BT-Drucksache 17/3243

Ausbildungssituation im Handwerk

Vom 6. Oktober 2010


Deutscher Bundestag Drucksache 17/3243
17. Wahlperiode 06. 10. 2010

Kleine Anfrage
der Abgeordneten Peter Friedrich, Andrea Wicklein, Willi Brase, Garrelt Duin,
Hubertus Heil (Peine), Dr. Ernst Dieter Rossmann, Doris Barnett, Dr. Hans-Peter
Bartels, Klaus Barthel, Ulla Burchardt, Petra Crone, Martin Dörmann, Petra
Ernstberger, Michael Gerdes, Iris Gleicke, Klaus Hagemann, Rolf Hempelmann,
Christel Humme, Oliver Kaczmarek, Daniela Kolbe (Leipzig), Ute Kumpf,
Caren Marks, Franz Müntefering, Manfred Nink, Aydan Özog˘uz, Thomas
Oppermann, Florian Pronold, Sönke Rix, René Röspel, Marlene Rupprecht
(Tuchenbach), Marianne Schieder (Schwandorf), Swen Schulz (Spandau),
Stefan Schwartze, Wolfgang Tiefensee, Dagmar Ziegler, Dr. Frank-Walter Steinmeier
und der Fraktion der SPD

Ausbildungssituation im Handwerk

Bildung und Ausbildung sind für ein hochentwickeltes Land wie Deutschland
die zentralen Faktoren für Wachstum und Wohlstand. Zugleich ist Bildung die
große soziale Frage unserer Zeit, denn Bildung entscheidet wesentlich über
berufliche wie persönliche Entwicklungsmöglichkeiten. Im Handwerk wird ein
hoher Anteil der Ausbildungsplätze für junge Menschen bereitgestellt.

Viele Großunternehmen haben infolge der Wirtschaftskrise die Anzahl der
Ausbildungsplätze in ihren Betrieben reduziert. Dadurch lässt sich befürchten,
dass auch im Handwerk in der zurückliegenden Zeit erheblich weniger Ausbil-
dungsplätze bereitgestellt worden sind. Hierdurch könnte sich der vielfach
prognostizierte Fachkräftemangel verschärfen.

Wir fragen die Bundesregierung:

1. Wie viele zulassungspflichtige und zulassungsfreie Handwerksbetriebe wur-
den seit der Novellierung der Handwerksordnung (HwO) 2004 neu gegründet
(bitte aufschlüsseln nach Jahr, Betriebsart, Betriebsgröße und Bundesland)?

2. Hat die Intervention des Statistischen Bundesamtes ab 2006 wie gewünscht
bei allen Gewerbeämtern zu dem Erfolg geführt, dass hinsichtlich statis-
tischer Erhebungen nur noch Handwerksbetriebe als solche angesehen wer-
den, bei denen eine Zulassungspflicht besteht?

3. Wie viele von den seit 2004 gegründeten Handwerksbetrieben bilden aus

(bitte Anzahl der Ausbildungsplätze nach Bundesländern aufschlüsseln)?

4. Wie viele der vor 2004 gegründeten Handwerksbetriebe bilden aus (bitte
Anzahl der Ausbildungsplätze nach Bundesländern aufschlüsseln)?

5. In welchen Bereichen sind seit der Novellierung der Handwerksordnung die
meisten zulassungspflichtigen Neugründungen im Handwerk zu verzeich-
nen?

Drucksache 17/3243 – 2 – Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode

6. Sieht die Bundesregierung aus heutiger Sicht, die u. a. 2005 vorgetragene
Sorge des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks bestätigt, dass durch
die auf der HwO-Novellierung basierenden Neuerungen die Weiterbildungs-
bereitschaft gesenkt wurde?

7. Wie hat sich die Zahl der erfolgreich abgeschlossenen Meisterprüfungen in
den zulassungspflichtigen und zulassungsfreien Handwerken seit der
HwO-Novellierung 2004 entwickelt?

Welchen Handlungsbedarf leitet die Bundesregierung daraus für sich ab?

