BT-Drucksache 18/12655

zu dem Antrag der Abgeordneten Christian Kühn (Tübingen), Peter Meiwald, Harald Ebner, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN - Drucksache 18/9803 - Den Holzbau und das Bauen mit nachwachsenden Rohstoffen stärken

Vom 2. Juni 2017


Deutscher Bundestag Drucksache 18/12655
18. Wahlperiode 02.06.2017

Beschlussempfehlung und Bericht
des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit
(16. Ausschuss)

zu dem Antrag der Abgeordneten Christian Kühn (Tübingen), Peter Meiwald,
Harald Ebner, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
– Drucksache 18/9803 –

Den Holzbau und das Bauen mit nachwachsenden Rohstoffen stärken

A. Problem
Die Antragsteller haben einen Antrag eingebracht, mit dem der Deutsche Bundes-
tag die Bundesregierung auffordern soll, eine nationale Holzbaustrategie für
Hochbau und Ingenieurbau beispielweise nach schwedischem Vorbild aufzule-
gen, um insbesondere den Einsatz ökologischer Baustoffe im Neubau und bei
energetischer Sanierung zu fördern, die Verwendung von Baustoffen aus nach-
wachsenden Rohstoffen zu forcieren, die Forschung im Bereich ökologischer
Baustoffe zu stärken und den naturschutzverträglichen Anbau von nachwachsen-
den Bau- und Dämmmaterialien wirksam zu fördern.

B. Lösung
Ablehnung des Antrags mit den Stimmen der Fraktionen der CDU/CSU und
SPD gegen die Stimmen der Fraktionen DIE LINKE. und BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN.

C. Alternativen
Annahme des Antrags.

D. Kosten
Wurden im Ausschuss nicht erörtert.

Drucksache 18/12655 – 2 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode
Beschlussempfehlung

Der Bundestag wolle beschließen,

den Antrag auf Drucksache 18/9803 abzulehnen.

Berlin, den 31. Mai 2017

Der Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit

Bärbel Höhn
Vorsitzende

Volkmar Vogel (Kleinsaara)
Berichterstatter

Klaus Mindrup
Berichterstatter

Ralph Lenkert
Berichterstatter

Christian Kühn (Tübingen)
Berichterstatter

Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 3 – Drucksache 18/12655
Bericht der Abgeordneten Volkmar Vogel (Kleinsaara), Klaus Mindrup, Ralph
Lenkert und Christian Kühn (Tübingen)

I. Überweisung

Der Antrag auf Drucksache 18/9803 wurde in der 212. Sitzung des Deutschen Bundestages am 19. Januar 2017
zur federführenden Beratung an den Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit und zur
Mitberatung an den Finanzausschuss sowie den Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft überwiesen.

II. Wesentlicher Inhalt der Vorlage

Der Antrag beinhaltet im Wesentlichen, dass der Deutsche Bundestag die Bundesregierung auffordern soll, eine
nationale Holzbaustrategie für Hochbau und Ingenieurbau beispielweise nach schwedischem Vorbild aufzulegen,
um den Einsatz ökologischer Baustoffe im Neubau und bei der energetischen Sanierung zu fördern.

Außerdem soll die Bundesregierung eine Initiative für eine Musterbauordnung Holz starten und bei der Novellie-
rung der Energieeinsparverordnung (EnEV) zusätzlich die Umweltauswirkungen zur Bereitstellung der sog. Grau-
en Energie bei der Herstellung von Bau- und Dämmstoff berücksichtigen. Im Rahmen einer Selbstverpflichtung
soll die Bundesregierung sicherstellen, dass bei allen zukünftigen Neubauvorhaben bei mindestens 20 Prozent der
konstruktiv bzw. wärmeschutztechnisch notwendigen Bauteile, Baustoffe aus nachwachsenden Rohstoffen ein-
gesetzt werden.

Darüber hinaus soll die Subventionierung petrochemischer Kunststoffe und CO2-intensiver Baustoffe durch ver-
schiedene Maßnahmen abgebaut werden. Zusätzlich soll die Forschung im Bereich ökologischer Baustoffe ge-
stärkt und ein Förderprogramm zur Finanzierung von Luftschadstoffmessungen und ggf. notwendigen Schad-
stoffsanierungen im Gebäudebestand begleitend zur energetischen Sanierung aufgelegt werden.

