BT-Drucksache 14/1880

Dauerhafte Versiegelung des Reaktorsarkophags in Tschernobyl

Vom 27. Oktober 1999


Deutscher Bundestag Drucksache 14/1880
14. Wahlperiode 27. 10. 99

Kleine Anfrage
der Abgeordneten Horst Kubatschka, Michael Müller (Düsseldorf), Ulrike Mehl,
Doris Barnett, Dr. Axel Berg, Hans-Werner Bertl, Friedhelm Julius Beucher,
Petra Bierwirth, Willi Brase, Rainer Brinkmann (Detmold), Ursula Burchardt,
Marion Caspers-Merk, Christel Deichmann, Marga Elser, Gernot Erler,
Monika Ganseforth, Konrad Gilges, Iris Gleicke, Angelika Graf (Rosenheim),
Klaus Hagemann, Christel Hanewinckel, Anke Hartnagel, Walter Hoffmann
(Darmstadt), Ulrich Kasparick, Hans-Peter Kemper, Marianne Klappert,
Christine Lehder, Christoph Matschie, Ursula Mogg, Jutta Müller (Völklingen),
Andrea Nahles, Dietmar Nietan, Günter Oesinghaus, Joachim Poß,
Margot von Renesse, Dr. Edelbert Richter, Gudrun Roos, René Röspel,
Wilhelm Schmidt (Salzgitter), Heinz Schmitt (Berg), Gisela Schröter,
Ilse Schumann, Dr. Angelica Schwall-Düren, Reinhold Strobl, Jürgen Wieczorek
(Böhlen), Klaus Wiesehügel, Dr. Peter Struck und der Fraktion der SPD sowie
der Abgeordneten Hans-Josef Fell, Michaele Hustedt, Dr. Reinhard Loske,
Kerstin Müller (Köln), Rezzo Schlauch und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Dauerhafte Versiegelung des Reaktorsarkophags in Tschernobyl

Nach der Katastrophe vom April 1986 im Reaktorblock 4 am Standort Tscher-
nobyl ist ein Betonsarkophag über der Ruine errichtet worden. Dieser Sarko-
phag war als dauerhafte Versiegelung der Unfallstelle gedacht. Rund 13 Jahre
nach der Explosion weist der Sarkophag inzwischen erhebliche Materialermü-
dung auf, zumal die Strahlung im Innern den Verfallsprozess des Materials
nach wie vor erheblich beschleunigt. Diese Stahl-Beton-Hülle gilt bereits als
undicht, so dass Radioaktivität an die Umwelt gelangt. Die Schutzhülle kann
damit nur eine Übergangslösung sein. Die Ukraine war bisher jedoch nicht in
der Lage, eine dauerhafte Lösung zu konzipieren bzw. umzusetzen. Die dauer-
hafte und sichere Versiegelung der Reaktorruine liegt jedoch nicht nur im Inter-
esse der Ukraine, sondern der gesamten internationalen Staatengemeinschaft.

Vor diesem Hintergrund fragen wir die Bundesregierung:

1. Welche Informationen liegen der Bundesregierung über den Zustand der
Hülle um die Reaktorruine vor?

2. Wie bewertet sie diese im Hinblick auf austretende Radioaktivität in Luft,
Wasser und Boden?

Drucksache 14/1880 – 2 – Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode

3. Trifft es nach Kenntnis der Bundesregierung zu, dass mit Rissen, mögli-
cherweise sogar einem Einsturz des Sarkophags gerechnet werden muss?

4. Welcher Handlungsbedarf ergibt sich aus Sicht der Bundesregierung?

5. Welche Maßnahmen ergreifen nach Kenntnis der Bundesregierung die zu-
ständigen Stellen in der Ukraine für eine neuerliche kurzfristige Versiege-
lung?

6. Welche Maßnahmen werden im internationalen Rahmen ergriffen, um zu
einer dauerhaften Versiegelung der Reaktorruine zu kommen?

7. Welche technischen Maßnahmen und Hilfestellungen bietet die Bundesre-
gierung der Regierung der Ukraine an?

Welche technischen Hilfestellungen sind von deutscher Seite sowie im EU-
Rahmen sowie im Kontext der IAEO (Internationale Atomenergie-Organi-
sation) schon erfolgt?

8. In welchem Zeitraum rechnet die Bundesregierung mit dem Beginn von
Maßnahmen, die zu einer dauerhaften Versiegelung der Reaktorruine füh-
ren sollen?

Kann sie Angaben über den voraussichtlichen Abschluss solcher Arbeiten
machen?

9. Welche technischen Konzepte für den Einschluss der Reaktorruine sind aus
Sicht der Bundesregierung hilfreich, und wie reagiert sie auf die jeweiligen
Vorbehalte der Regierung der Ukraine gegen diese Konzepte?

10. Hängt die bisher nicht erfolgte Versiegelung mit einer unzureichenden Fi-
nanzausstattung der Ukraine – unabhängig von möglichen internationalen
finanziellen Hilfen – zusammen?

11. Welche Informationen liegen der Bundesregierung darüber vor, dass inter-
nationale Stellen Kredite oder andere finanzielle Hilfen für die Versiege-
lung gewähren würden, und an welche Bedingungen sind solche Hilfen ge-
gebenenfalls gekoppelt?

12. Stellt aus Sicht der Bundesregierung das jüngst vorgestellte Konzept einer
Ummantelung aus ausgemusterten, mit Quarzsand bzw. bleihaltigen Mate-
rialien aufgefüllten Bildröhren eine realistische Option dar, und können da-
mit möglicherweise Kostenvorteile gegenüber anderen Versiegelungstech-
niken erzielt werden?

13. Ist es aus Sicht der Bundesregierung verantwortbar, angesichts der unsiche-
ren Hülle weiter die anderen Reaktorblöcke in Tschernobyl in Betrieb zu
halten?

Berlin, den 27. Oktober 1999

Horst Kubatschka
Michael Müller (Düsseldorf)
Ulrike Mehl
Doris Barnett
Dr. Axel Berg
Hans-Werner Bertl
Friedhelm Julius Beucher
Petra Bierwirth
Willi Brase

Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 3 – Drucksache 14/1880

Rainer Brinkmann (Detmold)
Ursula Burchardt
Marion Caspers-Merk
Christel Deichmann
Marga Elser
Gernot Erler
Monika Ganseforth
Konrad Gilges
Iris Gleicke
Angelika Graf (Rosenheim)
Klaus Hagemann
Christel Hanewinckel
Anke Hartnagel
Walter Hoffmann (Darmstadt)
Ulrich Kasparick
Hans-Peter Kemper
Marianne Klappert
Christine Lehder
Christoph Matschie
Ursula Mogg
Jutta Müller (Völklingen)
Andrea Nahles
Dietmar Nietan
Günter Oesinghaus
Joachim Poß
Margot von Renesse
Dr. Edelbert Richter
Gudrun Roos
René Röspel
Wilhelm Schmidt (Salzgitter)
Heinz Schmitt (Berg)
Gisela Schröter
Ilse Schumann
Dr. Angelica Schwall-Düren
Reinhold Strobl
Jürgen Wieczorek (Böhlen)
Klaus Wiesehügel
Dr. Peter Struck und Fraktion

Hans-Josef Fell
Michaele Hustedt
Dr. Reinhard Loske
Kerstin Müller (Köln), Rezzo Schlauch und Fraktion

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