BT-Drucksache 16/8178

"Fair-Work"-Siegel für Computerspiele

Vom 20. Februar 2008


Deutscher Bundestag Drucksache 16/8178
16. Wahlperiode 20. 02. 2008

Antrag
der Abgeordneten Dr. Lothar Bisky, Dr. Petra Sitte, Cornelia Hirsch, Dr. Lukrezia
Jochimsen, Volker Schneider (Saarbrücken) und der Fraktion DIE LINKE.

„Fair-Work“-Siegel für Computerspiele

Der Bundestag wolle beschließen:

I. Der Deutsche Bundestag stellt fest:

Bei der Bewertung der Situation und der geplanten Auslobung eines Preises für
qualitativ hochwertige sowie kulturell und pädagogisch wertvolle Computer-
spiele stehen einseitig Standortinteressen und die zukünftige Entwicklung der
Computerspielewirtschaft im Vordergrund. Die Arbeitssituation der festen und
freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Entwicklung, der Programmie-
rung, des Designs, des Testens und der Promotion von Computerspielen werden
nicht wahrgenommen. Gerade diese Personen bilden jedoch die Basis einer fort-
schreitend erfolgreichen Computerspieleindustrie in Deutschland. Gleichzeitig
sehen sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit höchst problematischen Ar-
beitsbedingungen konfrontiert. Dies sind: keine oder nur eine geringe soziale
Absicherung, prekäre Beschäftigung, Arbeitszeiten von bis zu 14 Stunden täg-
lich und kein Freizeitausgleich für Überstunden.

Diese Form einer schlecht entlohnten oder prekären Beschäftigung ist gerade
aufgrund des Erfolgs der Computerspieleindustrie ein nicht hinzunehmender
Widerspruch. Die Bundesregierung steht hier in der Verantwortung, korrigie-
rend tätig zu werden. Gerade dann, wenn weitere Fördermittel vergeben werden
oder ein Preis zum Anreiz spezieller Entwicklungen ausgelobt wird, besteht die
Möglichkeit der direkten Einflussnahme. Die Bundesregierung wird deshalb
aufgefordert, ein „Fair-Work“-Siegel zu entwickeln, das ähnlich einem Umwelt-
TÜV die jeweils bestehenden Arbeitsbedingungen klassifiziert und bewertet.
Nur Unternehmen, die die Voraussetzungen für ein solches Siegel erhalten, sol-
len in Zukunft staatliche Fördermittel beziehen können oder bei der Nominie-
rung für einen Computerspielepreis berücksichtigt werden. Mittels unabhängi-
ger Kontrollen und der Einrichtung einer neutralen Beschwerdehotline sollen
auf diese Weise die Mindeststandards der Rechte der Arbeitnehmerinnen und
Arbeitnehmer und der frei Beschäftigten gesichert werden. Durch die Berück-
sichtigung der Belange der Beschäftigten kann so eine dauerhaft und qualitativ
nachhaltige Entwicklung der gesamten Branche gesichert werden.
II. Der Deutsche Bundestag fordert die Bundesregierung auf,

1. zeitnah ein „Fair-Work“-Siegel zu entwickeln, das die Qualität der Arbeits-
bedingungen in der Computerspielebranche bewertet und eine Sicherung der
arbeitsrechtlichen Mindeststandards der festen und freien Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter zum Ziel hat,

Drucksache 16/8178 – 2 – Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode
2. bei der weiteren finanziellen Förderung von Projekten in dieser Branche und
der Auslobung eines Deutschen Computerspielepreises die Verleihung des
Siegels als Entscheidungsgrundlage für die Zuwendung der Fördermittel
bzw. der Teilnahme am Wettbewerb zwingend vorauszusetzen.

Berlin, den 19. Februar 2008

Dr. Gregor Gysi, Oskar Lafontaine und Fraktion

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