BT-Drucksache 14/4271

Ökonomische Komponente in der Lehrerausbildung entschieden ausbauen

Vom 11. Oktober 2000


Deutscher Bundestag

Drucksache

14/

4271

14. Wahlperiode

11. 10. 2000

Antrag

der Abgeordneten Ulrike Flach, Cornelia Pieper, Birgit Homburger, Horst Friedrich
(Bayreuth), Rainer Brüderle, Ernst Burgbacher, Jörg van Essen, Hans-Michael
Goldmann, Joachim Günther (Plauen), Dr. Karlheinz Guttmacher, Klaus Haupt,
Ulrich Heinrich, Walter Hirche, Dr. Werner Hoyer, Ulrich Irmer, Dr. Heinrich L. Kolb,
Gudrun Kopp, Jürgen Koppelin, Dirk Niebel, Günther Friedrich Nolting,
Hans-Joachim Otto (Frankfurt am Main), Detlef Parr, Dr. Edzard Schmidt-Jortzig,
Gerhard Schüßler, Dr. Irmgard Schwaetzer, Carl-Ludwig Thiele, Dr. Wolfgang
Gerhardt und der Fraktion der F.D.P.

Ökonomische Komponente in der Lehrerausbildung entschieden ausbauen

Der Bundestag wolle beschließen:

1. Der Deutsche Bundestag stellt fest:

In einer Studie der Bertelsmann-Stiftung mit dem Titel „Die Bedeutung der
Ökonomie in der Lehrerausbildung“, die sich explizit mit der ökonomischen
Ausbildung von Lehramtsstudierenden an deutschen Hochschulen befasst,
kommen die Wissenschaftler zu ernüchternden Ergebnissen: „In den meisten
Bundesländern dominiert in den sozialwissenschaftlichen Fächern die Politik-
wissenschaft, auch wenn das Fach Sozialkunde heißt und damit nahelegt, dass
die sozialwissenschaftlichen Disziplinen als Bezugsfächer dienen. […] Bekla-
genswert ist die mangelnde Bedeutung ökonomischer Elemente im Studium.“

Vor diesem Hintergrund und angesichts des fortschreitenden Globalisierungs-
prozesses, durch den ökonomische Fragestellungen und Probleme immer mehr
den Alltag und die unterschiedlichsten wissenschaftlichen Fachdisziplinen
durchdringen, ist gerade auf dem Gebiet der Lehrerausbildung in Deutschland
eine fundierte ökonomische Schulung der Lehramtsanwärter dringend geboten.
Die Bundesrepublik Deutschland darf auf diesem Gebiet international nicht den
Anschluss verlieren. Die Lehrerschaft spielt in der Vermittlung von Bildung
und Wissen an unsere junge Generation eine entscheidende Rolle. Nur wenn es
den Lehrerinnen und Lehrern gelingt, auch ökonomische Fragestellungen um-
fassend zu vermitteln, ist der richtige Anfang gemacht, für die Vermittlung der
in Gegenwart und Zukunft notwendigen Vertrautheit der Schülerinnen und
Schüler mit ökonomischen Sachverhalten und Fragestellungen.

2. Der Deutsche Bundestag fordert die Bundesregierung auf,

im Rahmen der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und For-
schungsförderung darauf hinzuwirken, dass die ökonomische Ausbildung von
Lehramtsstudierenden entschieden ausgebaut und speziell gefördert wird.
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– 2 – Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode
Erforderlich ist mit Blick auf die deutschen Hochschulen als der „Hauptausbil-
dungsstelle“ von Lehrern schlechthin, ein Ausbildungslehrplan für Lehramts-
kandidaten, der alle relevanten ökonomischen Handlungs- und Entscheidungs-
felder in seiner Konzeption integriert. Ökonomische Lernprozesse, wie sie
bisher an deutschen Hochschulen vermittelt werden, reichen bei weitem nicht
aus, um den Anforderungen einer sich stetig verändernden Gesellschaft in Ge-
genwart und Zukunft zu genügen.

Benötigt werden nicht nur eine fächerübergreifende, verstärkt interdisziplinär
angelegte und inhaltlich breite ökonomische Grundausbildung von Lehramts-
kandidaten, sondern auch die verstärkte Förderung spezieller Professuren für
Wirtschaftswissenschaft und ihre Didaktik, damit ökonomische Studienbe-
standteile in der Ausbildung von Lehramtsstudierenden vorrangig gefördert
und integriert werden können. Wenn die ökonomische Ausbildung von Lehr-
amtskandidaten einen höheren Stellenwert erhalten soll, muss die fachdidakti-
sche Forschungstätigkeit in allen ökonomisch relevanten Fachdisziplinen mit
dem Ziel einer ökonomischen Durchdringung dieser Disziplinen entschieden
verstärkt werden. Als integraler Bestandteil der Ausbildung wären Praktika für
Lehramtsstudierende in der Wirtschaft ein wichtiger Ergänzungsbaustein dieser
Konzeption. Diese notwendige Entwicklung beinhaltet als zentralen Bestandteil
auch den Ausbau der wissenschaftlichen Forschung auf dem Gebiet ökono-
misch ausgerichteter Lehr- und Lernprozesse.

Berlin, den 10. Oktober 2000

Ulrike Flach
Cornelia Pieper
Birgit Homburger
Horst Friedrich (Bayreuth)
Rainer Brüderle
Ernst Burgbacher
Jörg van Essen
Hans-Michael Goldmann
Joachim Günther (Plauen)
Dr. Karlheinz Guttmacher
Klaus Haupt
Ulrich Heinrich
Walter Hirche

Dr. Werner Hoyer
Ulrich Irmer
Dr. Heinrich L. Kolb
Gudrun Kopp
Jürgen Koppelin
Dirk Niebel
Günther Friedrich Nolting
Hans-Joachim Otto (Frankfurt am Main)
Detlef Parr
Dr. Edzard Schmidt-Jortzig
Gerhard Schüßler
Dr. Irmgard Schwaetzer
Carl-Ludwig Thiele
Dr. Wolfgang Gerhardt und Fraktion

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