BT-Drucksache 15/378

Situation der Krebsforschung und der Krebsregister in Deutschland

Vom 29. Januar 2003


Deutscher Bundestag Drucksache 15/378
15. Wahlperiode 29. 01. 2003

Kleine Anfrage
der Abgeordneten Ulrike Flach, Cornelia Pieper, Christoph Hartmann (Homburg),
Birgit Homburger, Horst Friedrich (Bayreuth), Daniel Bahr (Münster), Ernst
Burgbacher, Helga Daub, Rainer Brüderle, Jörg van Essen, Otto Fricke, Rainer
Funke, Hans-Michael Goldmann, Joachim Günther (Plauen), Dr. Karlheinz
Guttmacher, Dr. Christel Happach-Kasan, Klaus Haupt, Ulrich Heinrich, Dr. Werner
Hoyer, Dr. Heinrich L. Kolb, Gudrun Kopp, Sibylle Laurischk, Dirk Niebel, Günther
Friedrich Nolting, Hans-Joachim Otto (Frankfurt), Eberhard Otto (Godern), Detlef
Parr, Gisela Piltz, Dr. Andreas Pinkwart, Marita Sehn, Carl-Ludwig Thiele, Jürgen
Türk, Dr. Claudia Winterstein, Dr. Wolfgang Gerhardt und Fraktion der FDP

Situation der Krebsforschung und der Krebsregister in Deutschland

Krebserkrankungen werden in wenigen Jahren Herz- und Kreislauferkrankun-
gen als Todesursache Nummer eins in Deutschland ablösen. Da die Wahr-
scheinlichkeit, an Krebs zu erkranken, mit zunehmendem Lebensalter steigt, ist
zu erwarten, dass einhergehend mit dem Wandel der Altersstruktur der Bevöl-
kerung in Deutschland die Bekämpfung von Krebs eine der wichtigsten Aufga-
ben der zukünftigen Gesundheitspolitik sein wird.
Die Bundesregierung unterstützt die Krebsforschung durch Kompetenznetze
und die Förderung von Forschungseinrichtungen der Grundlagenforschung,
z. B. in der Deutschen Forschungsgemeinschaft.
Wissenschaftler kritisieren jedoch die mangelnde Förderung der klinischen For-
schung. Ein weiteres Problem ist die nach wie vor nicht erreichte Vollzähligkeit
der Krebsregister.
Einzig im Saarland wird für alle Krebsarten die für die epidemologische For-
schung nötige 90 % Erfassung der auftretenden Erkrankungen erreicht. In ande-
ren Bundesländern werden nicht alle Krebsarten hinreichend erfasst; in Baden-
Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Hessen ist selbst die flächendeckende
Einführung der Krebsregister noch nicht erfolgt.
Für die Krebsursachenforschung und die Entwicklung neuer Behandlungspläne
ist jedoch eine möglichst vollständige Erfassung der Krebsfälle nötig.

Wir fragen die Bundesregierung:
1. Wie hoch ist der Gesamtetat, den die Bundesregierung in den verschiedenen

Ressorts für die Krebsforschung zur Verfügung stellt?
2. Wie verteilt sich dieser Etat auf die verschiedenen Ressorts?

Drucksache 15/378 – 2 – Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode

3. Welchem Anteil am Bruttoinlandsprodukt (BIP) entspricht dieser Etat und
wie hoch ist der Anteil der für die Krebsforschung aufgewandten Mittel am
BIP in anderen Staaten, z. B. Großbritannien, Frankreich oder den USA?

4. Wie verteilen sich die Anteile dieses Etats auf die Grundlagenforschung,
die Pharmaforschung und die klinische Forschung?

5. Wie groß ist der Anteil der Förderung von Biotechnologie und Genomfor-
schung im Gesamtetat der deutschen Krebsforschung?

6. Welche Pläne zur Förderung der klinischen Krebsforschung, die im inter-
nationalen Vergleich rückständig ist, hat die Bundesregierung?

