BT-Drucksache 14/8320

Evaluierung und Verbesserung des Ausländerstudiums in Deutschland

Vom 20. Februar 2002


Deutscher Bundestag Drucksache 14/8320
14. Wahlperiode 20. 02. 2002

Kleine Anfrage
der Abgeordneten Ulrike Flach, Cornelia Pieper, Birgit Homburger, Horst Friedrich
(Bayreuth), Ina Albowitz, Hildebrecht Braun (Augsburg), Rainer Brüderle,
Ernst Burgbacher, Jörg van Essen, Hans-Michael Goldmann, Dr. Karlheinz
Guttmacher, Klaus Haupt, Ulrich Heinrich, Walter Hirche, Dr. Werner Hoyer,
Dr. Heinrich L. Kolb, Jürgen Koppelin, Ina Lenke, Dirk Niebel, Günther Friedrich
Nolting, Hans-Joachim Otto (Frankfurt), Detlef Parr, Dr. Edzard Schmidt-Jortzig,
Gerhard Schüßler, Dr. Irmgard Schwaetzer, Dr. Hermann Otto Solms, Carl-Ludwig
Thiele, Dr. Dieter Thomae, Dr. Wolfgang Gerhardt und der Fraktion der FDP

Evaluierung und Verbesserung des Ausländerstudiums in Deutschland

1998 waren laut 16. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerkes 11 % aller
an deutschen Hochschulen eingeschriebenen Studierenden Ausländer. Davon
sind etwa 34 % so genannte Bildungsinländer, also Studenten, die in Deutsch-
land aufgewachsen und zur Schule gegangen sind. Damit waren nur 7,2 % der
Studierenden aus einem anderen Land. Zurzeit wird – zum Beispiel vom Deut-
schen Akademischen Austauschdienst (DAAD) im Rahmen von „GATE“ –
verstärkt im Ausland für das Studium in Deutschland geworben. Die FDP be-
grüßt diese Werbung grundsätzlich. Es liegen jedoch nur wenige Zahlen vor, die
darüber Auskunft geben, wie erfolgreich ausländische Studierende (Bildungs-
inländer ausgeschlossen) in ihren deutschen Studiengängen sind.
Eine Stichprobe an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule
(RWTH) Aachen ergab, dass von den Anfängern des Jahrgangs 1994/1995 nach
sechs Jahren (2000) in Diplomstudiengängen 18 % der Deutschen, aber nur
10 % der Ausländer ihr Studium abgeschlossen hatten.
Es scheint daher nötig, die Lage der ausländischen Studierenden zu evaluieren
und ihnen an den Hochschulen mehr Beachtung zu schenken, um ihnen einen
möglichst zeitnahen Studienabschluss zu ermöglichen.

Wir fragen daher die Bundesregierung:
1. Wie passt es zusammen, dass über den DAAD im Ausland massiv Werbung

für ein Studium in Deutschland gemacht wird, in Deutschland aber nach
Aussagen des Deutschen Studentenwerkes mindestens 21 000 Wohnheim-
plätze fehlen?

2. Ist die Bundesregierung der Meinung, dass angesichts dieses Mangels an
Wohnheimplätzen im Haushalt 2002 ausreichend Haushaltsmittel für den
Bau von Studentenwohnheimen ausgegeben werden?

3. In welcher Höhe plant die Regierung zukünftig den Bau von Wohnheimen
zu fördern?

Drucksache 14/8320 – 2 – Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode

4. Ist die Bundesregierung bereit, Haushaltsmittel für eine Evaluation der
Lage der ausländischen Studierenden in Deutschland bereitzustellen?

5. Woher kommen die in Deutschland studierenden Ausländer (bitte nach
Ländern aufschlüsseln)?

6. Wie viele der ausländischen Studierenden haben im Wintersemester 2001/
2002 einen Abschluss gemacht?

7. Liegen der Bundesregierung Erkenntnisse vor, innerhalb welchen Zeit-
raums die ausländischen Studierenden diesen Abschluss gemacht haben
(bitte nach Fächern aufschlüsseln)?

8. Liegen der Bundesregierung Zahlen darüber vor, wie viele ausländische
Studierende seit 1998 ohne einen Abschluss in ihr Heimatland zurückge-
kehrt sind?

9. Welche Fächer studieren die ausländischen Studierenden schwerpunkt-
mäßig?

10. Gibt es Unterschiede hinsichtlich der Dauer des Studiums und der Häu-
figkeit von Abschlüssen zwischen Studierenden aus EU-Ländern und Stu-
dierenden aus Nicht-EU-Ländern?

11. Welche Möglichkeiten sieht die Bundesregierung, die Zahl und die Schnel-
ligkeit der Abschlüsse ausländischer Studierender zu erhöhen?

12. Sieht die Bundesregierung einen Zusammenhang zwischen der Betreuung
ausländischer Studierender, der Herkunft der Studierenden, der Unterkunft
der Studierenden in einem Wohnheim einerseits und der Dauer des Stu-
diums andererseits?

