BT-Drucksache 17/11100

Gemeinsame internationale Übung "Cyber Europe 2012" mit Behörden, Banken und Internetdienstleistern

Vom 18. Oktober 2012


Deutscher Bundestag Drucksache 17/11100
17. Wahlperiode 18. 10. 2012

Kleine Anfrage
der Abgeordneten Andrej Hunko, Herbert Behrens, Ulla Jelpke, Dr. Petra Sitte,
Kathrin Vogler und der Fraktion DIE LINKE.

Gemeinsame internationale Übung „Cyber Europe 2012“ mit Behörden, Banken
und Internetdienstleistern

Am 4. Oktober 2012 hat die Europäische Agentur für Netz- und Informations-
sicherheit (ENISA) zum zweiten Mal die Übung „Cyber Europe“ ausgerichtet.
Im Gegensatz zur gleichnamigen Übung 2010 sollen diesmal auch „Experten
von Großbanken, Telecom-Unternehmen und Internetprovidern“ auf einen fik-
tiven Cyberangriff reagieren (heise.de, 4. Oktober 2012). 60 Banken waren be-
teiligt. 25 Länder haben an der Übung teilgenommen, vier weitere waren als Be-
obachter präsent. Ziel war die Erprobung und Zusammenschaltung nationaler
und europäischer Cyberinfrastrukturen der Behörden und Telekommunikations-
anbieter. Laut einer Mitteilung von ENISA sei die diesjährige Übung gegen-
über 2010 in ihrem Ausmaß ebenso wie in ihrer Komplexität gewachsen
(www.enisa.europa.eu/media/news-items/cyber-europe-2012-2013-first-results-
show-success). Weitere Ziele werden mit „Testeffektivität und Skalierbarkeit
der existierenden Mechanismen, Methoden und des Informationsflusses für die
Kooperationen öffentlicher Behörden in Europa“ angegeben. Zudem sollen
„Sicherheitslücken und Herausforderungen für einen effektiveren Umgang mit
umfangreichen Internetstörfällen“ gefunden werden. Als Szenario wurde eine
gezielte „Distributed Denial of Service“-Offensive auf „Online-Dienste in allen
teilnehmenden Ländern“ angenommen, die durch weitere „ernsthafte Bedro-
hungen“ angereichert wurde. Derart protestiert etwa die Aktivistengruppe
„Anonymous“ regelmäßig gegen nationale oder internationale Behörden und
Firmen. Insgesamt wurden laut ENISA mehr als 1 000 als „Injektionen“ be-
zeichnete „Internetstörungen“ simuliert.

In Veröffentlichungen der ENISA findet sich kein Hinweis auf die weitere Zu-
sammenarbeit mit den USA, die auch dieses Jahr Teile ihrer regelmäßigen
Übung „Cyber Storm“ ausgeführt hatten. Auf Fragen zur Beteiligung deutscher
Stellen an den zivil-militärischen Inhalten und Akteuren hatte die Bundesregie-
rung mit dem Textbaustein „An dem Strang von Cyber Storm III, an dem
Deutschland beteiligt war, haben keine militärischen Stellen teilgenommen“
geantwortet (Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Fraktion
DIE LINKE. auf Bundestagsdrucksache 17/7578). In der Auswertung der

Übung „Cyber Storm III“ wurde verabredet, zukünftig weitere gemeinsame
Übungen mit Mitgliedstaaten der EU abzuhalten. Dazu wurde eine „High-level
EU-US Working Group on cyber security and cybercrime“ eingerichtet. Unter
anderem hat die Arbeitsgruppe 2011 eine Übung der EU und der USA „Cyber
Atlantic“ ausgerichtet.

Drucksache 17/11100 – 2 – Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode

Wir fragen die Bundesregierung:

1. Welche europäischen Länder waren an der „Cyber Europe 2012“ aktiv betei-
ligt, und welche hatten eine beobachtende Position inne?

a) Welche weiteren Stellen des öffentlichen und privaten Bereichs waren
beteiligt (bitte insbesondere die beteiligten Firmen und Banken auf-
führen)?

b) Welche Aufgabe erfüllte das zentrale Lagezentrum der ENISA in Athen?

c) Inwieweit waren die „Computer Emergency Response-Teams“ (CERT)
des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) und der
Bundeswehr in die Übung eingebunden?

d) Welche weiteren CERT waren mit welchen Aufgaben integriert?

e) Welche Aufgaben übernahm das CERT der EU?

2. Mit welchem Ziel haben deutsche Behörden an der Übung „Cyber Europe
2012“ teilgenommen?

a) Mit welchen Kräften waren öffentliche und private Teilnehmer aus
Deutschland beteiligt?

b) Worin bestand der Beitrag der Bundesnetzagentur bei der Übung?

c) Welche Kosten sind der Bundesregierung bei der Teilnahme entstanden,
und aus welchen Etats wurden sie bestritten (bitte unter Angabe des pro-
zentualen Anteils an den Gesamtkosten)?

3. Wie war die Übung strukturell angelegt?

a) Welche Szenarien wurden für die Übung angenommen und durchge-
spielt?

b) Worin bestanden die über 1 000 „Injektionen“?

c) Inwieweit berücksichtigte die Übung auch „cyberterroristische An-
schläge“ oder sonstige über das Internet ausgeführte Angriffe auf kri-
tische Infrastrukturen sowie Proteste, wie massenhafte E-Mails oder Pro-
teste von „LulzSec“, „Anonymous“ oder ähnlichen Gruppen?

d) Auf welche Weise wurde den in Frage 3c erfragten Protesten begegnet,
und wie wurden diese Maßnahmen in der Evaluation der Übung bzw.
sonstigen Auswertungen bewertet?

