BT-Drucksache 18/5786

Intermodale Anbindung ländlicher Regionen an den Fernverkehr

Vom 17. August 2015


Deutscher Bundestag Drucksache 18/5786
18. Wahlperiode 17.08.2015
Kleine Anfrage
der Abgeordneten Markus Tressel, Dr. Valerie Wilms, Peter Meiwald,
Annalena Baerbock, Harald Ebner, Matthias Gastel, Bärbel Höhn, Oliver Krischer,
Christian Kühn (Tübingen), Steffi Lemke, Friedrich Ostendorff und der Fraktion
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Intermodale Anbindung ländlicher Regionen an den Fernverkehr

Mobilität ist Grundvoraussetzung einer funktionierenden Gesellschaft in attrak-
tiven und lebenswerten Regionen. Die beiden Megatrends verändertes Mobili-
tätsverhalten und demografischer Wandel wirken jedoch unterschiedlich in Bal-
lungszentren und ländlichen Regionen geringer und höherer Dichte. Immer we-
niger junge Menschen entscheiden sich dafür, einen Führerschein zu machen.
Und obwohl das Auto für die ländliche Mobilität eine wichtige Rolle spielt, ist
es besonders für junge und hochbetagte Menschen wichtig, auf Alternativen
zum motorisierten Individualverkehr zurückgreifen zu können. Während in
Deutschland zwar das Verkehrsaufkommen insgesamt wächst, bleibt die Mobi-
lität in ländlichen Regionen durch fehlende Angebote und Kombinationsmög-
lichkeiten verschiedener Verkehrsmittel deutlich schlechter als in Ballungszen-
tren.
Gleichzeitig hinterlässt der demografische Wandel vor allem auf dem Land deut-
liche Spuren. In vielen ländlich geprägten Regionen werden die Menschen nicht
nur schneller weniger, sondern auch schneller älter als in Städten. Gut ausgebil-
dete, junge Menschen verlassen das Land häufig wegen besserer Karriereaus-
sichten in Richtung der Ballungszentren. Besonders Rentner, aber auch Schüler
und Studierende brauchen eine gute verkehrliche Anbindung, um beispielsweise
Fachärzte, Hochschulen oder Freizeitangebote zu erreichen und somit in ihren
Regionen wohnen bleiben zu können. Diese Anbindung kann durch ein mög-
lichst intelligentes und kostengünstiges intermodales Mobilitätssystem mit ver-
schiedenen Verkehrsmitteln erreicht werden, wie Bahn, Bus, motorisiertem
Individualverkehr und innovativen Angeboten wie Carsharing oder Pedelecs,
die gut aufeinander abgestimmt sind. Um die Chancen der Digitalisierung für
die Vernetzung von Mobilitätsangeboten nutzen zu können, ist besonders in
ländlichen Regionen die Netzabdeckung mit mobilem Breitband-Internet eine
Voraussetzung, mit der sich neue Möglichkeiten für die Mobilität auf dem Land
eröffnen.
Die Erreichbarkeit ländlicher Räume ist auch eine entscheidende Standortvor-
aussetzung für eine prosperierende regionale Wirtschaft. Die Pendeldistanzen
zum Arbeitsplatz nehmen besonders stark in ländlichen Räumen und für gut aus-
gebildete Arbeitnehmer zu – mit Auswirkungen auf den Nachwuchs an Auszu-
bildenden und Fachkräften. Ein verstärkter Stadt-Land-Austausch kann so auch
für die regionale Wirtschaft und den Naherholungs- und Landtourismus aus um-
liegenden Städten ein Entwicklungsmotor sein.

Drucksache 18/5786 – 2 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode
Wir fragen die Bundesregierung:
1. Wie hat sich das Verkehrsaufkommen im Personennahverkehr in Deutsch-

land von 1990 bis 2015 insgesamt entwickelt (bitte nach ländlichen Kreisen
geringer Dichte, ländlichen Kreisen höherer Dichte, verstädterten Räumen
– auch kreisübergreifend – und Agglomerationen – auch grenzübergreifend –
aufschlüsseln)?
a) Welche Regionen weisen demnach über- beziehungsweise unterdurch-

schnittliches Wachstum im Personennahverkehrsaufkommen auf (bitte
nach ländlichen Kreisen geringer Dichte, ländlichen Kreisen höherer
Dichte, verstädterten Räumen – auch kreisübergreifend – und Agglomera-
tionen – auch grenzübergreifend – aufschlüsseln)?

b) Welche Verkehrsmittel sind Hauptträger der Entwicklung in Regionen mit
über- beziehungsweise unterdurchschnittlichem Wachstum im Personen-
nahverkehrsaufkommen (bitte nach ländlichen Kreisen geringer Dichte,
ländlichen Kreisen höherer Dichte, verstädterten Räumen – auch kreis-
übergreifend – und Agglomerationen – auch grenzübergreifend – auf-
schlüsseln)?

c) Welche Gründe sieht die Bundesregierung für diese Entwicklungen und
sieht sie einen Zusammenhang mit der Bevölkerungsabnahme und -alte-
rung?

