Hochschule angeben)?
16. Sind seit November 2011 in weiteren Bundesländern Kooperationsabkom-
men zwischen Bildungs- bzw. Kultusministerien und Bundeswehr hinsicht-
lich des Einsatzes von Jugendoffizieren abgeschlossen worden (bitte gege-
benenfalls die jeweiligen Abkommen als Anlage beifügen)?
17. In welchen Bundesländern sind mittlerweile Berichte der Bezirksjugend-
offiziere über die Umsetzung der Kooperationsvereinbarungen erstellt wor-
den (bitte gegebenenfalls als Anlage beifügen)?
Berlin, den 18. März 2011
Dr. Gregor Gysi und Fraktion