4. Wie wurde die „Cyber Europe 2012“ geplant und vorbereitet?

a) Wer gehörte einer diesbezüglichen Planungsgruppe an, und von wem
wurde diese initiiert?

b) Inwieweit wurden hierzu 2010 und 2012 welche Beratungsunternehmen
mit welchen Aufgaben eingebunden?

5. Welches Szenario liegt der diesjährigen „Länderübergreifenden Krisen-
managementübung“ LÜKEX zugrunde?

a) Wann soll die nächste LÜKEX stattfinden, und wer bereitet diese vor?

b) Welche Bundesministerien, Bundesbehörden, Hilfsorganisationen, Ver-
bände und Wirtschaftsunternehmen werden daran teilnehmen, und worin
besteht ihre Aufgabe?

c) Welche ausländischen privaten oder öffentlichen Stellen sind in die
Übung integriert oder beobachten diese?

d) Inwieweit berücksichtigt die Übung auch „cyberterroristische An-

schläge“ oder sonstige über das Internet ausgeführte Angriffe auf kriti-
sche Infrastrukturen sowie Proteste, wie massenhafte E-Mails oder Pro-
teste von „LulzSec“, „Anonymous“ oder ähnlichen Gruppen?

Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 3 – Drucksache 17/11100

e) Auf welche Weise wurde den in Frage 5d erfragten Protesten begegnet,
und wie wurden diese Maßnahmen in der Evaluation der Übung bzw.
sonstigen Auswertungen bewertet?

6. Welche europäischen Länder waren an der „Cyber Atlantic 2011“
(www.enisa.europa.eu/activities/Resilience-and-CIIP/cyber-crisis-
cooperation/cyber-atlantic/cyber-atlantic-2011) aktiv beteiligt, und welche
hatten eine beobachtende Position inne?

a) Welche weiteren Stellen des öffentlichen und privaten Bereichs waren
beteiligt (bitte insbesondere die beteiligten Firmen und Banken auffüh-
ren)?

b) Welche Aufgaben übernahmen die ENISA und das damals provisorische
CERT der EU bzw. vergleichbare Strukturen?

c) Mit welchem Ziel haben deutsche Behörden an der Übung „Cyber
Atlantic 2011“ teilgenommen?

d) Mit welchen Kräften waren öffentliche und private Teilnehmer aus
Deutschland beteiligt?

e) Worin bestand der Beitrag der Bundesnetzagentur bei der Übung?

f) Welche Kosten sind der Bundesregierung bei der Teilnahme entstanden,
und aus welchen Etats wurden sie bestritten (bitte unter Angabe des pro-
zentualen Anteils an den Gesamtkosten)?

7. Wie war die „Cyber Atlantic 2011“ strukturell angelegt?

a) Welche Szenarien wurden für die Übung angenommen und durchge-
spielt?

b) Inwieweit berücksichtigte die Übung auch „cyberterroristische An-
schläge“ oder sonstige über das Internet ausgeführte Angriffe auf kri-
tische Infrastrukturen sowie Proteste, wie massenhafte E-Mails oder
Proteste von „LulzSec“, „Anonymous“ oder ähnlichen Gruppen?

c) Auf welche Weise wurde den in Frage 7b erfragten Protesten begegnet,
und wie wurden diese Maßnahmen in der Evaluation der Übung bzw.
sonstigen Auswertungen bewertet?

8. Wie wurde die „Cyber Atlantic 2011“ geplant und vorbereitet?

Wer gehörte seitens der EU oder ihrer Mitgliedstaaten einer diesbezüg-
lichen Planungsgruppe an, und welche Aufgaben wurden hierfür übernom-
men?

9. Welche (auch virtuellen) Treffen der Unterarbeitsgruppe „Cybercrime“ des
„EU-/US-Senior- Officials-Treffen“ hat es 2012 gegeben, und welchen In-
halt hatten diese?

10. Welche Regierungen von EU-Mitgliedstaaten sowie anderer Länder waren
2012 (auch als Beobachter) an Aktivitäten der US-Übung „Cyberstorm“
beteiligt (auch an etwaigen Auswertungen), die laut dem „Department of
Homeland Security“ auch dieses Jahr andauert (www.dhs.gov/cyber-storm-
securing-cyber-space)?

a) Welche US-Ministerien bzw. -Behörden waren dieses Jahr an „Cyber-
storm“ beteiligt?

b) Wie viele Angehörige welcher deutscher Behörden haben an welchen
Standorten an den Aktivitäten zu „Cyberstorm“ teilgenommen?

c) Welche Kosten sind der Bundesregierung bei der Teilnahme entstanden?

Drucksache 17/11100 – 4 – Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode
d) Was ist damit gemeint, wenn die Bundesregierung für 2010 von einer
„dislozierte[n] Stabrahmenübung mit einem ,Computerwurm‘-Szena-
rio“ spricht (vgl. Bundestagsdrucksache 17/7578)?

11. Wie war das Verhältnis von zivilen zu staatlichen Akteuren bei Aktivitäten
zu „Cyberstorm“ in diesem Jahr?

a) Welche privaten Firmen bzw. sonstigen zivilgesellschaftlichen Akteure
haben daran teilgenommen?

b) Wie bewertet die Bundesregierung die Trennung bei „Cyberstorm“ in
einen militärischen und einen nicht-militärischen „Strang“ hinsichtlich
einer Trennung polizeilicher und militärischer Belange?

Berlin, den 18. Oktober 2012

Dr. Gregor Gysi und Fraktion

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