BT-Drucksache 18/7535

Aktuelle Entwicklungen in Fukushima und an weiteren japanischen Atomstandorten

Vom 12. Februar 2016


Deutscher Bundestag Drucksache 18/7535
18. Wahlperiode 12.02.2016

Kleine Anfrage
der Abgeordneten Sylvia Kotting-Uhl, Annalena Baerbock, Bärbel Höhn,
Oliver Krischer, Christian Kühn (Tübingen), Steffi Lemke, Peter Meiwald,
Markus Tressel, Dr. Julia Verlinden und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Aktuelle Entwicklungen in Fukushima und an weiteren japanischen
Atomstandorten

Am 11. März 2011 kam es infolge einer tragischen Naturkatastrophe zu der wohl
schwersten zivilisatorisch bedingten Katastrophe der letzten Jahrzehnte. Auf eine
verheerende Flutwelle folgte die Atomkatastrophe von Fukushima, die mehr als
185 000 Menschen zwang, ihr Heim zu verlassen, und zu großflächigen Konta-
minationen von Böden, Wäldern und Gewässern führte. Die Atomkatastrophe
von Fukushima wurde zur Zäsur der Atomkraftnutzung.
Noch immer gibt es massive und ungelöste Probleme bei der Bewältigung des
Unglücks. Täglich sind 7 000 Arbeiter mit den Aufräumarbeiten in der Anlage
beschäftigt. Es ist immer noch unklar, wie es um die zerstörten Reaktorblöcke 1
bis 3 tatsächlich steht. Durch die Kernschmelzen sind die Sicherheitsbehälter
stark beschädigt worden. Bereits durch ein mittleres Erdbeben könnte es zu einem
weiteren Störfall und erneuter Freisetzung radioaktiver Stoffe kommen. Immer
noch fehlt eine Lösung für die riesigen Mengen kontaminierten Wassers, mit de-
nen die Reaktoren dauergekühlt werden. Bisher werden sie in Tanks auf dem Ge-
lände gelagert, doch der Platz ist begrenzt. Die Regierung hat bereits damit be-
gonnen, Wasser ins Meer einzuleiten. Das dekontaminierte Wasser soll dann von
den hochradioaktiven Substanzen Strontium und Cäsium befreit worden sein. Al-
lerdings enthält es immer noch das strahlende Wasserstoff-Isotop Tritium. Trotz
dieser Probleme und den bestehenden Risiken hat die japanische Regierung be-
reits drei Reaktoren wieder angefahren, davon zwei in unmittelbarer Nähe zu dem
am 5. Januar 2016 ausgebrochenen Vulkan Sakurajima. Obwohl es immer noch
starke radioaktive Strahlung in den Gebieten rund um Fukushima gibt, will die
Regierung bereits im Jahr 2017 mit einer Rücksiedlung der früheren Bewohne-
rinnen und Bewohner beginnen.
Bei dieser Anfrage soll auch das spezifische Wissen der Gesellschaft für Anlagen-
und Reaktorsicherheit (GRS) gGmbH abgefragt werden, die nach der Nuklearka-
tastrophe als Gutachterorganisation des Bundes vor Ort ihre Arbeit aufnahm und
seitdem für die Erstellung von themenspezifischen Berichten, Forschungsarbeiten
und der fortlaufenden Berichterstattung aus Fukushima zuständig ist. Es wird da-
her darum gebeten, auch die Erkenntnisse der GRS, die der Bundesregierung als
Hauptauftraggeberin der GRS bekannt sind, mitzuteilen.

Drucksache 18/7535 – 2 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode
 

Wir fragen die Bundesregierung:
1. Welche baulichen und sicherheitstechnischen Maßnahmen werden nach

Kenntnis der Bundesregierung derzeit in Fukushima durchgeführt (bitte mit
ausführlicher Darstellung)?

2. Welche Kenntnis hat die Bundesregierung bezüglich der Bergung der zer-
störten Reaktorkerne aus den Reaktorblöcken 1 bis 3?

3. Welche Probleme gibt es in diesem Zusammenhang aus Sicht der Bundesre-
gierung?

4. Welche speziellen Stabilisierungsmaßnahmen müssen nach Kenntnis der
Bundesregierung derzeit in den einzelnen Reaktorgebäuden durchgeführt
werden?

5. Welche Kenntnisse hat die Bundesregierung über die Anzahl der Tanks und
dem darin enthaltenen Volumen von kontaminiertem Wasser auf dem Ge-
lände?

6. Für wie viele weitere Tanks ist nach Kenntnis der Bundesregierung noch
Platz auf dem Gelände?

7. Welche Kenntnis hat die Bundesregierung über Leckagen an den Wasser-
tanks?

8. Welche Maßnahmen sollen nach Kenntnis der Bundesregierung ergriffen
werden, wenn der Platz auf dem Gelände nicht mehr ausreicht?

9. Welche Kenntnisse hat die Bundesregierung zur Einleitung von kontaminier-
tem Wasser ins Meer?

10. Welche Kenntnisse hat die Bundesregierung zur Dekontamination des radio-
aktiv belasteten Wassers, insbesondere zu der Problematik des Wasserstoff-
Isotops Tritium?

11. Wie sind die radiologischen Bedingungen an den Reaktorblöcken 1 bis 3
nach Kenntnis der Bundesregierung?

12. Wie weit ist nach Kenntnis der Bundesregierung die Konzeptionierung zur
Entnahme der kontaminierten Materialien in den einzelnen Reaktorblöcken
vorangeschritten?

13. Welche Erkenntnisse hat die Bundesregierung über den geplanten Eiswall,
der als unterirdische Barriere, den Austausch von kontaminierten Reaktorab-
wässern aus den Reaktoren 1 bis 4 und dem übrigen Grundwasser verhindern
soll?

14. Wie schätzt die Bundesregierung den Nutzen dieser Maßnahme ein (bitte er-
läutern)?

15. Welche Erkenntnisse hat die Bundesregierung über den Ausbruch des Vul-
kans Sakurajima in der unmittelbaren Nähe des im Jahr 2015 wieder in Be-
trieb genommenen Atomkraftwerks Sendai?

16. Welche Erkenntnisse hat die Bundesregierung über die Wiederinbetrieb-
nahme weiterer Reaktoren in Japan?

Berlin, den 12. Februar 2016

Katrin Göring-Eckardt, Dr. Anton Hofreiter und Fraktion

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