BT-Drucksache 15/544

Internationale sportliche Großveranstaltungen gleichermaßen fördern

Vom 11. März 2003


Deutscher Bundestag Drucksache 15/544
15. Wahlperiode 11. 03. 2003

Antrag
der Abgeordneten Klaus Riegert, Peter Letzgus, Norbert Barthle, Klaus Brähmig,
Dirk Fischer (Hamburg), Eberhard Gienger, Dr. Reinhard Göhner, Bernd
Heynemann, Gerlinde Kaupa, Jürgen Klimke, Manfred Kolbe, Walter Link
(Diepholz), Dr. Peter Ramsauer, Peter Rauen, Bernhard Schulte-Drüggelte,
Wilhelm-Josef Sebastian, Kurt Segner, Edeltraut Töpfer und der Fraktion der CDU/CSU

Internationale sportliche Großveranstaltungen gleichermaßen fördern

Der Bundestag wolle beschließen:

I. Der Deutsche Bundestag stellt fest:
Internationale Sportgroßveranstaltungen –wo immer sie in derWelt stattfinden –
sind Treffpunkt und Mittelpunkt der Jugend der Welt, von Leistungsträgern und
Eliten, von jungen Menschen, die sich dem Sport und der Leistung verschrieben
haben. Sie sind sportliche und gesellschaftliche Ereignisse von herausgehobener
Bedeutung, üben eine oft unbeschreibliche Faszination aus und erreichen eine
Akzeptanz, die weit über den rein sportlichen Charakter undWert der jeweiligen
Veranstaltung hinaus wirkt. Durch die weltweite mediale Ausstrahlung werden
Millionen, bei herausragenden internationalen Sportgroßereignissen wie Olym-
pischen Spielen oder Fußball-Weltmeisterschaften Hunderte von Millionen
Menschen erreicht und begeistert.
Internationale sportliche Großereignisse wirken somit weit über die nationalen
Grenzen hinaus, schaffen Möglichkeiten internationaler Verständigung und we-
cken Verständnis für fremde Kulturen, Sitten, Gebräuche und Länder. Sie leis-
ten somit einen wichtigen Beitrag zur Verständigung von Menschen weltweit
und bieten unserem Land auf friedliche Weise eine nationale Selbstdarstellung,
sich als aufgeschlossenes, weltoffenes und tolerantes Gastgeberland zu präsen-
tieren und den zu uns kommenden Menschen die Schönheit und Kultur unseres
Landes näher zu bringen. Internationale Sportgroßveranstaltungen sind somit
herausragende Botschafter Deutschlands und stärken Deutschlands Ansehen in
der Welt.
Bürgerinnen und Bürger identifizieren sich über den Sport, über die Leistungen
und die Leistungsträger mit ihrem Land.
Deutschland, seine Bürgerinnen und Bürger und die Spitzensportverbände wa-
ren in den vergangenen Jahrzehnten herausragende Gastgeber u. a. bei Olympi-
schen Spielen und zahlreichen Welt- und Europameisterschaften. Herzliche und
begeisterte Anteilnahme der gesamten Bevölkerung und eine gute Organisation
haben in aller Welt ein positives Bild von Deutschland geprägt.
Darüber hinaus tragen internationale Sportgroßveranstaltungen zur wirtschaft-
lichen Stärkung regionaler Strukturen bei und erhöhen auch weit über das Er-
eignis hinaus die Attraktivität Deutschlands als Tourismusstandort. Von den

