BT-Drucksache 18/13116

Waldabholzung für Verkehrsinfrastruktur in Deutschland und Lärm am Beispiel des Autobahnausbaus um Nürnberg

Vom 11. Juli 2017


Deutscher Bundestag Drucksache 18/13116
18. Wahlperiode 11.07.2017

Kleine Anfrage
der Abgeordneten Eva Bulling-Schröter, Caren Lay, Herbert Behrens,
Sabine Leidig, Ralph Lenkert, Dr. Kirsten Tackmann, Harald Weinberg und
der Fraktion DIE LINKE.

Waldabholzung für Verkehrsinfrastruktur in Deutschland und Lärm am Beispiel
des Autobahnausbaus um Nürnberg

In Reaktion auf den geplanten Ausbau verschiedener Autobahnabschnitte in und
um Nürnberg in Mittelfranken durch die Autobahndirektion Nordbayern hat sich
in Fischbach im Januar 2017 eine Bürgerinitiative gegründet, die sich mit den
Auswirkungen der geplanten Baumaßnahme beschäftigt. Geplant ist ein Umbau
des Kreuzes Nürnberg-Ost, mit einer 17 Meter hohen Overfly-Brücke und bis zu
54 Meter breiten Dämmen im Wald sowie der Umbau der Anschlussstelle Nürn-
berg-Fischbach. Die Bekanntgabe durch das Amtsblatt blieb der betroffenen Be-
völkerung unbekannt. Die Regierung von Mittelfranken hat anschließend 280
Einwendungen trotz Ablauf der ursprünglich gesetzten Frist akzeptiert, wobei es
vor allem um den aus Sicht der Betroffenen nicht ausreichenden Lärmschutz geht.
Weil die Autobahn einen massiven Eingriff in Flora und Fauna bedeutet, hat auch
der Bund Naturschutz Einwand eingereicht. Der Baumaßnahme würden 20 Hek-
tar Nürnberger Reichswald zum Opfer fallen. Es handelt sich dabei um geschütz-
ten Bannwald und um europäisches Vogelschutzgebiet. Der Reichswald ist die
grüne Lunge der Großstädte und unersetzliches Naherholungsgebiet. Auch als
Senke für klimaschädliche Emissionen spielt der Reichswald eine hervorgeho-
bene Rolle. Die Rodung wäre der aktuell größte Eingriff in den Nürnberger
Reichswald. Aber auch an anderen Stellen ist der Reichswald durch mehrere, teils
umstrittene Bauvorhaben für Autobahnen und Straßeninfrastuktur von Abhol-
zung bedroht bzw. wurde bereits abgeschlagen (etwa Verbreiterung der A6 von
Kreuz Nürnberg-Süd bis Kreuz Nürnberg-Ost, Brücken-Erneuerung A3 westlich
des Autobahnkreuzes Nürnberg – Bauwerk BW 402e, Ausbau der Staatsstraße
2239 Feucht – Penzenhofen, Anschlussstelle A3 Nürnberg-Nord, Kreisverkehr
am Nürnberger Hafen).

Wir fragen die Bundesregierung:
1. Wie viel Wald wurde in Deutschland für Autobahnprojekte und andere Ver-

kehrsinfrastrukturprojekte laut Kenntnis der Bundesregierung seit 2000 ins-
gesamt gerodet (bitte nach Bauvorhaben, Wald- und Baumart, Waldfläche
pro Jahr und Bundesland auflisten)?

2. Wie viel Wald wurde wegen Autobahnprojekten und anderen Verkehrsinfra-
strukturvorhaben in und um Nürnberg laut Kenntnis der Bundesregierung
seit 2000 insgesamt gerodet (bitte nach Bauvorhaben, Rechtsgrundlage, ver-
lorene Waldfläche pro Projekt und Jahr, Wald- und Baumart auflisten)?

Drucksache 18/13116 – 2 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode
3. Hat die Bundesregierung Kenntnis darüber, bei welchen in der Antwort zu
Frage 1 genannten Vorhaben Wald an anderer Stelle neu gepflanzt wurde
(bitte nach Bauvorhaben, neuer Waldfläche und Baum- und Waldart pro Pro-
jekt und Jahr auflisten)?

4. Hat die Bundesregierung Kenntnis darüber, bei welchen in der Antwort zu
Frage 2 genannten Vorhaben Wald an anderer Stelle neu gepflanzt wurde
(bitte nach Bauvorhaben, neuer Waldfläche pro Projekt und Jahr auflisten)?

5. Welche Auswirkungen auf Deutschlands Klimabilanz hat die Abholzung von
Wald durch Autobahnbau, und wie viel Klimagase werden durch den verlus-
tig gegangenen Wald (siehe Frage 1 und 2) zusätzlich ausgestoßen bzw. ge-
hen als Senke verloren (pro Jahr seit 2000)?

6. Welche Baumarten sind laut Kenntnis der Bundesregierung die effektivsten
Senken für Klimagase?

7. Wie hoch sind nach Kenntnis der Bundesregierung die Unfallzahlen in dem
betroffenen Autobahnabschnitt im Vergleich zu anderen Autobahnkreuzen,
und wie stehen diese im Verhältnis zum bundesweiten Durchschnitt, insbe-
sondere bei schweren Unfällen mit Todesfolge?

8. Wurden nach Kenntnis der Bundesregierung folgende Möglichkeiten geprüft,
um die Unfallzahlen zu reduzieren:
a) Frühzeitigere Beschilderung des Autobahnkreuzes und der Abfahrt nach

Heilbronn?
b) Eine Geschwindigkeitsbegrenzung zwischen den beiden Autobahnkreu-

zen auf der A9, um sowohl den Lärm zu reduzieren als auch die Unfall-
zahlen zu reduzieren?

9. Welche Berechnungsmethode zur Ermittlung der Lärmwerte werden nach
Kenntnis der Bundesregierung durch die Autobahndirektionen angewandt,
welche speziell bei den A9-Ausbauplänen, und wie erklärt sich, dass diese
Werte deutlich unter den Werten der Lärmkarten 2010/2011 des Umweltam-
tes der Stadt Nürnberg liegen?

10. Warum werden bei der Berechnung der Lärm- und Feinstaubwerte unter-
schiedliche Variablen benutzt?

Berlin, den 10. Juli 2017

Dr. Sahra Wagenknecht, Dr. Dietmar Bartsch und Fraktion

Satz: Satzweiss.com Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com
Druck: Printsystem GmbH, Schafwäsche 1-3, 71296 Heimsheim, www.printsystem.de

anzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de

x

Schnellsuche

Suchen Sie z.B.: "13 BGB" oder "I ZR 228/19". Die Suche ist auf schnelles Navigieren optimiert. Erstes Ergebnis mit Enter aufrufen.
Für die Volltextsuche in Urteilen klicken Sie bitte hier.