13. Wie teilen sich die ausländischen Studierenden zahlenmäßig hinsichtlich
ihrer Gründe für ein Studium in Deutschland auf (Werbung für ein Studium
in Deutschland, Flucht aus dem Herkunftsland, einmaliges Bildungsange-
bot in Deutschland, EU-Austauschstudenten, Gebührenfreiheit des deut-
schen Studiums usw.)?

14. Ist die Bundesregierung in diesem Zusammenhang der Meinung, dass die
Gebührenfreiheit des Erststudiums ein signifikanter Anreiz für auslän-
dische Studierende ist?

15. Liegen der Bundesregierung Erkenntnisse darüber vor, in welchem Verhält-
nis die vier Kriterien Freiheit von Studiengebühren, Stipendien, Qualität
der Lehre, Studienbetreuung und Sprache für die Entscheidung für ein Stu-
dium in Deutschland relevant bzw. ausschlaggebend sind?

16. Wie hat sich in den Jahren 1998 bis 2002 die Zahl der fremdsprachigen Stu-
dienangebote entwickelt?

17. Wie hat sich das Angebot an virtuellen Studiengängen in der Zeit von 1998
bis 2002 entwickelt?

18. Liegen der Bundesregierung Zahlen über die Beschäftigung ausländischer
Gastprofessoren an deutschen Hochschulen vor?
Wenn ja, wie viele sind es (bitte nach Bundesländern aufschlüsseln)?

19. Sieht die Bundesregierung eine Möglichkeit, neben dem Bildungsmar-
keting auch Mittel zur Förderung eines Ausländerstipendienprogramms
und der Internationalisierung des Studiums bereitzustellen?

20. Was hält die Bundesregierung von einer Verknüpfung der Fördermittel für
Internationalisierung mit den Studienerfolgen ausländischer Studierender?

Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 3 – Drucksache 14/8320

21. Sieht die Bundesregierung einen Sinn darin, vor der „Bewerbung“ einer
Hochschule im Ausland eine Qualitätsprüfung der Hochschule durchzufüh-
ren?

22. Sieht die Bundesregierung eine Notwendigkeit, Studiengänge, in die Aus-
länder geworben wurden, regelmäßig einer daraufhin ausgerichteten Quali-
tätsprüfung zu unterziehen?

23. Ist die Bundesregierung der Meinung, dass für Studiengänge mit hohen
Abbrecherquoten im Ausland nicht geworben werden sollte, um nur hoch-
qualitative Studiengänge im Ausland zu „bewerben“?

24. Nach welchen Kriterien richtet die Bundesregierung ihr Auslandsmar-
keting für den Studienstandort Deutschland aus?

25. Gibt es in diesem Zusammenhang bevorzugte Studienfächer, für die gezielt
geworben wird?

26. Sieht die Bundesregierung einen Zusammenhang zwischen den Bemühun-
gen um die Werbung ausländischer Studierender und der Präsenz von
Goethe-Instituten und deutschen Schulen im jeweiligen Land?

27. Welche Goethe-Institute sind seit 1998 geschlossen worden?
28. Welche deutschen Schulen sind derzeit von einer Schließung bedroht und

welche Unterstützung deutscher Schulen plant die Bundesregierung für
evtl. durch Schließung bedrohte deutsche Schulen?

29. Gibt es auf Seiten der BundesregierungÜberlegungen, deutsche Schulenmit
den europäischen Partnern zu internationalen Schulen zusammenzuführen?
Wenn ja, wo und mit welchen europäischen Partnern?

30. Ist die Bundesregierung der Auffassung, dass die Betreuung ehemaliger
ausländischer Studenten durch die Hochschulen verbesserungsbedürftig ist?

31. Welche Anstrengungen unternimmt die Bundesregierung, um die Grün-
dung von Alumni-Netzwerken zu fördern?

32. Liegen der Bundesregierung Daten über die beruflichen Werdegänge ehe-
maliger ausländischer Studierender in Deutschland vor?

33. Liegen der Bundesregierung Erkenntnisse darüber vor, wie viele potentielle
Studierende aufgrund langwieriger Bearbeitungszeiten von Visa-Anträgen
in deutschen Botschaften von einem Studium in Deutschland Abstand ge-
nommen haben?

34. Wie können Schwierigkeiten bei der Erteilung von Visa für ein Studium in
Deutschland reduziert werden?

35. Wie beurteilt die Bundesregierung die Zusammenarbeit des DAAD mit den
deutschen Botschaften im Ausland?

Berlin, den 19. Februar 2002
Dr. Wolfgang Gerhardt und Fraktion

x

Schnellsuche

Suchen Sie z.B.: "13 BGB" oder "I ZR 228/19". Die Suche ist auf schnelles Navigieren optimiert. Erstes Ergebnis mit Enter aufrufen.
Für die Volltextsuche in Urteilen klicken Sie bitte hier.