BT-Drucksache 18/9156

Holzbau und andere nachwachsende Rohstoffe im Baubereich

Vom 7. Juli 2016


Deutscher Bundestag Drucksache 18/9156
18. Wahlperiode 07.07.2016

Kleine Anfrage
der Abgeordneten Christian Kühn (Tübingen), Harald Ebner, Oliver Krischer,
Annalena Baerbock, Matthias Gastel, Bärbel Höhn, Sylvia Kotting-Uhl,
Steffi Lemke, Peter Meiwald, Dr. Julia Verlinden und der
Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Holzbau und andere nachwachsende Rohstoffe im Baubereich

Bisher ist nachhaltiges Bauen im Wesentlichen mit Energiesparen in der Nut-
zungsphase in Verbindung gebracht worden. Diese Einschätzung greift nach Auf-
fassung der Fragesteller zu kurz, ist sogar irreführend. Für die Erstellung eines
Gebäudes wird das 20 bis 25-fache der Energie benötigt, die dieses Gebäude spä-
ter pro Jahr benötigt. Angesichts dieser Relation stellt sich die Frage, wie zielfüh-
rend es ist, lediglich den Energieverbrauch in der Nutzungsphase zu betrachten.
Herkömmlicher Vollwärmeschutz ist schwer zu recyceln, denn es werden ver-
schiedene Baustoffe miteinander verklebt respektive verbaut. Eine sortenreine
Trennung dieser Baustoffe ist oftmals kaum noch möglich.
Trotz Klimakrise ist nach wie vor Beton auf Basis des energieintensiven Zemen-
tes der Baustoff der Wahl. Unternehmen der Zementindustrie sind als energiein-
tensive Unternehmen bislang in erheblichem Umfang von Energiesteuern und
CO2-Kosten befreit und haben von daher wenig Anreiz zur Umstellung ihrer Pro-
duktion auf ökologischere Alternativen. Die Zementindustrie ist außerdem einer
der größten Nutzer von Ersatzbrennstoffen aus Abfall, was dem Ziel einer Kreis-
laufwirtschaft zunehmend entgegensteht.
Durch die Substitution von Stahl und Beton durch Holz kann der Ausstoß von
CO2 in die Atmosphäre um ein hohes Maß verringert werden. Für jeden Kubik-
meter Holz, als Substitut für konventionelle Baumaterialien, gelangt ungefähr
eine Tonne CO2 weniger in die Atmosphäre (Martin Höbarth, Holzverwendung
als Beitrag zum Klimaschutz, Nachhaltiger Klimaschutz – österreichisches Bun-
desministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft).
Dies ist vor allem bedingt durch die Fähigkeit von Holz, CO2 zu lagern. Bei einer
70 m2 Wohnung in einem mehrgeschossigen Wohnhaus entspricht dies, je nach
Bautechnik, zwischen 15 und 25 Tonnen CO2. Klimaschutz lässt sich damit auch
in hohem Maße im Baubereich erreichen.

Wir fragen die Bundesregierung:
1. Plant die Bundesregierung eine nationale Holzbaustrategie, bspw. nach

schwedischem Vorbild?
Wenn ja, wann, und wenn nein, warum nicht?

2. Wie hoch ist der Anteil von nachwachsenden Rohstoffen am Dämmstoff-
markt, und wie hat sich dieser in den vergangenen zehn Jahren entwickelt?

Drucksache 18/9156 – 2 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode
 

3. Wie hoch ist der Marktanteil von nachwachsenden Rohstoffen im Baube-
reich, und wie hat sich dieser in den vergangenen zehn Jahren entwickelt?

4. Ist es Ziel der Bundesregierung, den Anteil von Holz und anderen nachwach-
senden Rohstoffen im Baubereich zu erhöhen?
a) Wenn ja, wie?
b) Wenn nein, warum nicht?

5. Wie viele Unternehmen in Deutschland bieten ausschließlich nachwach-
sende Bau- und/oder Dämmstoffe an?

6. Wie viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sind dort beschäftigt?
7. Wie viele Mehr-, Ein- und Zweifamilienhäuser wurden mit nachwachsenden

Rohstoffen errichtet (bitte einzeln und nach Bundesländern aufschlüsseln)?
8. Inwieweit könnte nach Ansicht der Bundesregierung die Abschaffung der

Steuerbefreiung für die stoffliche Nutzung von fossilem Erdöl und Erdgas
dazu beitragen, umweltverträglichere Dämmstoffe aus nachwachsenden
Rohstoffen gegenüber erdölbasierten Kunststoffprodukten zu fördern, und
plant die Bundesregierung ggf. entsprechende Schritte?
Wenn nein, warum nicht?

9. Wann werden mit dem giftigen Flammschutzmittel Hexabromcyclododecan
(HBCD) behandelte Dämmstoffe zu gefährlichem Abfall (Sondermüll) er-
klärt, und mit welcher Begründung?

10. Warum plant die Bundesregierung kein Marktanreizprogramm für nach-
wachsende Baustoffe vor dem Hintergrund ihrer eigenen Klimaschutzziele?

11. Unterstützt die Bundesregierung eine Vereinheitlichung der Länderbauord-
nungen?
Wenn ja, wie, und wenn nein, warum nicht?

12. Plant die Bundesregierung Änderungen in der Musterbauordnung im Hin-
blick auf nachwachsende Rohstoffe?
a) Wenn nein, warum nicht?
b) Wenn ja, welche?

