BT-Drucksache 15/1030

Einsatz "natürlicher" Pflanzenschutzmittel im ökologischen Landbau

Vom 21. Mai 2003


Deutscher Bundestag Drucksache 15/1030
15. Wahlperiode 21. 05. 2003

Kleine Anfrage
der Abgeordneten Dr. Christel Happach-Kasan, Hans-Michael Goldmann, Gudrun
Kopp, Marita Sehn, Daniel Bahr (Münster), Angelika Brunkhorst, Ernst
Burgbacher, Helga Daub, Jörg van Essen, Ulrike Flach, Otto Fricke, Horst Friedrich
(Bayreuth), Joachim Günther (Plauen), Dr. Karlheinz Guttmacher, Klaus Haupt,
Ulrich Heinrich, Birgit Homburger, Dr. Werner Hoyer, Dr. Heinrich L. Kolb,
Jürgen Koppelin, Sibylle Laurischk, Dirk Niebel, Günther Friedrich Nolting,
Eberhard Otto (Godern), Cornelia Pieper, Gisela Piltz, Dr. Hermann Otto Solms,
Dr. Max Stadler, Carl-Ludwig Thiele, Jürgen Türk, Dr. Claudia Winterstein,
Dr. Wolfgang Gerhardt und der Fraktion der FDP

Einsatz „natürlicher“ Pflanzenschutzmittel im ökologischen Landbau

Der ökologische Landbau weckt hohe Erwartungen beim deutschen Verbrau-
cher. Ökoprodukte vermitteln den Eindruck, sie seien gesünder als herkömm-
lich produzierte Landwirtschaftsprodukte. Der ökologische Anbau nimmt für
sich in Anspruch, besonders schonend für die Umwelt zu sein.
Speziell am Kartoffelanbau lässt sich aufzeigen, dass die ökologischen Anbau-
methoden kritisch beurteilt werden müssen. Die Kraut- und Knollenfäule, ver-
ursacht durch den Pilz Phytophthora infestans, kann beim frühen und starken
Befall große Ertrags-, Qualitäts- und Lagerverluste bei Kartoffeln nach sich
ziehen. Im 19. Jahrhundert führte Phytophthora infestans in Irland zu erheb-
lichen Einbußen bei der Kartoffelernte. Diese Verluste im Kartoffelanbau
bedingten eine große Hungersnot, die eine massive Auswanderungswelle der
irischen Bevölkerung in die USA nach sich zog.
Da beim Ökolandbau auf den Einsatz von herkömmlichen Pflanzenschutz-
mitteln verzichtet werden muss, werden beim Biokartoffelanbau „natürliche“
Pflanzenschutzmittel eingesetzt. Bei diesen Mitteln handelt es sich um unter-
schiedliche Kupferverbindungen. Die mehrjährige Anwendung solcher Kupfer-
Kontaktfungizide führt auf vielen Böden zu einer problematischen Anreiche-
rung des praktisch nicht abbaubaren Schwermetalls Kupfer.

Wir fragen die Bundesregierung:
1. Welche vergleichenden Untersuchungen gibt es über die von Bioanbau-

verbänden produzierten Kartoffeln, über die nach „herkömmlicher Guter
Praxis“ angebauten Kartoffeln und solche, die mit dem Gütesiegel der Land-
wirtschaftskammer Schleswig-Holstein ausgezeichnet sind?
Welche Ergebnisse haben diese Untersuchungen erbracht?

Drucksache 15/1030 – 2 – Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode
2. In welchem Umfang wurden in den vergangenen fünf Jahren Kartoffeln im
biologischen Landbau angebaut, und wie groß waren die Ertragsausfälle
auf Grund von Infektionen durch Phytophthora infestans?

3. Welche chemischen Dünge- und Spritzmittel sind derzeit für den deutschen
Bio-Kartoffelanbau zugelassen, und welche enthalten Kupfer und in wel-
chen Mengen/Dosierungen?

4. Ist es richtig, dass zur Bekämpfung der Kraut- und Knollenfäule bei Bio-
Kartoffeln vorbeugend wirkende Kupfer-Kontaktfungizide eingesetzt wer-
den (Verbindungen wie z. B.: Cu-hydroxid, Cu-oxichlorid, Cu-Sulfat und
Cu-oxid)?
Wenn ja, in welcher Dosierung wird das Kupfer-Fungizid im Biolandbau
eingesetzt?
Welchen absoluten Kupfereintrag bedeutet das für den Einzel-Hektar im
Jahr?

5. Reichert sich das Schwermetall Kupfer dieser Kontaktfungizide im Boden
an?

6. Über welchen Zeitraum hinweg wurden Kupfer-Kontaktfungizide bereits
im deutschen Biolandbau eingesetzt?

7. Existieren wissenschaftliche Untersuchungen zur Kupferanreicherung der
Böden durch Kupfer-Kontaktfungizide im deutschen Bio-Kartoffelanbau?

8. Welche Kenntnisse über die Auswaschung von Kupfer im Boden liegen der
Bundesregierung vor?

9. Lässt sich abschätzen, wie lange die durch Kupfer-Kontaktfungizide verun-
reinigten Böden belastet sein werden?

10. Welche Wirkung haben Kupfer-Kontaktfungizide auf die Bodenbiologie
und speziell auf Bodenorganismen wie Regenwürmer und Raubmilben?

11. Welche Substanzen werden derzeit neben Kupfer-Kontaktfungiziden zur
Bekämpfung der Kraut- und Knollenfäule bei Bio-Kartoffeln eingesetzt,
und welche Kosten verursachen die Mittel pro Hektar?

Berlin, den 20. Mai 2003
Dr. Christel Happach-Kasan
Hans-Michael Goldmann
Gudrun Kopp
Marita Sehn
Daniel Bahr (Münster)
Angelika Brunkhorst
Ernst Burgbacher
Helga Daub
Jörg van Essen
Ulrike Flach
Otto Fricke
Horst Friedrich (Bayreuth)
Joachim Günther (Plauen)
Dr. Karlheinz Guttmacher
Klaus Haupt
Ulrich Heinrich

Birgit Homburger
Dr. Werner Hoyer
Dr. Heinrich L. Kolb
Jürgen Koppelin
Sibylle Laurischk
Dirk Niebel
Günther Friedrich Nolting
Eberhard Otto (Godern)
Cornelia Pieper
Gisela Piltz
Dr. Hermann Otto Solms
Dr. Max Stadler
Carl-Ludwig Thiele
Jürgen Türk
Dr. Claudia Winterstein
Dr. Wolfgang Gerhardt und Fraktion

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