BT-Drucksache 18/12674

Entwicklung der Pestizidmengen in Deutschland

Vom 1. Juni 2017


Deutscher Bundestag Drucksache 18/12674
18. Wahlperiode 01.06.2017

Kleine Anfrage
der Abgeordneten Harald Ebner, Oliver Krischer, Nicole Maisch, Peter Meiwald,
Bärbel Höhn, Matthias Gastel, Friedrich Ostendorff und der Fraktion
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Entwicklung der Pestizidmengen in Deutschland

Die Menge in Deutschland produzierter und abgesetzter Pestizide steigt seit Jah-
ren kontinuierlich an und liegt derzeit bei fast 110 000 Tonnen (Stand: 2015, Zu-
bereitungen). Die jährlich vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebens-
mittelsicherheit (BVL) vorgelegten Berichte ermöglichen eine Auswertung in
Zeitreihen, die eine enorme Mengensteigerung in den letzten 20 bzw. 50 Jahren
anzeigt. Die BVL-Daten stellen jedoch nur Wirkstoffgruppen und Größenklassen
an Einzelwirkstoffen dar, über die gefahrstoffrechtliche Einstufung und Mengen
der abgesetzten Pestizide nach Gefahren-Einstufung (beispielsweise über Angabe
der Wirkstoffe, die auf der Liste des Pestizid Aktions-Netzwerk e. V. (PAN Ger-
many) der Highly Hazardous Pesticides (HHP) oder der Schwarzen Liste gefähr-
licher Pestizide von Greenpeace stehen, sowie über die CLP-Einstufung der
Wirkstoffe in den zugelassenen Mitteln) geben sie keine Auskunft, genauso we-
nig wie eine kontinuierliche Darstellung der Entwicklung der Ausfuhren erfolgt.

Wir fragen die Bundesregierung:
1. Wie hat sich in den Jahren 2006 bis heute der prozentuale Anteil der Ausfuhr

an der Gesamtmenge der hergestellten Pestizide entwickelt (bitte nach Wirk-
stoffgruppen aufschlüsseln; Angabe in Tonnen und Prozent für die Jahre
2006 bis heute)?

2. Wie ist die Rangliste der Wirkstoffe mit den höchsten Mengen im Inlands-
absatz und in der Ausfuhr (bitte Rangliste der ersten zehn Wirkstoffe für In-
landsabsatz/berufliche Verwender, Inlandsabsatz/nichtberufliche Verwender
und Ausfuhr und jeweils Mengen für die Jahre 2006 bis heute darstellen)?

3. Welche Pestizidwirkstoffe, die aktuell im Inland abgesetzt bzw. ausgeführt
werden, sind nach Kenntnis der Bundesregierung hochgefährliche Pestizide
nach der PAN-Liste der Highly Hazardous Pesticides (PAN-HHP-Liste)
(siehe www.pan-germany.org/download/PAN_HHP_List_161212_F.pdf)
(bitte namentlich auflisten, getrennt nach Inlandsabsatz und Export)?

4. Wie viele der aktuell zugelassenen, und in Deutschland abgesetzten bzw.
ausgeführten Pestizide enthalten nach Kenntnis der Bundesregierung Wirk-
stoffe, die auf der PAN-HHP-Liste gelistet sind (bitte Anzahl der Mittel, ge-
trennt nach Inlandsabsatz und Export aufführen)?

Drucksache 18/12674 – 2 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode
5. Wie hat sich nach Kenntnis der Bundesregierung der Anteil der als HHP ein-
gestuften an den in der Europäischen Union (EU) zugelassenen, und in in
Deutschland abgesetzten Pestiziden enthaltenen Wirkstoffen von 2009 bis
heute entwickelt (bitte jeweils Menge in Tonnen und Anzahl an Wirkstoffen
gesamt und prozentualer und absoluter Anteil [Menge und Anzahl] an Wirk-
stoffen, die als HHP eingestuft sind, angeben und nach Inlandsabsatz/beruf-
liche Verwender, Inlandsabsatz/nichtberufliche Verwender und Ausfuhr auf-
schlüsseln)?

6. Wie hat sich nach Kenntnis der Bundesregierung der Anteil der in Deutsch-
land zugelassenen und abgesetzten Pestizide von 2009 bis heute verändert,
deren Wirkstoffe auf der PAN-Liste der HHP stehen (bitte jeweils Menge in
Tonnen und Anzahl an Pestiziden gesamt und prozentualer und absoluter
Anteil [Menge und Anzahl] an Pestiziden mit Wirkstoffen, die als HHP ein-
gestuft sind, angeben und nach Inlandsabsatz/berufliche Verwender, Inlands-
absatz/nichtberufliche Verwender und Ausfuhr aufschlüsseln)?

