BT-Drucksache 15/931

Durch Bewegung und Sport Gesundheit und Prävention fördern

Vom 7. Mai 2003


Deutscher Bundestag Drucksache 15/931
15. Wahlperiode 07. 05. 2003

Antrag
der Abgeordneten Götz-Peter Lohmann, Dagmar Freitag, Helga Kühn-Mengel,
Lothar Ibrügger, Wilhelm Schmidt (Salzgitter), Dr. Margrit Spielmann, Franz
Müntefering und der Fraktion der SPD
sowie der Abgeordneten Winfried Hermann, Petra Selg, Birgitt Bender,
Volker Beck (Köln), Katrin Göring-Eckardt, Krista Sager und der Fraktion
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Durch Bewegung und Sport Gesundheit und Prävention fördern

Der Bundestag wolle beschließen:

I. Der Deutsche Bundestag stellt fest:
Regelmäßige Bewegung und Sport weisen große Präventionspotenziale auf. Sie
fördern die körperliche und psychische Leistungsfähigkeit und das Wohlbefin-
den in einem umfassenden Sinn und verringern Erkrankungsrisiken, kompen-
sieren Fehlernährung und Stress.
Durch regelmäßige Bewegung und Sport kann beispielsweise das Risiko von
Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus Typ 2, Osteoporose und von
Herz-Kreislauf-Erkrankungen gesenkt werden. Rückenbeschwerden können
durch Haltungsschulung und Rückentraining vermieden und geheilt werden.
Ebenso gibt es Hinweise, dass psychische Erkrankungen wie Depressionen und
Angstzustände durch sportliche Betätigung positiv beeinflusst werden können.
Dies zeigt, dass neben gesunder Ernährung und der Vermeidung von Risiken
wie Rauchen und Alkoholkonsum der sportlichen Bewegung eine besondere
Bedeutung zukommt.
Zudem schaffen sportliche Aktivitäten, insbesondere für Jugendliche, Raum für
Begegnung, Miteinander und soziales Lernen. Über Bildungs- und Statusgren-
zen hinweg kann Sport seinen Beitrag leisten, Toleranz zu stärken und Integra-
tion zu fördern.
Prävention und Gesundheitsförderung müssen entsprechend ihrer Bedeutung
stärker als bislang in den Mittelpunkt der Bemühungen gestellt und als gesamt-
gesellschaftliche Aufgabe begriffen werden.
Die Ausrichtung von Bewegungsangeboten im Breiten- und im Schulsport
müssen sich hierfür an gesellschaftlichen Realitäten orientieren. Während auf
der einen Seite das Angebot an sportlichen Aktivitäten immer größer und ab-
wechslungsreicher wird und „Fitness“ zum „Kult“ geworden ist, ist das All-
tagsleben vieler Menschen eher durch Bewegungsmangel charakterisiert.
Sportwissenschaftlichen Untersuchungen zufolge bewegt sich nur jeder zehnte
Deutsche zwei Stunden oder mehr in der Woche. Dieser Trend zur Bewegungs-
armut ist besonders bei der heranwachsenden Generation problematisch.

Drucksache 15/931 – 2 – Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode

Die soeben erschienene gemeinsame Studie des Deutschen Sportbundes, der
AOK-Gesundheitskasse und des Wissenschaftlichen Instituts der Ärzte
Deutschland (WIAD) über den Fitness-Stand von über 20 000 Kindern und Ju-
gendlichen zwischen 6 und 18 Jahren zeigt einen erschreckenden Trend zu kör-
perlicher Inaktivität mit den entsprechenden gesundheitlichen Risiken.
Modellversuche bei älteren Menschen haben gezeigt, wie wirksam Prävention
selbst noch im höheren und hohen Alter ist. Viele Unfälle beispielsweise könn-
ten vermieden werden, wenn ältere Menschen durch Kraft- und Balancetraining
regelmäßig mobilisiert würden. Deshalb ist zu begrüßen, wenn Krankenkassen
ihre Präventionsangebote gezielt für Seniorinnen und Senioren ergänzen.
Sport und Bewegung sind zentraler Bestandteil von Prävention. Dies wurde
auch beim letzten Weltgesundheitstag 2002 thematisiert, der unter dem Motto
stand: „Gesund leben – in Bewegung bleiben“. Wir begrüßen den Einsatz des
Deutschen Sportbundes im Bereich von Prävention und Rehabilitation, ins-
besondere die Aktionen „SPORT PRO GESUNDHEIT“ und „SPORT PRO
REHA“, „Rundum-Fit“ und Gymnastik für Untrainierte in Zusammenarbeit mit
der Bundesärztekammer. Wir schätzen die Vielzahl der freien Träger, Selbsthil-
fegruppen und öffentlich geförderter Institutionen (wie z. B. Volkshochschu-
len), die mit eigenen Veranstaltungen das Angebot zur Gesundheitsbewegung
bereichern. Wir schließen uns den klaren Worten der Sportministerkonferenz
der Länder in der Bundesrepublik Deutschland an, die bereits am 29./
30. November 2001 in Saarbrücken die „Weiterentwicklung des Gesundheits-
sports in der konsequenten Verbindung des Vereinssports mit dem Gesundheits-
system“ gefordert hat. Wir begrüßen Projekte wie „Bewegte Schule“, in denen
im Schulsport der gesundheitsfördernde Ansatz bereits umgesetzt wird.

