BT-Drucksache 14/9448

Haltung der Bundesregierung zur Rekrutierung von Jungen Menschen für den Militärdienst durch den Einsatz von Computerspielen wie z. B. "America's Army"

Vom 17. Juni 2002


Deutscher Bundestag Drucksache 14/9448
14. Wahlperiode 17. 06. 2002

Kleine Anfrage
der Abgeordneten Heidi Lippmann, Roland Claus und der Fraktion der PDS

Haltung der Bundesregierung zur Rekrutierung von jungen Menschen für den
Militärdienst durch den Einsatz von Computerspielen wie z. B. „America’s Army“

Die Armee der Vereinigten Staaten von Amerika hat nach Pressemeldungen
(z. B. jetzt – Magazin der Süddeutschen Zeitung vom 17. Juni 2002) ein Com-
puterspiel namens „America’s Army“ entwickelt, um junge Menschen für die
Armee zu begeistern und zu rekrutieren. Zur Werbung für dieses Computerspiel
existiert eine Homepage, die man unter „www.americasarmy.com“ besuchen
kann. Dort kann jede/jeder, die/der mindestens 14 Jahre alt ist und in den USA
lebt, eine Vorbestellung für das Spiel eintragen, das dann kostenfrei nach Hause
gesandt wird. Auch ein direkter Link zur Rekrutierungshomepage der US-
Armee ist dort eingerichtet.
Wie man den Bildern und der Beschreibung auf der Homepage entnehmen
kann, soll das Spiel Kriegshandlungen besonders realistisch darstellen. So sind
z. B. die Waffen und die Ausrüstung der virtuellen Kämpfer exakt denen der
US-Armee nachempfunden.
Besonders der „Operations“ genannte Teil des Spiels, in dem es Aufgabe der
Spielerinnen und Spieler ist, ähnlich wie bei dem seit den Ereignissen von Er-
furt öffentlich in die Kritik geratenen Computerspiel „Counterstrike“, Kampf-
missionen zu erfüllen, ist nach allen vorliegenden Bildern und Beschreibungen
als gewaltverherrlichend zu bezeichnen. Auf der Homepage befinden sich unter
anderem „screenshots“, auf denen z. B. die „Erschießung eines gegnerischen
Kämpfers aus kurzer Entfernung“ (Übersetzung der Verfasser) zu sehen ist, so
die Bildunterschrift.

Wir fragen die Bundesregierung:
1. Ist der Bundesregierung dieses Computerspiel bekannt?
2. Wie beurteilt die Bundesregierung den Einsatz eines gewaltverherrlichenden

Computerspiels zur Rekrutierung junger Menschen für den Militärdienst,
insbesondere unter dem Eindruck der Ereignisse von Erfurt und Littleton
und der danach erfolgten gesellschaftlichen Diskussion über gewaltverherr-
lichende Computerspiele?

3. Kann gewährleistet werden, dass im Rahmen des Jugendschutzes dieses ge-
waltverherrlichende Computerspiel mit realem Bezug nicht an Jugendliche
in Deutschland versandt wird?

Drucksache 14/9448 – 2 – Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode
4. Hat die Bundesregierung Kenntnis darüber, ob für die Bundeswehr ange-
sichts des Mangels an Rekrutinnen und Rekruten eine ähnliche Werbeaktion
geplant ist?

5. Falls ja, in welcher Form wird diese Werbeaktion stattfinden?

Berlin, den 13. Juni 2002
Heidi Lippmann
Roland Claus und Fraktion

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