BT-Drucksache 18/5916

Potenziale für Winzerbetriebe durch Tourismus

Vom 3. September 2015


Deutscher Bundestag Drucksache 18/5916
18. Wahlperiode 03.09.2015

Kleine Anfrage
der Abgeordneten Markus Tressel, Annalena Baerbock, Harald Ebner,
Bärbel Höhn, Oliver Krischer, Steffi Lemke, Nicole Maisch, Friedrich Ostendorff
und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Potenziale für Winzerbetriebe durch Tourismus

Zum Weintourismus zählen Aufenthalte in den 13 deutschen Weinbauregionen,
bei denen die spezifische Landschaft und die regionale Struktur des Weinbaus
und Aktivitäten rund um den Wein bei den Touristen im Vordergrund stehen. Die
Weinbauregionen zeichnen sich durch reizvolle Kulturlandschaften aus, die be-
sonders in Gegenden mit Steillagenweinbau von historischen Steilterrassen und
Trockenmauern geprägt sind. Besonders in der Rebsaison von Mai bis Oktober
herrscht in den Regionen ein mildes Klima, das Touristen für die Naherholung in
den Regionen anlockt.

Der Weintourismus entwickelt als eine Form des Landtourismus wirtschaftliche
Potenziale in ländlichen Räumen. Gleichzeitig ist er eng verbunden mit dem Kul-
turtourismus, da das kulturelle Erbe wie Weinfeste oder kulturhistorische Denk-
mäler sowie geschichtsträchtige Kellereien im Zentrum des Interesses der Rei-
senden stehen. Auch sind Outdooraktivitäten wie Wandern oder Wassersport und
Wellnessangebote entscheidend für die Entwicklung einer Weintourismusdesti-
nation. Der Weintourismus schafft also die Verbindung von qualitäts- und ge-
nussorientiertem Landtourismus, dem sonst eher städtisch geprägten Kulturtou-
rismus und dem Naherholungs- und Wellnesstourismus. Schon Tagesausflüge
aus umliegenden Städten erschließen dem Urlaub auf dem Land neue Zielgrup-
pen und können so den touristischen Stadt-Land-Austausch stärken.

Der Tourismus in Weinregionen ist ein relativ junges Phänomen mit wachsender
Bedeutung. Besonders vor dem Hintergrund der zunehmenden Konzentration der
Winzerbetriebe stellt er eine zusätzliche Einnahmequelle für kleinere Betriebe
dar, die neben erhöhtem Absatz ihrer Weine und Produkte an Touristen beispiels-
weise auch Stellplätze für Reisemobile zur Verfügung stellen. Auch für die ge-
samte Region kann er zum Wachstumsmotor werden, da die Nachfrage nach re-
gionalen Produkten Wertschöpfung ankurbelt und nachhaltige Wirtschaftspoten-
ziale erschließt. Da der Weintourismus ein hochqualitatives Reiseangebot dar-
stellt, kann sich die Weinbauregion durch zielgerichtetes Marketing noch stärker
als Destination profilieren.

Der Weintourismus in Deutschland hat starkes Entwicklungspotential, wenn er
die Großtrends Digitalisierung, demografischer Wandel und verändertes Mobili-
tätsverhalten aufgreift und sich den Herausforderungen durch die Klimakrise
stellt. Er ist angewiesen auf eine breite touristische Infrastruktur in den ländlich
geprägten Regionen, die sowohl Bereiche der sozialen Infrastruktur wie kultu-
relle Angebote als auch die technische Infrastruktur wie Mobilität umfasst.

Drucksache 18/5916 – 2 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode

Wir fragen die Bundesregierung:

1. Wie hat sich nach Kenntnis der Bundesregierung der Weintourismus im ge-
samten Bundesgebiet und in den 13 deutschen Weinbauregionen seit dem
Jahr 2000 gemessen am Jahresumsatz entwickelt

a) Ahr

b) Mittelrhein

c) Mosel

d) Rheingau

e) Nahe

f) Rheinhessen

g) Pfalz

h) Hessische Bergstraße

i) Baden

j) Württemberg

k) Franken

l) Saale-Unstrut

m) Sachsen?

2. Wie hat sich nach Kenntnis der Bundesregierung der Weintourismus im ge-
samten Bundesgebiet und in den 13 deutschen Weinbauregionen seit dem
Jahr 2000 gemessen an den jährlichen Übernachtungen entwickelt?

3. Wie verteilen sich die Übernachtungen und der Umsatz im Weintourismus
im gesamten Bundesgebiet und in den 13 deutschen Weinbauregionen nach
Kenntnis der Bundesregierung auf den Jahresverlauf?

4. Welche Chancen und Herausforderungen sieht die Bundesregierung in dieser
Entwicklung?

5. Welche Zielgruppen machen nach Kenntnis der Bundesregierung bevorzugt
Weintourismus, und welche Gründe geben die Zielgruppen für ihre Entschei-
dung zum Weintourismus an (bitte nach Touristen aus Deutschland, der EU
und aus Drittstaaten unterscheiden)?

6. Inwiefern wird das Thema Weintourismus von der Deutschen Tourismus-
zentrale (DZT) bei der Vermarktung des Tourismusstandortes Deutschland
regelmäßig mit aufgenommen? Falls dies nicht der Fall sein sollte, warum
nicht?

7. Wie hat sich nach Kenntnis der Bundesregierung seit dem Jahr 2000 die An-
zahl der Winzerbetriebe im gesamten Bundesgebiet und in den 13 deutschen
Weinbauregionen entwickelt?

8. Wie viele Neugründungen von Winzerbetrieben hat es nach Kenntnis der
Bundesregierung seit dem Jahr 2000 im gesamten Bundesgebiet und in den
13 deutschen Weinbauregionen gegeben?

