BT-Drucksache 18/1926

Ergebnisse und Konsequenzen aus der Studie PISA 2012

Vom 25. Juni 2014


Deutscher Bundestag Drucksache 18/1926
18. Wahlperiode 25.06.2014
Kleine Anfrage
der Abgeordneten Özcan Mutlu, Kai Gehring, Beate Walter-Rosenheimer,
Dr. Franziska Brantner, Katja Dörner, Ulle Schauws, Tabea Rößner, Elisabeth
Scharfenberg, Maria Klein-Schmeink, Kordula Schulz-Asche, Dr. Harald Terpe,
Doris Wagner und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Ergebnisse und Konsequenzen aus der Studie PISA 2012

Die Studie PISA 2012 (PISA: Programme for International Student Assessment)
zeigt zwar in Teilbereichen einen erfreulich positiven Trend, jedoch weist PISA
2012 auch auf eine noch weiterhin bestehende große soziale Schieflage unseres
Bildungssystems hin. Ferner besteht laut PISA 2012 bei Mädchen und Jungen
im Fach Mathematik sowohl eine erhebliche Differenz in den Einschätzungen
zum eigenen Leistungsvermögen als auch eine erhebliche Differenz in den ge-
messenen Ergebnissen. Diese Differenzen haben sich im Vergleich zu dem Jahr
2003 sogar noch verstärkt, während sie beispielsweise in anderen Ländern, wie
z. B. Kanada, abgenommen haben.
Bei der getesteten Lesekompetenz konnten die Jungen zwar aufholen, liegen je-
doch mit 44 Punkten noch immer ein ganzes Schuljahr hinter den Mädchen.
31 Prozent der Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund liegen in
Mathematik unterhalb der Kompetenzstufe 2, ihr Anteil an dieser sogenannten
Risikogruppe ist damit doppelt so hoch wie der von Schülerinnen und Schülern
ohne Migrationshintergrund.
Im gemeinsamen Pressestatement mit dem damaligen Präsidenten der Kultus-
ministerkonferenz, Stephan Dorgerloh, kündigte die Bundesministerin für
Bildung und Forschung, Prof. Dr. Johanna Wanka, am 3. Dezember 2013 an:
„Wir wollen in unseren Bemühungen um die Verbesserung von Bildungschancen
für alle nicht nachlassen – so müssen wir weiterhin die leistungsschwächeren
Schülerinnen und Schüler unterstützen. Aber auch die leistungsstarken Schüle-
rinnen und Schüler müssen gezielt gefördert werden.“ Aus dieser Ankündigung
ergeben sich die Fragen nach den genauen Schlüssen der Bundesregierung aus
den Ergebnissen der Studie und nach den angekündigten Konsequenzen. Dabei
kann es sich nach geltendem Verfassungsrecht sowohl um weitere Vereinbarun-
gen zur Feststellung der Leistungsfähigkeit des Bildungswesens im internatio-
nalen Vergleich als auch um diesbezügliche Berichte und Empfehlungen sowie
um Initiativen im Bereich der Bildungsforschung oder der beruflichen Bildung
sowie der Stärkung der Teilhabe von Kindern und Jugendlichen gemäß dem Ur-
teil des Bundesverfassungsgerichts vom Februar 2010 (1 BvL 1/09, 1 BvL 3/09,
1 BvL 4/09) handeln. Mit Blick auf eine Öffnung des Grundgesetzes für weitere
Kooperationsmöglichkeiten von Bund und Ländern kämen mittelfristig auch
andere gemeinsame Initiativen infrage.

Drucksache 18/1926 – 2 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode
Wir fragen die Bundesregierung:
1. Welche Konsequenzen zieht die Bundesregierung aus den Ergebnissen bei

PISA 2012 hinsichtlich des nationalen Pakts für Frauen in MINT-Berufen
(MINT: Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) und der
Studien- und Berufsorientierung bei jungen Frauen, und wurden diesbezüg-
lich aus den Bundesländern Wünsche und Erwartungen an die Bundesregie-
rung gerichtet?

