BT-Drucksache 14/5496

Mögliches Krebsrisiko durch Hormonersatzbehandlung?

Vom 6. März 2001


Deutscher Bundestag

Drucksache

14/

5496

14. Wahlperiode

06. 03. 2001

Kleine Anfrage

der Abgeordneten Annette Widmann-Mauz, Eva-Maria Kors, Dr. Sabine Bergmann-
Pohl, Wolfgang Lohmann (Lüdenscheid), Ilse Aigner, Dr. Wolf Bauer, Brigitte
Baumeister, Renate Blank, Dr. Maria Böhmer, Sylvia Bonitz, Monika Brudlewsky,
Renate Diemers, Marie-Luise Dött, Maria Eichhorn, Anke Eymer (Lübeck), Ilse Falk,
Dr. Hans Georg Faust, Ulf Fink, Ingrid Fischbach, Gerda Hasselfeldt, Ursula
Heinen, Hubert Hüppe, Susanne Jaffke, Dr. Harald Kahl, Irmgard Karwatzki,
Dr. Martina Krogmann, Vera Lengsfeld, Ursula Lietz, Dr. Angela Merkel, Claudia
Nolte, Beatrix Philipp, Marlies Pretzlaff, Christa Reichard (Dresden), Katharina
Reiche, Erika Reinhardt, Hans-Peter Repnik, Hannelore Rönsch (Wiesbaden),
Anita Schäfer, Birgit Schnieber-Jastram, Dr. Erika Schuchardt, Bärbel Sothmann,
Margarete Späte, Dorothea Störr-Ritter, Dr. Rita Süssmuth, Dr. Susanne Tiemann,
Edeltraut Töpfer, Angelika Volquartz, Andrea Voßhoff, Dagmar Wöhrl, Aribert Wolf,
Elke Wülfing, olfgang Zöller und der Fraktion der CDU/CSU

Mögliches Krebsrisiko durch Hormonersatzbehandlung

Die Menge der verordneten östrogenhaltigen Präparate für Frauen ab 40 Jahren
hat sich in Deutschland in den letzten fünfzehn Jahren mehr als verzehnfacht.
Mehr als 4,5 Millionen Frauen nahmen 1998 derartige Arzneimittel ein.
Unzweifelhaft positiv zu verzeichnen ist, dass östrogenhaltige Präparate gegen
klimakterische Beschwerden helfen. Eine neue Studie des Bremer Instituts für
Präventionsforschung und Sozialmedizin und des W issenschaftlichen Instituts
der AOK vom Dezember 2000 weist demgegenüber auf das mit der Einnahme
von östrogenhaltigen Präparaten verbundene steigende Risiko für das Auftreten
von Brust- und Gebärmutterkrebserkrankungen hin.

Wir fragen die Bundesregierung:

1. Ist der Bundesregierung diese Studie bekannt, und wenn ja, wie beurteilt die
Bundesregierung diese Studie und welche Konsequenzen zieht sie im Hin-
blick auf gesetzgeberischen Handlungsbedarf?

2. Wie lange beträgt nach Kenntnis der Bundesregierung die durchschnittliche
Behandlung von Frauen in Deutschland mit Hormonersatzpräparaten?

3. Liegen der Bundesregierung Erkenntnisse darüber vor , in welchen und in
wie vielen Fällen über die Wechseljahre hinaus die Einnahme der Präparate
für notwendig gehalten wird und welche Risiken für die Gesundheit der
Frauen damit verbunden sind?

4. Sind der Bundesregierung Studien bekannt, die eine Langzeiteinnahme von
Hormonersatzpräparaten untersuchen, und welche Er gebnisse haben diese
Studien?
Drucksache

14/

5496

– 2 – Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode
5. Hat die Bundesregierung Kenntnis von „evidenced-based-medicine“-Un-
tersuchungen in Deutschland, die belegen, dass durch die Hormonbehand-
lung das Risiko der Krankheiten wie Herzinfarkt und Osteoporose deutlich
gesenkt wird?

6. Wurden nach Kenntnis der Bundesregierung bereits Studien durchgeführt,
die untersuchen, in wie vielen Fällen Frauen infolge der Einnahme dieser
Arzneimittel an Brustkrebs bzw. Gebärmutterkrebs erkrankt sind?

7. Mit wie vielen Brust- und Gebärmutterkrebsfällen zusätzlich muss nach
Einschätzung der Bundesregierung durch die Einnahme von Hormon-
ersatzpräparaten in Deutschland jährlich gerechnet werden?

8. Plant die Bundesregierung eine V erpflichtung für Arzneimittelherstelle ,
über neue Erkenntnisse und eventuelle Risiken der Hormonbehandlung zu
informieren, auch wenn diese im Ausland gewonnen wurden?

9. Welche epidemiologischen Studien sind der Bundesregierung bekannt, die,
unabhängig von einer Förderung durch die pharmazeutische Industrie, den
Einfluss von Arzneimitteln auf das Erkrankungsrisiko für relevante Krank
heiten exakt abschätzten?

10. Hat die Bundesregierung Kenntnis davon, dass in den USA im Zusammen-
hang mit der Langzeittherapie mit Hormonersatzpräparaten Daten über die
krebsverursachenden W irkungen dieser Medikamente erhoben werden,
und wenn ja, wie beurteilt sie diese Daten?

11. Beabsichtigt die Bundesregierung eine Stelle mit der Beobachtung und
Auswertung der Auswirkungen von Hormonersatzpräparaten auf das
Krebsrisiko bei Frauen zu beauftragen und/oder entsprechende epidemio-
logische Studien, insbesondere mit Blick auf die Langzeittherapien mit
Hormonersatzpräparaten, in Auftrag zu geben?

12. Welche arzneimittelrechtlichen Konsequenzen ergeben sich nach Meinung
der Bundesregierung aus den vorliegenden Studien zu der Langzeittherapie
mit Hormonersatzpräparaten?

13. Können dieselben positiven Ergebnisse erzielt werden, wenn statt der Hor-
monersatzmittel „pflanzliche Östrogene“, sog. Phytoöstrogene, eingesetz
werden?

14. Gibt es Erkenntnisse darüber , ob ein erhöhtes Krebsrisiko besteht für
Frauen, die berufstätig mit Hormonersatzpräparaten umgehen müssen,
z. B. in Forschung und Behandlung?

15. Werden für diesen Personenkreis entsprechende Sicherheitsauf agen erteilt
und Weiterbildungsangebote gemacht?

16. Werden evtl. Erkrankungen der Betrof fenen als Berufskrankheit aner -
kannt?

Berlin, den 6. März 2001

Friedrich Merz, Michael Glos und Fraktion

x

Schnellsuche

Suchen Sie z.B.: "13 BGB" oder "I ZR 228/19". Die Suche ist auf schnelles Navigieren optimiert. Erstes Ergebnis mit Enter aufrufen.
Für die Volltextsuche in Urteilen klicken Sie bitte hier.