BT-Drucksache 15/3555

Folgen der Abwanderung für die neuen Bundesländer

Vom 30. Juni 2004


Deutscher Bundestag Drucksache 15/3555
15. Wahlperiode 30. 06. 2004

Große Anfrage
der Abgeordneten Cornelia Pieper, Rainer Brüderle, Angelika Brunkhorst, Ernst
Burgbacher, Jörg van Essen, Ulrike Flach, Horst Friedrich (Bayreuth), Rainer
Funke, Hans-Michael Goldmann, Joachim Günther (Plauen), Dr. Karlheinz
Guttmacher, Dr. Christel Happach-Kasan, Christoph Hartmann (Homburg), Klaus
Haupt, Ulrich Heinrich, Dr. Heinrich L. Kolb, Gudrun Kopp, Jürgen Koppelin,
Sibylle Laurischk, Harald Leibrecht, Ina Lenke, Dirk Niebel, Günther Friedrich
Nolting, Hans-Joachim Otto (Frankfurt), Eberhard Otto (Godern), Detlef Parr,
Dr. HermannOtto Solms, Carl-Ludwig Thiele, Jürgen Türk, Dr. ClaudiaWinterstein,
Dr. Volker Wissing, Dr. Wolfgang Gerhardt und der Fraktion der FDP

Folgen der Abwanderung für die neuen Bundesländer

Die Krise der Renten- und Krankenversicherungskassen hat die Folgen des
demografischenWandels besonders drastisch verdeutlicht. Die sinkende Gebur-
tenrate, die steigende Zahl älterer Menschen und die anhaltenden Wanderungs-
ströme bestimmen die demografische Entwicklung. Die 10. koordinierte Bevöl-
kerungsvorausberechnung des Statistischen Bundesamtes erwartet für 2050 in
Deutschland insgesamt 75,1 Millionen Einwohner – 7,3 Millionen weniger als
heute. Von dieser Entwicklung sind die neuen Bundesländer wegen der hohen
Zahl von Abwanderungen von Ost- nach Westdeutschland besonders betroffen.
Nach Angaben des Beauftragten der Bundesregierung für die neuen Länder ha-
ben seit 1990 über eine Million Menschen Ostdeutschland verlassen – rund 65
Prozent davon sind in der Altersgruppe der 18 bis 25-Jährigen. Auch die neues-
ten Zahlen des Bundesamts für Statistik sind alarmierend. Danach werden bis
2020 weitere 1 Millionen Menschen Ostdeutschland verlassen. Weil bis dahin
mehr Menschen sterben als geboren werden, wird die Bevölkerungszahl in den
neuen Bundesländern insgesamt von 13,7 Millionen im Jahre 2001 auf ca. 12
Millionen im Jahre 2020 zurückgehen. Vor allem die bedrückend hohen Abwan-
derungszahlen haben fatale Folgen für Ostdeutschland: Die Kommunen ziehen
weniger Steuern ein, das Bildungsniveau sinkt, qualifiziertes Personal fehlt,
Industrieunternehmen investieren kaum, die Nachfrage nach Konsumgütern und
Dienstleistungen geht zurück, die Kosten für die städtische Infrastruktur vertei-
len sich auf immer weniger Schultern, Wohnungen stehen leer, periphere Regi-
onen entvölkern sich zunehmend. Die entscheidenden Gründe für die Abwande-
rung sind fehlende Ausbildungs- und berufliche Perspektiven. Es sind deshalb
vor allem die jungen und gut ausgebildeten Menschen, die Ostdeutschland ver-
lassen. 2001 hatten zum Beispiel in Sachsen 37 Prozent der Abgewanderten
Fachhochschul- oder Hochschulreife. Dagegen lag der Anteil der Fortgezoge-
nen mit Volks- und Hauptschulabschluss bei 12 Prozent. Nicht selten werden
Stimmen laut: „Die Leute noch besser auszubilden ist kontraproduktiv; je höher
sie qualifiziert sind, desto eher ziehen sie fort“.