8. Wie hat sich die Zahl der erfolgreich abgeschlossenen Gesellenprüfungen
in den zulassungspflichtigen und zulassungsfreien Handwerken seit der
HwO-Novellierung 2004 entwickelt?

9. Wie hoch ist das Alter der Erwachsenen, die eine Meisterprüfung ablegen
(bitte unterscheiden nach verschiedenen Gewerken und nach Geschlecht)?

10. Wie viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer arbeiten in Handwerksbe-
trieben ohne Qualifikation (bitte nach Bundesländern aufschlüsseln)?

11. Wie gestaltet sich die Lohnentwicklung der Mitarbeiterinnen und Mitarbei-
ter je nach ihrem Qualifikationsgrad (bitte aufschlüsseln nach Arbeitnehme-
rinnen und Arbeitnehmern ohne Qualifikation, nach abgeschlossener Aus-
bildung, nach abgeschlossener Gesellen- und Meisterprüfung, nach Inkraft-
treten der aktuellen Tarifverträge – insbesondere in den neuen Bundeslän-
dern) in den verschiedenen Handwerksberufen?

12. Welche Maßnahmen ergreift die Bundesregierung, um den Trend von
Handwerksinnungen zu stoppen, durch Satzungsänderungen Mitglied-
schaften ohne Tarifbindung anzubieten und sich so ihrer Aufgabe als Tarif-
partner der Gewerkschaften zu entziehen?

13. Wie haben sich die Ausbildungsvergütungen in den Berufen des Hand-
werks im Vergleich zu denen der übrigen Ausbildungsberufe entwickelt
(bitte aufschlüsseln nach neuen und alten Bundesländern)?

14. Wie viele erfahrene Gesellen haben sich nach der Neuregelung des § 7b
HwO seit der Novellierung 2004 in einem zulassungspflichtigen oder zulas-
sungsfreien Handwerk selbständig gemacht?

15. Wie hat sich die Zahl der Betriebe bzw. Selbständigen entwickelt, die in
einem der 57 Handwerksberufe, die durch die HwO-Novellierung zulas-
sungsfrei wurden, entwickelt?

16. Wie hat sich die Ausbildungsbereitschaft der Handwerksbetriebe seit der
HwO-Novellierung verändert?

17. Wurde durch die HwO-Novellierung die Qualität der Handwerksleistung
und der Ausbildung herabgesetzt?

18. Hat es seit der HwO-Novellierung eine Zunahme gerichtlicher Prozesse im
Werkvertragsrecht gegeben, die ihre Begründung in der Zunahme mangeln-
der handwerklicher Leistung findet?

19. Welche Untersuchungen und Evaluationen hat die Bundesregierung infolge
der HwO-Novellierung vorgenommen?

20. Wie viele Handwerksbetriebe haben seit 2004 Insolvenz anmelden müssen?

Wie viele Auszubildende waren durch die Insolvenz ihres Handwerksbe-
triebes betroffen (bitte nach Bundesländern aufschlüsseln)?

Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 3 – Drucksache 17/3243

21. Wie viele Auszubildende werden im Handwerk nach Abschluss ihrer Aus-
bildung von ihrem Betrieb befristet oder unbefristet übernommen?

Welche Laufzeit haben die Arbeitsverträge der befristet übernommenen
Auszubildenden nach erfolgreich abgeschlossener Ausbildung (bitte auf-
schlüsseln nach Geschlecht)?

22. Wie hat sich die Zahl der Meisterinnen im Handwerk seit 2004 entwickelt,
und sieht die Bundesregierung ihrerseits einen Handlungsbedarf, der über
den jährlichen Girls’ Day hinausgeht?

In welchen Zweigen des Handwerks sollte nach Meinung der Bundesregie-
rung besonders für die Weiterbildung zur Meisterin geworben werden?

23. Wie viele Bewerber mit Migrationshintergrund haben in den zurückliegen-
den Jahren einen Ausbildungsplatz im Handwerk erhalten?

