BT-Drucksache 15/2575

Sportförderung des Bundes im Ausland stärken und als Teil der auswärtigen Kulturpolitik begreifen

Vom 2. März 2004


Deutscher Bundestag Drucksache 15/2575
15. Wahlperiode 02. 03. 2004

Antrag
der Abgeordneten Klaus Riegert, Peter Letzgus, Günter Nooke, Bernd Neumann
(Bremen), Norbert Barthle, Renate Blank, Dirk Fischer (Hamburg), Dr. Peter
Gauweiler, Eberhard Gienger, Dr. Reinhard Göhner, Bernd Heynemann, Gerlinde
Kaupa, Manfred Kolbe, Dr. Günter Krings, Dr. Martina Krogmann, Dr. Norbert
Lammert, Vera Lengsfeld, Walter Link (Diepholz), Dorothee Mantel, Melanie
Oßwald, Dr. Peter Ramsauer, Peter Rauen, Heinrich-Wilhelm Ronsöhr, Wilhelm
Josef Sebastian, Erika Steinbach, Christian Freiherr von Stetten, Edeltraut Töpfer,
Wolfgang Zeitlmann und der Fraktion der CDU/CSU

Sportförderung des Bundes im Ausland stärken und als Teil der auswärtigen
Kulturpolitik begreifen

Der Bundestag wolle beschließen:

I. Der Deutsche Bundestag stellt fest:
Sport ist in seiner Breite, seiner Spitze und seiner Vielfalt ein hervorragender
Botschafter unseres Landes, ist Sympathieträger weltweit und erleichtert die
Verständigung von Menschen unterschiedlicher Nationalitäten und Kulturen.
Sport steht für Fairness, Toleranz, friedlichen Wettkampf, Leistung und Inter-
nationalität und leistet einen wichtigen Beitrag zum Aufbau einer friedlicheren
und besseren Welt.
Internationaler Sportförderung kommt damit eine weitaus größere Dimension
zu, als ihr häufig in der öffentlichen Meinung und auch im politischen Raum
zugemessen wird.
– Begegnungen von Sportvereinen und -organisationen auf internationaler

Ebene führen Menschen unterschiedlicher ethnischer und religiöser Zugehö-
rigkeit, unterschiedlicher Weltanschauungen und Kulturkreise zusammen.
Der Sport fördert die Vertrauensbildung zwischen den Menschen und den
Völkern. Indem er zu friedlichem und fairem Wettbewerb einlädt, kann der
Sport seinen Teil beitragen, Konflikte zu bewältigen und diese sogar zu ver-
hindern.

– Seit Jahrzehnten haben der Sport und seine Organisationen die Sportent-
wicklung in Entwicklungsländern gefördert. Weitgehend unbeachtet von
öffentlicher Aufmerksamkeit ist Sport für viele Menschen in den Entwick-
lungsländern – insbesondere für traumatisierte Kinder und Jugendliche – oft
die einzige Möglichkeit, den tristen Alltag aufzuhellen, Gemeinschaft zu
erleben, Selbstbewusstsein zu entwickeln und eine Lebensperspektive zu
entwerfen. Sport hat in diesen Ländern einen entscheidenden Anteil an mehr
Bildung und stärkt das Bewusstsein für eine gesündere Lebensweise. Sport-
förderung in der Entwicklungszusammenarbeit soll den Menschen unter
Beachtung der vorhandenen traditionellen Bewegungskulturen Hilfe zur

Drucksache 15/2575 – 2 – Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode

Selbsthilfe sein und zur Verbesserung der Lebensqualität beitragen. Sport
leistet somit in den jeweiligen Gesellschaften einen wichtigen Beitrag für
die dort lebenden Menschen.

– Die Entsendung von Experten durch den Sport und die Ausbildung von
Übungsleitern, Sportlehrern, Vereinstrainern und Organisationsleitern vor
Ort sollen langfristig sportliche Infrastrukturen für Vereine und Organisatio-
nen in diesen Ländern und damit dauerhafte sportliche Betätigung sichern.
Dabei kommt der Aus- und Weiterbildung ausländischer Sportlerinnen und
Sportler sowie Sportfunktionäre in unserem Land eine hohe Bedeutung zu.
Der gegenseitige Erfahrungsaustausch hat zu nennenswerten Ergebnissen
geführt: die sportliche Infrastruktur in zahlreichen Entwicklungsländern hat
sich gefestigt, Sportlerinnen und Sportler aus diesen Ländern bringen Spit-
zenleistungen und diese Länder sind immer häufiger in den internationalen
Gremien des Sports vertreten.

– Deutlich sichtbar werden die Internationalität und die friedliche, völkerver-
bindende Kraft des Sports durch Sportgroßveranstaltungen. Sie sind auch
herausragende Anlässe, unser Land als welt- und kulturoffen, gast- und
fremdenfreundlich zu präsentieren, als ein Land, in dem die Leistungen sei-
ner Sportlerinnen und Sportler auch Ausdruck des Leistungswillens seiner
Menschen sind und dort gesellschaftlich Anerkennung finden. Dies trägt zu
einem sympathischen Bild unseres Landes und seiner Menschen bei.