2. Haben die Bundesländer an die Bundesregierung die Erwartung gerichtet,
Maßnahmen zu ergreifen, um hinsichtlich der Kompetenzen in Mathematik
den Anteil jener Schülerinnen und Schüler zu reduzieren, die sich in der so-
genannten Risikogruppe befinden?
Wenn ja, welche Maßnahmen sind im Gespräch, wann soll über sie entschie-
den werden, und wann sollen sie beginnen?
Welche Maßnahmen, die die Länder ins Gespräch gebracht haben, zieht die
Bundesregierung nicht in Betracht, und warum nicht?

3. Wie erklärt sich die Bundesregierung, dass die Einstellung zum Lösen von
mathematischen Aufgaben, das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, die
Motivation zum Mathematiklernen sowie die Ausdauer und die Einschätzung
der eigenen Möglichkeiten hinsichtlich der Steuerung des eigenen Lerner-
folgs hinsichtlich des Fachs Mathematik bei Mädchen schlechter ist als bei
Jungen, und welche Konsequenzen zieht sie daraus?

4. Wie erklärt sich die Bundesregierung, dass der Anteil der besonders leis-
tungsschwachen Jungen unterhalb der Kompetenzstufe 2 hinsichtlich ihrer
mathematischen Kompetenzen zwischen den Jahren 2003 und 2012 um
fünf Prozentpunkte gesunken ist, es hier bei den Mädchen aber keinerlei
Veränderungen gab, und welche Konsequenzen zieht die Bundesregierung
daraus?

5. Wie erklärt sich die Bundesregierung den – im Vergleich zu den 14 Prozent
an Schülerinnen und Schülern ohne Migrationshintergrund – mit 31 Prozent
mehr als doppelt so hohen Anteil an Schülerinnen und Schülern mit Migra-
tionshintergrund, die in Mathematik lediglich die Kompetenzstufe 2 nicht er-
reichen, und welche Konsequenzen zieht sie daraus?

6. Wird die Bundesregierung Maßnahmen ergreifen, um hinsichtlich der Kom-
petenzen in Mathematik den Anteil jener Schülerinnen und Schüler zu re-
duzieren, die sich in der sogenannten Risikogruppe befinden, und wenn ja,
welche?

7. Wie erklärt sich die Bundesregierung den bei PISA 2012 ermittelten Kompe-
tenzunterschied von 44 Punkten hinsichtlich der Lesekompetenz von Jungen
und Mädchen sowie die Tatsache, dass der Anteil an Mädchen, die im Be-
reich Lesekompetenz besonders leistungsstark sind, mit 13 Prozent mehr als
doppelt so hoch ist, wie der bei Jungen, und welche Konsequenzen zieht sie
daraus?

8. Wie erklärt sich die Bundesregierung, dass die Fortschritte bei PISA in
puncto Lesekompetenz sehr viel geringer sind, als jene in Mathematik oder
den Naturwissenschaften, und welche Konsequenzen zieht sie daraus?

9. Wie erklärt sich die Bundesregierung, dass hinsichtlich der Lesekompetenz
der Anteil an Jungen unterhalb der Kompetenzstufe 2 mit 20 Prozent mehr
als doppelt so groß ist, wie bei den Mädchen, und dass sich bei der Lesekom-
petenz der Anteil an besonders leistungsstarken Schülerinnen und Schülern
zwischen den Jahren 2000 und 2012 nicht verändert hat?

Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 3 – Drucksache 18/1926
10. Welche Konsequenzen zieht die Bundesregierung aus der bei PISA 2012
erfolgten Sonderauswertung zu kreativem Problemlösen, und was folgt da-
raus für die angekündigte Qualitätsoffensive Lehrerbildung der Bundes-
regierung?

Berlin, den 23. Juni 2014

Katrin Göring-Eckardt, Dr. Anton Hofreiter und Fraktion

x

Schnellsuche

Suchen Sie z.B.: "13 BGB" oder "I ZR 228/19". Die Suche ist auf schnelles Navigieren optimiert. Erstes Ergebnis mit Enter aufrufen.
Für die Volltextsuche in Urteilen klicken Sie bitte hier.