Drucksache 15/3555 – 2 – Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode

Da gerade Frauen in strukturschwachen Regionen schlechte berufliche Chancen
haben, ist ihr Anteil an der Abwanderung überdurchschnittlich hoch. So kom-
men in ländlichen Kreisen auf 100 Männer nur noch 80 Frauen in der gleichen
Altersklasse. Dies führt dazu, dass weniger Familien gegründet und weniger
Kinder geboren werden.
Schließlich werden der Wirtschaft ab 2006 in den neuen Bundesländern – trotz
der hohen Arbeitslosenzahl – wegen des fehlenden Nachwuchses die Arbeits-
kräfte fehlen.
Abwanderung ist ein Phänomen, auf das Antworten zu finden sind und auf die
die Politik reagieren muss.

Wir fragen die Bundesregierung:
A. Wirtschafts-, Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik
1. Wie beurteilt die Bundesregierung die wirtschaftliche Situation und Zu-

kunft in den neuen Bundesländern, insbesondere vor dem Hintergrund des
dort überproportional hohen Bevölkerungs- und Erwerbsrückgangs?

2. Teilt die Bundesregierung die Auffassung, dass die Herstellung gleichwer-
tiger Lebensverhältnisse im Bundesgebiet im Sinne von Artikel 72 Abs. 3
GG in den neuen Bundesländern nur dann realisiert werden kann, wenn die
Abwanderung von dort gestoppt und sich Industrie und Forschung ansie-
deln?

2.1. Wenn ja, welche Konzepte hat die Bundesregierung dafür?
3. Welche Erkenntnisse liegen der Bundesregierung zu Engpässen bei der

medizinischen Versorgung, insbesondere in den ländlichen Gebieten der
neuen Bundesländer vor?

3.1. Wie viele qualifizierte Ärzte sind seit 1990 aus den neuen Bundesländern
abgewandert?

3.2. Wie viele Arztpraxen, insbesondere Hausarztpraxen, werden in den nächs-
ten Jahren – differenziert nach Bundesländern – aus Altersgründen aufge-
geben werden?

3.3. Wie werden die Chancen bewertet, dass die Arztpraxen mit entsprechend
qualifizierten Nachfolgern besetzt werden können?

3.4. Teilt die Bundesregierung die Auffassung, dass an der Altersgrenze von
68 Jahren für Vertragsärzte vor diesem Hintergrund nicht länger festgehal-
ten werden sollte?

4. Welche Folgerungen zieht die Bundesregierung aus diesen Tatsachen?
5. Wie hoch ist der Bedarf an Ärzten in den neuen Ländern?
6. Welche Maßnahmen wird die Bundesregierung ergreifen, um die medizi-

nische Betreuung der Menschen in Regionen mit einer hohen Abwande-
rungsquote und zunehmender Überalterung der Bevölkerung zu sichern?

7. Wie stellt sich die Situation im Bereich der Krankenhäuser, der Zahnärzte,
der Psychotherapeuten, der Pflegeberufe und der Heilmittelerbringer dar?

8. Welche weiteren Berufsgruppen sind der Bundesregierung bekannt, in de-
nen ähnliche Engpässe bestehen oder zu erwarten sind?

9. Wie viele Menschen haben seit 2001 Mobilitätshilfen (aufgeschlüsselt nach
den einzelnen Arten) in den neuen Bundesländern in Anspruch genommen?

9.1. Wie viele davon waren unter 25 Jahren?

Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 3 – Drucksache 15/3555

10. Wie beurteilt die Bundesregierung den Einfluss dieser Hilfestellungen auf
die Abwanderung junger Menschen von Ost- nach Westdeutschland?

11. Sieht die Bundesregierung eine Gefahr, dass Mobilitätshilfen zwar regio-
nale Ungleichgewichte auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt für
Jugendliche reduzieren, gleichzeitig aber die Entwicklung in den neuen
Bundesländern, insbesondere in den strukturschwachen Regionen, beein-
trächtigen?

12. Wie viele mittelständische Unternehmen gibt es in Ostdeutschland insge-
samt und wie ist der Mittelstand in den jungen Bundesländern strukturiert
(bitte nach Umsatz- und Beschäftigtengrößenklassen auflisten)?

13. Trifft die Aussage des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle zu, dass in
Ostdeutschland 100 000 kleine und mittlere Unternehmen fehlen?

14. Welche Maßnahmen hat die Bundesregierung ergriffen, um den Mittel-
stand – das Herzstück der Wirtschaft – insbesondere in Ostdeutschland zu
stärken?