9. Wie hat sich nach Kenntnis der Bundesregierung seit dem Jahr 2000 der jähr-
liche Gesamtumsatz der Winzerbetriebe im gesamten Bundesgebiet und in
den 13 deutschen Weinbauregionen entwickelt?

10. Wie hat sich nach Kenntnis der Bundesregierung seit im Jahr 2000 die Be-
schäftigtenzahl der Winzerbetriebe im gesamten Bundesgebiet und in den
13 deutschen Weinbauregionen entwickelt?

Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 3 – Drucksache 18/5916

11. Lässt sich nach Ansicht der Bundesregierung aus den Entwicklungen der
Winzerbetriebe ein deutschlandweiter Konzentrationsprozess feststellen
(bitte mit Begründung), und wenn ja, wo liegen nach Ansicht der Bundesre-
gierung die größten Herausforderungen, aber auch Chancen für die kleinen
noch vorhandenen Betriebe?

12. Inwiefern kann nach Ansicht der Bundesregierung die Entwicklung des
Weintourismus in geeigneten Destinationen die Entwicklung in der Winzer-
branche begleiten (bitte mit Begründung)?

13. Welche Rolle kommt dem Nebenerwerb durch den Verkauf touristischer
Dienstleistungen (Gastronomie, Unterbringung, Verarbeitung und Verkauf
regionaler Produkte) für den Erhalt kleiner und mittelständischer Winzerbe-
triebe in den 13 deutschen Weinbauregionen nach Einschätzung der Bundes-
regierung zu?

14. Welche Maßnahmen ergreift die Bundesregierung, um die Entwicklung des
Weintourismus in Deutschland allgemein zu fördern?

15. Welche Maßnahmen ergreift die Bundesregierung, um den Winzerinnen und
Winzern Möglichkeiten für die Diversifizierung ihres Angebotes und die
Entwicklung von Nebenerwerbsmöglichkeiten im Tourismus zu ermögli-
chen?

16. Welche Maßnahmen innerhalb der Gemeinschaftsaufgaben zur Verbesse-
rung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes und zur Verbesserung der
regionalen Wirtschaftsstruktur kommen touristischen Angeboten in Wein-
bauregionen zugute (bitte mit Mittelabfluss in die jeweiligen Weinbauregio-
nen angeben)?

17. Durch welche Förderprogramme des Bundes können derzeit infrastrukturelle
touristische Investitionen in Weinbauregionen gefördert werden (bitte mit
Maßnahme und Mittelabfluss in der jeweiligen Weinbauregion angeben)?

18. Durch welche Förderprogramme des Bundes können derzeit Finanzierungen
von privaten Investitionen in Hotellerie und Gastronomie in Weinbauregio-
nen gefördert werden (bitte mit Maßnahme und Mittelabfluss in der jeweili-
gen Weinbauregion angeben)?

19. Welche Maßnahmen ergreift die Bundesregierung, um die Unternehmens-
nachfolge zu sichern und den Fachkräftemangel abzuschwächen, sowohl der
Winzerbetriebe als auch in Hotellerie und Gastronomie (bitte mit Fördermaß-
nahme und Mittelabfluss in der jeweiligen Weinbauregion angeben)?

20. Wie werden innerhalb der bestehenden Fördermaßnahmen insbesondere fol-
gende Ziele verfolgt (bitte mit Maßnahme und Mittelabfluss in der jeweiligen
Weinbauregion angeben)

a) wirtschaftlicher Austausch innerhalb einer Region und zwischen Stadt
und Land,

b) regionale Wertschöpfung,

c) Ausbau des kulturellen Angebots in ländlichen Räumen,

d) branchenübergreifende Vernetzung der Akteure, also der Winzer, der
Touristiker und der Reisenden,

e) Digitalisierung in der Destinationsentwicklung und Breitbandausbau,

f) Beratung in der Destinationsentwicklung,

g) klimaneutrales Reisen?

21. Welche Maßnahmen ergreift die Bundesregierung, um die Erreichbarkeit
von weintouristischen Destinationen zu erhöhen und die Mobilität vor Ort
auszubauen?

Satz: Satzweiss.com Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com
Druck: Printsystem GmbH, Schafwäsche 1-3, 71296 Heimsheim, www.printsystem.de

anzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de
Drucksache 18/5916 – 4 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode

22. Welche Maßnahmen ergreift die Bundesregierung, um die Vermarktung des
weintouristischen Standorts Deutschland zu fördern (bitte mit Fördermaß-
nahme, Zielgruppe und aufgewendeten Mitteln angeben)?

23. Welche Maßnahmen zur Förderung des Weintourismus existieren nach
Kenntnis der Bundesregierung in den Förderprogrammen der Bundesländer?

24. Welche Möglichkeiten sieht die Bundesregierung, die in den Ländern exis-
tierenden Fördermaßnahmen für den Weintourismus in den Maßnahmenka-
talog laut Gemeinschaftsaufgabe Agrarstruktur und Küstenschutz (GAK)
aufzunehmen und damit eine Kofinanzierung zu ermöglichen?

Wenn keine Aufnahme von Ländermaßnahmen, die auch dem Weintouris-
mus dienen, geplant ist, warum nicht?

25. Welche Maßnahmen auf Ebene der Bundesländer plant die Bundesregierung
über Förderprogramme außerhalb der GAK künftig kozufinanzieren?

Wenn keine weitergehende Kofinanzierung von Maßnahmen zur Förderung
des Weintourismus geplant ist, warum nicht?

Berlin, den 3. September 2015

Katrin Göring-Eckardt, Dr. Anton Hofreiter und Fraktion

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