7. Wie viele der in der EU zugelassenen Wirkstoffe, die auch in Deutschland
als Bestandteil zugelassener Formulierungen angewendet werden, stehen
nach Kenntnis der Bundesregierung auf der aktuellen „Schwarzen Liste
der gefährlichsten Pestizide“ von Greenpeace (www.greenpeace.de/sites/
www.greenpeace.de/files/publications/20160727_schwarze_liste_pestizide_
greenpeace.docx.pdf)?

8. Wie hat sich nach Kenntnis der Bundesregierung der Anteil der in der EU
zugelassenen, und in in Deutschland abgesetzten Pestiziden enthaltenen
Wirkstoffen von 2009 bis heute entwickelt, die auf der „Schwarzen Liste der
gefährlichsten Pestizide“ von Greenpeace stehen (bitte jeweils Menge in
Tonnen und Anzahl an Wirkstoffen gesamt und prozentualer und absoluter
Anteil [Menge und Anzahl] an Wirkstoffen, die auf der Schwarzen Liste ste-
hen, angeben und nach Inlandsabsatz/berufliche Verwender, Inlandsab-
satz/nichtberufliche Verwender und Ausfuhr aufschlüsseln)?

9. Wie hat sich nach Kenntnis der Bundesregierung der Anteil der in Deutsch-
land zugelassenen und abgesetzten Pestizide von 2009 bis heute verändert,
deren Wirkstoffe auf der „Schwarzen Liste der gefährlichen Pestizide“ von
Greenpeace stehen (bitte jeweils Menge in Tonnen und Anzahl an Pestiziden
gesamt und prozentualer und absoluter Anteil [Menge und Anzahl] an Pesti-
ziden mit Wirkstoffen, die auf der „Schwarzen Liste“ stehen, angeben und
nach Inlandsabsatz/berufliche Verwender, Inlandsabsatz/nichtberufliche
Verwender und Ausfuhr aufschlüsseln)?

10. Wie hoch ist nach Kenntnis der Bundesregierung der Anteil an zugelassenen
Stoffen in der EU, für die wissenschaftliche Hinweise auf endokrin schädli-
che Wirkungen (endokrine Disruptoren) bestehen?

11. Unterstützt die Bundesregierung den am 30. Mai 2017 zur Abstimmung ste-
henden Kriterienvorschlag der Europäischen Kommission zur Einstufung
von Stoffen als endokrine Disruptoren, welche Verbesserungen bei der Iden-
tifizierung von endokrinen Disruptoren sowie der Reduktion der Exposition
von Mensch und Umwelt gegenüber entsprechender Pestizidwirkstoffe er-
wartet die Bundesregierung durch die Umsetzung des am 30. Mai 2017 zu
Abstimmung stehenden Kriterienvorschlags zur Einstufung von Stoffen als
endokrine Disruptoren der Europäischen Kommission, und wie begründet
die Bundesregierung ihre Einschätzung?

Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 3 – Drucksache 18/12674

12. Wie wird sich nach Einschätzung der Bundesregierung die Ausnahme

von Pestizidwirkstoffen mit gezieltem endokrinem Wirkmechanismus auf
Schadorganismen von der Einstufung als endokriner Disruptor auf die ein-
gesetzte Menge und den Anteil solcher Pestizide am Gesamt-Pestizidabsatz
auswirken, und wie auf das Ziel der Reduktion der Exposition von Mensch
und Umwelt gegenüber Pestizid-Wirkstoffen mit endokrin schädlicher Wir-
kung?

13. Hält die Bundesregierung die im am 30. Mai 2017 zur Abstimmung stehen-
den Kriterienvorschlag der Europäischen Kommission vorgesehenen Anfor-
derungen hinsichtlich der Einstufung als endokriner Disruptor im Bereiche
Pestizide bzw. Biozide für angemessen und notwendig, und lässt sich nach
Einschätzung der Bundesregierung damit eine Reduktion der Exposition von
Mensch und Umwelt gegenüber entsprechenden Pestizidwirkstoffen wirk-
sam erreichen (bitte begründen)?

14. Wie viele endokrin schädlich wirkende Pestizidwirkstoffe werden nach Wis-
sen oder Einschätzung der Bundesregierung in Folge der Umsetzung des am
30. Mai 2017 zur Abstimmung stehenden Kriterienvorschlags der Europäi-
schen Kommission als endokrine Disruptoren eingestuft?

15. Welche Pestizidwirkstoffe, die im Inland abgesetzt bzw. ausgeführt werden,
sind nach CLP Gefahrenkategorie eingestuft aufgrund ihrer Karzinogenität,
Mutagenität, Reproduktionstoxizität, anderer gesundheitlicher Auswirkun-
gen oder gewässergefährdender Wirkung (bitte namentlich auflisten, ge-
trennt nach Inlandsabsatz und Export)?