II. Der Deutsche Bundestag begrüßt die Initiativen, die die Bundesregierung
zur Stärkung der Prävention ergriffen hat und fordert die Bundesregierung auf,
– die Prävention als eigenständige, vierte Säule im Gesundheitswesen (neben

Akutbehandlung, Rehabilitation, Pflege) auszubauen;
– dem Deutschen Bundestag den Entwurf eines Präventionsgesetzes

zuzuleiten, in dem die Ausgestaltung von Prävention festgeschrieben wird
und die vorhandenen vielfältigen Ansätze der Prävention auf eine solide Ba-
sis gestellt werden;

– im neuen Forschungsförderschwerpunkt „Primäre Prävention und Gesund-
heitsförderung“ Projekte der Bewegungsförderung verstärkt zu berücksich-
tigen und daraus neue Förderkonzepte, Standards und Instrumente zur Qua-
litätssicherung zu entwickeln;

– das im Projekt „gesundheitsziele.de“ entwickelte Gesundheitsziel „Gesund
aufwachsen: Ernährung, Bewegung und Stressbewältigung“ aufzugreifen
und im Rahmen ihrer Zuständigkeit umzusetzen;

– im Rahmen des Deutschen Forums Prävention und Gesundheitsförderung die
Rolle des Sports in der Prävention zu stärken und zu fördern und Kampagnen
zu Bewegung und Sport anzuregen;

– bei der möglichen Schaffung einer gesetzlichen Grundlage für einen Präven-
tionsfonds Sport und Bewegung in die Förderangebote mit aufzunehmen;

– die Aus-, Fort- und Weiterbildung der in Gesundheitsberufen Tätigen, insbe-
sondere Ärztinnen und Ärzte, so zu gestalten, dass ein Bewusstsein für die
Präventionspotenziale des Sports und konkrete Anknüpfungsmöglichkeiten
in der Versorgung geschaffen wird, soweit der Bund hier mitwirken kann;

Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 3 – Drucksache 15/931

– mit den Ländern darüber zu beraten, wie im vorschulischen, schulischen und
außerschulischen Bereich mehr körperliche Bewegung gefördert und die
Sportprävention in die Lehrerausbildung aufgenommen werden kann;

– den Krankenkassen die Möglichkeit zu geben, ein Bonussystem (beispiels-
weise in der Form der Befreiung von Zuzahlungen) für diejenigen zu schaf-
fen, die an Maßnahmen der Sportprävention teilnehmen (z. B. Krankenkas-
senbonus für Teilnahme an SPORT-PRO-GESUNDHEIT-Einstiegskursen);

– den Seniorensport zu fördern („Rahmenplan zur Förderung des Senioren-
sports des Deutschen Sportbundes“);

– den Behindertensport auch unter präventiven Gesichtspunkten dauerhaft zu
unterstützen und weiterzuentwickeln;

– Bewegung im Alltag (Gehen, Rad fahren) sowie Spiel und Sport für Kinder
und Jugendliche durch entsprechende Initiativen in der Stadtentwicklungs-
und Verkehrspolitik zu fördern.

Berlin, den 7. Mai 2003
Franz Müntefering und Fraktion
Katrin Göring-Eckardt, Krista Sager und Fraktion

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