15. Wie viele Neugründungen kleiner und mittlerer Unternehmen hat es seit
1998 in Ostdeutschland gegeben?

16. Wie viele kleine und mittlere Unternehmen sind in Ostdeutschland seit
1998 in Konkurs gegangen?

17. Worin sieht die Bundesregierung die Ursachen für die Schwierigkeiten bei
der Kreditvergabe an kleine und mittelständische Unternehmen?

18. Welche konkreten Maßnahmen plant die Bundesregierung zur Beseiti-
gung oder Abmilderung dieser Ursachen?

B. Bildungspolitik
19. Wie viele Grundschulen, Hauptschulen, Gesamtschulen und Gymnasien,

Kollegschulen, Berufs- und Berufsfachschulen sind seit 1990 in Berlin-
Ost, Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern
und Thüringen (neue Bundesländer) geschlossen worden?

20. Welche Informationen liegen der Bundesregierung zu den Schulschlie-
ßungen vor und welche Rückschlüsse zieht sie daraus?

20.1. Wie hat sich insbesondere die Abwanderung von Ost nach West darauf
ausgewirkt?

21. Wie wird die schulische Bildung in den Regionen, die von Schulschlie-
ßungen betroffen sind, sichergestellt?

22. Wie viele Volks- und Hauptschulabsolventen – jeweils gegliedert nach:
mit Berufsausbildung; mit abgebrochener Berufsausbildung (Angabe des
Zeitpunktes/Ausbildungsjahres); ohne Berufsausbildung – haben seit
1990 die neuen Bundesländer verlassen?

23. Wie viele Hochschul- und Fachhochschulabsolventen haben seit 1990 die
neuen Bundesländer verlassen?

24. Wie stellt sich die Entwicklung der Studierendenzahlen an den Hochschu-
len der neuen Länder – gegliedert nach Studierenden aus den neuen und
den alten Bundesländern – dar?

25. Wie hoch ist der Anteil der Hochschulabsolventen in den neuen Bundes-
ländern, die nach einem abgeschlossenen Studium eine Tätigkeit in den
neuen Bundesländern aufnehmen?

Drucksache 15/3555 – 4 – Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode

26. Wie viele junge Menschen (absolut und relativ zur Anzahl des Jahrgangs)
befinden sich in den neuen Bundesländern in betrieblicher und außerbe-
trieblicher Ausbildung?

27. Welche Maßnahmen sind getroffen worden, um die betriebliche Ausbil-
dung in den neuen Bundesländern zu fördern, und welcher Finanzierungs-
aufwand ist dafür nötig?

28. Wie viele junge Menschen (absolut und relativ zur Anzahl des Jahrgangs)
pendeln zu einer Ausbildungsstätte in den alten Ländern?

29. Was tut die Bundesregierung, um die abgewanderten jungen, leistungs-
starken Menschen zur Rückkehr in die neuen Länder zu motivieren?

30. Ist der Bundesregierung bekannt, ob und wie viele Menschen, die Ost-
deutschland seit der Wende verlassen haben, dorthin zurückgekehrt sind?

30.1. Wenn ja, welche Informationen liegen der Bundesregierung dazu vor?

C. Jugendarbeitslosigkeit
31. Ist die Bundesregierung der Ansicht, dass die beabsichtigte Einführung

einer Ausbildungsplatzabgabe neue Ausbildungsplätze in den neuen Bun-
desländern schaffen wird?

31.1. Wenn ja, von wie vielen neuen Ausbildungsplätzen geht die Bundsregie-
rung aus?

32. Wie viele Unternehmen in Ostdeutschland müssten auf Grund der neuen
beabsichtigten Regelungen eine Ausbildungsplatzabgabe entrichten?

33. Wie viele davon sind kleine und mittlere Unternehmen?
34. Wie hoch schätzt die Bundesregierung den prozentualen Anteil ostdeut-

scher Unternehmen ein, die eher einen Auszubildenden einstellen würden
als die Ausbildungsplatzabgabe zu entrichten?

35. Zeigt die Bundesinitiative „Jugend bleibt“, die nach den Plänen der Bun-
desregierung die Abwanderung eindämmen und Programme wie „Brücke
Ost“ und „E&C“ ergänzen soll, in Ostdeutschland – aufgeschlüsselt nach
Ländern – bereits Wirkungen bezüglich des Rückgangs der Abwande-
rungszahlen?

