BT-Drucksache 18/2253

Konversion von Uranhexafluorid zu Uranoxid aus der Urananreicherungsanlage Gronau der Firma URENCO in Frankreich und Großbritannien

Vom 30. Juli 2014


Deutscher Bundestag Drucksache 18/2253
18. Wahlperiode 30.07.2014
Kleine Anfrage
der Abgeordneten Hubertus Zdebel, Herbert Behrens, Ralph Lenkert,
Eva Bulling-Schröter und der Fraktion DIE LINKE.

Konversion von Uranhexafluorid zu Uranoxid aus der Urananreicherungsanlage
Gronau der Firma URENCO in Frankreich und Großbritannien

In der Urananreicherungsanlage der URENCO in Gronau fällt in großen Men-
gen abgereichertes Uranhexafluorid (UF6) an. Dieses radioaktive und toxische
Material lagert in Gronau unter freiem Himmel. Aufgrund der damit verbunde-
nen Risiken soll das UF6 möglichst zügig in die erheblich stabilere Form des
Uranoxids (U3O8) umgewandelt werden. Diese so genannte Dekonversion er-
folgt bislang in einer Anlage der AREVA im französischen Pierrelatte. Doch aus
der Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage „Transporte und
Lagerung von Uranhexafluorid und Uranoxid im Zusammenhang mit der Uran-
anreicherung in Gronau“ (Bundestagsdrucksache 18/1726) wird klar, dass das
anfallende abgereicherte UF6 aus Gronau nur zögerlich zur Umwandlung dort-
hin transportiert wird.
Am Standort steigen die Mengen von abgereichertem UF6, das unter freiem
Himmel gelagert wird, immer mehr an. Zuletzt teilte die Bundesregierung im
Juni 2014 mit, dass derzeit rund 12 500 Tonnen abgereichertes Uran in Gronau
unter freiem Himmel lagern (Bundestagsdrucksache 18/1726). Ende des Jahres
2012 lagerten lediglich 6 700 Tonnen abgereichertes UF6 in Gronau (Bundes-
tagsdrucksache 17/12943).
Eine Einlagerung dieses riskanten Materials in das neue Atommülllager, das in
den nächsten Monaten ohne jede zeitliche Befristung in Betrieb gehen soll, ist
rechtlich nicht zulässig.
Das abgereicherte Uran aus der URENCO-Urananreicherungsanlage in Gronau
galt bislang offiziell als Wertstoff, weil der Betreiber eine künftige Verwertung
erklärt hat. Einen konkreten Verwertungsnachweis musste URENCO dafür bis-
lang nicht erbringen (Bundestagsdrucksache 18/1726).
Im britischen Capenhurst errichtet URENCO eine Anlage zur Dekonversion von
UF6 zu U3O8, die nach der Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage
„Umgang mit abgereichertem Uran der URENCO und der Urananreicherungs-
anlage in Gronau“ (Bundestagsdrucksache 17/12943) im Jahr 2015 in Betrieb
gehen soll. Anzunehmen ist, dass die URENCO künftig die Dekonversion der in
Gronau anfallenden Mengen von abgereichertem UF6 in Capenhurst durchfüh-
ren wird.

Drucksache 18/2253 – 2 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode
Wir fragen die Bundesregierung:
1. Wie bewertet die Bundesregierung unter Entsorgungs- und Sicherheitsas-

pekten die stetig wachsende Menge an Uranhexafluorid in dem Freilager an
der Urananreicherungsanlage Gronau?

2. Wie viel Uranhexafluorid wird im Freilager an der Urananreicherungsan-
lage Gronau aktuell gelagert?

3. Aus welchen Gründen unterbleibt bzw. verzögert sich derzeit der Abtrans-
port der in Gronau anfallenden Mengen von abgereichertem UF6 zur De-
konversion nach Frankreich?

4. Teilt die Bundesregierung die Auffassung, dass eine längere Lagerung von
abgereichertem Uran in der Form von UF6 mit höheren Risiken verbunden
ist, als die umgehende Umwandlung von UF6 zu U3O8 und anschließende
Lagerung?

5. Ist es nach Kenntnis der Bundesregierung zutreffend, dass die Kosten für
eine Dekonversion in Frankreich für die URENCO höher liegen, als die zu
erwartenden Kosten für eine Dekonversion in der Anlage in Capenhurst,
und dass die URENCO daher auf eine umgehende Dekonversion in Frank-
reich derzeit verzichtet?

6. Welche Mengen von abgereichertem Uran in Form von UF6 sollen von
Gronau in den Jahren 2014 und 2015 noch zur Dekonversion nach Frank-
reich transportiert werden?

7. Wann geht nach Informationen der Bundesregierung die neue Urankonver-
sionsanlage der URENCO in Capenhurst in Betrieb, und über welche Um-
wandlungskapazität wird die Anlage bei Volllast verfügen?

8. Ab wann werden nach Kenntnis der Bundesregierung die ersten Lieferun-
gen von abgereichertem UF6 aus Gronau nach Capenhurst erfolgen?

9. Wann sollen nach Kenntnis der Bundesregierung die ersten Mengen von
abgereichertem UF6 aus Gronau in Capenhurst zu U3O8 umgewandelt wer-
den?

10. Ist vorgesehen, dass nach der Konversion des abgereicherten UF6 aus
Gronau zu U3O8 in Capenhurst ein Rücktransport dieser umgewandelten
Mengen zum Standort Gronau erfolgen wird?
Wenn nein, trifft es nach Kenntnis der Bundesregierung zu, dass das zu
U3O8 umgewandelte Uran als Wertstoff dauerhaft am Standort Capenhurst
gelagert wird?

11. Wie groß ist die Lagerkapazität für U3O8 in dem neuen Lager am Standort
Capenhurst nach Kenntnis der Bundesregierung, und wann ist die Inbetrieb-
nahme geplant?

12. Wann genau soll das neue Uranlager in Gronau nach derzeitigem Planungs-
stand offiziell in Betrieb gehen?

Berlin, den 30. Juli 2014

Dr. Gregor Gysi und Fraktion

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