BT-Drucksache 18/9464

Sicherheitsgefährdungen durch Pokémon Go

Vom 23. August 2016


Deutscher Bundestag Drucksache 18/9464
18. Wahlperiode 23.08.2016

Kleine Anfrage
der Abgeordneten Ulla Jelpke, Eva Bulling-Schröter, Andrej Hunko,
Katrin Kunert, Niema Movassat, Dr. Alexander S. Neu, Kersten Steinke,
Dr. Kirsten Tackmann und der Fraktion DIE LINKE.

Sicherheitsgefährdungen durch Pokémon Go

Pokémon Go ist ein Spiel für Smartphones und Tabletcomputer, in dem die Spie-
lerinnen und Spieler virtuelle Fantasiewesen fangen, trainieren, entwickeln und
in virtuelle Kämpfe gegen andere Pokémon schicken können. Es ist ein positions-
bezogenes Spiel und nutzt eine Spielumgebung auf dem Prinzip der erweiterten
Realität (Augmented Reality), also der Bewegung der Spieler in der realen Welt.
Die Bundespolizei, die Bundeswehr, die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrs-
flughäfen (ADV) e. V. (ADV) und die Deutsche Bahn AG warnen vor möglichen
Sicherheitsgefährdungen durch das nach den USA und Australien auch nach
Deutschland gekommene Spiel. „Eine Nutzung an bzw. auf Flughäfen – außerhalb
des öffentlichen Bereichs – kann besondere Gefahren und Risiken mit sich bringen.
Sogenannte Pokémon-Stopps hinter der Sicherheitskontrolle sollten durch den Be-
treiber gelöscht werden, um Unfälle zu vermeiden“, heißt es in einer gemeinsamen
Presseerklärung der Bundespolizei und der ADV (www.resseportal.de/pm/44169/
3403570). Gewarnt wird auch vor dem Betreten von Schienenwegen und Bahn-
anlagen bei der Pokémon-Jagd sowie dem Spielen während des Autofahrens. So
musste am 28. Juli 2016 bei Halberstadt bereits eine Bahnstrecke vorübergehend
gesperrt werden, weil sich ein Pokémon-Go-Spieler auf den Gleisen befand
(www.businessinsider.de/aus-spass-wird-ernst-jetzt-ermahnt-die-bundespolizei-
pokmon-spieler-2016-8; www.focus.de/regional/magdeburg/magdeburg-polizei-
lebensgefahr-pokemon-go-jaeger-im-gleis_id_5774327.html). Durch das Spiel
könnten „die Sicherheitsinteressen der Bundeswehr unmittelbar berührt werden“,
heißt es in einem der „Süddeutschen Zeitung“ vorliegenden internen Papiers der
Truppe. So seien mehrfach Personen auf der Jagd nach Pokémons in Bundes-
wehrgelände eingedrungen. In Niedersachsen seien drei Pokémon-Jäger während
einer Übung mit scharfer Munition auf einen Truppenübungsplatz gelangt. Das
Papier warnt zudem vor Sicherheitsrisiken durch Bundeswehrangehörige, die im
Dienst das Spiel spielen. So könnten Soldatinnen und Soldaten, die Pokémon Go
spielen, über die GPS-Funktion ihrer Mobiltelefone lokalisiert werden und über
die App Bilder ihrer Einsatzumgebung verschicken. Auch besteht bei der Bun-
deswehr die Befürchtung, dass Spione das Spiel als Tarnung nutzen könnten, um
„in unmittelbarer Nähe zu militärischen Liegenschaften“ zu filmen oder zu fotogra-
fieren (www.rp-online.de/digitales/smartphones/pokemon-go-bundeswehr-warnt-
intern-vor-sicherheitsrisiko-aid-1.6147027; www.sueddeutsche.de/politik/bundes
wehr-die-bundeswehr-vs-pokemon-go-1.3095303?reduced=true).

Drucksache 18/9464 – 2 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode

Wir fragen die Bundesregierung:

1. Welche generellen Sicherheitsrisiken in Verbindung mit dem Spiel Pokémon
Go sind der Bundesregierung bekannt?

2. Sind der Bundesregierung Verkehrsunfälle im Zusammenhang mit Pokémon
Go bekannt geworden, und wenn ja, wann, wo, welcher Art, welche Höhe
des Sachschadens und mit wie vielen Opfern bzw. welcher Art der Verlet-
zungen?