D. Gesellschaftspolitik
36. Wie viele Familien mit minderjährigen Kindern und Kindern in der Aus-

bildung haben seit 1990 die neuen Bundesländer verlassen?
Wie viele davon waren allein erziehende Mütter bzw. Väter?

37. Wie viele Familien und Paare aus den neuen Bundesländern führen eine
so genannte Fernbeziehung, weil ein Partner oder eine Partnerin einen Ar-
beitsplatz in den alten Bundesländern angenommen hat?

38. Welche Erkenntnisse liegen der Bundesregierung darüber vor, durch wel-
che Faktoren zu erklären ist, dass in den neuen Ländern die Geburtenzif-
fern deutlich unter denWerten in der ehemaligen DDR und unter denWer-
ten in den alten Bundesländern liegen?

38.1. Welche Prognosen für die künftige Bevölkerungsentwicklung in den
neuen Ländern zieht die Bundesregierung daraus und welchen politischen
Handlungsbedarf sieht sie?

Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 5 – Drucksache 15/3555

39. Welche Rolle spielt nach Einschätzung der Bundesregierung das Kinder-
betreuungsangebot in den neuen Bundesländern für die Entscheidung von
Familien, Ostdeutschland zu verlassen oder zu bleiben?

40. Geht die Bundesregierung davon aus, dass in den neuen Bundesländern
ein bedarfsgerechtes Betreuungsangebot für Kinder besteht und daher von
der angekündigten Bundesförderung des Ausbaus der Betreuungsangebo-
te in Höhe von 1,5 Mrd. Euro jährlich ab 2005 nur ein geringer Anteil den
neuen Ländern zugute kommen soll?

40.1. Wenn ja, in welcher Höhe und welcher Form soll die Kinderbetreuung in
den neuen Bundesländern konkret gefördert werden?

41. Welche Handlungsnotwendigkeiten und finanziellen Folgen werden sich
für die Kinder- und Jugendhilfe, insbesondere im Bereich Kindertagesbe-
treuung, in den neuen Ländern ergeben, sollte das bei der Bundesregie-
rung im Entwurf vorliegende Tagesbetreuungsausbaugesetz umgesetzt
werden?

42. Welche Folgen sieht die Bundesregierung aus der Bevölkerungsentwick-
lung in den neuen Ländern für die Aufgaben und Institutionen der Kinder-
und Jugendhilfe und welche Problemlösungsstrategien bestehen dazu?

43. Zu welchen konkreten Ergebnissen für die neuen Bundesländer haben die
Gespräche zwischen der Bundesregierung und den Spitzenverbänden der
deutschen Wirtschaft im Jahre 2003 zur „Vereinbarung zur Förderung der
Chancengleichheit von Frauen und Männern in der Privatwirtschaft“ ge-
führt?

43.1. Welche Maßnahmen wurden für die neuen Bundesländer mit welchem
Ziel bereits umgesetzt und sind nun neu geplant?

44. Wie beurteilt die Bundesregierung die zu erwartenden besonders hohen
Altenquotienten (nach der 10. koordinierten Bevölkerungsvorausberech-
nung) in den neuen Bundesländern und welche Konzepte liegen vor, um
diesem Trend der Überalterung entgegenzuwirken bzw. sich darauf einzu-
stellen?

45. Gibt es einen Zusammenhang zwischen Abwanderung und steigender
Kriminalität in den Regionen, die in besonderem Maße von hohen Ab-
wanderungszahlen betroffen sind?

E. Infrastruktur
46. Welches Anliegen verfolgen die von der Bundesregierung aufgelegten

Programme, wie: „Die soziale Stadt“, „Stadtumbau Ost“, „wir … hier und
jetzt“?

47. Sind die von der Bundesregierung aufgelegten Programme einer Evalua-
tion unterzogen worden, und falls ja, mit welchem Ergebnis, insbesondere
imHinblick auf eine mögliche Eindämmung der Abwanderungsquote (ge-
gliedert nach den jeweiligen Regionen)?

48. Teilt die Bundesregierung die Auffassung, dass trotz des Förderpro-
gramms „Stadtumbau Ost“ der Wohnungsleerstand und die Einschrän-
kung der öffentlichen Infrastruktur weiter zunimmt?