Außerdem soll der Anbau nachwachsender Rohstoffe zur Herstellung von Baustoffen zukünftig bodenschonend
gestaltet werden. Gleichzeitig soll die Bundesregierung sicherstellen, dass auch bei importiertem Holz strenge
soziale und ökologische Standards sowie der Legalitätsnachweis beim Anbau und bei der Rodung eingehalten
werden.

Des Weiteren soll die Bundesregierung dafür Sorge tragen, dass der gemeinsame Erlass zur Beschaffung von
Holzprodukten von 2007 lückenlos und nachweislich angewandt und der naturschutzverträgliche Anbau von
nachwachsenden Bau- und Dämmmaterialien wirksam gefördert wird. Die Nutzung von ökologisch vorteilhaften
Baustoffen soll auch in der Berufsausbildung und beruflichen Weiterbildung von allen Bauberufen und im Archi-
tektur- und Bauingenieur-Studium besser verankert werden, wozu entsprechende Förder- und Forschungsprojekte
des Bundes beitragen sollen.

Schließlich soll die Nutzung von ökologisch vorteilhaften Baustoffen auch in der Energieberatung durch entspre-
chende Qualifizierung von Beraterinnen und Beratern vorangebracht werden.

III. Stellungnahmen der mitberatenden Ausschüsse

Der Finanzausschuss hat in seiner 116. Sitzung am 31. Mai 2017 mit den Stimmen der Fraktionen der CDU/CSU
und SPD gegen die Stimmen der Fraktionen DIE LINKE. und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN empfohlen, den
Antrag auf Drucksache 18/9803 abzulehnen.

Der Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft hat in seiner 83. Sitzung am 31. Mai 2017 mit den Stimmen
der Fraktionen der CDU/CSU und SPD gegen die Stimmen der Fraktionen DIE LINKE. und BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN empfohlen, den Antrag auf Drucksache 18/9803 abzulehnen.

Drucksache 18/12655 – 4 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode

IV. Beratungsverlauf und Beratungsergebnisse im federführenden Ausschuss

Der Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit hat den Antrag auf Drucksache 18/9803 in
seiner 120. Sitzung am 31. Mai 2017 abschließend beraten.

Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN führte aus, die Bundesregierung habe das Thema Holzbau in dieser
Wahlperiode nicht weiter voran gebracht, weshalb die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN einen entsprechen-
den Antrag mit klarer Zielrichtung eingebracht habe. Im Holzbau sei die schnelle und serielle Erstellung von
Wohnbauten mit hohen technischen Standards möglich. Gleichzeitig habe das Bauen mit Holz auch klare klima-
schutzpolitische Vorteile. Die Notwendigkeit von Veränderungen nicht nur beim Heizen, sondern auch beim
Bauen habe der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen in seiner Studie
sehr deutlich gemacht. Die Baubranche kämpfe jedoch mit erheblichen Hemmnissen in den Landesbauordnungen,
vor allem in Bezug auf längst gelöste Probleme beim Brandschutz. Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
forderte eine Musterbauordnung Holz sowie eine nationale Strategie für den Holzbau. Insgesamt müsse mehr CO2
eingespart werden, wobei auch die sogenannte graue Energie berücksichtigt werden müsse.

Die Fraktion der CDU/CSU erklärte, das Thema Holzbau werde bereits seit Jahren immer wieder diskutiert,
weil Holz eine Reihe von Vorzügen als Bau- und Brennstoff aufweise. Die Holzbautradition bestehe bereits seit
Jahrhunderten und solle durch neue wissenschaftliche Erkenntnissen ergänzt werden. Holz sei ein wiederverwert-
barer, nachwachsender Baustoff mit geringem Eigengewicht, der auch zur Konstruktion tragender Bauteile ein-
setzbar sei. Der Holzbau sei auch ein Teil des Klimaschutzplans 2050 und des Deutschen Ressourceneffizienz-
programms II, in denen nachhaltigem Bauen die notwendige Beachtung geschenkt worden sei.