3. Sind der Bundesregierung Zwischenfälle bei der Bahn im Zusammenhang
mit Pokémon Go bekannt geworden, und wenn ja, wann, wo, welcher Art
und mit welchem Schaden oder mit wie vielen Opfern bzw. welcher Art der
Verletzungen?

4. Sind der Bundesregierung Zwischenfälle an Flughäfen im Zusammenhang
mit Pokémon Go bekannt geworden, und wenn ja, wann, wo und welcher Art
und mit welchem Schaden oder mit wie vielen Opfern bzw. welcher Art der
Verletzungen?

5. Inwieweit gab oder gibt es nach Kenntnis der Bundesregierung sogenannte
Pokémon-Stopps an oder auf Flughäfen in der Bundesrepublik Deutschland,
und inwieweit befanden oder befinden sich Pokémon-Stopps in Sicherheits-
bereichen bzw. außerhalb des öffentlichen Bereiches von Flughäfen?

6. Welche Sicherheitsrisiken im Einzelnen werden in einem internen Papier der
Bundeswehr, das von der „Süddeutschen Zeitung“ erwähnt wird, im Zusam-
menhang mit Pokémon Go genannt (www.sueddeutsche.de/politik/bundeswehr-
die-bundeswehr-vs-pokemon-go-1.3095303?reduced=true)?

7. In wie vielen und welchen Fällen sind nach Kenntnis der Bundesregierung
unbefugte Personen beim Spielen von Pokémon Go auf Bundeswehrgelände
(bitte auch die einzelnen Bereiche benennen) eingedrungen?

8. Inwieweit kann die Bundesregierung eine Gefährdung der Sicherheit durch
das Spielen von Pokémon Go durch Soldatinnen und Soldaten, aber auch
anderer Sicherheitsbehörden von Bund und Ländern während ihres Dienstes
erkennen?

9. Sind der Bundesregierung Fälle bekannt, in denen sich – wie in dem internen
Papier der Bundeswehr genannt – tatsächlich Spione bzw. der Spionage ver-
dächtige Personen als Pokémon-Go-Spieler tarnten?
Wenn ja, wann und wo geschah dies?
Wenn nein, woraus ergibt sich die Hypothese einer solchen Gefahr?

10. Welche Maßnahmen hat die Bundeswehr eingeleitet, um den verschiedenen
im Zusammenhang mit Pokémon Go ausgemachten Sicherheitsrisiken zu be-
gegnen?

11. Inwieweit überprüfen Sicherheitsbehörden von Bund und Ländern nach
Kenntnis der Bundesregierung Pokémon Go nach möglichen Sicherheitsrisi-
ken wie der Einrichtung sogenannter Pokémon-Stopps in oder bei sicher-
heitsrelevanten Bereichen?

12. Welche Schritte hat die Bundesregierung gegebenenfalls eingeleitet, um die
Betreiber von Pokémon Go zum Löschen von sogenannten Pokémon-Stopps
in der unmittelbaren Nähe von oder innerhalb von sicherheitsrelevanten Be-
reichen wie Flughäfen, Bahnanlagen, Militärgelände, Atomkraftwerken oder
sensiblen Forschungsanlagen zu bewegen, und inwieweit wurden gegebe-
nenfalls solche Pokémon-Stopps daraufhin entfernt?

Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 3 – Drucksache 18/9464

13. Inwieweit sieht die Bundesregierung mögliche, mit Pokémon Go vergleich-

bare, Sicherheitsrisiken durch das vom gleichen Hersteller entwickelte Spiel
Ingress, inwieweit sind ihr entsprechende Zwischenfälle oder Unfälle be-
kannt, und welche Schritte haben Behörden von Bund und Ländern nach
Kenntnis der Bundesregierung gegen solche Risiken bislang eingeleitet?

Berlin, den 23. August 2016

Dr. Sahra Wagenknecht, Dr. Dietmar Bartsch und Fraktion

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