48.1. Wenn ja, worin sieht die Bundesregierung die Hauptgründe dafür?
48.2. Welche Maßnahmen wird die Bundesregierung ergreifen, um diesem Pro-

zess entgegenzuwirken?
49. Welche Auswirkungen haben Wanderungsströme auf das Bau- und Woh-

nungswesen in den neuen Bundesländern?

Drucksache 15/3555 – 6 – Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode

50. Sind der Bundesregierung bereits Ergebnisse des Modellvorhabens „An-
passungsstrategien für ländliche/periphere Regionen mit starkem Bevöl-
kerungsrückgang in den neuen Ländern“ in denModellregionenMecklen-
burgische Seenplatte, Lausitz-Spreewald und Ostthüringen bekannt und
welche sind es?

51. Wenn ja, welche Erkenntnisse und Schlussfolgerungen zieht die Bundes-
regierung daraus?

52. Welche arbeitsmarkt- und bildungspolitischen Auswirkungen werden
nach Auffassung der Bundesregierung urbane Veränderungen in den
neuen Bundesländern haben?

53. In welchem Spannungsverhältnis stehen die in Frage 46 genannten Pro-
gramme zu solchen Maßnahmen der Bundesregierung, mit denen den
Kommunen neue Aufgaben übertragen werden, etwa bei der Schaffung
von Betreuungsangeboten für unter 3-Jährige?

54. Gehen die dadurch entstehenden finanziellen Mehrbelastungen der Kom-
munen zu Lasten dieser Förderprogramme und laufen ihnen damit
zuwider?

55. Wie beurteilt die Bundesregierung den Stand der Umsetzung der Verkehrs-
projekte Deutsche Einheit (VDE)?

56. In welchem Umfang werden die noch zur Fertigstellung ausstehenden
Verkehrsprojekte Deutsche Einheit von den Kürzungen betroffen sein, die
sich aus den neuen mittelfristigen Finanzplanungen der Bundesregierung
für die Verkehrsinvestitionen ergeben?

57. Bis wann sollen die Verkehrsprojekte Deutsche Einheit sowie die im Bun-
desverkehrswegeplan für die neuen Bundesländer ausgewiesenen Pro-
jekte des vordringlichen Bedarfs nach den Planungen der Bundesregie-
rung fertig gestellt sein?

58. Trifft es zu, dass für die Verkehrsprojekte in den neuen Bundesländern in
der aktuellen Mittelfristperiode von 2004 bis 2008 nur rund 4 Mrd. Euro
für die Straße und nur rund 3Mrd. Euro für die Schiene zur Verfügung ste-
hen werden?

58.1. Wenn nein, von welcher Summe ist auszugehen?
59. Trifft es zu, dass eine Reihe von Vorhaben im Schienenbau in Ostdeutsch-

land vor Erreichen der Investitionszielstellung abgebrochen oder gar nicht
erst dotiert werden, obwohl sie bisher disponiert waren?

59.1. Wenn ja, um welche Projekte handelt es sich dabei?
60. Beabsichtigt die Bundesregierung, den bisherigen Investitionsschwer-

punkt für die Verkehrsinfrastruktur in den neuen Bundesländern beizube-
halten?

F. Demografische Entwicklung
61. Hat die Bundesregierung Maßnahmen geplant, um das Bewusstsein der

Bevölkerung für die demografische Entwicklung zu schärfen vor dem
Hintergrund, dass eine Umfrage aus dem Jahr 2003 ergab, dass 52 Prozent
der Deutschen den Begriff „demografischer Wandel“ gar nicht kennen?

62. Wie wirken sich nach Einschätzung der Bundesregierung die drei demo-
grafischen Größen: Geburtenrückgang, Überalterung und Wanderung je-
weils auf die derzeitige Bevölkerungsentwicklung, sowohl in den neuen
als auch in den alten Bundesländern aus?

Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 7 – Drucksache 15/3555

63. Plant die Bundesregierung, dieser demografischen Entwicklung mit
einem langfristig angelegten Konzept entgegenzutreten?

63.1. Wenn ja, welches sind die Eckpfeiler dieses Konzeptes?
64. Plant die Bundesregierung die jährliche Herausgabe eines Demografie-

berichts?
64.1. Wenn ja, ab wann, und wenn nein, warum nicht?
65. Zu welchen Konsequenzen führen die Ergebnisse der Demografie-Initia-

tive „Betriebliche Strategien für eine altersgerechte Arbeits- und Personal-
politik“, die das Bundesministerium für Bildung und Forschung mit
4,2 Mio. Euro gefördert hat, um den Unternehmen zu helfen, sich auf den
demografischen Wandel in der Arbeitswelt einzustellen?

