BT-Drucksache 16/4645

Islambild deutscher Medien

Vom 8. März 2007


Deutscher Bundestag Drucksache 16/4645
16. Wahlperiode 08. 03. 2007

Kleine Anfrage
der Abgeordneten Dr. Hakki Keskin, Dr. Lothar Bisky, Petra Pau, Bodo Ramelow
und der Fraktion DIE LINKE.

Islambild deutscher Medien

Seit Jahren ist das Islambild deutscher Medien Gegenstand zahlreicher wissen-
schaftlicher Untersuchungen und Publikationen. Eine kürzlich abgeschlossene
Studie der Universität Erfurt gelangte zu dem Ergebnis, dass insbesondere die
öffentlich-rechtlichen Medien ein verzerrtes Islambild zeichnen, das von
konfliktorientierter Berichterstattung beherrscht wird (vgl. Studie der Univer-
sität Erfurt: Das Gewalt- und Konfliktbild des Islams bei ARD und ZDF,
http://www2.kommunikations-wissenschaft-erfurt.de/uploads/bericht_islam_
in_ard_und_zdf_2005_2006.pdf). Demnach nehmen Negativthemen einen
Anteil von sogar 81 Prozent an der gesamten Islamberichterstattung ein. Gemäß
ihrem Programmauftrag besitzen vor allem die öffentlich-rechtlichen Fernseh-
anstalten ARD und ZDF bei der politischen Informationsbeschaffung der Bür-
gerinnen und Bürger und ihrer Meinungsbildung eine besondere Verantwortung.
Aufgrund ihrer starken Reichweite beeinflusst die Medienagenda von ARD und
ZDF nicht zuletzt auch die Arbeit anderer Sender und Medien.

Wir fragen die Bundesregierung:

1. Wie hat sich nach Einschätzung der Bundesregierung in den zurückliegenden
zehn Jahren die Islamberichterstattung in den deutschen Medien entwickelt

a) in der überregionalen Tagespresse und in politischen Magazinen,

b) bei den öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten,

c) bei den privatrechtlichen Fernsehsendern?

2. Bestehen in der diesbezüglichen Islamberichterstattung deutscher Medien re-
gionale Unterschiede, und worauf führt die Bundesregierung diese etwaigen
Unterschiede zurück

a) in der regionalen Tagespresse,

b) bei den regionalen öffentlich-rechtlichen Fernsehsendern (dritten Pro-
grammen)?

3. Worin sieht die Bundesregierung die Ursachen für die in oben genannter Stu-

die beschriebene Darstellungsverzerrung der Alltagsrealität muslimischen
Lebens in Deutschland?

4. Wie beurteilt die Bundesregierung die Auswirkungen eines medial verzerrten
Islambildes auf die politische Meinungsbildung der Bürgerinnen und Bürger
und das gesellschaftliche Klima gegenüber den in Deutschland lebenden
Muslim(inn)en?

Drucksache 16/4645 – 2 – Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode
5. Welche konkreten Maßnahmen gedenkt die Bundesregierung zu ergreifen,
um dem negativen Islambild, wie es insbesondere in der konfliktzentrierten
Islamberichterstattung der öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten ARD und
ZDF zum Ausdruck kommt, in der Öffentlichkeit entgegenzutreten?

6. Was sind aus Sicht der Bundesregierung die Voraussetzungen dafür, dass
künftig auch Muslim(inn)en als wichtige gesellschaftliche Gruppe in die
Aufsichtsgremien von ARD und ZDF berufen werden, und welche konkreten
Initiativen zur Schaffung dieser Voraussetzungen will die Bundesregierung
entfalten?

Berlin, den 5. März 2007

Dr. Gregor Gysi, Oskar Lafontaine und Fraktion

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