BT-Drucksache 18/7492

Rückgang von Bestäuber-Insekten, insbesondere Wildbienen

Vom 8. Februar 2016


Deutscher Bundestag Drucksache 18/7492
18. Wahlperiode 08.02.2016

Kleine Anfrage
der Abgeordneten Steffi Lemke, Harald Ebner, Annalena Baerbock,
Matthias Gastel, Bärbel Höhn, Oliver Krischer, Christian Kühn (Tübingen),
Nicole Maisch, Peter Meiwald, Friedrich Ostendorff, Markus Tressel,
Dr. Julia Verlinden und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Rückgang von Bestäuber-Insekten, insbesondere Wildbienen

Die Zahl und Vielfalt bestäubender Insekten wie Wild- und Honigbienen, aber
auch Käfer, Fliegen und Schmetterlinge, die ebenso bei der Bestäubung von
Pflanzen eine Rolle spielen, geht seit einigen Jahrzehnten dramatisch zurück.
Dies hat gravierende Folgen für die Biodiversität und auch für die Produktion
unserer Nahrungsmittel.
Vier Fünftel der bei uns heimischen Nutz- und Wildpflanzen sind auf die Arbeit
von Honig- und Wildbienen angewiesen, von Obstbäumen über Erdbeeren bis hin
zu Sonnenblumen (www.biodiversity.de/index.php/ipbes/news). Dabei haben ge-
rade die Wildbienen eine bisher unterschätzte Rolle: Eine optimale Bestäubungs-
leistung und somit auch hohe landwirtschaftliche Erträge können nur durch Ho-
nig- und Wildbienen zusammen erreicht werden.
Allerdings haben vor allem die Wildbienen in den letzten Jahren Rückgänge in
ihrer Artenvielfalt zu verzeichnen, welche vor allem auf die Fragmentierung und
Isolation ihrer Lebensräume, Intensivierung der Landwirtschaft und Landnut-
zungsänderungen zurückzuführen sind, so dass den Wildbienen Nahrungsquellen
und Nistmöglichkeiten fehlen.

Wir fragen die Bundesregierung:
1. Wie hat sich nach Kenntnis der Bundesregierung die Situation von Bestäu-

ber-Insekten, vor allem von Wildbienen und Schmetterlingen in Deutschland
seit den 1980er Jahren entwickelt?
a) Wie viele heimische Wildbienen- und Schmetterlingsarten sind seit den

1980er Jahren ausgestorben?
b) Wie stark war der Rückgang der Individuenzahlen der einzelnen Arten?

2. Welche Arten von Bestäuber-Insekten, insbesondere Wildbienen und
Schmetterlinge befinden sich in einem kritischen Zustand, der kurz- bis mit-
telfristig den Erhalt der Art gefährdet?
a) Welche sind stark bedroht, welche bedroht, und welche gefährdet?

3. In welchen Landschaftsarten sind die höchsten Populationsrückgänge zu be-
obachten?
Welche Ursachen sind hier ausschlaggebend?

Drucksache 18/7492 – 2 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode
4. Gibt es regionale Unterschiede bei den Populationsrückgängen zu beobach-
ten?
Wenn ja, welche Ursachen sind hier ausschlaggebend?

5. Welchen Einfluss hat nach Kenntnis der Bundesregierung der landwirt-
schaftliche Einsatz von Herbiziden, insbesondere der breite Einsatz des To-
talherbizids Glyphosat auf der Stoppel und vor der Saat, auf das Nahrungs-
angebot von Bestäuber-Insekten bzw. Wildbienen und damit auf deren Be-
stand?

6. Welche Erkenntnisse liegen der Bundesregierung über Effekte von Düngung
im Grünland auf die Blütenarmut als das Nahrungsangebot von Bestäu-
ber-Insekten insbesondere Wildbienen und damit auf deren Bestände vor?

7. Welche wissenschaftlichen Kenntnisse liegen der Bundesregierung über den
Einfluss der Grünlandbewirtschaftung (Nutzungshäufigkeit/Anzahl der
Schnitte, Düngemitteleinsatz) auf die Anzahl der Pflanzenarten und Bienen-
bestände vor?

8. Welche Auswirkungen hat nach Kenntnis der Bundesregierung der Rück-
gang der Zahl der Bestäuber-Insekten auf die Ökosysteme?

9. Welche Auswirkungen hat nach Kenntnis der Bundesregierung der Rück-
gang der Bestäuber-Insekten, vor allem von Wildbienen bisher auf die deut-
sche Nahrungsmittelproduktion und in Zukunft, wenn der Rückgang nicht
gestoppt wird?

10. Welche Kosten bzw. welchen gesamtwirtschaftlichen Schaden verursacht
nach Kenntnis der Bundesregierung der Rückgang der Bestäuber-Insekten
für die Nahrungsmittelproduktion bisher bzw. in der Zukunft, wenn der
Rückgang nicht gestoppt wird?
Plant die Bundesregierung diese Kosten zu evaluieren, falls diese bisher nicht
ermittelt wurden?

11. Welche konkreten Maßnahmen unternimmt die Bundesregierung, um das
Aussterben der Bestäuber-Insekten, vor allem der Wildbienen, zu verhindern
bzw. zu minimieren (bitte konkrete Zahlen bzw. Projekte aufführen)?

12. Plant die Bundesregierung die Einrichtung eines eigenständigen Wildbienen-
monitorings, und wenn nein, warum nicht?

13. Wie bewertet die Bundesregierung die umweltpolitischen Maßnahmen der
EU-Agrarpolitik, insbesondere vor dem Hintergrund der Broschüre des Bun-
desministeriums für Ernährung und Landwirtschaft aus dem Jahr 2015 „Bie-
nen – unverzichtbar für Natur und Erzeugung“?

14. Hält die Bundesregierung die umweltpolitischen Maßnahmen, insbesondere
in Bezug auf das Aussterben der Bestäuber-Insekten, der EU-Agrarpolitik
für ausreichend?
Plant die Bundesregierung bereits im Jahr 2017 auf Änderungen der EU-Ag-
rarpolitik hinzuwirken, und Mittel aus der sogenannten 1. Säule in die För-
derung der ländlichen Entwicklung umzuschichten?

15. Welche wissenschaftlichen Erkenntnisse sind der Bundesregierung über
schädliche Auswirkungen des Einsatzes von Pestiziden auf Insekten als
Nichtzielorganismen, insbesondere hinsichtlich Honig- und Wildbienen, be-
kannt?

Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 3 – Drucksache 18/7492

16. Welche wissenschaftlichen Erkenntnisse sind der Bundesregierung hinsicht-

lich indirekter ökologischer Auswirkungen der flächendeckend verbreiteten
Ausbringung von Pestiziden, insbesondere auf Vögel und andere Tierarten
in Kulturlandschaften, die auf Insekten als Nahrungsquelle angewiesen sind,
bekannt?

Berlin, den 5. Februar 2016

Katrin Göring-Eckardt, Dr. Anton Hofreiter und Fraktion

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