BT-Drucksache 18/6739

Vegetationskontrolle und -pflege entlang von Schienenstrecken

Vom 11. November 2015


Deutscher Bundestag Drucksache 18/6739
18. Wahlperiode 11.11.2015

Kleine Anfrage
der Abgeordneten Matthias Gastel, Stephan Kühn (Dresden), Tabea Rößner,
Markus Tressel, Dr. Valerie Wilms und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Vegetationskontrolle und -pflege entlang von Schienenstrecken

Immer wieder kommt es durch Sturmschäden zu Beeinträchtigungen des Bahn-
verkehrs. Im Jahr 2013 kam es zu rund 2 000 Unterbrechungen des Bahnverkehrs
aufgrund von auf die Gleise gestürzten Bäumen. In 38 Fällen kam es zu melde-
pflichtigen gefährlichen Ereignissen, also Zugkollisionen mit Aufprallen auf
Bäume, bei denen Personen verletzt wurden oder größere Sachschäden an Eisen-
bahnfahrzeugen entstanden. Dies ging aus der Antwort der Bundesregierung auf
die Kleine Anfrage der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hervor (Bundes-
tagsdrucksache 18/2996).

Im September 2015 wurde die Sperrung der Bahnstrecke zwischen Zella-Mehlis,
Schmalkalden und Wernshausen durch das Eisenbahn-Bundesamt verhängt, weil
dringend Bäume und Sträucher zurückgeschnitten werden müssten. Dies sei
von der Deutschen Bahn AG (DB AG) versäumt worden. Die DB AG hat Zei-
tungsberichten zufolge dazu erklärt: „Die Vegetation, speziell im Thüringer
Wald, hat aufgrund vorherrschender klimatischer Bedingungen eine derartige
Wachstumsgeschwindigkeit angenommen, dass es äußerst schwierig ist, mit
festen Schnittzyklen zu arbeiten, so dass leider zu oft operativ eingegriffen
werden muss.“ (www.insuedthueringen.de/regional/thueringen/thuefwthuedeu/
Landesgartenschau-ist-derzeit-wegen-Rueckschnitt-ohne-Bahn-Anschluss;art
83467,4316907 und www.insuedthueringen.de/regional/thueringen/thuefwthuedeu/
Landesgartenschau-ist-derzeit-wegen-Rueckschnitt-ohne-Bahn-Anschluss;art83467,
4316 907).

Dies macht aus Sicht der Fragesteller deutlich, dass die Praxis der Regelmäßigkeit
und der Umfang der Vegetationskontrolle und -pflege entlang von Schienenstre-
cken kritisch hinterfragt werden müssen.

Dies umso mehr, weil nach Einschätzungen von Klimaexperten die Anzahl und
die Heftigkeit von Stürmen aufgrund des Klimawandels auch in Deutschland zu-
nehmen werden. So äußerte sich Prof. Dr. Mojib Latif, Klimaforscher am Helm-
holtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel, wie folgt: „Tatsache ist, dass die Sturm-
schäden in Deutschland zunehmen. Die Meldungen der Versicherungswirtschaft
sind hier ein Anhaltspunkt. Es gibt die Tendenz, dass Stürme und Starkregen bei
uns zunehmen.“ (www.svz.de/mv-uebersicht/die-sturmschaeden-nehmen-zu-id
9645921.html)

Auf diese Entwicklung müssen sich auch die Eisenbahninfrastrukturunternehmen
vorbereiten, um die Sicherheit ihrer Fahrgäste auch in Zukunft zu gewährleisten
und um ein möglichst hohes Maß an Zuverlässigkeit von Fahrplänen bieten zu
können.

Drucksache 18/6739 – 2 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode
Mit dieser Kleinen Anfrage knüpfen die Fragesteller an ihre Kleine Anfrage auf
Bundestagsdrucksache 18/2844 an, fragen nach aktuellen Entwicklungen und
stellen Fragen erneut, die damals von der Bundesregierung nach Auffassung der
Fragesteller nicht befriedigend beantwortet wurden (Antwort der Bundesregie-
rung auf Bundestagsdrucksache 18/2996).

Hierzu fragen wir die Bundesregierung:

1. Wurde nach Kenntnis der Bundesregierung Anfang September 2015 die
Sperrung der Bahnstrecke zwischen Zella-Mehlis, Schmalkalden und Werns-
hausen durch das Eisenbahn-Bundesamt angeordnet, weil dort drin-
gend Bäume und Sträucher zurückgeschnitten werden mussten (www.
insuedthueringen.de/regional/thueringen/thuefwthuedeu/Landesgartenschau-
ist-derzeit-wegen-Rueckschnitt-ohne-Bahn-Anschluss;art83467,4316907)?

2. Wann wurden nach Kenntnis der Bundesregierung in den vergangenen fünf
Jahren entlang der Bahnstrecke zwischen Zella-Mehlis, Schmalkalden und
Wernshausen Begehungen im Rahmen der Vegetationskontrolle durchge-
führt (siehe Antwort der Bundesregierung zu Frage 28 auf Bundestagsdruck-
sache 18/2996)?

3. Wie häufig wurden nach Kenntnis der Bundesregierung in den letzten fünf
Jahren Schienenstrecken durch das Eisenbahn-Bundesamt wegen unzu-
reichender Vegetationspflege gesperrt (bitte mit Nennung der Örtlichkeit
durch Angabe der Streckennummer und -kilometer sowie dem zeitlichen Be-
ginn und Ende der Streckensperrung angeben)?

4. In wie vielen Fällen mussten nach Kenntnis der Bundesregierung seit dem
Jahr 2000 aufgrund von auf die Gleise gestürzten Bäumen der Bahnbetrieb
auf dem Schienennetz der bundeseigenen Eisenbahnen unterbrochen werden
(bitte die Anzahl tabellarisch für die einzelnen Jahre darstellen)?

5. In wie vielen Fällen kam es seit dem Jahr 2000 nach Kenntnis der Bundesre-
gierung aufgrund von auf die Gleise gestürzten Bäumen der Bahnbetrieb auf
dem Schienennetz der bundeseigenen Eisenbahnen zu Eisenbahnunfällen
(bitte die Anzahl der gefährlichen Ereignisse tabellarisch für die einzelnen
Jahre darstellen)?

6. Zu welchen meldepflichtigen gefährlichen Ereignissen im Eisenbahnbetrieb
kam es im Jahr 2014 nach Kenntnis der Bundesregierung durch Zugkollisio-
nen mit Aufprall auf Bäume (bitte die Unfälle nach Datum und örtlicher Lage
durch Angabe der Streckennummer und -kilometer, Anzahl verletzter Perso-
nen sowie Schadenshöhe tabellarisch darstellen)?

7. Sieht die Bundesregierung einen Handlungsbedarf zur Verbesserung der Ve-
getationskontrolle und -pflege an den Schienenwegen der bundeseigenen Ei-
senbahnen, und was gedenkt sie gegebenenfalls zu tun, um dem Handlungs-
bedarf nachzukommen?

Berlin, den 11. November 2015

Katrin Göring-Eckardt, Dr. Anton Hofreiter und Fraktion

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