BT-Drucksache 14/5105

Sonderprogramm zur Sicherung und Erhöhung des Niveaus der Landes- und Hochschulbibliotheken am Wissenschafts- und Forschungsstandort Deutschland

Vom 17. Januar 2001


Deutscher Bundestag Drucksache 14/5105
14. Wahlperiode 17. 01. 2001

Antrag
der Abgeordneten Cornelia Pieper, Ulrike Flach, Horst Friedrich (Bayreuth),
Dr. Karlheinz Guttmacher, Birgit Homburger, Hans-Michael Goldmann, Hildebrecht
Braun (Augsburg), Rainer Brüderle, Ernst Burgbacher, Jörg van Essen, Paul K.
Friedhoff, Joachim Günther (Plauen), Klaus Haupt, Ulrich Heinrich, Walter Hirche,
Dr. Werner Hoyer, Ulrich Irmer, Dr. Heinrich L. Kolb, Jürgen Koppelin,
Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Dirk Niebel, Günther Friedrich Nolting,
Hans-Joachim Otto (Frankfurt), Detlef Parr, Dr. Edzard Schmidt-Jortzig,
Dr. Hermann Otto Solms, Carl-Ludwig Thiele, Dr. Dieter Thomae,
Dr. Wolfgang Gerhardt und der Fraktion der F.D.P.

Sonderprogramm zur Sicherung und Erhöhung des Niveaus der Landes- und
Hochschulbibliotheken am Wissenschafts- und Forschungsstandort Deutschland

Der Bundestag wolle beschließen:

Der Deutsche Bundestag stellt fest:

Die Bundesländer kommen ihrer Verpflichtung für eine ausreichende Finanzie-
rung der Landes- und Hochschulbibliotheken nicht mehr im erforderlichen Um-
fang nach. Sie stellen die dringend benötigten Mittel für eine sach- und fachge-
rechte Ausstattung ihrer Bibliotheken und für eine effektive Vernetzung mit den
elektronischen Medien nicht mehr zur Verfügung.

Der Erwerbungsetat der deutschen Bibliotheken verschlechterte sich in den zu-
rückliegenden zwei Jahren erheblich.

Deutschland fällt im internationalen Vergleich der Wissenschafts- und Hoch-
schulstandorte weiter ab.

Der Deutsche Bundestag fordert die Bundesregierung auf:

1. Die Bundesregierung beschließt ein Bibliothekensonderprogramm mit dem
Ziel, die deutschen Landes- und Hochschulbibliotheken finanziell in die
Lage zu versetzen, einen dauerhaften Zugang zu allen Formen der Publika-
tion wissenschaftlicher Informationen zu sichern.

2. Für die Dauer von vorerst fünf Jahren, beginnend mit dem Haushalt 2002,
werden den Bundesländern finanzielle Mittel in Höhe von 120 Mio. DM pro
Jahr aus dem Bundeshaushalt, Einzelplan 30 (BMBF), zur Verfügung ge-
stellt. Eine Kofinanzierung der Länder ist, um den Forschungs- und Wissen-
schaftsstandort Deutschland nicht allein von den Landeshaushalten abhän-
gig zu machen, in diesem Fall nicht anzustreben.

3. Ein Sofortprogramm für das laufende Haushaltsjahr 2001 in Höhe von
80 Mio. DM gleicht den Landes- und Hochschulbibliotheken die durch

Drucksache 14/5105 – 2 – Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode

Preissteigerungen und Euro-Schwäche entstandenen Finanzierungslücken
im Erwerbsetat aus.

4. Die Vernetzung der Landes- und Hochschulbibliotheken in einem deutschen
Wissenschaftsnetzwerk mit Zugangsberechtigung für Studierende, Hoch-
schullehrer und Wissenschaftler von staatlichen Forschungseinrichtungen
wird mittelfristig umgesetzt.

Berlin, den 16. Januar 2001

Cornelia Pieper
Ulrike Flach
Horst Friedrich (Bayreuth)
Dr. Karlheinz Guttmacher
Birgit Homburger
Hans-Michael Goldmann
Hildebrecht Braun (Augsburg)
Rainer Brüderle
Ernst Burgbacher
Jörg van Essen
Paul K. Friedhoff
Joachim Günther (Plauen)
Klaus Haupt
Ulrich Heinrich
Walter Hirche
Dr. Werner Hoyer
Ulrich Irmer
Dr. Heinrich L. Kolb
Jürgen Koppelin
Sabine Leutheusser-Schnarrenberger
Dirk Niebel
Günther Friedrich Nolting
Hans-Joachim Otto (Frankfurt)
Detlef Parr
Dr. Edzard Schmidt-Jortzig
Dr. Hermann Otto Solms
Carl-Ludwig Thiele
Dr. Dieter Thomae
Dr. Wolfgang Gerhardt und Fraktion

Begründung

Die Landes- und Hochschulbibliotheken haben in den vergangenen Jahren hohe
Kaufkraftverluste hinnehmen müssen, die durch überproportionale Anstiege
der Zeitschriftenpreise entstanden sind. Sie summieren sich in den letzten drei
Jahren auf mindestens 30 %, was zu entsprechenden Kündigungen von Zeit-
schriftenabonnements führte.

Bei Gesamtmitteln von rund 300 Mio. DM, welche die größeren wissenschaft-
lichen Bibliotheken bundesweit zur Verfügung haben, entfallen rund 60 % auf
Zeitschriften (180 Mio. DM). Die Preissteigerung der letzten drei Jahre brach-
ten davon Verluste in Höhe von 30 % = 54 Mio. DM. Allein die Währungsver-
luste des letzten Jahres (Herbst 1999/Herbst 2000) reduzierten die Kaufkraft für
amerikanische und britische Zeitschriften (ca. 120 Mio. DM) um 40 % =

Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 3 – Drucksache 14/5105

48 Mio. DM. Insgesamt gingen also für den Zeitschriftenkauf 102 Mio. DM
verloren, das bedeutet einen Verlust von einem Drittel des Gesamtetats.

Hinzu kommt, dass die 16 %ige Mehrwertsteuer unnötig die Etats der Biblio-
theken belastet. Die Folgen sind ein stetiger Abbau beim Neuzukauf von Bü-
chern und Monographien sowie bei Zeitschriftenabonnements.

Das führt zu einer ernsthaften Beeinträchtigung von Forschung und Lehre in
Deutschland. Die Bibliotheken sind wichtige Qualitätsindikatoren für einen
Hochschul- und Forschungsstandort. Sind aktuelle, den internationalen Stand
reflektierende Materialien in den Bibliotheken nicht mehr vorhanden, hat das
Auswirkungen auf die Studienqualität, die Studienzeiten und die Attraktivität
des Hochschulstandortes für ausländische Studierende.

Ein oft beschworener Lösungsansatz, die Nutzung des Internets und der damit
verbundene Zugriff auf die elektronischen Medien, verschleiert das eigentliche
Problem der Bibliotheken.

Ein konsequenter Aufbau eines elektronischen Zugangs der Nutzer auf die je-
weiligen Bibliotheken ist zusätzlich sinnvoll, bedeutet für diese aber, bedingt
durch anfallende Lizenzverträge und damit verbundene Zahlungsmodalitäten,
Mehrkosten.

Das Internet unterstützt die wissenschaftliche Information, die führt aber nicht
zu Spareffekten für die Bibliotheksetats.

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