Allerdings müsse darauf hingewiesen werden, dass Holz nicht unbegrenzt verfügbar und das Weltklima nicht
alleine mit dem Baustoff Holz zu retten sei. Bei aller Begeisterung für Holz müssten die unterschiedlichen nach-
wachsenden Rohstoffe weiterhin gleichberechtigt behandelt werden. Die Bundesregierung wurde um nähere Er-
läuterungen zu aktuellen Forschungsvorhaben im Themenfeld Holz gebeten.

Die Fraktion der SPD zeigte sich erfreut über die Diskussion, weil zur Einsparung von Kohlendioxid in Gebäu-
den aus Sicht der Fraktion der SPD auch die im Baubereich verwendeten Stoffe und ihre Entstehung Beachtung
finden müssten. Daher sei beim Deutschen Ressourceneffizienzprogramm II der Rohstoffverbrauch im Baube-
reich noch relevanter als der Energieverbrauch. Da Zement kein nachhaltiger Baustoff sei, müssten im Baubereich
weltweit veränderte Technologien zum Einsatz kommen.

Im Antrag fehle der weltweit fortschrittlichste Cradle-to-Cradle-Ansatz, nach dem Gebäude zukünftig als Roh-
stoffbank genutzt und schon in der Bauphase auf den Einsatz wiederverwertbarer Baustoffe geachtet werden solle,
wobei Holz eine wichtige Rolle einnehmen müsse.

Der Klimaschutzplan 2050 strebe als Ziel eine klimaneutrale Wirtschaft an, zu der auch das nachhaltige Bauen
gehöre. Aus Sicht der Fraktion der SPD sei klar, dass dazu ein Klimaschutzgesetz erforderlich sei, welches nach
einer breiten Beteiligung der Öffentlichkeit verabschiedet werden und auch Wege zum nachhaltigen Bauen auf-
zeigen müsse.

Das Gebäudeenergiegesetz als Nachfolger der Energieeinsparverordnung und dem Erneuerbare-Energien-Wär-
megesetz könnten dazu in der kommenden Wahlperiode einen wichtigen Beitrag leisten. Dabei solle auch der
ökologische Fußabdruck berücksichtigt werden.

Die Fraktion DIE LINKE. unterstützte den Antrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN. Es gebe in
Deutschland noch immer zu viele Bedenken gegen den Baustoff Holz, weshalb ein Gesetz zur Förderung von
Holzbauten sehr sinnvoll sei. Berücksichtige man beim Energieverbrauch von Gebäuden den gesamten Prozess
von der Erstellung bis zur Entsorgung, dann steige die Bedeutung von Holz als Baustoff wesentlich an. In den
deutschen Wäldern wachse mehr Holz nach als insgesamt eingeschlagen werde und ein Großteil des Holzes werde
verbrannt, was verdeutliche, dass eine Kaskaden-Nutzung sinnvoll sei und durch ein Gesetz sichergestellt werden
müsse. Außerdem müssten der Anbau und der Import geregelt werden, weil sonst vielfach nicht mehr auf heimi-
sche Hölzer zurückgegriffen werde. Bei der Planung von Holzbauten zeige sich immer wieder, dass die bestehen-
den gesetzlichen Regelungen das Bauen zwar nicht vollständig verhinderten, aber doch wesentlich erschwerten.
Hier seien Vereinfachungen erforderlich.

Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 5 – Drucksache 18/12655
Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) erläuterte, im Zeit-
raum 2015 bis 2017 seien im Rahmen der Zukunftsinitiative Bau 10 Forschungsprojekte begonnen worden, die
sich mit dem ganzen Themenfeld Holz beschäftigten. Dabei würden beispielsweise auch Fragen zur Statik oder
zu notwendigen Eigenschaften neuer Holz- und Holzkombinationsprodukte beantwortet.

Der Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit beschloss mit den Stimmen der Frakti-
onen der CDU/CSU und SPD gegen die Stimmen der Fraktionen DIE LINKE. und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
zu empfehlen, den Antrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN auf Drucksache 18/9803 abzulehnen.

Berlin, den 31. Mai 2017

Volkmar Vogel (Kleinsaara)
Berichterstatter

Klaus Mindrup
Berichterstatter

Ralph Lenkert
Berichterstatter

Christian Kühn (Tübingen)
Berichterstatter

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