2. Wie hat sich das Verkehrsaufkommen im motorisierten Individualverkehr
von 1990 bis 2015 insgesamt entwickelt (bitte nach ländlichen Kreisen gerin-
ger Dichte, ländlichen Kreisen höherer Dichte, verstädterten Räumen – auch
kreisübergreifend – und Agglomerationen – auch grenzübergreifend – auf-
schlüsseln)?
a) Welche Regionen weisen demnach über- beziehungsweise unterdurch-

schnittliches Wachstum im motorisierten Individualverkehr auf (bitte
nach ländlichen Kreisen geringer Dichte, ländlichen Kreisen höherer
Dichte, verstädterten Räumen – auch kreisübergreifend – und Agglomera-
tionen – auch grenzübergreifend – aufschlüsseln)?

b) Welche Verkehrsmittel sind Hauptträger der Entwicklung in Regionen mit
über- beziehungsweise unterdurchschnittlichem Wachstum im motorisier-
ten Individualverkehr (bitte nach ländlichen Kreisen geringer Dichte,
ländlichen Kreisen höherer Dichte, verstädterten Räumen – auch kreis-
übergreifend – und Agglomerationen – auch grenzübergreifend – auf-
schlüsseln)?

c) Welche Gründe sieht die Bundesregierung für diese Entwicklungen und
sieht sie einen Zusammenhang mit der Bevölkerungsabnahme und -alte-
rung?

3. Wie haben sich die durchschnittlichen Pendeldistanzen der sozialversiche-
rungspflichtig Beschäftigten von 1990 bis 2015 entwickelt (bitte nach länd-
lichen Kreisen geringer Dichte, ländlichen Kreisen höherer Dichte, verstäd-
terten Räumen – auch kreisübergreifend – und Agglomerationen – auch
grenzübergreifend – aufschlüsseln)?
a) Welche Regionen weisen demnach über- beziehungsweise unterdurch-

schnittliches Wachstum der Pendeldistanz auf (bitte nach ländlichen Krei-
sen geringer Dichte, ländlichen Kreisen höherer Dichte, verstädterten
Räumen – auch kreisübergreifend – und Agglomerationen – auch grenz-
übergreifend – aufschlüsseln)?

Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 3 – Drucksache 18/5786
b) Welche Verkehrsmittel sind Hauptträger der Entwicklung in Regionen
mit über- beziehungsweise unterdurchschnittlichem Wachstum der Pen-
deldistanz (bitte nach ländlichen Kreisen geringer Dichte, ländlichen
Kreisen höherer Dichte, verstädterten Räumen – auch kreisübergreifend –
und Agglomerationen – auch grenzübergreifend – aufschlüsseln)?

c) Welche Gründe sieht die Bundesregierung für diese Entwicklungen?
4. Wie hat sich das ÖPNV-Angebot (ÖPNV – öffentlicher Personennahver-

kehr) von 1990 bis 2015 insgesamt entwickelt (bitte nach Jahren und nach
ländlichen Kreisen geringer Dichte, ländlichen Kreisen höherer Dichte, ver-
städterten Räumen – auch kreisübergreifend – und Agglomerationen – auch
grenzübergreifend – aufschlüsseln)?

5. Wie hat sich die durchschnittliche Fahrtzeit in Minuten mit dem ÖPNV zu
den jeweiligen Oberzentren von 1990 bis 2015 entwickelt (bitte nach Jahren
und nach ländlichen Kreisen geringer Dichte, ländlichen Kreisen höherer
Dichte, verstädterten Räumen – auch kreisübergreifend – und Agglomera-
tionen – auch grenzübergreifend – aufschlüsseln)?

6. Wie haben sich die Fahrgastzahlen im ÖPNV von 1990 bis 2015 entwickelt
(bitte nach Jahren und nach ländlichen Kreisen geringer Dichte, ländlichen
Kreisen höherer Dichte, verstädterten Räumen – auch kreisübergreifend –
und Agglomerationen – auch grenzübergreifend – aufschlüsseln)?

7. Welche Forschungsaufträge hat die Bundesregierung im Bereich der Sicher-
stellung der Mobilität in ländlichen Kreisen geringerer Dichte in Auftrag
gegeben, wann werden die Ergebnisse veröffentlicht, und wie werden sie in
das Regierungshandeln Eingang finden?