66. Verfügt die Bundesregierung für den Aufbau Ost über ein verbindliches,
ressortübergreifendes Gesamtkonzept und welche Ressorts sind darin ein-
gebunden?

66.1. Wenn ja, wie sieht es aus und wo kann man es nachlesen?
66.2. Falls nein, beabsichtigt die Bundesregierung, ein solches vorzulegen, und

wenn ja, zu welchem Zeitpunkt?
66.3. Wenn nein, warum sieht die Bundesregierung keinen Handlungsbedarf?
67. In welcher Weise berücksichtigt die Bundesregierung beim Aufbau Ost

die demografische Entwicklung und insbesondere die anhaltend hohe Zahl
der Abwanderung von Ost- nach Westdeutschland?

68. Wie wurden die 115 Vorschläge aus der Testregion „Abbau von Bürokra-
tie“ in Westmecklenburg bislang von der Bundesregierung umgesetzt?

69. Welche Schlussfolgerungen ergeben sich aus diesen Vorschlägen für die
anderen neuen Bundesländer?

70. Beabsichtigt die Bundesregierung, neben den bereits drei bestehenden
Modellregionen weitere einzurichten?

70.1. Wenn ja, welche sind das?
70.2. Wenn nein, warum nicht?

G. Forschung
71. Wie viele Wissenschaftler waren zum Zeitpunkt der Wiedervereinigung

der beiden deutschen Staaten auf dem Hoheitsgebiet der ehemaligen DDR
an den Hochschulen, staatlichen außeruniversitären Forschungseinrich-
tungen, an der Akademie der Wissenschaften und in der Wirtschaft be-
schäftigt?

72. In welchem Verhältnis stand die Zahl der Wissenschaftler bezogen auf
1 000 Einwohner in den fünf neuen Bundesländern im Jahr 1990?

73. Wie hoch ist die Anzahl der Wissenschaftler aus der ehemaligen DDR, die
nach 1990 in das gesamtdeutscheWissenschaftssystem und dieWirtschaft
integriert wurden?

74. Wie viele ostdeutscheWissenschaftler folgten nach 1990 einem Ruf in die
alten Bundesländer oder in das Ausland?

75. Wie viele Wissenschaftler aus den alten Bundesländern und dem Ausland
folgten seit 1990 einem Ruf an Hochschulen und außeruniversitäre For-
schungseinrichtungen in den fünf neuen Bundesländern?

Drucksache 15/3555 – 8 – Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode
76. Wie hoch ist die Zahl der Wissenschaftler, die heute an den Hochschulen,
den außeruniversitären Forschungseinrichtungen und der Wirtschaft
arbeiten?

77. In welchem Verhältnis steht die Zahl der Wissenschaftler bezogen auf
1 000 Einwohner in den fünf neuen Bundesländern im Jahr 2004?

78. Wie hoch ist die Anzahl der bei der Bundesagentur für Arbeit (BA) gemel-
deten arbeitslosen Wissenschaftler?

Berlin, den 24. Juni 2004
Cornelia Pieper
Rainer Brüderle
Angelika Brunkhorst
Ernst Burgbacher
Jörg van Essen
Ulrike Flach
Horst Friedrich (Bayreuth)
Rainer Funke
Hans-Michael Goldmann
Joachim Günther (Plauen)
Dr. Karlheinz Guttmacher
Dr. Christel Happach-Kasan
Christoph Hartmann (Homburg)
Klaus Haupt
Ulrich Heinrich
Dr. Heinrich L. Kolb
Gudrun Kopp
Jürgen Koppelin
Sibylle Laurischk
Harald Leibrecht
Ina Lenke
Dirk Niebel
Günther Friedrich Nolting
Hans-Joachim Otto (Frankfurt)
Eberhard Otto (Godern)
Detlef Parr
Dr. Hermann Otto Solms
Carl-Ludwig Thiele
Jürgen Türk
Dr. Claudia Winterstein
Dr. Volker Wissing
Dr. Wolfgang Gerhardt und Fraktion

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