16. Wie viele der in Deutschland abgegebenen oder ausgeführten Pestizide (Mit-
tel) enthalten Wirkstoffe der Gefahrenklassen 1, 1A oder 1B oder 2 nach
CLP für die Gefahrenkategorien: Karzinogenität, Mutagenität, Reprodukti-
onstoxizität, andere gesundheitliche Auswirkungen und gewässergefähr-
dende Wirkung (bitte prozentuale und absolute Zahlen Pestizide in einer
Zeitreihe 2011 bis heute angeben und nach Inlandsabsatz/berufliche Verwen-
der, Inlandsabsatz/nichtberufliche Verwender und Ausfuhr, sowie jeweils
Anteil in den Gefahrenklassen für die jeweiligen Gefahrenkategorien auf-
schlüsseln)?

17. Welche Beistoffe, die in im Inland abgesetzten bzw. ausgeführten Pesti-
zidformulierungen enthalten sind, sind nach CLP-Verordnung in die Gefah-
renklassen 1, 1A oder 1B oder 2 für die Gefahrenkategorien: Karzinogenität,
Mutagenität, Reproduktionstoxizität, andere gesundheitliche Auswirkungen
oder gewässergefährdende Wirkung eingestuft (bitte die Beistoffe nament-
lich auflisten, getrennt nach Inlandsabsatz/Export)?

18. Wie viele der in Deutschland abgegebenen und ausgeführten Pestizide (Mit-
tel) enthalten Beistoffe, die nach CLP-Verordnung in die Gefahrenklassen 1,
1A oder 1B oder 2 für die Gefahrenkategorien: Karzinogenität, Mutagenität,
Reproduktionstoxizität,. andere gesundheitliche Auswirkungen und gewäs-
sergefährdende Wirkung eingestuft sind (bitte prozentuale und absolute Zah-
len Pestizide in einer Zeitreihe 2011 bis heute angeben und nach Inlandsab-
satz/berufliche Verwender, Inlandsabsatz/nichtberufliche Verwender und Aus-
fuhr sowie jeweils Anteil in den Gefahrenklassen für die jeweiligen Gefah-
renkategorien aufschlüsseln)?

19. Welche konkreten Schritte hat die Bundesregierung in dieser Wahlperiode
unternommen, um den Einsatz von umwelt- und gesundheitsgefährdenden
Pestiziden zu verringern?

20. Welche konkreten Schritte will die Bundesregierung zukünftig unternehmen,
um den Einsatz von umwelt- und gesundheitsgefährdenden Pestiziden zu
verringern?

Drucksache 18/12674 – 4 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode

21. Welche Maßnahmen hat die Bundesregierung unternommen, um die Inlands-

abgabe besonders bedenklicher Wirkstoffe zu senken, wie im Nationalen Ak-
tionsplan Pflanzenschutz angekündigt, und für welche Wirkstoffe, die nach
welchen Kriterien ausgewählt wurden, werden bis 2018 welche Reduktionen
der Inlandsabgabe erreicht (bitte Kriterien zur Identifizierung besonders be-
denklicher Wirkstoffe angeben sowie bitte namentlich identifizierte beson-
ders bedenkliche Wirkstoffe, abgegebene Mengen seit Erfassung als beson-
ders bedenklicher Wirkstoff (für den Einzelwirkstoff und die Wirkstofffunk-
tion) und erreichte bzw. festgelegte Zielquoten zur Reduktion der Inlandsab-
gabe auflisten)?

22. Welche Pestizidwirkstoffe, die im Inland abgesetzt bzw. ausgeführt werden
(aktuellste Daten), sind auf der Liste der Substitutionskandidaten (http://ec.
europa.eu/food/sites/food/files/plant/docs/pesticides_ppp_app-proc_cfs_draft-
list.pdf) aufgeführt (bitte namentlich auflisten, getrennt nach Inlandsabsatz
und Export)?

23. Wie hat sich der Anteil der in Deutschland zugelassenen und abgesetzten
Pestizide von 2009 bis heute verändert, deren Wirkstoffe als Substitutions-
kandidaten (http://ec.europa.eu/food/sites/food/files/plant/docs/pesticides_ppp_
app-proc_cfs_draft-list.pdf) gelistet sind (bitte jeweils Menge in Tonnen und
Anzahl an Pestiziden gesamt und prozentualer und absoluter Anteil
[Menge und Anzahl] an Pestiziden mit Wirkstoffen, die als Substitutionskan-
didat eingestuft sind, angeben und nach Inlandsabsatz/berufliche Verwender,
Inlandsabsatz/nichtberufliche Verwender und Ausfuhr aufschlüsseln)?

Berlin, den 30. Mai 2017

Katrin Göring-Eckardt, Dr. Anton Hofreiter und Fraktion

Satz: Satzweiss.com Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com
Druck: Printsystem GmbH, Schafwäsche 1-3, 71296 Heimsheim, www.printsystem.de

anzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de

x

Schnellsuche

Suchen Sie z.B.: "13 BGB" oder "I ZR 228/19". Die Suche ist auf schnelles Navigieren optimiert. Erstes Ergebnis mit Enter aufrufen.
Für die Volltextsuche in Urteilen klicken Sie bitte hier.