8. Wie hat sich das Personenverkehrsaufkommen im Schienennahverkehr von
1990 bis 2015 entwickelt (bitte nach ländlichen Kreisen geringer Dichte,
ländlichen Kreisen höherer Dichte, verstädterten Räumen – auch kreisüber-
greifend – und Agglomerationen – auch grenzübergreifend – aufschlüsseln)?

9. In welchen Regionen sind nach Kenntnis der Bundesregierung eine über-
proportionale Ab- beziehungsweise Zunahme des Personenverkehrsauf-
kommens im Schienennahverkehr zu erwarten (bitte mit Begründung)?

10. Wie lange ist die durchschnittliche Fahrtzeit in Minuten zum nächstgelege-
nen IC- bzw. ICE-Bahnhof (bitte nach ländlichen Kreisen geringer Dichte,
ländlichen Kreisen höherer Dichte, verstädterten Räumen – auch kreisüber-
greifend – und Agglomerationen – auch grenzübergreifend – aufschlüsseln)
mit
a) motorisiertem Individualverkehr,
b) öffentlichen Verkehrsmitteln?

11. Wie hat sich die durchschnittliche Fahrtzeit in Minuten zum nächstgelege-
nen IC- bzw. ICE-Bahnhof von 1990 bis 2015 entwickelt (bitte mit Begrün-
dung und nach ländlichen Kreisen geringer Dichte, ländlichen Kreisen
höherer Dichte, verstädterten Räumen – auch kreisübergreifend – und Ag-
glomerationen – auch grenzübergreifend – aufschlüsseln) mit
a) motorisiertem Individualverkehr,
b) öffentlichen Verkehrsmitteln?

12. Welche Regionen sind besonders gut beziehungsweise besonders schlecht
an das Fernverkehrsnetz der Deutschen Bahn AG angebunden (bitte mit Be-
gründung und nach ländlichen Kreisen geringer Dichte, ländlichen Kreisen
höherer Dichte, verstädterten Räumen – auch kreisübergreifend – und Ag-
glomerationen – auch grenzübergreifend – aufschlüsseln), und welche Ent-
wicklung ist nach Kenntnis der Bundesregierung hier zu erwarten?

Drucksache 18/5786 – 4 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode
13. Welche Potentiale sieht die Bundesregierung im Konzept des Deutschland-
Takts, um ländliche Regionen durch möglichst nutzerfreundliche Umstiegs-
möglichkeiten besser an das Fernverkehrsnetz der Deutschen Bahn AG
anzubinden, die Anfahrtszeiten zum nächsten IC- bzw. ICE-Bahnhof und
damit die gesamte Reisezeit insgesamt zu verringern (bitte mit Begrün-
dung)?

14. Wie weit ist die durchschnittliche Entfernung zu einer prioritären Haupt-
achse des Schienenverkehrs des Transeuropäischen Verkehrsnetzes (TEN-
T) (bitte mit Begründung und nach ländlichen Kreisen geringer Dichte,
ländlichen Kreisen höherer Dichte, verstädterten Räumen – auch kreisüber-
greifend – und Agglomerationen – auch grenzübergreifend – aufschlüsseln),
wie gut sind diese über das Bundesfernstraßennetz angebunden, und welche
Entwicklung ist hier nach Kenntnis der Bundesregierung zu erwarten (bitte
mit Begründung und nach ländlichen Kreisen geringer Dichte, ländlichen
Kreisen höherer Dichte, verstädterten Räumen – auch kreisübergreifend –
und Agglomerationen – auch grenzübergreifend – aufschlüsseln)?

15. Welche Potentiale sieht die Bundesregierung in innovativen Anbindungs-
möglichkeiten an das Schienennetz durch Car-Sharing-Angebote, Bürger-
busse und den Ausbau fahrradfreundlicher Anbindungen an die Bahnhöfe,
Bike-Sharing, den Ausbau von Fahrrad- und E-Bike-Verleihstationen an
den Bahnhöfen etc.?

16. In welchen Regionen sind nach Kenntnis der Bundesregierung eine über-
proportionale Ab- beziehungsweise Zunahme des motorisierten Individual-
verkehrs zu erwarten (bitte mit Begründung)?

17. Wie lange ist die durchschnittliche Fahrtzeit in Minuten zur nächstgelege-
nen Bundesfernstraße (bitte nach ländlichen Kreisen geringer Dichte, länd-
lichen Kreisen höherer Dichte, verstädterten Räumen – auch kreisübergrei-
fend – und Agglomerationen – auch grenzübergreifend – aufschlüsseln)?