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positiven Impulsen profitieren nicht nur die Tourismuswirtschaft, sondern auch
nachgeordnete Wirtschaftsbereiche.
Ungeachtet dieser vielfältigen positiven Auswirkungen sind die Anforderungen
internationaler Sportorganisationen an die Ausrichtung in den vergangenen Jah-
ren gewaltig gestiegen. Dies betrifft die Ausstattung der Sportsstätten, die Si-
cherheitskonzepte, die erwünschten Rahmenprogramme und die wirtschaftli-
chen Anforderungen an die Veranstalter. Immer mehr Veranstalter können diese
Forderungen und die damit verbundenen Risiken nicht mehr erfüllen bzw. ab-
decken und sind im Vorfeld der Bewerbung auf Zusagen immer höher werden-
der öffentlicher Zuwendungen angewiesen. So haben der Bund und die Länder
allein für die Forderung der FIFA (Federation Internationale de Football Asso-
ciation) nach weltmeisterschaftstauglichen Stadien für die Fußball-Weltmeis-
terschaft 2006 mehr als 550 Mio. Euro bereitgestellt und Bürgschaften in drei-
stelliger Millionenhöhe bewilligt. Gleichzeitig haben Bund und Länder wegen
ihrer angespannten Haushaltslage die Investitionen beim Spitzen – und Breiten-
sport massiv gekürzt. Angesichts der immer stärker um sich greifenden Pro-
fessionalisierung einzelner Sportarten ist dies keine zukunftsweisende Sport-
politik.
Zudem wird die Vergabe internationaler Sportgroßveranstaltungen immer häu-
figer u.a. mit Steuerbefreiungen bzw. Steuervergünstigungen für Sportlerinnen
und Sportler und die Einkünfte aus der Veranstaltung selbst verbunden. Ange-
sichts der riesigen Werbeeinnahmen und der hohen Gagen erscheint diese Ver-
gabepraxis mehr als zweifelhaft, zumal Einkünfte aus kleineren sportlichen
Veranstaltungen der Besteuerung unterliegen. Dies führt zu einer Benachteili-
gung kleinerer Sportverbände.
Es ist Aufgabe der Bundesregierung, für alle deutschen Spitzensportverbände
die gleichen Voraussetzungen zu schaffen, damit diese sich chancengleich mit
internationalen Verbänden als Ausrichter bewerben können, und im Einverneh-
men mit den deutschen Spitzensportverbänden bei den internationalen Sport-
organisationen dafür Sorge zu tragen, dass nicht immer höhere Bewerbungsan-
forderungen die Spitzensportverbände vor wirtschaftliche Probleme stellen, die
letztendlich durch immer höhere öffentliche Zuwendungen finanziert werden
müssen.

II. Der Deutsche Bundestag fordert die Bundesregierung auf,
sich auf internationaler Ebene dafür einzusetzen, dass die Vergabe internationa-
ler sportlicher Großveranstaltungen nicht mehr von Steuerbefreiungen oder
Steuervergünstigungen abhängig gemacht wird;
Sorge zu tragen, dass für alle deutschen Spitzensportverbände bei deren Bewer-
bung um die Austragung internationaler Sportgroßveranstaltungen in Deutsch-
land die gleichen Voraussetzungen gelten;
im Einvernehmen mit den deutschen Spitzensportverbänden auf internationaler
Ebene Einfluss zu nehmen, um die Forderungen internationaler Sportorganisa-
tionen an die sich bewerbenden Sportverbände auf das Notwendige zu be-
schränken und den Spielraum nationaler Gestaltung zu erweitern;
internationale Sportgroßveranstaltungen in Deutschland gemäß ihrer Bedeutung
gleichermaßen angemessen zu fördern. Dies reicht von der Unterstützung bei
der Errichtung bzw. Ausgestaltung von Sportstätten bis zur Hilfe zur Organisa-
tion der Veranstaltung und dem kulturellen Rahmenprogramm;
die Erlöse aus dem Verkauf von Sondermünzen oder Sonderbriefmarken aus
Anlass einer internationalen Sportgroßveranstaltung dem eigentlichen Verwen-
dungszweck zuzuführen. Überschüssige Erlöse sollen beim Sport verbleiben.
Der Haushaltausschuss des Deutschen Bundestages soll im Einvernehmen mit

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dem Sportausschuss über die weitere Verwendung der überschüssigen Erlöse
entscheiden;
die touristische Vermarktung von Sportgroßveranstaltungen in Deutschland zu
fördern und diese für die Erschließung neuer Gästepotenziale im In- und Aus-
land zu nutzen.

Berlin, den 28. Januar 2003
Klaus Riegert
Peter Letzgus
Norbert Barthle
Klaus Brähmig,
Dirk Fischer (Hamburg)
Eberhard Gienger
Dr. Reinhard Göhner
Bernd Heynemann
Gerlinde Kaupa
Jürgen Klimke,
Manfred Kolbe
Walter Link (Diepholz)
Dr. Peter Ramsauer
Peter Rauen
Bernhard Schulte-Drüggelte,
Wilhelm-Josef Sebastian
Kurt Segner
Edeltraut Töpfer
Dr. Angela Merkel, Michael Glos und Fraktion

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