BT-Drucksache 14/5464

Förderung der Alterungsforschung

Vom 7. März 2001


Deutscher Bundestag Drucksache 14/5464
14. Wahlperiode 07. 03. 2001

Antrag
der Abgeordneten Ulrike Flach, Cornelia Pieper, Birgit Homburger, Horst
Friedrich (Bayreuth), Ina Albowitz, Hildebrecht Braun (Augsburg), Rainer Brüderle,
Ernst Burgbacher, Jörg van Essen, Joachim Günther (Plauen), Dr. Karlheinz
Guttmacher, Klaus Haupt, Ulrich Heinrich, Dr. Heinrich L. Kolb, Gudrun Kopp,
Jürgen Koppelin, Ina Lenke, Dirk Niebel, Günther Friedrich Nolting, Detlef Parr,
Dr. Günter Rexrodt, Dr. Edzard Schmidt-Jortzig, Dr. Irmgard Schwaetzer, Marita
Sehn, Dr. Hermann Otto Solms, Carl-Ludwig Thiele, Dr. Dieter Thomae,
Dr. Wolfgang Gerhardt und der Fraktion der F.D.P.

Förderung der Alterungsforschung

Der Bundestag wolle beschließen:

Der Deutsche Bundestag stellt fest:

Die Molekularbiologie alterungsbedingter Zellveränderungen ist in Deutsch-
land bisher nur in geringem Umfang untersucht. Dennoch werden gerade auf
diesem Sektor zurzeit international große Fortschritte gemacht, die dazu füh-
ren, die genetische Steuerung der Alterungsvorgänge zunehmend zu verstehen.

Schon 1998 dokumentierte das Wissenschaftsjournal Science einen Versuch,
bei dem es durch das Einpflanzen eines Gens, der so genannten Telomerase in
menschliche Bindegewebszellen gelang, diese Zellen experimentell in einen
Zustand der experimentellen „Unsterblichkeit“ zu versetzen. Sie begannen in
der Gewebekultur unbegrenzt weiter zu wachsen, während sonst diese Zellen
nach längerer Kulturphase einem Alterungsprozess unterliegen und absterben.
Diese experimentelle „Unsterblichkeit“ weisen sonst nur Krebszellen und de-
ren Vorstufen auf.

Die beschriebene Situation beschränkt sich allerdings auf Bindegewebszellen
und funktioniert nicht bei anderen Zellarten. Das Altern unterschiedlicher Zel-
len ist offenbar unterschiedlich geregelt. Altern unterliegt offenbar einer kom-
plexen genetischen Steuerung, die vermutlich viele Genfamilien betrifft.

Italienische Wissenschaftler haben 1999 durch Ausschaltung eines bestimmten
Gens die Lebensdauer von Mäusen um 30 % erhöht. Ähnliche Experimente
sind auch bei Fadenwürmern und Taufliegen erfolgreich durchgeführt worden.
Durch die Gesamtsequenzierung des Humangenoms sind auf diesem For-
schungssektor weitere Fortschritte zu erwarten.

Die Bedeutung eines molekularen Verständnisses der Alterungsprozesse ist
vielfältig. Die Verhinderung des Alterungsprozesses bei Bindegewebszellen
nach Einführung eines aktiven Telomerasegens kann als Indiz dafür gelten,
dass Eingriffe in den Alterungsprozess grundsätzlich möglich sind. Dies hätte
umfangreiche Auswirkungen auf viele Bereiche unserer Gesellschaft. Die
Möglichkeit molekularbiologischer Beeinflussung unseres Lebensprogramms

Drucksache 14/5464 – 2 – Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode
impliziert nicht nur elementare ethisch-moralische Fragen, sondern auch Aus-
wirkungen auf unsere Sozialsysteme, die Krankenversorgung und den Arbeits-
markt.

Innerhalb des umfangreichen Programms „Gesundheitsforschung“ des Bundes-
ministeriums für Bildung und Forschung vom November 2000 ist der Bereich
„Alterungsforschung“ unterrepräsentiert. Einen eigenen Forschungsschwer-
punkt zu diesem wichtigen Zukunftsfeld gibt es nicht.

Der Deutsche Bundestag fordert die Bundesregierung auf,

die Perspektiven der Alterungsforschung für unsere Gesellschaft zu erkennen
und die darin liegenden Chancen zu ergreifen,

im Rahmen des Programms „Gesundheitsforschung“ ein Forschungsprogramm
„Alterungsforschung“ aufzulegen, um das Verständnis für die molekularbiolo-
gischen Zusammenhänge und Ursachen des Alterns besser zu verstehen,

sich innerhalb der Europäischen Union für ein koordiniertes Forschungspro-
gramm zu diesem Thema stark zu machen und es im Rahmen des 6. For-
schungsrahmenprogramms der EU als einen Zielbereich zu verankern.

Berlin, den 6. März 2001

Ulrike Flach
Cornelia Pieper
Birgit Homburger
Horst Friedrich (Bayreuth)
Ina Albowitz
Hildebrecht Braun (Augsburg)
Rainer Brüderle
Ernst Burgbacher
Jörg van Essen
Joachim Günther (Plauen)
Dr. Karlheinz Guttmacher
Klaus Haupt
Ulrich Heinrich
Dr. Heinrich L. Kolb
Gudrun Kopp
Jürgen Koppelin
Ina Lenke
Dirk Niebel
Günther Friedrich Nolting
Detlef Parr
Dr. Günter Rexrodt
Dr. Edzard Schmidt-Jortzig
Dr. Irmgard Schwaetzer
Marita Sehn
Dr. Hermann Otto Solms
Carl-Ludwig Thiele
Dr. Dieter Thomae
Dr. Wolfgang Gerhardt und Fraktion

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