18. Wie hat sich die durchschnittliche Fahrtzeit in Minuten zur nächstgelegenen
Bundesfernstraße von 1990 bis 2015 entwickelt (bitte mit Begründung und
nach ländlichen Kreisen geringer Dichte, ländlichen Kreisen höherer
Dichte, verstädterten Räumen – auch kreisübergreifend – und Agglomera-
tionen – auch grenzübergreifend – aufschlüsseln)?

19. Wie weit ist die durchschnittliche Entfernung zu einer prioritären Haupt-
achse des Straßenverkehrs des TEN-T (bitte mit Begründung und nach länd-
lichen Kreisen geringer Dichte, ländlichen Kreisen höherer Dichte, verstäd-
terten Räumen – auch kreisübergreifend – und Agglomerationen – auch
grenzübergreifend – aufschlüsseln), wie gut sind diese über das Bundesfern-
straßennetz angebunden, und welche Entwicklung ist hier nach Kenntnis
der Bundesregierung zu erwarten (bitte mit Begründung und nach länd-
lichen Kreisen geringer Dichte, ländlichen Kreisen höherer Dichte, verstäd-
terten Räumen – auch kreisübergreifend – und Agglomerationen – auch
grenzübergreifend – aufschlüsseln)?

20. Welche Regionen sind besonders gut beziehungsweise besonders schlecht
an das Bundesfernstraßennetz angebunden (bitte mit Begründung und nach
ländlichen Kreisen geringer Dichte, ländlichen Kreisen höherer Dichte, ver-
städterten Räumen – auch kreisübergreifend – und Agglomerationen – auch
grenzübergreifend – aufschlüsseln)?

21. Welche Potentiale sieht die Bundesregierung in innovativen Anbindungs-
möglichkeiten an das Bundesfernstraßennetz durch Mitfahrzentralen bezie-
hungsweise Car-Sharing-Angebote?

Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 5 – Drucksache 18/5786
22. Welche Position hat die Bundesregierung zu neuen Formen von Taxidiens-
ten und zur digitalen Vermittlung von Beförderungsleistungen, die von Pri-
vatpersonen entgeltlich erbracht werden?
a) Inwiefern müssen für diese Taxidienste regulatorische Rahmenbedin-

gungen gesetzt werden, und welche Anpassung des Personenbeförde-
rungsgesetzes wäre hierfür notwendig?

b) Welche weiteren Maßnahmen müssten getroffen werden, um die sichere
Beförderung von Fahrgästen zu gewährleisten und Wettbewerbsverzer-
rungen zwischen traditionellem Beförderungsgewerbe und den neuen
Formen von Taxidiensten zu vermeiden?

23. Wie lange ist nach Kenntnis der Bundesregierung die durchschnittliche
Fahrtzeit in Minuten zum nächstgelegenen Fernbusbahnhof (bitte nach
ländlichen Kreisen geringer Dichte, ländlichen Kreisen höherer Dichte, ver-
städterten Räumen – auch kreisübergreifend – und Agglomerationen – auch
grenzübergreifend – aufschlüsseln)?

24. Welche Regionen verfügen über mobile Breitband-Internet-Versorgung
(bitte nach ländlichen Kreisen geringer Dichte, ländlichen Kreisen höherer
Dichte, verstädterten Räumen – auch kreisübergreifend – und Agglomera-
tionen – auch grenzübergreifend –, verfügbarer Geschwindigkeit und Netz-
abdeckung aufschlüsseln), wo finden sich noch weiße Flecken, also nicht
mit mobilem Breitband-Internet versorgte Regionen in ländlichen Räumen,
und welche Strategie verfolgt die Bundesregierung, um 100 Prozent der Flä-
che Deutschlands mit mobilem Breitband-Internet zu versorgen?

25. Welche Potentiale sieht die Bundesregierung in der Vernetzung des motori-
sierten Individualverkehrs, mit Kombi-Verkehren und alternativen Bedien-
formen durch die Digitalisierung, um in ländlichen Regionen mobil zu blei-
ben und Verkehrsmittel möglichst einfach miteinander zu kombinieren
(bitte mit Begründung)?

26. Plant die Bundesregierung den Aufbau oder die Unterstützung des Aufbaus
einer gemeinsamen, einheitlichen Fahrplanauskunft für Bus und Bahn (ähn-
lich wie beispielsweise 9292.nl in den Niederlanden, bitte mit Begrün-
dung)?

Berlin, den 14. August 2015

Katrin Göring-Eckardt, Dr. Anton Hofreiter und Fraktion
anzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de

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