BT-Drucksache 18/2797

Kulturelle Nutzung des Humboldtforums

Vom 8. Oktober 2014


Deutscher Bundestag Drucksache 18/2797
18. Wahlperiode 08.10.2014
Kleine Anfrage
der Abgeordneten Ulle Schauws, Christian Kühn (Tübingen), Tabea Rößner,
Dr. Harald Terpe, Katja Dörner, Dr. Franziska Brantner, Kai Gehring, Elisabeth
Scharfenberg, Maria Klein-Schmeink, Kordula Schulz-Asche, Doris Wagner,
Beate Walter-Rosenheimer und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Kulturelle Nutzung des Humboldtforums

Mit dem Beschluss der Bundesregierung vom 7. Juli 2007 wurde die Umsetzung
der Bundestagsbeschlüsse zur Ausgestaltung der historischen Mitte Berlin vom
4. Juli 2002 (Bundestagsdrucksache 14/9660) und vom 13. November 2003
(Bundestagsdrucksache 15/2002) vollzogen. Die Grundsteinlegung für das neu
zu errichtende Stadtschloss fand am 12. Juni 2013 durch den Bundespräsidenten
Joachim Gauck statt. Das kulturelle Nutzungskonzept des Schlossneubaus sieht
ein Zentrum der kulturellen Begegnung und des Dialogs zwischen den Kulturen
der Welt vor („Agora“). Neben den außereuropäischen Sammlungen des Ethno-
logischen Museums und des Museums für Asiatische Kunst in Dahlem sollen
Sonderausstellungen der Humboldt-Universität zu Berlin und Kernbereiche der
Zentral- und Landesbibliothek zu Berlin („Welt der Sprache“) in das Humboldt-
forum integriert werden. Aktuellen Berichten ist zu entnehmen, dass das Land
Berlin sich möglicherweise aus der Stiftung Berliner Schloss – Humboldtforum
zurückzieht und die Zentral- und Landesbibliothek zu Berlin nicht in den Räu-
men des Humboldtforums vertreten sein könnte. Im August 2014 wurde öffent-
lich, dass derzeit nach einer Intendanz für das Humboldtforum gesucht wird.

Wir fragen die Bundesregierung:
1. Welche Kenntnisse hat die Bundesregierung über die Kosten für die kultu-

relle Nutzung des Humboldtforums?
Wie ist der aktuelle Stand bezüglich eines Finanzierungskonzepts, aus dem
hervorgeht, wie der Betrieb des Humboldtforums später finanziert werden
soll?
Werden nach Kenntnis der Bundesregierung die späteren Einnahmen aus
Mieten usw. ausreichen, um den Betrieb zu finanzieren?

2. Inwiefern wurde in einem inhaltlichen Finanzierungskonzept die Raumauf-
teilung im Humboldtforum berücksichtigt und begründet?

3. Aus welchen Einnahmen soll die kulturelle Nutzung finanziert werden?
4. Wie hoch sollen die jährlichen Aufwendungen des Bundes für die kulturelle

Nutzung sein?
5. Wann wird nach Kenntnis der Bundesregierung die Intendanz für das Hum-

boldtforum besetzt werden?

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6. In welchem Verfahren soll nach Auffassung der Bundesregierung die Inten-
danz ermittelt werden?
Welche Gremien sollen über die Besetzung der Intendanz entscheiden?
Wird die Einsetzung einer Findungskommission erwogen, und wenn ja, wer
wird Teil dieser Findungskommission sein?

7. Was sollen nach Auffassung der Bundesregierung die Aufgabenbeschrei-
bung und der Geschäftsbereich der Intendanz sein?
Welcher Zeitplan ist hierbei zur weiteren Voranbringung des Nutzungskon-
zeptes des Humboldtforums vorgesehen?

8. Ist die Bundesregierung der Auffassung, dass für die Aufgabenbeschrei-
bung der Intendanz eine Änderung der Satzung der Stiftung Berliner
Schloss – Humboldtforum erforderlich ist?

9. Wenn ja, wie sollte die Satzungsänderung nach Auffassung der Bundes-
regierung lauten?

10. Wie hoch sollen die zur Verfügung gestellten Bundeshaushaltsmittel für die
Intendanz sein?

11. Wo und wann und in welcher Form hat nach Kenntnis der Bundesregierung
die angekündigte Kooperation mit den Herkunftsländern der im Humboldt-
forum gezeigten Kunstgegenstände stattgefunden?