24. Wie hoch ist die Zahl der Meister bzw. Meisterinnen mit Migrationshinter-
grund, und in welchen Handwerken sind sie tätig?

25. Wie hoch ist die Zahl der Auszubildenden im Handwerk, und wie viele
Bewerbungen haben sie im Vorfeld im Durchschnitt geschrieben?

26. Wie hoch ist das durchschnittliche Alter der Auszubildenden, wenn sie eine
Ausbildung in einem Handwerksbetrieb beginnen?

27. Wie hat sich der Anteil der Ausbildungsplätze im Handwerk, gemessen an
der Gesamtzahl der Ausbildungsplätze im Handwerk, seit der HwO-Novel-
lierung 2004 entwickelt, und an welcher Stelle sieht die Bundesregierung
Handlungsbedarf?

28. Wie viele Jugendliche wurden im Handwerk nach einer erfolgreich absol-
vierten Einstiegsqualifikation in eine reguläre Ausbildung übernommen
(bitte aufschlüsseln nach Geschlecht)?

29. Wie viele Handwerksbetriebe haben den Ausbildungsbonus in Anspruch
genommen?

30. Betrachtet die Bundesregierung das Konsensprinzip weiter als konstituti-
ves Element der Entwicklung und Neuordnung von Ausbildungsordnun-
gen?

31. Wie hoch ist derzeit die Zahl von Auszubildenden in zweijährigen Ausbil-
dungen in den Handwerksbetrieben (bitte aufschlüsseln nach den verschie-
denen Ausbildungsberufen und Geschlecht)?

32. Wie bewertet die Bundesregierung die Akzeptanz und Arbeitsmarktrele-
vanz so genannter zweijähriger Berufe?

33. Wie hoch ist derzeit die Zahl von Auszubildenden in drei- bzw. dreiein-
halbjährigen Ausbildungen (bitte aufschlüsseln nach den verschiedenen
Ausbildungsberufen und Geschlecht)?

34. Wie hoch ist die Zahl der Ausbildungsabbrecher bzw. -abbrecherinnen (bitte
aufschlüsseln nach den verschiedenen Ausbildungsberufen und Ge-
schlecht)?

35. Aus welchen Gründen brechen junge Erwachsene hauptsächlich eine Aus-
bildung im Handwerk ab?

36. Nehmen die Handwerkskammern ihre Aufgabe als zuständige verantwort-
liche Stelle für die Durchführung der Berufsausbildung im notwendigen
Umfang war?

37. Plant die Bundesregierung konkrete, auf das Handwerk zugeschnittene
Maßnahmen, um noch mehr Betriebe, die ausbildungsfähig sind aber bis-

her nicht ausgebildet haben, zu fördern und weitere Anreize zur Bereitstel-
lung zusätzlicher Ausbildungsplätze zu geben?

Drucksache 17/3243 – 4 – Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode
38. Inwieweit nehmen Handwerksbetriebe die Unterstützung von ausbildungs-
begleitenden Hilfen für ihre Auszubildenden in Anspruch?

Plant die Bundesregierung, das Instrument der ausbildungsbegleitenden
Hilfen als regelmäßiges Angebot an die Betriebe auszubauen?

39. In welcher Zahl stellt das Handwerk Absolventinnen und Absolventen ein,
die eine Ausbildung nach § 36 Absatz 2 HwO absolviert haben (bitte auf-
schlüsseln nach Bundesländern)?

40. Wie reagieren Handwerkskammern und Handwerksunternehmen auf neue
Marktlagen, die neue Berufsbilder im Handwerk entstehen lassen?

41. Wie reagiert das Handwerk auf die demografische Entwicklung und das
Absinken der Anzahl der Ausbildungswilligen?

42. Welche Anstrengungen unternimmt die Bundesregierung, um die Beteili-
gung an Weiterbildung vor allem in Klein- und Mittelbetrieben zu beför-
dern?

Berlin, den 6. Oktober 2010

Dr. Frank-Walter Steinmeier und Fraktion

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