7. Plant die Bundesregierung die Einrichtung einer zentralen Förderstelle für
klinische Krebsforschung, um diesen Rückstand aufzuholen?

8. Die Erforschung welcher Krebsarten bildet den Schwerpunkt der Förde-
rung durch die Bundesregierung?

9. Welchen Anteil an allen Krebserkrankungen haben diese Krebsarten?
10. Welche Maßnahmen zur Übertragung von Ergebnissen aus der Grund-

lagenforschung in die klinische Praxis hat die Bundesregierung unter-
nommen?

11. Haben sich nach Auffassung der Bundesregierung die bevölkerungsbezo-
genen Krebsregister nach dem Bundeskrebsregistergesetz bewährt?

12. Wie viele Bundesländer verfügen noch nicht über eine flächendeckende
Erfassung der auftretenden Krebserkrankungen im Krebsregister?

13. Aus welchen Gründen verfügen noch nicht alle Bundesländer über eine
flächendeckende Erfassung aller Krebsfälle?

14. Lassen die in den Bundeskrebsregistern erfassten Daten fundierte Aus-
sagen über die Verbreitung einzelner Krebserkrankungen in ganz Deutsch-
land zu?

15. Beteiligt sich die Bundesregierung an der Finanzierung der Landeskrebs-
register?

16. Über welche Krebsarten lassen sich, bezogen auf das gesamte Bundes-
gebiet, noch keine gesicherten Aussagen treffen?

17. Welche Maßnahmen plant die Bundesregierung, um eine flächendeckende
und alle Krebsarten umfassende Erfassung in den Landeskrebsregistern zu
unterstützen?

18. Welche Maßnahmen zur Reduzierung des Zigarettenkonsums, einer inter-
national anerkannten Ursache von Lungenkrebs, wird die Bundesregierung
in Zukunft ergreifen?

19. Ist die Bundesregierung bereit, ein Signal zu setzen und auf Etatkürzungen
der Helmholtz Gemeinschaft, die auch das Deutsche Krebsforschungszent-
rum in Heidelberg betreffen, zu verzichten?

20. Ist eine Übertragung des Modells der Reihenuntersuchungen zur Brust-
krebsfrüherkennung mit einem Mammographie-Screening für Frauen zwi-
schen dem 50. und 69. Lebensjahr auf andere häufige Krebsarten vorge-
sehen?

21. Wie weit ist die Einführung dieses Früherkennungsprogramms fortgeschrit-
ten?

22. Stehen flächendeckend genügend Ärzte und Ärztinnen zur Verfügung, die
die Kriterien des Qualitätssicherungsprogramms zur Brustkrebsfrüherken-
nung erfüllen?

Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 3 – Drucksache 15/378

23. Welche Maßnahmen wird die Bundesregierung ergreifen, um die ärztliche,
pflegerische und psychosoziale Versorgung krebskranker Kinder in
Deutschland in Zukunft sicherzustellen?

Berlin, den 28. Januar 2003
Ulrike Flach
Cornelia Pieper
Christoph Hartmann (Homburg)
Birgit Homburger
Horst Friedrich (Bayreuth)
Daniel Bahr (Münster)
Ernst Burgbacher
Helga Daub
Rainer Brüderle
Jörg van Essen
Otto Fricke
Rainer Funke
Hans-Michael Goldmann
Joachim Günther (Plauen)
Dr. Karlheinz Guttmacher
Dr. Christel Happach-Kasan
Klaus Haupt
Ulrich Heinrich
Dr. Werner Hoyer
Dr. Heinrich L. Kolb
Gudrun Kopp
Sibylle Laurischk
Dirk Niebel
Günther Friedrich Nolting
Hans-Joachim Otto (Frankfurt)
Eberhard Otto (Godern)
Detlef Parr
Gisela Piltz
Dr. Andreas Pinkwart
Marita Sehn
Carl-Ludwig Thiele
Jürgen Türk
Dr. Claudia Winterstein
Dr. Wolfgang Gerhardt und Fraktion

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