12. In welchem Rahmen und mit welchem Zeitplan soll diese Kooperation nach
Auffassung der Bundesregierung in Zukunft stattfinden?

13. Welche konkreten Auswirkungen soll diese Kooperation nach Auffassung
der Bundesregierung auf Gestaltung und Konzept der im Humboldtforum
präsentierten Sammlungen haben?

14. Welche inhaltliche Rolle sollte nach Auffassung der Bundesregierung die
deutsche Kolonialgeschichte bei der kulturellen Nutzung des Humboldt-
forums spielen?

15. Welche Konzepte und Pläne liegen der Bundesregierung hierfür bereits vor?
16. Mit welchen konzeptionellen Ansätzen und (museums-)pädagogischen

Methoden soll nach Kenntnis der Bundesregierung die deutsche Kolonial-
geschichte in den Räumen des Humboldtforums dargestellt und vermittelt
werden?

17. Welche Expertengremien werden nach Kenntnis der Bundesregierung zur
Erarbeitung eines entsprechenden kuratorischen und pädagogischen Kon-
zepts zur deutschen Kolonialgeschichte herangezogen?

18. Inwiefern sollen nach Kenntnis der Bundesregierung Nachfahren der Be-
sitzerinnen und Besitzer und/oder Künstlerinnen und Künstler der in den
Ausstellungen des Humboldtforums gezeigten Arbeiten bzw. Vertreterinnen
und Vertreter von migrantischen Organisationen in die Entwicklung der
Ausstellungskonzeption einbezogen werden?

19. Sind nach Kenntnis der Bundesregierung für die Thematisierung der Kolo-
nialgeschichte Deutschlands spezielle Angebote für Kinder und Jugendliche
vorgesehen?

20. Welche Haltung hat die Bundesregierung zum möglichen Ausstieg des Lan-
des Berlin aus dem Bau des Stadtschlosses bzw. Humboldtforums und zum
möglichen Verzicht des Landes Berlin auf die für die Zentral- und Landes-
bibliothek eingeplante Fläche?

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21. Welche Alternativen sieht die Bundesregierung für die Nutzung der durch
den möglichen Verzicht frei werdenden 5 000 Quadratmeter großen Fläche
im ersten Stock des Humboldtforums?

22. In welcher Organisationsform soll der Betrieb des Humboldtforums unter
dem Dach der Stiftung Preußischer Kulturbesitz angesiedelt sein?

23. Welcher Anteil der Fläche des Humboldtforums soll nach Auffassung der
Bundesregierung privatwirtschaftlich genutzt werden?

24. Welche Konzepte für die Präsentation zeitgenössischer Kunstformen (Bil-
dende Kunst, Theater, Film, Literatur und Performance) liegen der Bundes-
regierung bisher vor?

25. Wie sollen nach Auffassung der Bundesregierung die Aufgaben und
Schwerpunkte des Humboldtforums mit anderen mit Bundeshaushaltsmit-
teln geförderten Berliner Kulturinstitutionen abgestimmt werden, und nach
welchen Kriterien soll das Programm des Humboldtforums von diesen an-
deren Institutionen inhaltlich abgegrenzt werden?

26. Welche Möglichkeiten für inhaltliche Kooperationen und Synergieeffekte
sieht die Bundesregierung zwischen den mit Bundeshaushaltsmitteln geför-
derten Berliner Kulturinstitutionen in diesem Zusammenhang?

27. Wie sollen sich aus Sicht der Bundesregierung die zeitgenössischen Wech-
sel- und Sonderausstellungen im Humboldtforum sowie die zeitgenössischen
Kunstformen zum Programm des Hauses der Kulturen der Welt verhalten?
Sieht die Bundesregierung hier ein mögliches Konkurrenzverhältnis?

28. Welche Aufgaben und Ziele hat nach Auffassung der Bundesregierung das
von der Kulturstiftung des Bundes finanzierte „Humboldt-Lab“?

Berlin, den 8. Oktober 2014

Katrin Göring-Eckardt, Dr. Anton Hofreiter und Fraktion

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