– Den Auslandsvertretungen und den Mittlerorganisationen der Bundesrepu-
blik Deutschland kommen bei der internationalen Sportförderung eine be-
sondere Verantwortung zu. Sie haben den Sport und deren Organisationen
vor Ort tatkräftig zu unterstützen. Sport ist als Sympathieträger stärker in
Anspruch zu nehmen, um u. a. für die Vergabe internationaler Sportgroß-
veranstaltungen nach Deutschland zu werben.

– Die Sportförderung hat sich in den vergangenen Jahrzehnten auch als ein
Mittel auswärtiger Kulturpolitik außerordentlich erfolgreich erwiesen. Diese
seit Jahrzehnten erfolgreiche Arbeit und Sympathiewerbung darf nicht durch
kurzfristige Maßnahmen gefährdet werden.

Die Bundesregierung hat die Mittel für die internationale Sportförderung seit
der Regierungsübernahme kontinuierlich zurückgeführt.
Die Mittel des Auswärtigen Amts für die Sportförderung im Rahmen auswärti-
ger Kulturpolitik sind seit 1998 von rd. 3,2 Mio. Euro auf 2,7 Mio. Euro im
Jahr 2003 gekürzt worden. Das heißt, es sind seit 1999 rd. 2 Mio. Euro weniger
verausgabt worden.
Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
(BMZ) hat die Sportförderung für die Arbeit in der Dritten Welt von 250 T Euro
in 1999 auf 34 T Euro im Jahr 2004 zurückgeführt. 2005 soll die Förderung ganz
eingestellt werden. Seit 1999 sind für die Sportförderung in der Entwicklungs-
zusammenarbeit rd. 650 T Euro weniger aufgewandt worden.
Die Bundesregierung hat für die internationale Sportförderung seit 1999, ge-
messen am Niveau von 1998, bis 2004 rd. 2,7 Mio. Euro weniger aufgewandt.
Diese drastischen Kürzungen verdeutlichen, dass die Bundesregierung der
internationalen Sportförderung im Rahmen der auswärtigen Kulturpolitik und
der Entwicklungszusammenarbeit nur geringe Bedeutung zumisst.

II. Der Deutsche Bundestag fordert die Bundesregierung auf,
– der Verantwortung der Sportnation Deutschland für die internationale Sport-

förderung gerecht zu werden und die dafür erforderlichen Mittel beim Aus-
wärtigen Amt und beim Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammen-
arbeit und Entwicklung in angemessener Höhe zu veranschlagen,

Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 3 – Drucksache 15/2575

– der Bedeutung der internationalen Sportförderung für den Sportstandort
Deutschland durch Verlässlichkeit Rechnung zu tragen und die internatio-
nale Sportförderung konzeptionell und nachhaltig weiterzuentwickeln,

– den deutschen Sport und seine Organisationen bei ihren Bemühungen beim
Aufbau einer Infrastruktur in den Entwicklungs- und Schwellenländern tat-
kräftig zu unterstützen,

– die Entsendung deutscher Sportexperten in die Entwicklungsländer zu inten-
sivieren und mehr Ausbildungsplätze für ausländische Experten, Sportlerin-
nen und Sportler in Deutschland bereitzustellen,

– die deutschen Auslandsvertretungen und Mittlerorganisationen in den Stand
zu setzen, den Anforderungen einer gezielten und anspruchsvollen inter-
nationalen Sportförderung gerecht werden zu können und Sport als Mittel
der Sympathiewerbung verstärkt in ihre Arbeit einzubeziehen. Dabei sind
Bewerbungen der Städte Leipzig und Rostock um die Austragung der Olym-
pischen und Paralympischen Spiele 2012 von den Auslandsvertretungen und
Mittlerorganisationen als nationale Aufgabe zu begreifen und in heraus-
ragender Weise zu unterstützen.

Berlin, den 2. März 2004
Klaus Riegert
Peter Letzgus
Günter Nooke
Bernd Neumann (Bremen)
Norbert Barthle
Renate Blank
Dirk Fischer (Hamburg)
Dr. Peter Gauweiler
Eberhard Gienger
Dr. Reinhard Göhner
Bernd Heynemann
Gerlinde Kaupa
Manfred Kolbe
Dr. Günter Krings
Dr. Martina Krogmann
Dr. Norbert Lammert
Vera Lengsfeld
Walter Link (Diepholz)
Dorothee Mantel
Melanie Oßwald
Dr. Peter Ramsauer
Peter Rauen
Heinrich-Wilhelm Ronsöhr
Wilhelm Josef Sebastian
Erika Steinbach
Christian Freiherr von Stetten
Edeltraut Töpfer
Wolfgang Zeitlmann
Dr. Angela Merkel, Michael Glos und Fraktion

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