13. Plant die Bundesregierung Änderungen in der Musterbauordnung im Hin-
blick auf Holzbau?
a) Wenn nein, warum nicht?
b) Wenn ja, welche?

14. Plant die Bundesregierung eine Musterbauordnung Holzbau?
a) Wenn nein, warum nicht?
b) Wenn ja, wie ist der Zeitplan?

15. Plant die Bundesregierung Initiativen im Bereich der Ausbildung bzw. des
Studiums, um Holzbau und das Know-how weiterzuentwickeln bzw. dem
Nachwuchsmangel in dem Bereich zu begegnen?
a) Wenn ja, welche?
b) Wenn nein, warum nicht?

16. Warum findet die sogenannte graue Energie in der Bewertung für KfW-Ef-
fizienzhäuser (KfW: Kreditanstalt für Wiederaufbau) oder der Energieein-
sparverordnung (EnEV) keine Berücksichtigung?

Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 3 – Drucksache 18/9156
 

17. Welche Liegenschaften der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA)
wurden in Holzbauweise errichtet?

18. Welche Liegenschaften der BImA wurden mit nachwachsenden Rohstoffen
saniert?

19. Welche nachwachsenden Rohstoffe wurden hierbei eingesetzt?
20. Wie viele Gebäude wurden von der Bundesbauverwaltung in Holzbau errich-

tet?
21. Wie viele Gebäude wurden von der Bundesbauverwaltung mit nachwachsen-

den Rohstoffen saniert?
22. Welche nachwachsenden Rohstoffe wurden hierbei eingesetzt?
23. Plant die Bundesregierung in den kommenden Jahren den Anteil zu erhöhen?

a) Wenn nein, warum nicht?
b) Wenn ja, wie sieht die Strategie aus?

24. Warum sieht die Bundesregierung Holz in der Bauwirtschaft nicht als zen-
tralen Baustein, die angestrebte CO2-Reduktion bis zum Jahr 2020 doch noch
zu erreichen?

25. Welche Bedeutung hat die Kohlenstoff-Speicherkapazität von Holz aus Sicht
der Bundesregierung hinsichtlich der nationalen wie globalen Klimaschutz-
ziele bzw. im Zusammenhang mit den Herausforderungen der Großen Trans-
formation?

26. Plant die Bundesregierung einen Architekturwettbewerb Holzbau?
a) Wenn nein, warum nicht?
b) Wenn ja, wie ist der Zeitplan?

27. Plant die Bundesregierung eine Neuauflage des Aktionsplans zur stofflichen
Nutzung nachwachsender Rohstoffe?
a) Wenn nein, warum nicht?
b) Wenn ja, wie wird er ausgestaltet sein?

28. Wie hoch schätzt die Bundesregierung das Einsparpotential an grauer Ener-
gie von nachwachsenden Dämmstoffen im Vergleich zu
a) mineralischen, und
b) synthetischen Dämmstoffen?

29. Plant die Bundesregierung Änderungen bei der Bestimmung für Bemes-
sungswerte von Dämmstoffen?
a) Wenn ja, welche, und warum?
b) Wenn nein, warum nicht?

30. Werden die Ergebnisse des Positionspapiers des Umweltbundesamts (UBA)
„Nachhaltigkeitsaspekte in den Bauordnungen der Länder“ in den Nachhal-
tigkeits-Bewertungen von Bau- und Dämmstoffen zu finden sein?

31. Plant die Bundesregierung Änderungen beim Brandschutz im Holzbaube-
reich, und wenn nicht, warum nicht?

32. Wie wird das Programm Variowohnungen angepasst, um den Mittelabfluss
zu erhöhen?

Drucksache 18/9156 – 4 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode
 

33. Plant die Bundesregierung Forschungsvorhaben im Bereich Holzbau?
a) Wenn ja, welche, und warum?
b) Wenn nein, warum nicht?

34. Was ist aus der Charta für Holz geworden?
35. Gibt es Pläne, die Charta für Holz wiederaufzulegen?

a) Wenn nein, warum nicht?
b) Wenn ja, wie ist der Zeitplan?

36. Sind die Ziele der Charta für Holz aus Sicht der Bundesregierung erreicht
worden?
a) Wenn ja, stehen Aufwand und Ergebnisse aus Sicht der Bundesregierung

in einem angemessenen Verhältnis zueinander?
b) Wenn nicht, welche Maßnahmen haben sich als unzureichend erwiesen?

37. Welche Entwicklungen schreibt die Bundesregierung der Charta für Holz ge-
sichert zu?

38. Mit welchen Methoden wurden die Ergebnisse bzw. die Umsetzung evalu-
iert?

39. Welche Ergebnisse der Charta sprechen aus Sicht der Bundesregierung für
und welche gegen eine Fortsetzung der Charta für Holz?

40. Werden die Ergebnisse der aktuellen Meinungsforschung der Fachagentur
Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR) zu Dämmstoffen auf der Basis nach-
wachsender Rohstoffe in die weitere Arbeit bzw. Bewertung der Bundesre-
gierung einfließen, und wenn ja wie, und wenn nicht, warum nicht?

Berlin, den 7. Juli 2016

Katrin Göring-Eckardt, Dr. Anton Hofreiter und Fraktion

Satz: Satzweiss.com Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com
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